Richie Parker: Ein Leben ohne Arme
Mit dem Fuß am Lenkrad
Doch, man kann ohne Arme leben. Und auch dann kann man seinen Traum leben. Wie Richie Parker, der Autoteile für einen Rennstall entwickelt. Mit seinen Füßen.
Beaufort – „Ich schreibe mit der rechten Hand, andere mit der linken. Richie schreibt mit seinen Füßen.“ Rex Stump ist beeindruckt von seinem Mitarbeiter. Der leitende Ingenieur bei Hendrick Motorsports wusste, dass Richie Parker der Richtige für die Position des Bauteile-Entwicklers ist. Er wusste nur nicht, wie Richie arbeiten sollte.
Richie Parker: Geschickte Füße statt starker Hände
Denn Richie Parker kam ohne Arme zur Welt. Die Ärzte diagnostizierten Bilaterale Amelie – einen Defekt ohne genetischen Hintergrund. Ein Schock für seine Eltern Tracy und Lottie. Wie sollte ihr kleiner Sohn essen, Türen öffnen, leben?Die Behinderung hat Richies Leben zu einem einzigen Maschinenbau-Studium gemacht. Richie wollte nie um Hilfe bitten. Deshalb entwickelten er und seine Eltern praktische Ideen, die ihn im Alltag unterstützen. Eine Leine an der Kühlschranktür, ein Halter für den Löffel, eine Mikrowelle in Nasen-Reichweite. Richie erledigt alle Aufgaben mit seinen geschickten Füßen, seinem starken Kinn und seinem eisernen Willen.
Die Idee mit dem Fahrrad und der Traum vom Auto
Tracy Parker erinnert sich an Richies Kindheit: „Die anderen Kinder hatten Fahrräder. Also wollte auch Richie Fahrrad fahren.“ Sein Vater veränderte deshalb die Lenkgabel an einem Fahrrad. Dann brachte er Richie bei, mit seinem Oberkörper zu lenken. „Und plötzlich fuhr Richie Fahrrad. Fast wie ein normaler Junge, der Fahrrad fuhr.“
Richies Drang nach weiteren Freiheiten wuchs. Als Teenager interessierte er sich für Autos. Niemand traute ihm zu, selbst ein Auto steuern – er solle sich lieber auf Busse und Taxis verlassen. Richies Kommentar dazu: „So bin ich einfach nicht.“
Mit 15 verliebte er sich unsterblich in einen 1964er Impala SS. Seine Eltern erfüllten ihm diesen Wunsch. Heute, 15 Jahre später, fährt, pflegt und wäscht Richie immer noch seinen riesigen Straßenkreuzer.Einzelanfertigungen für schnelle Autos
Allen Widrigkeiten zum Trotz wurde Richie selbstständig. Er lenkt sein Auto mit einer Scheibe im Fußraum. Gurt, Türen und Automatikwählhebel bedient er mit dem Kinn. Aber, viel wichtiger: Richie hat einen festen Job. Denn „es gibt nichts, was ich nicht kann. Nur Sachen, die ich noch nicht gemacht habe.“
Vor acht Jahren hat Richie sich bei Hendrick Motorsports für ein Praktikum beworben. Der Rennstall hat ihn seitdem nicht gehen lassen. Richie entwirft Chassis- und Karosserieteile für Nascar-Renner. Die Autos mit seinen Teilen haben bereits fünf Meisterschaften gewonnen. Richi fasst sein Leben zusammen: „Es gibt nicht viel, was mir im Weg steht.“
Quelle: MOTOR-TALK
Letztendlich hat er es sicherlich etwas komplizierter, ich denke das darf man so sagen, sieht man auch, wenn man sieht wie er den Kühlschrank öffnet, aber für ihn ist es Normalität, von daher?
Sein Job ist auch mehr oder weniger normal. Ob man die Maus und Tastatur mit Händen oder Füßen bedient, warum sollte er nicht als Rennwagen-Konstrukteur mit CAD arbeiten?
Wenn man sich überlegt wie es manch anderem Schreibtischtäter geht. Im Sommer schwitzen die Füße und man darf nicht aus den Schuhen raus, gleichzeitig tun einem die Knie oder der Rücken weh, weil man doch nur die Finger und das Handgelenk bewegt.
Interessant zu sehen wie man auch mit Behinderung durchs Leben kommt und doch auch schön zu sehen, dass fehlende Arme einem Menschen nicht seine Träume nehmen.
Super auch die Eltern, die ihn immer unterstützen, ihm aber auch nicht alle Aufgaben abnehmen. Da sollten sich manch andere einmal ein Beispiel dran nehmen.
Jemand, der zwar körperlich eingeschränkt,- aber nicht behindert ist. ...
Gruß, HUK
Ein schönes Beispiel was man mit einem gesunden Ehrgeiz alles erreichen kann!😊
Hallo,
schön daß Richie seine Situation so meistert. Jeder Erfolg sei ihm gegönnt.
Was jetzt allerdings die redaktionelle Qualität des Beitrags angeht muß ich mich doch fragen, was soll das - allein in Deutschland gibt es z.B. 2400 Contergan-Geschädigte die dringend mediale Aufmerksamkeit gebraucht hätten um ihre Anliegen vorbringen zu können. Und bei denen der Alltag sicher noch nicht überall problemfrei gestaltet werden kann - vielleicht sollte man darüber mal eine Reportage machen. Oder eben über irgendeinen der vielen Geschädigten die seit fünf Jahrzehnten ihr Leben hier in Deutschland meistern. ABer mal eben eine "Reportage" abschreiben ist ja viel einfacher. ;-)
Gruß Blaubeer
Mit Sicherheit hast du Recht was die mediale Präsenz von Behinderten, vor allem durch Fälle wie Contergan, angeht, aber was soll das alles in einem Verkehrs-Forum zu tun haben? Ob abgepinnt oder nicht...also abgeschrieben auf jeden Fall (ESPN)... wurde dieser Herr nicht ausgewählt weil er zu den " gewöhnlichen" Behinderten zählt, sondern weil er sein Leben auf, wie ich finde, exorbitante Willenskraft aufbaut. Er studierte, wird sensationell schnell fest eingestellt bei Hendrick Motorsports!!! , fährt Autos( vor allem ein besonders tolles) und scheint eigenständig zu leben.
Ich meine dabei geht es in diesem Artikel vorrangig um sein automobilistisch (schreibt man das so?) geprägtes Leben eher als um die Behinderung an sich und von daher sehe ich diesen Artikel eigentlich gelungen.
Mfg
Also hinsichtlich der Verkehrstauglichkeit von dem Mann bin ich etwas zurückhaltend. Er mag ja sehr geübt und geschickt mit den Füßen sein, aber mir kann keiner erzählen, dass er damit - zusätzlich zu den Pedalen - noch die Lenkung mit derselben Sicherheit beherrschen kann, mit der ein gesunder Mensch das Lenkrad handhabt. Das ist physisch gar nicht möglich. Und wenn er dann in der überraschend auftretenden Extremsituation doch mal nicht so schnell und dennoch kontrolliert das Steuer herumreißen - und gleichzeitig bremsen - kann, wie es nötig und einem gesunden Menschen möglich gewesen wäre und dadurch dann ein anderer Mensch Leben oder Gesundheit verliert, dann stelllt sich schon die Frage, ob man wirklich versuchen muss, jemandem alles möglich zu machen, der die Voraussetzungen dafür einfach nicht mitbringt.
Ich gehe nicht davon aus, dass er hierzulande einen Führerschein bekommen hätte und denke, dass das aus gutem Grund so ist.
Sowas gibt es auch in Deutschland und das seit mindestens 30 Jahren. Das gleiche Patent mit Scheibe und Lenkung mit dem Fuß. Wird auch zugelassen und natürlich bekommen die Leute auch einen Führerschein, der allerdings auf Fahrzeuge mit entsprechenden Änderungen beschränkt ist.
Mein Onkel war irgendwann in den 80ern mal in Süddeutschland zur Kur und hat da denjenigen kennengelernt, der das erfunden hat. Der hatte selber keine Arme und damals einen Passat 1 umgebaut bzw. wohl eher umbauen lassen und fuhr schon eine ganze Weile damit rum. Ein paar Jahre später war auch mal in irgendeiner Zeitung ein Bericht über ihn.
Heute gibt es das in Kleinserie zu kaufen. Ist also lange nicht so ungewöhnlich, wie man denken würde. Aber wie viele gute Hilfsmittel für Behinderte, leider nicht für jeden erschwinglich, der es brauchen würde.
Ich kenne aber auch noch einen Eigenbau aus den 50ern, den hat ein Kriegsversehrter selber zusammengelötet, der hatte keine Hände und nur einen Arm, an dem man ihm einen Haken angebaut hatte. Der Mann war Schlossermeister und unglaublich kreativ, hat nach dem Krieg auch als Selbständiger weitergearbeitet und seinen Firmenwagen selber umgebaut, einen Tempo Wiking, natürlich mit Schaltgetriebe, was anderes gab es nicht. Gelenkt wurde mit dem Oberarm, geschaltet mit dem Fuß. Und das ganze war sogar schnell umsteckbar, damit auch seine Mitarbeiter damit fahren konnten. Das war auch sein einziges Auto, was er noch bis zum Schluss privat gefahren hat. Das Fahrzeug ist heute im äußerlich unrestaurierten Zustand inkl. behindertengerechtem Umbau wieder voll fahrfähig und auch öfter mal auf Treffen in Norddeutschland zu bewundern.
Bemerkenswerte Person!
So viel selbstvertrauen und Mentale stärke ist krass!
Super!
Hallo,
was hier beschrieben wird, trifft für viele Behinderte zu! Wir haben soviele behinderte Autofahrer, daß es sogar extra Parkplätze gibt!
Es gibt soviele behinderte Arbeitnehmer im Bereich "Automobil" daß es einen eigenen Arbeitskreis der Schwerbehindertenvertretungen der Deutschen Automobilindustrie gibt.
Der Arbeitskreis wurde 1961 gegründet und repräsentiert 28 Schwerbehindertenvertretungen der Automobilhersteller und von großen Zulieferern. Die Vertrauensleute betreuen und vertreten mehr als 25.000 schwerbehinderte Beschäftigte.
Eine körperliche Behinderung ist kein Grund intellektuelle Defizite zu unterstellen wie es hier implizit geschieht.
Der einzige Unterschied den ich sehen kann ist, daß 99,9 Prozent aller Betroffenen ihr Schicksal im Stillen tragen. Zu behaupten, das hier geschilderte sei etwas extraordinäres diskriminiert alle, die in der gleichen Lage sind und gleiche oder sogar größere Leistungen vollbringen (auch rund um das Thema 'Auto') .
Journalistisch mag dieser Beitrag in seinem Ursprungsland seine Berechtigung haben aber eben nur da.
Vielleicht findet sich ja noch ein richtiger Journalist der zumindest den Ahnungslosen diesseits des Teiches erklärt, was man hier unter sozialer Inklusion versteht.
Gruß Blaubeer
Space Drive ist ein weltweit einzigartiges System - ein echter Durchbruch. Es ermöglicht Menschen mit geringen Restkräften, hohem Querschnitt, minimalen Bewegungsfähigkeiten und sogar ohne Arme oder Beine, sicher Auto zu fahren.
www.paravan.de/.../paravan-drive-by-wire-systeme.html
Hallo,
gegen körperliche Beeingträchtigungen helfen Assistenzsysteme und Fahrzeugkomponenten mit künstlicher Intelligenz - nur gegen natürliche Dummheit hilft nix.
;-)
Gruß Blaubeer
Wo geschieht das bitte hier?
Dschingis47 meinte hiermit nur das besondere Anstrengungen nötig sind um als körperlich behinderter so ein Ingenieursstudium zu beenden. Das Menschen mit körperlicher Behinderung genauso intelligent sind stand überhaupt nicht zur Debatte.
Was für ein Schwachsinn?! Mir ist es doch egal aus welchem Land der Mensch kommt von dem die Geschichte erzählt wird. Ich unterstelle dir hiermit unterschwelligen Nationalismus 😜
Während meiner Hospitationen nach meinem Studium lernte ich auch eine Gruppe Kinder kennen, die unter anderem von Geburt an keine Arme hatten. Die konnten mit den Fuße teils mehr als Kinder mit ihren Armen. Unsere Füße, die wir ja wirklich nicht sehr kreativ betätigen müssen, sind da ja im Grunde völlig verkümmert. Im Übrigen sollte man das so sehen: nicht diese Menschen sind behindert, sondern es sind die Bedingungen, die diese hindern... Es würde sich keiner behindert fühlen, weil er nicht in der Lage ist, den Mount Everest zu besteigen und doch gibt es einige, die das schaffen. Unser Leben ist halt mal genormt und meist so eingerichtet, dass es für Menschen, die ja meist Arme habe, einfach zu bewältigen ist. Und da müssen halt diese Menschen mehr leisten, kreativer sein, einfach fitter sein als der "genormte" Durchschnittsmensch. Dreht man den Spieß mal um und wir Nichtbehinderten würden uns in ein behindertengerecht umgebautes Fahrzeug setzen, würden wir doch schön blöd aus der Wäsche schauen. Ich wette, keiner der Nichtbehinderten würde das auf die Reihe kriegen, auch nach einer Zeit des Übens nicht. Im Umkehrschluss wären wir Nichtbehinderten in einer Welt der Behinderten doch völlig aufgeschmissen.😊