CGI: Design-Technik von morgen
Mit Diamante durch den Tunnel
Schnöde Zeichnungen sind überholt. Künftig fahren neue Fahrzeuge dank CGI-Technik in 3-D-Optik schon über die Straßen, bevor sie einen Motor unter der Haube haben.
Von MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg
Berlin - Der Sportwagen bremst scharf, biegt ums Eck, beschleunigt voll und verschwindet in einem Tunnel. Der Motorsound für das Elektrofahrzeug stimmt zwar nicht ganz, doch darum geht es in dem Video nicht. Der Film soll zeigen, wie das Auto fährt, wie es wirkt und ob die Proportionen stimmen. Denn das futuristische Fahrzeug namens Diamante ist eine reine Animation und soll, wenn überhaupt, erst 2023 auf den Markt kommen.
Die Technik heißt Computer-Generated Imagery (CGI) und ist bei Autodesignern eine mittlere Revolution. Denn anders als noch vor 15 Jahren, als 3-D-Modelle mühsam aus Ton geschält oder in Gips gegossen werden mussten, reicht jetzt die Arbeit am Computer.
Zwar wurden schon vor ein paar Jahren die Fahrzeuge mit speziellen CAD-Zeichenprogrammen erstellt und die Designabteilungen einiger Autohersteller probierten sich an der CGI-Technik. Doch da die Computer noch zu langsam und die Arbeit zu zeitaufwendig war, wurde die Technik wieder verworfen. Die meisten Autokonzerne erstellen heute noch Tonmodelle, die danach gescannt und anschließend als 3-D-Modell visualisiert werden.Da steckt sofort Leben drin
Moderne Computer und die entsprechenden Programme sind leistungsstärker und deutlich günstiger. Die animierten Fahrzeuge lassen sich heutzutage drehen und: sie können sogar fahren – zumindest auf dem Bildschirm.
Thomas Granjard sieht im CGI die Zukunft. Der 22-jährige Franzose studiert in Coventry Automotiv-Design und hat als Abschlussarbeit den Supersportwagen Diamante gezeichnet, modelliert und animiert, ohne dafür vorher ein physisches Modell zu bauen. Bei Designfindung, Entscheidungsprozess und der finalen Produktpräsentation arbeitet er ausschließlich mit 3-D und CGI.
„Es gibt viele Wege zu einem gelungenen Autodesign und jeder Designer entwickelt seine eigene Handschrift, aber in meinen Entwürfen steckt sofort Leben drin. Auch wenn ich bestimmt nicht der beste Zeichner bin, ist mein Entwurf doch ehrlich und nicht überzogen“, sagt der Student, der schon als Elfjähriger Autos malte.
Seine Uni-Abschlussarbeit sollte von Anfang an extrem und kantig sein, dabei schnell, sexy und umweltfreundlich. „Ich wollte eine sehr sportliche Form kreieren, wie bei einem italienischen Sportwagen.
Einen Lamborghini erkennen nicht nur Autofans an seinem extremen und kantigen Design sofort“, sagt er. Eine Animation verstärkt seiner Meinung nach die Emotionen noch. „Es wäre schön, wenn der Diamante sich in zehn Jahren als Nachfolger des Aventador einreihen könnte“, sagt er unbescheiden. Auf das Lamborghini-Emblem musste Granjard aus rechtlichen Gründen verzichten.Red Dot Design-Award
Doch selbst ohne Stier wirkt der Flitzer wie eine mögliche Weiterentwicklung des aktuellen Aventador. Drei Monate benötigte der Student für die erste fertige Zeichnung des italienischen Flitzers.
„Das Schwierige ist immer die richtige Inspiration.“ Für die 3-D-Animation holte er sich die Unterstützung des Designers Tom Nowak von der Agentur Lean Design, die auf CGI spezialisiert ist. Die beiden lernten sich kurz vorher über eine Internetplattform für Kreative kennen.
Vier Monate tüftelten sie an einer möglichst dynamischen Präsentation des Zukunftsprojekts. Die Arbeit wurde nun mit dem Red Dot Award in der Sparte Communication Design ausgezeichnet. In der Branche gilt der Designpreis als Gütesiegel und Ritterschlag zugleich.
Damit das Auto seine Runden schon heute auf einem Bildschirm drehen kann, sind für Designer und Entwickler einige Schritte nötig. Das erste Layout entsteht wie bisher mittels einer professionellen CAD-Software auf den 1000stel Millimeter genau. Daraus lässt sich schon grob eine 3-D-Zeichnung erstellen.
CGI geht aber weiter. Bei der fotorealistischen Visualisierung werden alle vorher errechneten Daten umgewandelt und sichtbar gemacht. Für jede Komponente wie Karosserie, Scheiben, Felgen, Stoßstangen oder Scheibenwischer legt der Designer Materialien und Farben fest, die sich bei der Lichtbrechung oder Reflexion realistisch verhalten.Reifenprofile, Gummilippen und Dichtungen
„Dazu ist fotografisches Wissen und Erfahrung wichtig“, sagt Tom Nowak. So verhält sich einfallendes Licht auf Glas anders als auf Kunststoff, Metallic-Lack oder Aluminium. In der Animation wird das Objekt mit virtuellen Lichtquellen beleuchtet, damit die Reflexionen richtig eingestellt werden können. Dabei ist es gleichgültig, ob es eine realistische Standbild-Animation oder eine Filmsequenz werden soll.
Die Schwierigkeit liegt in der Komplexität eines Autos. „Designer zeichnen in ihren Entwürfen selten Kleinigkeiten wie Reifenprofile, Gummilippen oder Dichtungen, die müssen aber nachmodelliert werden, damit das Auto realistisch aussieht“, sagt der 33-jährige Nowak. Und genau dadurch wirkt das Auto echt.
Dank der neuen Technik können Vorstände und Entwickler neue Modelle und Entwürfe in Originalgröße betrachten, ohne dass teure Prototypen angefertigt werden müssen. Änderungen bei Form und Farbe sowie beim Hintergrund sind schnell realisiert. Windkanal- und Crashtests lassen sich mit den Daten simulieren. Der Nachteil: Die ganz große Überraschung und ein Aha-Effekt bleiben künftig aus.
Noch sind aber nicht alle von der CGI-Technik überzeugt. Für seine Abschlussarbeit muss Thomas Granjard einen Monat lang ein physisches Modell aus Kunststoff bauen. So will es die Prüfungsordnung.
Quelle: MOTOR-TALK
Die klaffende, mit Überbiss versehene Schnauze schaut mir nach einem Predator aus...
http://fc04.deviantart.net/.../PREDATOR___by_adonihs.jpg
Was ist an CGI bitte neu?
so ganz hab ich das auch nicht verstanden, zumal filme mit ihren action-sequenzen dazu ja auch seit jahren die ansprüche hochgeschraubt haben...
doch ganz nett!
Star Trek hatte in den 90ern schon CGI Technik.
da wirkte die oberfläche des raumschiffs aber noch nicht so pricklend, martialisch + groß....;o)
bzw. war das nicht stop-motion / modellbau-8mm-filmerei ?!?
Da gab´s teilweise Misch-Masch, in manchen Sequenzen (teilw. Nahaufnahmen) ein echtes Modell und für andere Sequenzen ein CGI Modell (ging bei Star Trek Voyager dann so richtig los).
so wirken auch moderne Autos, als wären sie weltfremd am Bildschirm entworfen worden.
Aus denen werden nicht mal mehr Grüne Bananen.
Nichts. Wird im Text auch nicht behauptet.
Neu ist nur die Verwendung in der Fahrzeugentwicklung (laut Artikel).
Wobei ich das auch nicht so recht glauben mag, aber wird schon passen.
Ich weiß auch nicht, wie man die hier erbrachte Leistung bewerten möchte.
Mein damaliger Mitbewohner hat ebenfalls CGI-Models und Animation gemacht und die sahen für den Laien nicht schlechter aus. Allerdings schon vor 6-8 Jahren.
Das Design von dem Wagen an sich gefällt mir wohl (auch wenn das Heck etwas merkwürdig aussieht im Profil), das Präsentationsvideo überzeugt aber nicht.
Da wirkt das Auto wie ein RC-Car.
jepp, das ist viel zu eckig und zackig in der bewegung, da will keiner (real) mitfahren !
und auf glatt-poliertem boden ist auch zu klinisch kühl, statt emotional, wie es ein sportwagen einfordert.
Glatt polierte Strassen? Man wollte wirklichkeitsgetreu die Strassen in Deutschland simulieren. Eben ganz real. 😆
Mir kommt beim dem zerklüfteten überladenen Design nur ein Vergleich in den Sinn:
Ein Transformer, der gerade anfängt, sich zu transformen...
Lambos waren mal schön. Damals. Vor 40 Jahren, oder so...
Sieht ganz nett aus, nur die Front könnte etwas flacher abfallen.
Aber sonst finde ich ihn wirklich cool, besonders das Tagfahrlicht, dass in die seite hineinfällt.
Das mit der CGI-Technik kann ich soweit bestätigen, in der Automobilindustrie wird nach wie vor sehr viel mit Holz und Ton gearbeitet.
Viele verwechseln das Ganze vllt mit CATIA...
Sorry, aber der Artikel ist, gelinde gesagt, sehr weit hergeholt.
CGI gibt es schon sei Jahrzehnten, und wird auch schon fast so lange im Designprozess eines Fahrzeugs eingesetzt.
Nur kann CGI einen (Clay)Prototypen oder ein ganzes Mockup eben nicht ersetzen, da man einerseits die Auswirkungen der Beleuchtung auf eine Oberläche nicht wirklich realistisch nachvollziehen kann (auch Raytracing hilft da nicht wirklich) (ich mach ja bei einer Auto-Entwicklung keinen Top-Down-Prozess). Genausowenig kann CGI den echten Tiefeneffekt einer Karosserie (Sicken, Falze etc.) und deren Designbeeinflussung abbilden.
Gegenbeispiel: Nicht ohne Grund sehen Menschen auf Fotos IMMER anders aus als in Wirklichkeit (die Tiefe fehlt nunmal).
Bis es soweit ist, wird noch viel Zeit ins Land ziehen...