Motor-Talk bei der Tour de France

Mit der Kraft der zwei Beine

verfasst am Sun Jul 21 08:00:21 CEST 2013

Schnell und umweltfreundlich - klingt nach einem Elektro-Sportwagen. Oder nach Motor-Talk-Reporter Daniel Musiol, der sich (fast) ohne Motorkraft an die Tour de France gewagt hat.

Toulouse – 21 Etappen, 3.500 Kilometer. Die 100. Auflage der Tour de France verlangt den Radfahrern einiges ab. Wir wagen es trotzdem und fahren ganz ohne Motorenkraft einen Teil der Strecke. Noch vor den Profis, auf Vollkarbonrädern mit 20 Gängen. Die Wahl fiel auf die erste Bergetappe der Tour.

Doch bevor es in die Berge geht, fahren wir zunächst ins Hinterland von Toulouse, mit kurzen, weniger steilen Anstiegen. Knapp 120 Kilometer Strecke und 33 Grad Steigung machen uns zu schaffen. Zur Halbzeit legen wir eine Pause ein und werden von zwei Octavia Combis mit Getränken und Obst versorgt.

Auch zwischen den Profis auf zwei Rädern fahren bei jeder Tour de France jede Menge Autos. Allein Skoda, seit zehn Jahren einer der Hauptsponsoren des Sportevents, stellt 200 Fahrzeuge bereit. Gemeinsam legen sie in rund drei Wochen mehr als zwei Millionen Kilometer zurück.  Seitdem Skoda die Organisatoren der Tour ausrüstet, ist noch kein einziges Auto liegen geblieben. Auch ich möchte nicht liegen blieben. Im Notfall lasse ich mich einfach den Berg hochfahren, denke ich. Momentan steht Skoda mit dem Tour-Veranstalter in Verhandlungen über die Fortführung des Sponsoring.

Auf in die Berge

Am Samstag starten wir früh. Wir müssen rechtzeitig auf der Strecke sein, bevor diese für die Profis gesperrt wird. Wir starten Richtung Ax 3 Domaines, dem höchsten Punkt der diesjährigen Tour. Die Straße kennt nur eine Richtung: die nach oben. Auch wenn die Steigungsraten im niedrigen einstelligen Bereich liegen, bleibt keine Zeit zum Ausruhen.

Bereits jetzt stehen schon unglaublich viele Leute an der Strecke und warten in ihren Autos und Wohnwagen auf die Profis. Sie werden in 5 Stunden hier vorbei radeln. Wir kämpfen uns durch malerische Felsformationen. Links und rechts von mir geht das Massiv steil bergauf.

Dann kommt die Abzweigung zum eigentlichen Anstieg. Der ist 11 Kilometer lang und hat eine durchschnittliche Steigung von über 10 Prozent. Ich fühle mich gut, trete ordentlich in die Pedale und fahre an die Spitze. Lang kann ich die Position aber nicht halten. Mein Herz rast. Ich bin zu schnell und muss langsamer fahren, denke ich. Andernfalls werde ich es bis oben nicht schaffen.

Also lasse ich es ruhiger angehen, mache Fotos von den Fans am Straßenrand und genieße die Atmosphäre. Das Begleitfahrzeug zieht an mir vorbei. Ich halte mich kurz an der Fensterscheibe des Octavia fest und lasse mich ein Stück den Berg hochziehen.

Erst die Werbung, dann die Profis

Zu fünft bezwingen wir den zweiten Teil des Berges, weitere 500 Höhenmeter auf 5 Kilometern. Die Straße wird schmaler und die Anzahl der Fans steigt. Sie feuern uns an. Wie mag das erst bei den Profis sein? Oben am Gipfel angekommen, lasse ich meinen Blick über das Tal schweifen. Nach kurzem Aufenthalt geht es zurück in unser Camp.

Dank Satelliten-Receiver können wir das Geschehen am Bildschirm verfolgen. Die Werbekarawane kommt mit den Sponsoren der Tour und verteilt Zeitungen, Gummibärchen, Waschmittel. Ein Fahrzeug reiht sich an das andere, bunt geschmückt und mit lauter Musik.

Dann kommt endlich, worauf hier alle gewartet haben: Ein Hubschrauber kündigt das Feld der Profis an. Unser Blick senkt sich um zwei bis drei Serpentinen, wo die ersten Fahrer zu sehen sind. Sie kommen näher, die Zuschauer werden immer lauter. Bei jeder Gruppe wiederholt sich das Spektakel. Erst nach dem letzten Fahrer kehrt die Stille zurück.

Wir verfolgen die weiteren Geschehnisse am Fernseher. Die Spannung steigt, als die Fahrer sich dem Ziel nähern. Es gewinnt Christopher Froome vom britischen Team Sky, er war einer der großen Favoriten und trägt jetzt das gelbe Trikot des Gesamtführenden. Wir rollen langsam den Berg hinunter ins Tal.

Automobilhersteller sponsern Sport

Neben der Tour de France unterstützt Skoda auch Amateur-Rennen wie die Vattenfall Cyclassics in Hamburg und den Velothon in Berlin. Aber auch andere Autohersteller nutzen Sportveranstaltungen, um eine emotionale Bindung zu den Fans aufzubauen und ihr Image zu polieren. Sport erzeugt Emotionen.

Darum unterstützt Audi zum Beispiel den FC Bayern München sowie den FIS Ski Weltcup. BMW engagiert sich im Laufsport und unterstützt diverse Marathons und Tennisveranstaltungen. Ford sponsert die Champions League. Mercedes-Benz investiert viel Geld in die Formel 1, in Fußballclubs, den Golfsport und das Reiten. Hyundai und Kia sind Sponsor der Fußball-WM. Das wirkt manchmal deplatziert - ich war aber froh, dass ich den Berg nicht ganz ohne Motor-Unterstützung erklimmen musste.

 

 

Quelle: MOTOR-TALK