Kia Venga: Dauertest

Mit dem Kia Venga auf großer Fahrt

Björn Tolksdorf

verfasst am Sat Jul 04 10:40:31 CEST 2015

Mit 4,07 Metern Länge zählt der Kia Venga zu den Minivans. Wie es da um den Langstreckenkomfort bestellt ist, testete MOTOR-TALK-Redakteur Björn auf 4.000 Kilometern.

Bevor der Kia Venga an die MOTOR-TALKer ging, fuhr Björn damit 4.000 Kilometer quer durch Europa. Los ging es mit einem unfreiwilligen Besuch in der Fachwerkstatt
Quelle: MOTOR-TALK

Berlin – Es war so eine Vorahnung, vor der großen Fahrt. „Bring den bloß heil zurück“, sage ich zu Kollege Peter. Er will noch mal mit dem Venga um den Block, bevor es nach Südfrankreich geht. Einfache Strecke: rund 1.500 Kilometer. Peter passt auf, die Müllabfuhr leider nicht: Sie macht mit viel Grobmotorik und einer Mülltonne die Abreise noch mal spannend. Zurück kam der Dauer-Testwagen mit gesplittertem Rückscheinwerfer.

Trotz heilem Leuchten-Innenleben hilft da nur ein Komplett-Austausch. Schöne, neue Autowelt. Beim Blick in die Preisliste muss der Kia-Händler selbst lachen: Mehr als 600 Euro kostet so eine Heck-Leuchteinheit für den Facelift-Venga. Und: Sie ist deutschlandweit nicht verfügbar. Der Versand aus dem Venga-Werk in der Slowakei dauert zu lange. Also klebt der freundliche Werkstattleiter kurz entschlossen die Scherben mit Paketband wieder fest. Dann kann es losgehen.

Ab 140 km/h wird's laut

Weiß sollte es nach hinten nicht leuchten: Eine Mülltonne kollidierte zwei Tage vor der Abfahrt mit dem Heckscheinwerfer und zerbrach die Kunststoff-Abdeckung
Quelle: MOTOR-TALK
Der Kia Venga ist zwar ein Van, aber kein Lademeister: Ein Koffer und eine Reisetasche passen in den Kofferraum, viel mehr leider nicht. Macht nichts, denn hinten muss niemand sitzen. Schön: Auf Fahrten durch die Stadt lässt sich der Venga schaltfaul bewegen, der fünfte Gang wird erst oberhalb der 60 km/h relevant.

Unsere erste Etappe: Würzburg in Franken. Die Höchstgeschwindigkeit des 128 PS starken Venga Diesel gibt Kia mit 185 km/h an. Die Unterhaltung mit dem Beifahrer endet spätestens bei Tempo 140, denn Schreien mögen wir nicht – das Radio verstehen wir leider auch nicht mehr. Wirklich zeitgemäß ist das nicht.

Langstrecke im Kia Venga: Angenehm ist der zumindest nach vorn üppig verglaste Ausblick, die hohe Sitzposition und die breiten, bequemen Lümmel-Sitze. Schnell merken wir aber, dass dieser Minivan einfach kein Autobahnmonster ist. Hohe Karosse, kurzer Radstand: Der Venga bietet dem Wind viel Angriffsfläche, gerät schnell ins Schlingern und bei Bodenwellen ins Hoppeln.

Auf der deutschen Autobahn pendelt sich der Durchschnittsverbrauch bei 6,3 Liter auf 100 Kilometern ein, sagt der Bordcomputer. Verifizieren können wir das zu diesem Zeitpunkt nicht, denn komplikationsfrei lässt sich der Venga nicht volltanken: Nach dem Klicken der Zapfsäule fehlt in der Tankanzeige ein Teilstrich zum vollen Tank.

Fahren wie Venga in Frankreich

Liebe Süddeutsche, Euch fällt es wahrscheinlich gar nicht mehr auf. Eure Autobahnen, beherrscht von hochmotorisierten süddeutschen Limousinen, die sind für Ortsfremde und Durchreisende purer Stress. Glaubt Ihr nicht? Zumindest der kleine Venga fühlt sich jenseits des Rheins auf französischen Autobahnen gleich viel wohler. Tempolimit 130, da kommt er gut mit und wird nicht ständig von der linken Spur verscheucht.

Überhaupt, Frankreich: Deine Autobahnen. Teuer sind sie. Von Straßburg bis Montpellier kassiert der Betreiber Vinci rund 50 Euro Maut. Aber dafür wird auch etwas geboten: saubere und durchgängig aufpreisfreie Toiletten. Gute Raststätten mit bezahlbaren Speisen und vor allem: keine Straßenschäden und kaum nervige Baustellen. Nur kassieren reicht nicht, Herr Seehofer.

Französische Autobahnen sind teuer, aber es wird etwas geboten: Keine Schlaglöcher, saubere Toiletten, gute Raststätten und eine Beschwerde-Hotline
Quelle: bmt/MOTOR-TALK
Weiter gen Süden wird das große Panoramadach unseres Dauertesters zum Störenfried, beziehungsweise zum Temperaturbeschleuniger. Also schnell abgedeckt, die gläserne Pracht. Am Ende der Fahrt lockt die Camargue: Flamingos, Stiere und weiße Pferde. Und natürlich keine Autobahnen, denn hier sind wir in einem Naturschutzgebiet. Geruhsame Landstraßenfahrt kann der Venga ohnehin am besten. Wenn es nichts zu bremsen und wenig zu beschleunigen gibt, wird der Diesel-Van zur Spardose. 5,4 Liter auf 100 Kilometern, unser Verbrauch auf zahlreichen Überlandfahrten ohne Autobahnbeteiligung.

Mehr Emotion, bitte!

Das höchste Kompliment in Berlin ist „Kannste nich meckern“. Muss man auch nicht, beim Kia Venga. Er fährt zuverlässig, leicht beherrschbar und bietet viel Platz auf etwas mehr als vier Metern Außenlänge. Für Liebe reicht das allerdings nicht. Die Abwesenheit von Fahrfrust bedeutet nicht automatisch Fahrspaß.

Dafür ist der Venga zu emotionsarm, außen wie innen. Der Motor läuft rau, die Karosse ist windanfällig. Die Übersicht nach hinten überzeugt ebenfalls nicht, da die Heckscheibe weit über den dahinter liegenden Motorhauben endet.

Positiv: Der Sitzkomfort überzeugt, die Klimatisierung funktioniert. Hier steigt niemand gerädert aus. Das Radio lässt sich leicht bedienen, die Gangstufen passen zu Stadt- und Überlandverkehr. Und die Kosten? Auf 4.000 Kilometern haben wir 318 Euro vertankt. Das entspricht 7,95 Euro pro 100 Kilometer, und das ist für das Gebotene nicht besonders günstig.

Derzeit testen die ersten MOTOR-TALKer den Kia Venga. Wir sind gespannt auf ihre Meinung!

Unser Kia Venga Dauertester im Spritmonitor

Kia Venga: Technische Daten

  • Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbo-Diesel (Euro 5)
  • Getriebe: manuelles Sechsgang-Getriebe
  • Leistung: 128 PS, 94 kW
  • Drehmoment: 260 Nm
  • Länge x Breite x Höhe in m: 4,07 x 2,02, x 1,60
  • Leergewicht: 1.356 - 1.455 kg, je nach Ausstattung
  • Zuladung: 454 kg
  • Vmax: 185 km/h
  • 0 – 100 km/h: 11,2 s
  • NEFZ-Verbrauch: 4,7 l (kombiniert), 5,7 (Stadt)
  • CO2-Emissionen: 125 g/km
  • Kofferraumvolumen: 548 bis 1.486 bei umgeklappten Sitzen (jeweils bis Dachhöhe)
  • Preis: ab 21.240 Euro, Testwagen: 23.170 Euro
  • Kia Venga: Seitenansicht
    Quelle: MOTOR-TALK
    Kia Venga: Heckansicht
    Quelle: MOTOR-TALK
    Weiß sollte es nach hinten nicht leuchten: Eine Mülltonne kollidierte zwei Tage vor der Abfahrt mit dem Heckscheinwerfer und zerbrach die Kunststoff-Abdeckung
    Quelle: MOTOR-TALK
    Da das Ersatzteil nicht lieferbar war, klebte der Werkstattmeister die Splitter kurzerhand wieder an
    Quelle: MOTOR-TALK
    Das neue Rücklicht des Kia Venga: Für die Facelift-Version kostet es mehr als 600 Euro
    Quelle: MOTOR-TALK
    Der Kia Venga auf einem Autobahnrastplatz in Frankreich
    Quelle: bmt/MOTOR-TALK
    Je weiter es gen Süden geht, desto störender wird das Panoramadach
    Quelle: bmt/MOTOR-TALK
    Französische Autobahnen sind teuer, aber es wird etwas geboten: Keine Schlaglöcher, saubere Toiletten, gute Raststätten und eine Beschwerde-Hotline
    Quelle: bmt/MOTOR-TALK
    Frankreich traditionell: Citroën Typ H
    Quelle: bmt/MOTOR-TALK
    Idyll mit Pferden und Flamingos: Der Kia Venga in der Camargue
    Quelle: bmt/MOTOR-TALK
    Auf Landstraßen wird der Kia zum Sparwunder
    Quelle: bmt/MOTOR-TALK
    Koffer, Reisetasche, Klebeband für den kaputten Scheinwerfer: Der Kofferraum gerät schnell an seine Grenzen - für eine Familie wäre das zu wenig
    Quelle: bmt/MOTOR-TALK
    Kia Venga auf einem Autobahnparkplatz in Deutschland
    Quelle: bmt/MOTOR-TALK
    Kia Venga: Kofferraum
    Quelle: MOTOR-TALK
    Kia Venga: DIe hohe Karosse und der kurze Radstand machen den Venga windanfällig
    Quelle: MOTOR-TALK
    Kia Venga: Kurzer, hoher und breiter Viertürer
    Quelle: MOTOR-TALK
    Kia Venga: Frontansicht
    Quelle: MOTOR-TALK
    Kia Venga: Detail
    Quelle: MOTOR-TALK
    Kia Venga: Detail
    Quelle: MOTOR-TALK
    Kia Venga: Anzeigeinstrumente
    Quelle: MOTOR-TALK
    Kia Venga: Blick ins Cockpit
    Quelle: MOTOR-TALK
    Hinten sitzt es sich gut, gemessen an der überschaubaren Außenlänge von 4,07 Metern
    Quelle: MOTOR-TALK
    Das Kia-Logo auf dem Lenkrad des Kia Venga
    Quelle: MOTOR-TALK
    Unter dem Ladeboden verbirgt sich ein Staufach
    Quelle: MOTOR-TALK