Toyota RAV4: Test
Mit dem fünften Rad am Wagen verschwindet ein Stück Geschichte
Der Toyota RAV4 war einst ein ganz besonderes SUV, nämlich das erste seiner Art. 20 Jahre nach seiner Premiere haben wir uns gefragt: Wie viel SUV steckt noch im RAV?
Berlin - Es ist schwer, unpraktisch, altmodisch und trotzdem werden wir es vermissen: das Reserverad am Heck. In der vierten Generation des Toyota RAV4 ist es komplett verschwunden. Warum? Weil es 20 Jahre nach der Premiere nicht mehr zum weichgespülten Zeitgeist passt, in dem SUV fast nur noch mit Frontantrieb fahren und tätowierte Männer laktosefreien Latte Macchiato trinken. Wie viel vom Ursprungs-SUV steckt noch im RAV4?
1. Gang: Die Basis
SUV-Fahren hat heute viel mit Emotion zu tun, mit Sicherheit, Weitblick, Auffallen. Normalerweise. Denn der neue RAV4 weckt in uns kaum Gefühle. Das einzige, was an diesem Auto zu spontanen
Gefühlsausbrüchen einlädt, ist die Farbe. Das dunkle Grün sorgte in der Redaktion für fragende Gesichter und auf der Straße für Diskussionen. Beim Ampelstopp öffnet sich die Tür eines Reisebusses und der Fahrer fragt: Gab es die Farbe umsonst? Oliven sind eben Geschmacksache.Beim Rest des Autos gibt es wenig zu kritisieren. Unter der Haube steckt ein 124 PS starker Zweiliter-Motor, der unter dezentem, aber beständigem Gegrummel die Vorderräder antreibt. Die Lenkung ist äußerst feinfühlig und macht den Tanz mit Verkehrsinseln, Radfahrern und parkenden Autos zu einer einfachen Fingerübung.
Der Schalthebel lässt sich präzise durch die sechs kurzen Schaltgassen führen. Das Fahrwerk wurde für Federkern-Liebhaber entwickelt, es ist bequem, aber nicht schwammig. Nur bei langen Autobahnfahrten durch deutsche Mittelgebirgslandschaften wird es auf Dauer etwas schaukelig. Alles in allem lässt sich der RAV4 für seine Form und Größe ziemlich agil durch die Stadt bewegen.
2. Gang: Das Beste
Der RAV4 ist unter den Wald-und-Wiesen-Autos ein alter Hase. Trotzdem legt er auf seine alten Tage nochmal kräftig zu und wächst um stolze 20 Zentimeter auf eine Länge von 4,57 Meter. Im Vergleich zur ersten Generation ist das ein Plus von 88 Zentimeter. Das schafft viel Raum, für die Beine der Insassen, für Zweieinhalb-Wochen-Einkäufe und Regal-Baukastensysteme. In den Kofferraum des
neuen RAV4 passen 547 bis 1.746 Liter, deutlich mehr als in einen Kia Sportage, einen Hyundai ix35 oder einen Ford Kuga.All das ist praktisch, solange man keinen Parkplatz in Berlin-Friedrichshain suchen muss. Dem ursprünglichen Gedanken eines kompakten Allraders ist der RAV4 damit aber entwachsen - und das ausgerechnet zu einer Zeit, in der gerade handliche SUV gefragt sind wie nie zuvor. Naja, vielleicht hilft das ja dem bislang recht erfolglosen Urban Cruiser zu mehr Kundschaft?
3. Gang: Das Schwächste
Toyota ist unter den Automobilherstellern der Hybridpionier. Schon seit 1997 bieten die Japaner einen Serien-Pkw mit Doppelantrieb an. Trotzdem hat es der Hersteller nicht geschafft, das Antriebskonzept auf den RAV4 zu übertragen. Das heißt, dass auch die vierte Generation des SUV ohne elektrische Unterstützung auskommen muss. Immerhin hat Toyota angekündigt, dass sich das bald ändern soll. Vermutlich wollen die Japaner aber zunächst dem neuen Lexus NX den Hybrid-Vortritt lassen.
Wer einen sparsamen RAV4 fahren möchte, muss den klassischen Weg wählen und sich für den kleinen Diesel entscheiden. Das passt gut zum SUV-Konzept, auch wenn der erste RAV4 mit einem
Benziner startete. Der 2,0-Liter-Selbstzünder leistet 124 PS und verfügt über ein maximales Drehmoment von 310 Newtonmeter. Auf dem Papier verbraucht er 4,9 Liter je 100 Kilometer. In der Praxis sind es natürlich mehr. Bei uns zeigte der Bordcomputer fast acht Liter an, allerdings mit einem hohen Anteil an Stadtfahrten.4. Gang: Das Überflüssigste
Seit Anfang des Jahres gibt es den kleinen Diesel auch in Kombination mit dem dynamischen Allradantrieb. Alle anderen Motoren haben ohnehin Allrad. Damit kehrt der Japaner immerhin zu einem Teil der ursprünglichen Idee zurück: Allrad, auch wenn nur noch bedingt im Kompaktformat. Dennoch stellen wir uns die Frage: Wozu? Die zweite Antriebsachse erhöht das Gewicht und damit den Verbrauch: Das Leergewicht steigt von 1.610 auf 1.660 Kilogramm. Parallel dazu klettert der Verbrauch um 0,3 Liter auf 5,2 Liter. Das wiederum passt nicht so gut in die laktosefreie und benzinarme Zeit.
5. Gang: Das Wissenswerte
Der Name RAV4 ist eine Abkürzung für Recreational Active Vehicle mit 4 wheel drive. Als das Auto mit der hohen Bodenfreiheit und dem permanenten Allradantrieb 1994 auf den Markt kam, war es das erste seiner Art und ein echter Überraschungserfolg. Toyota verkaufte im ersten Jahr 53.000 RAV4. Seit der Markteinführung hat Toyota weltweit mehr als fünf Millionen Exemplare abgesetzt. Doch das ist noch nicht alles, was der Kleine 1994 ins Rollen brachte. Heute hat fast jeder Hersteller ein SUV im Angebot, viele sogar eine ganze Familie.
6. Gang: Das Besondere
Die ersten drei Generationen des RAV4 fuhren zumindest optional mit einem Reserverad an der Heckklappe über die Straße. Bei der ersten Generation hatte das noch ganz pragmatische Gründe. Denn das Rad passte nicht in den Kofferraum des 3,69 Meter langen Dreitürers. Später wurde das Rad
am Heck zu einem Markenzeichen für viele Offroader, auch für den RAV4. In der dritten Generation gehörte das Rad zur Serienausstattung der Basisversion. Wer ein luxuriöseres Modell wollte, bekam ein Modell ohne Rad am Wagen.Das alles ist mit der neuen Generation passé. Toyota trennt sich von der zur Seite schwingenden Türe und sagt damit auch dem Reserverad "auf nimmer Wiedersehen". Das liegt vor allem daran, dass die nach rechts aufschwingende Türe oft den Weg zum Gehweg versperrte. Wir werden das Rad trotzdem vermissen. Denn es war ein Stück RAV-Geschichte, das uns an das erste kompakte SUV erinnert hat.
Technische Daten Toyota RAV4:
- Modell: Toyota RAV4 2,0-l-D-4D
- Motor: 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbodiesel
- Getriebe: Sechsgang-Handschaltung, Frontantrieb
- Leistung: 124 PS
- Drehmoment: 310 Nm
- Verbrauch: 4,9 l/100 km
- CO2: 127 g/km
- 0 – 100 km/h: 10,5 s
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,57 x 1,85 x 1,66
- Leergewicht: 1.625 kg
- Kofferraum: 547 l, auf max. 1.167 l erweiterbar (plus je 100 l im Unterbodenfach, ohne Reserverad)
- Preis: ab 25. 950 Euro
Toyotas waren mal hübsch.
Diese Zeiten sind aber schon lange vorbei….
Gegen einen Toyota ist in der heutigen Zeit schon ein Dacia eine rollende Schönheit.
Ist diese Frage den jetzt ernst gemeint, wen es um Spritsparen geht ist ein SUV eindeutig das Falsche, der ist meist sowieso schwerer und hat einen schlechteren CW-Wert als eine vergleichbare Limousine/Kombi.
Ein SUV ohne Allrad sollte verboten werden. Höher sitzen kann man auch indem man den Sitz höher stellt. Einen SUV zu fahren wenn man damit keine Anhänger zieht oder auf schlechten Strassen fährt ist einfach nur eine Frechheit und in etwa wie einen Mittelfinger an die Umwelt.
Da kann man natürlich argumentieren dass ohne Allradantrieb der Verbrauch niedriger ist. Aber wofür braucht man dann die Bodenfreiheit? Vielleicht kann mich ja jemand aufklären.
Die Bodenfreiheit erleichtert den Einstieg und verbessert die Übersicht im Straßenverkehr.
Ein SUV beschert einfach ein erhabenes Gefühl, welches man nicht mehr vermissen möchte, wenn man es 1x kennt.
Ist das schon der BMW Motor oder in welchem verbaut Toyota die 2l Diesel Motoren ?
Ich warte auf den Tag an dem die Interiors wieder ansehbar und qualitativ in Ordnung sind von Toyota.
Wenn ich den Toyota Carina (ende 90. Jahre) vergleiche mit dem Interior vom aktuellen Toyota Verso... Naja...
Nagut das Interior vom RAV4 geht für Toyota Verhältnisse im Jahr 2014 noch 😆
Laktose- und benzinfreie Zeit. Aha. Gibt es auch eine glutenfreie Version von dem Wagen?
Ein SUV ohne Allrad, tja, damit gehen zwangsläufig die Sinndiskussionen wieder los und werden erst verstummen, wenn mit diesem Blödsinn aufgehört wird. Ich fahre auch oft mit einem SUV, allerdings über schlechte Waldwege, feuchte Wiesen oder mit schwerem Anhänger am Haken. Eben genau das, wofür ein SUV erfunden wurde und dazu ist der Allradantrieb Grundvoraussetzung.
Wer sich erhaben fühlen will, soll VW Touran fahren. 😆
Was allein dadurch wieder zunichte gemacht wird, dass immer mehr von diesen Blechburgen durch die Gegend fahren.
Es ist tatsächlich so, dass die meisten SUV sogar unübersichtlicher sind als die Kombi-Pendants. Es gibt mehr, bzw. größere tote Winkel.
Ich bin selbst schon diverse SUV und Geländewagen gefahren (Tiguan, Touareg, X5, Freelander, RR Sport, ML & GL) und kann nur sagen: Nie im Leben würde ich mir so ein Fahrzeug kaufen.
Die vermeintlich bessere Übersicht wird einfach durch zu viele Nachteile erkauft. In Sachen Komfort, Fahrdynamik, Platzangebot, Verbrauch, Verschleißreparaturen, Fahrleistungen, etc. bieten die entsprechenden Kombis und Limousinen in aller Regel bessere Werte.
Sofern man nicht regelmässig auf unbefestigten Wegen unterwegs ist bleibt als einziges objektives Argument für ein SUV ist der erhöhte Einstieg.
Diesen hat man aber auch bei Vans oder den höhergelegten Kombis à la X1, Allroad, Cross Country, etc. Dafür muss man nicht mit so einem Klumpen durch die Gegend fahren.
PS:
Mir gefällt das Grün wirklich gut.
Aber dazu gehört eine beigefarbene Innenausstattung!
Entschuldigung, aber was für ein Quatsch! Wieso müssen alle Autos verboten werden, die dir nicht gefallen oder bei denen du den Sinn nicht siehst? Die heutigen SUVs sind in meinen Augen eine klare Antwort auf die konventionellen Limousinen, die immer flacher werden, immer schrägere Scheiben und eine immer knappere Bodenfreiheit haben. Man braucht keinen Allradantrieb, weil für den Feldweg, den man mit einem Rav4 vielleicht mal fährt, Frontantrieb dicke reicht. Außerdem haben heutige Autos alle ESP und Antischlupfregelung, sie sind also mit Zweiradantrieb geländegängiger als früher. Wie erfolgreich dieses Konzept ist, zeigt der Nissan Qasqai: Ein Drittel aller Nissans in Europa sind Qashqais - die meisten mit Frontantrieb.
Der Wegfall des Reserverads am Heck ist nur konsequent. Angeblich hat jeder Autofahrer im Verlauf seines Autolebens 2,4mal eine Reifenpanne - und dafür wuchtet er dann bei jedem Öffnen der Heckklappe das Reserverad in der Gegend herum. Nee, oder?
Für mich ist er optisch und technisch der attraktivste RAV4 bis jetzt. Trotzdem würde ich in der Preis- und Ausstattungsklasse den Subaru Forester bevorzugen.
Postings ohne Sinn sollten verboten werden. Dazu gehört z.B. das von Dir.
Guter Bericht. Und endlich dazu passend auch Fotos vom Kofferraum eines Fahrzeugs. Das ist woanders immer sehr selten oder wird bewusst weggelassen.
Auf den Fotos sieht die Farbe wie British Green aus. Nicht schlecht.
Aber an Hand der gewachsenen Länge und der angebotenen Motoren merkt man dann doch, dass Europa bzw. Deutschland nicht mehr ein wichtiger Absatzmarkt für Toyota ist. Schade eigentlich. Die Motorisierungen in den USA sind attraktiver. Die Preise dort ohnehin.
Solche Behauptungen scheinen in Presseabteilungen z.Zt. sehr beliebt zu sein. Jeder behauptet, eine Nische oder einen Trend besetzt oder gegründet zu haben. Diese Behauptungen stellen sich oft als falsch oder bestenfalls stark übertrieben heraus. Worin war der RAV4 das erste SUV seiner Art? Als SUV mit TOYOTA-Logo? Das kann sein. Mehr nicht.
Dann erklär mir mal lieber wofür man den Wagen braucht.
Dass meine Grossmutter sich sicherer fühlt beim Autofahren als sie eigentlich ist?
Dafür hat man den Van oder Minivan erfunden.
Den Einstieg könnte man auch verbessern durch grössere Türen. Wie z.B. im Peugot 1007.
Ich fahre auch ab und zu X5. Was du meinst kann ich aber nur teilweise verstehen. Einerseits sitzt man schön hoch, so dann man alles sieht. Andererseits wankt der Wagen trotz aktivem Fahrwerk einiges mehr als bei einer Limo oder Kombi.