Im Wenckstern Mini-Hot-Rod durch Berlin
Mit der Seifenkiste um die Siegessäule
Wenn 14 PS reichen, um an der Ampel der Schnellste zu sein, dann sitzt man garantiert in einem Mini-Hot-Rod der Manufaktur Wenckstern. Wir flitzten damit durch Berlin.
Berlin – Sie verstecken sich in einem Bretter-Verschlag in Berlin-Friedrichshain, sind ungefähr so groß wie vier aneinander geschraubte Bierkästen und in etwa so bequem. Federn brauchen sie nicht, als Dämpfer dient der Fahrerpopo. Dafür streicheln sie die Seele, so viel Zuspruch bekommt man in den Mini-Hot-Rods bei einer Fahrt durch Berlin.
Hier, in der Revaler Straße, kann man diese Mini-Hot-Rod-Tour buchen. Die Rede ist von Mini-Hot-Rods, einer Art Go-Kart mit Straßenzulassung und 14 PS. Mit ihnen düst man lässiger denn je durch Berlin. Vorbei an Bundestag, Siegessäule und dem Brandenburger Tor. In den Kisten sieht man eine Menge. Vor allem wird man aber gesehen, und bejubelt.
Komm schon, Matze, lass uns fahren
Dafür sorgt zum Beispiel Matze, einer der Tourguides. Er wird unsere 4-köpfige Gruppe an diesem Tag leiten und beginnt mit einem Vortrag zur Sicherheit.
Matzes Berliner Dialekt ist ungefähr so breit, wie er selbst. Der stämmige Typ erklärt uns den nur 81 Zentimeter hohen und zwei Meter langen Mini-Rod und wie wir damit umgehen sollen. Janz wichtich: keiner fährt im Zick-Zack, auf Radwegen oder überholt. Gefahren wird hintereinander und leicht versetzt. Das schafft Sicherheitsabstand und hält die Gruppe kompakt. Die Jungs legen großen Wert auf ein unfallfreies Image.
Seit Mai werden die Touren in Berlin angeboten. 2.000 Leute wurden seit dem schon durch die Stadt geschleust. Unfälle gab es bisher keine. Damit das so bleibt, werden die als Quads zugelassenen Gefährte nicht an Einzelpersonen verliehen. Außerdem sind sie auf 60 km/h begrenzt. Normalerweise schafft so ein Wenckstern 88 km/h und darf sogar auf die Autobahn.
Ausführlich geht Matze die wenigen Funktionen des Wenckstern durch, er raucht dabei eine Selbstgedrehte: Starten, Gas, Bremse, Blinker, Vorwärts- und Rückwärtsgang (den man nicht braucht). Eine halbe Stunde dauert die Einführung – so lange wie bei einem Ferrari. Dann heißt es Helme auf und rein in die rasende Badewanne. Zu ein paar Proberunden über den Hof.Mit 13,6 PS der Schnellste an der Ampel
Nach wenigen Sekunden packt mich der Fahrspaß. Ich will beschleunigen, heizen, um Kurven jagen. Die Lenkung ist die gleiche wie im Go-Kart – direkter geht es nicht. Der Honda-Motor wird ebenfalls in Karts verwendet. Die 13,6 PS des Einzylinders genügen völlig für das 100 Kilogramm leichte Gefährt. Mit eingeschlagenem Lenkrad, etwas Schmutz unter den Hinterrädern und einem ordentlichen Gasstoß lasse ich das Heck ausbrechen. Matze guckt böse.
Dann stürzt sich unsere Gruppe in den Stadtverkehr. Schnell wird klar, warum das geordnete Fahren in der Gruppe überlebenswichtig ist. Auf Augenhöhe mit Pkw-Achsen werden Mittelklassekarossen zu Lkw. An der Ampel lassen wir sie zum Glück stets hinter uns.
Hat man einen Lkw neben sich und sitzt im Mini-Rod, bleibt ein mulmiges Gefühl. Hat der Fahrer mich wirklich gesehen? In der Gruppe verfliegen die Zweifel schnell.
Vorsicht: Routine
Berlin sehen und dabei gesehen werden, darum geht es. Menschen jeden Alters recken die Hände in die Luft, rufen uns zu und lachen, wenn wir auf Kniehöhe an ihnen vorbeibrausen. Beim einzigen Zwischen-Stopp am Bundestag wollen sich Kinder in die Hot-Rods setzen, Papa soll Fotos schießen. Wer diese Tour mitmacht, sieht mehr iPhones als die Qualitätsprüfer von Apple.
Mit der Aufmerksamkeit kommt die Routine. Schnell wandert der Ellenbogen lässig auf die Kante der GFK-Karosse. Matze guckt dann ganz genau hin, weil auf jeden Fall beide Hände am Lenkrad bleiben sollen. Die Lenkung ist für Laien einfach zu direkt. Hohe Geschwindigkeiten und ein paar Unebenheiten führen schnell zum unfreiwilligen Spurwechsel.
Bei aller Lässigkeit muss man die Beinarbeit beachten. Bei dem mit einer Fliehkraftkupplung ausgestattetem Wenckstern wird die Bremse stets mit dem linken Fuß betätigt. Am Anfang ist das kein Problem, doch dann kommt die Autofahrer-Routine. Wer in diesem Gefährt auf eine Kreuzung zurollt und dann Bremse (gefühlt Kupplung, weil links) und Gas (gefühlt Bremse, weil rechts) gleichzeitig tritt, ist schnell wieder bei der Sache.
Tour-Ende in Friedrichshain
Nach anderthalb Stunden, 30 Kilometern und gefühlten 2.000 Fotos rollt unsere Gruppe zurück nach Berlin Friedrichshain. Spätestens jetzt schmerzt auch dem härtesten Kerl die Federung – auch Hintern genannt.
Für Menschen, die Angst um ihre Bandscheibe haben, ist die Tour leider nichts. Direkt auf dem wenig gepolsterten Bodenblech sitzend, klappern die Zähne, als säße man in einem fahrenden Eisschrank.
Wer glaubt, er buche tatsächlich eine rasante Go-Kart-Fahrt durch Berlin, für den ist die Tour nicht zu empfehlen. Der Ablauf ist geordnet, die Geschwindigkeit steigt nie über 55 km/h. Wer mit dem Wenckstern ohne Guide heizen will, muss sich seinen eigenen kaufen. Das Ding kostet mindestens 12.000 Euro. Die Tour durch Berlin lediglich 77 Euro.
Technische Daten – Wenckstern Mini Hot Rod
- Motor: Einzylinder-Viertaktmotor
- Chassis: Rohrrahmen mit GFK-Karosserie
- Hubraum: 170 ccm
- Leistung: 13,6 PS
- Getriebe: Automatik, Fliehkraftkupplung
- Höchstgeschwindigkeit: 88 km/h
- Gewicht: rund 100 Kg
- Verbrauch: ca. 2 Liter auf 100 km
- Länge x Breite x Höhe in Meter: 2,01 x 1,12 x 0,81
- Preis: ab 12.000 Euro
12k für so einen dreck....🙄
Ich hab die Kisten schon gesehen 😆
Die sind echt witzig 😆 Aber halt sehr leicht zu übersehen .
Viel Glück dem Unternehmen das nicht mal ein PKW / oder LKW schläft
Finde ich ganz witzig, leider alles nur Spielzeuge für Zwerge (nicht böse gemeint 😆) ...
2 Liter auf 100 Kilometer, das ist mal Downsizing und reicht doch völlig für die sonntägliche Fahrt zum Bäcker.
COOOOL 😆
da werden Kindheitsträume wach
😆😆😆 sehr geil geschrieben! Einfach klasse! 😎
Gab dazu schon mal eine Doku auf DMAX - da fuhren die Diunger aber durch Hamburg.
Ich find die Teile geil. Wenn sie nicht so teuer wäre würde ich mit so einem Ding morgens bei meinem Brötchengeber vorfahren. Lederkluft an, eine Lederhaube drüber und dazu die gute alte Motorradbrille. Die Show wäre sicher klasse. 😆😊
Allerdings weiß ich nicht ob man mit über 1,90 da noch rein passt. Oder gibt es die Dinger als als Stretch-Rod?
Das hat was 😆
Macht bestimmt Spaß zu fahren. Aber spätestens wenn der erste PKW / LKW / BUS über so ein Ding drüber fährt weil er es nicht gesehen hat ist die Zulassung dafür wieder weg.
Gibts in fast jeder Großstadt mittlerweile.
Geile Idee, wir als Gruppe wollten auch mal mieten, kam aber dieses Jahr nicht so richtig dazu.
Nächstes Jahr! :-)
Und zum Thema LKW: Wer mit so einem Kart draußen rum fährt und nicht auf sich selbst aufpassen kann ist meiner Meinung nach auch schuld, ich würde zB NIEMALS auf einer 2 spurigen Straße neben einem LKW her fahren...entweder dahinter bleiben oder schnell überholen.
Aber allgemein wollen wir an Tagen fahren wo LKWs eher weniger am Start sind : Freitag abend, Samstag oder Sonntag.
Aber auch ein normales Auto reicht zu um dir weh zu tun
Auch toll das sich TÜV und DEKRA - Prüfer in ihre grünen / blauen Latzhosen machen wenn mal bissl Profil bei breiteren Reifen zu sehen ist und die Dinger fahren komplett ohne Radabdeckung.
Goile Teile, dit muss ick och mal fahrn!
Musste beim Anblick dieser Flitzer gleich an das Spiel "Super Mario Kart" denken 😆
Es gibt/gab Straßenkarts mit 170ccm und um die 10 PS, Top-Speed knapp 90, kosten unter 2000 Euro. Bin ich schon mit gefahren, auch auf der Bundesstraße, in Begleitung von einem Auto. Fahne dran und man wird etwas besser gesehen.
Das hat derbe Spaß gemacht. Und das bei ca. 0-5°C und teilweise Schnee.
Am Ende ist sogar der Vergaser bei Vollgas zugefroren. 😆
Edit:
Es gibt sie noch, Preis ist aber deutlich gestiegen.
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