Hymermobil Premiumline B PL 704: Test, Erfahrungsbericht
Mit 4,5 Tonnen Hausrat über die Alpen
Camper-Urlaub ist nicht jedermanns Sache, liegt aber im Trend. Gerade trifft sich die Branche beim Caravan Salon in Düsseldorf. Wir haben ein Hymermobil getestet.
Von MOTOR-TALK-Autor Haiko Prengel
Berlin - Langsam erklimme ich mit dem Hymermobil den steilen Bergpass. Ein riesiges Auto auf engen Straßen – meine Hand am Lenkrad wird mit jedem Höhenmeter feuchter. Rechts eine Felswand, links der Abgrund. Dazwischen wenig Platz für Fehler.
So eine Alpenüberquerung ist schon für manchen Autofahrer eine Herausforderung. Ich sitze jedoch am Steuer eines fast acht Meter langen Wohnmobils. Der Viereinhalbtonner fährt sich in den engen und kurvenreichen Gebirgsstraßen arg grobschlächtig. Ständig muss man aufpassen, dass man mit dem weißen Ungetüm nirgendwo aneckt. Aber was die Form eines überdimensionalen Kleiderschranks hat, kann wohl schwerlich Fahrdynamik entwickeln.
Im riesigen Hymermobil durch das Gebirge
Wir fahren in Richtung Süden mit einem „Hymermobil“ Premiumline B PL 704. Neupreis: 94.690 Euro. Zusätzlich dabei: Großer Kühlschrank, Bord-Dusche, Fußbodenheizung, Mehrzonen-Kaltschaummatratzen – das Gefährt ist luxuriöser ausgestattet als meine Wohnung.Doch wie sieht es mit dem Fahren aus? Lässt sich so ein Riesending vernünftig lenken, auch wenn man hauptberuflich kein Lkw- oder Busfahrer ist? Automobil- und Verkehrsclubs bieten Fahrtrainings für Wohnmobile an. Aber wer nimmt daran schon teil, bevor er sich ein Wohnmobil mietet oder kauft und damit in den Urlaub fährt?
Vor allem der lange Radstand - bei unserem Hymer liegt er bei 4,40 Meter - ist für Nicht-Routiniers sehr gewöhnungsbedürftig. Schon an normalen Ampelkreuzungen muss man beim Abbiegen weit ausholen, damit das Heck nicht hängen bleibt. Mit 2,30 Meter ist das Mobil auch viel breiter als ein normaler Pkw. Überstehende Verkehrsschilder, Hausdächer oder Felsvorsprünge: Überall ragen Gegenstände auf die Straße, die man als Autofahrer nie als Hindernis wahrnehmen würde.
Viel Häme für Wohnmobile
"Die weiße Gefahr" nannte der Autojournalist Clemens Gleich Wohnmobile mal. Ihr typische Konstruktion erklärt er so: Man nehme eine Fahrzeugplattform wie etwa den Fiat Ducato, die auf die Fahrerkanzel und einen Hauch von Chassis reduziert ist. Fahrwerk? Weg damit! Auf diese fragile Plattform nagle man dann lose einige Tonnen Sperrmüll: Pressspanplatten, möglichst bruchfreundliche Plastikteile, labbrige Kunststofffenster und generell alles, was einem für den Bau eines Kinderbaumhauses zu windig erscheine, spottete Gleich.Unser Hymermobil basiert tatsächlich auf einem Fiat Ducato. Einen windigen Eindruck macht es aber nicht. Auf der 190 Meter hohen Europabrücke der Brenner Autobahn trotzt der Hymer den kräftigen Böen. Während sich die großen Lkw auf den Pässen abmühen, fahren wir mit dem Hymer flott durch die Berge. Auch steilere Anstiege sind mit dem 130-PS-Turbodiesel kein großes Problem.
Als Verkehrshindernis fühle ich mich damit eigentlich nie. Mit einer Autobahn-Reisegeschwindigkeit von 100 km/h ist man schnell genug, um nicht am zermürbenden Elefantenrennen der schweren Lkw teilnehmen zu müssen. Nein, die Gefahr ist eher, dass man sich vom agilen Antrieb zu einer zu flotten Fahrweise verführen lässt. Vor allem in kurvenreichen Landstraßen muss ich oft stark herunterbremsen, um das rechteckige Gefährt in der Spur zu halten.
Eine Herausforderung ist auch der Stadtverkehr: Wegen der Unübersichtlichkeit sollte man enge Straßen und Wendemanöver mit großen Reisemobilen besser meiden. Beim Zurücksetzen ramme ich einmal fast ein parkendes Auto. Die aufpreispflichtige Rückfahrkamera (695 Euro) fehlt in unserem Testfahrzeug. Beim Rangieren lasse ich mir deshalb von meiner Beifahrerin helfen. Einparken ohne Einweisung wäre der reinste Blindflug.In den Bergen genehmigt sich der Fiat-Motor 20 Liter, ansonsten liegt der Durchschnittsverbrauch bei 10 Litern Diesel.
So richtig campt man heute gar nicht mehr
Früher waren Wohnmobile lahme Krücken. Ich erinnere mich noch gut an den VW LT 28, einen alten Werkstattwagen, den sich mein Vater in den 1980er-Jahren umbauen ließ. Lackiert hat er ihn dann selbst: mit blauer Rostschutzfarbe. Die Höchstgeschwindigkeit des LT lag voll beladen bei etwa 80 km/h. Einmal verreckte der LT mit überhitztem Motor irgendwo in Südtirol.
Damals übernachteten wir mit dem Wohnmobil immer im Freien. Wer mal musste, ging hinter die Büsche oder in den Wald. Heute ist wildes Campen in den meisten europäischen Ländern verboten. Man ist auf ausgewiesene Stellplätze angewiesen. Dort kann man sich meist ans Stromnetz anschließen und Abwassertank sowie Bord-Klo entleeren.
Viele Stellplätze bieten sogar Münz-Waschmaschinen, Sanitäranlagen und Brötchen-Service am Morgen. Doch mit dem ursprünglichen Camping-Gedanken hat das nicht mehr viel zu tun. Meist steht man in einem Heer von anderen Freizeitmobilen. Statt auf Naturpanoramen blickt man auf andere Fahrzeuge im immer gleichen Camper-Weiß.
Dafür hat man es im Hymermobil schön komfortabel. In den bequemen Betten schlafen wir mindestens so gut wie zu Hause. Gekocht wird am Gasherd mit drei Kochplatten - da kann man einiges mehr zaubern als bloß Eintopf aus der Dose. Und beim Fahren entwickle ich ziemlich schnell Routine.In Wohnmobilen fehlt noch viel Sicherheit
Für Wohnmobile gibt es inzwischen allerlei Assistenzsysteme - von ABS und ESP über Traktionskontrolle und Bergabfahrassistent bis zum Seitenwind-Warner. Der Stand wie bei Pkw sei aber „noch lange” nicht erreicht, sagt mir Lothar Angermund vom Automobilclub ADAC. „Bei unseren Wohnmobil-Tests fallen besonders schlechte Bremswege auf und die schlechte Kindersicherheit.”
Vor allem in der Sitzecke lassen sich Kindersitze oft nur schlecht oder gar nicht befestigen. Unfälle mit Wohnmobilen kommen aber relativ selten vor. Das zeigt eine Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen zum Unfallgeschehen von Reisemobilen von 2000 bis 2010: Demnach waren Wohnmobile und Caravans in weniger als 0,3 Prozent an Unfällen mit Personenschäden beteiligt.
Wir kommen mit unserem Hymermobil letztlich gut über die Alpen. Und dahinter ist der Reisestress schnell vergessen. Hier fehlt uns keine Elektronik, aber eine Markise. Die dürfte bei dem Preis ruhig serienmäßig an Bord sein.
Aha.
Test und Erfahrungsbericht - Wo? In diesem Artikel jedenfalls nicht. 😆
Bei dem Preis wäre für mich eine Wandlerautomatik ein absolutes Komfort-Muß.
4,5t? Ist das dann FS-Kl. C1E? Ist der im Kaufpreis enthalten? ;-)
Bitte auf den Anteil der gefahrenen km umrechnen bzw. wenn es zu einem Unfall kam, wie oft war dann der mit dem Wohnmobil/Caravan der (Haupt-)Schuldige. Viele lassen ja unterm Jahr die Dinger daheim stehen und fahren mit einem anderen Auto zur Arbeit, ergo weniger Möglichkeiten im Jahr mit sowas einen Unfall zu bauen bzw. selbst wenn alle Wohnmobil/Caravon-Fahrer jedes Jahr einen Unfall damit verursachen würden, würde das eben wg. dem geringen Anteil am Verkehr nicht auffallen obwohl hohes Unfallrisiko.
notting
Nee, das sind Fahrzeuge für Camper, die noch den "alten" Führerschein Klasse 3 besitzen. Die dürfen damit Fahrzeuge bis 7,5 t zGG fahren.
Die 3,5T sind ja praktisch alle hoffnungslos überladen, da machen 4,5T schon Sinn, aber wer darf das fahren?
Meine Nachbarin die ihren Schein noch vor ~2000 machen konnte, dürfte das rollende 7,5T Wohnzimmer fahren😆, traut sich aber selbst mit einem Kleinwagen nicht in die Stadt.😆😆
Alle anderen die nach 2000 die B Klasse gemacht haben dürfen nochmal den LKW Schein machen.🙄
Da bleibt erstmal nur der PKW und AirB&B, Pension oder Hotel, ist aber auch toll😜
Evtl. kommt da ja noch mal eine Regelung das man mit b auch wenigsten bis ~5 T gehen könnte, weil die ganzen überladenden 3,5 Tonner sind nun auch kein Sicherheits Plus...
Und dass bei einem Grundpreis nicht weit unterhalb von 100k nicht einmal eine Rückfahrkamera inbegriffen ist, liest sich wie ein schlechter Witz.
C1 (ohne E reicht) oder eben der alte 3er.
Ich sprach aber von den aktuellen FS-Klassen, die's seit >15 Jahren gibt :-)
notting
Mal ehrlich, die meisten die sich den leisten können und wollen haben eh noch den alten 3er gemacht und dürfen da noch einen 2 Achswohnwagen dranhängen. Andernfalls sollte der Kontostand auchnoch für den Schein reichen...
Komische Diskussion.
Und diesen Unsinn soll jemand glauben?
Mein 7-Meter-Wohnmobil, das die eingetragene technisch zulässige Gesamtmasse von 3500 kg hat (und bestimmt immer überladen ist), aber einen Antrieb mit sogar 145 PS, nimmt sich im Schnitt 9 Liter. In den Alpen / Pyrenäen sind es dann auch mal 11 im Durchschnitt.
Ein Momentanverbrauch von "20" ist völlig irrelevant im Alltag.
Na ja, das Verhältnis der Leute mit: alte Führerscheinklassen <--> "neu" Führerschein dreht sich mit der zeit aber ins negative zumindest für die Hersteller der Womo´s.
Kaufpreis?
Nicht alle kaufen, sehr viele mieten sich sinnvollerweise auch ein Wohnmobil für die paar Wochen im Jahr und dann fällt ein extra zu absolvierender Führerschein, der mal locker 3000 EUR kosten kann, schon arg ins Gewicht.
Ich denke noch nicht mal das der Führerscheinpreis das große Hindernis ist, denke eher die Leute müssen noch motiviert sein einen kompletten Füherschein zu machen mit allen was dazugehört, Amt, Test´s, Fahrstunden, Prüfungen.... Da gebe ich zu habe ich momentan überhaupt keinen Bock drauf, da das auch nicht mal so nebenbei funktioniert, bei LKW hat man ja dann den ganzen Brocken mit Lenkzeiten, Fahrerkarten, Ladungssicherung und und ... dabei, sicher das ist alles sinnvoll, aber nicht mal so nebenbei erledigt..🙄
Wenige Unfälle sind auch vor allem wegen der meist sehr defensiven und ruhigen Fahrweise begründet. Aber 2 11kg-Gasflaschen - zwei bis drei Wochen? Wollen die damit eine Turnhalle heitzen? 😆
Wir haben zu fünft in insgesamt 6 - 8 Wochen Urlaub nicht Mal eine leer bekommen (ohne zu frieren oder zu hungern).
Frag mich auch immer wieder wie man so Dinger ohne Automatik überhaupt verkaufen kann?
Es gibt sogar Wohnmobile die darf ich mit dem 3er nicht fahren. Miet oder kauf ich mir halt ein anderes. Ich darf auch kein Motorrad fahren, trotzdem werden die gebaut... Verstehst du was ich mein... Es gibt Weltweit sicherlich genügend potenzielle Käufer für das Teil... Du meinetwegen nicht. Ich auch nicht, weil ich kein Womo will und mir das dann doch zu teuere wäre...