Reifendrucksensoren verteuern Reifenwechsel
Mit diesen Extra-Kosten für Winterreifen müssen wir bald rechnen
Ab dem 1. November 2014 hat jeder Neuwagen ein Reifendruckkontrollsystem an Bord. Das hat Nebenwirkungen: Winterreifen werden rund 200 Euro teurer.
Berlin - Die Schonfrist ist vorbei, Brüssel erlaubt keine Ausnahmen mehr: Schon seit November 2012 brauchen neu homologierte Pkw ein Reifendruckkontrollsystem (RDKS). Ab dem ersten November 2014 muss jeder Neuwagen eines an Bord haben. Das hat einen Nachteil: Der Wechsel auf Winterräder kann für Autobesitzer überraschend teuer werden.
Denn auch die Winterreifen brauchen die Messtechnik. Und die ist nicht billig. Organisationen wie ADAC und TÜV Süd setzen für vier Räder 250 bis 300 Euro für die Sensoren plus etwa 50 Euro für Einbau und Programmierung in einer Fachwerkstatt an. Mit eher 200 Euro rechnet Hans-Jürgen Drechsler, Geschäftsführer des Bundesverbands Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV).
Ist im Auto ein indirekt arbeitendes RDKS eingebaut, fallen diese Kosten nicht an. „Aber das sind die wenigsten, fast alle Autobauer setzen bei ihren Modellen auf direkt messende Systeme“, sagt Hans-Jürgen Drechsler. Denn die indirekten Systeme arbeiten viel ungenauer.´
Sensor ist Teil der Typzulassung
Besitzer von Autos mit direkt messendem RDKS könnten nun denken: Wo kein Sensor ist, da fehlt er eben. “Das ist aber ein Trugschluss“, sagt Ruprecht Müller vom ADAC Technik Zentrum. „Als das RDKS noch nicht Bestandteil der Kfz-Typzulassung war, konnte man noch abschalten. Das ist jetzt nicht mehr erlaubt und nicht mehr möglich.“ Kommen keine Messdaten in der Bordelektronik des Autos an, hat der Fahrer permanent eine Fehlermeldung vor der Nase.
Die gute Nachricht: Die Sensoren müssen nicht unbedingt teure Originalteile aus der Vertragswerkstatt sein. Günstigere Universalsensoren aus dem Zubehör können für die meisten Pkw-Modelle angelernt werden. Und: Die Batterie des Sensors, sagt Jürgen Drechsler, hält etwa vier bis sieben Jahre.
Er glaubt ohnehin, dass sich die Investition für die meisten Autofahrer amortisiert. Denn kaum jemand habe ohne die Messtechnik regelmäßig den Reifendruck geprüft; empfohlen wird das alle 14 Tage oder zumindest einmal im Monat. Zu geringer Luftdruck aber hat teure Nachteile: Die Reifen verschleißen bei 0,6 bar unter dem empfohlenen Mindestwert um bis zu 45 Prozent schneller als nötig, sagt Jürgen Drechsler. Die Reifen halten also nur halb so lange.
Außerdem erhöhe sich der Kraftstoffverbrauch um etwa vier Prozent. Beides zusammen, glaubt Drechsler, wird teurer als die Mehrkosten für die Reifendruckkontrolle. Außerdem verschlechtert zu niedriger Luftdruck die Sicherheit und erhöht das Pannen- und Unfallrisiko: Reifenunterdruck und schleichender Luftverlust seien in vier von fünf Fällen Ursache für Reifenschäden während der Fahrt, sagt Jürgen Drechsler.
Alternativen mit Nachteilen
Prinzipiell können die mit dem Neuwagen mitgelieferten Sensoren in andere Reifen eingebaut werden. Wer die Extrakosten durch ein zusätzliches RDKS sparen will, kann also entweder bei jedem Reifenwechsel die Reifen neu auf die gleiche Felge ziehen – oder gleich auf Ganzjahresreifen umsteigen.
Beides hat allerdings Nachteile: Häufiges Umziehen der Reifen schädigt Reifen und Felgen stärker als nötig, außerdem erhöhen sich die Montagekosten. Ganzjahresreifen wiederum sind echten Saisonreifen deutlich unterlegen: Im Sommer verbrauchen sie mehr Sprit, im Winter sind sie weniger sicher.Branche ist vorbereitet
Immerhin: Wer einen Sensorsatz braucht, dürfte auch einen bekommen. „Was die Verfügbarkeit der Sensoren anbelangt, dürfte es trotz der zu erwartenden großen Nachfrage eigentlich keine Engpässe geben", schätzt BVR-Geschäftsführer Drechsler. „Die Branche beschäftigt sich schließlich schon sehr lange mit dem Thema und ist gut vorbereitet.“
Wer zu lange wartet, riskiert natürlich trotzdem, beim ersten Frost oder Schnee nicht mehr fahren zu dürfen. Denn dann sind wintertaugliche Reifen Pflicht – und dazu gehört bei vielen neueren Autos ein funktionierendes Reifendruckkontrollsystem.
Wird das nicht inzwischen über das ABS gemessen, sodass die Sensoren entfallen.
Oder bringt man jetzt Sensoren im Reifen wieder, nur damit Brüssel was zum gängeln hat?
Nur weil die Masse dumm ist, werden schlaue Menschen bestraft?
Zum Glück fahre ich nur Altfahrzeuge.
Solange die Fehlermeldung nicht akustischer Natur ist, könnte ich damit leben...
Den "Sensorenscheiß" kann man wohl nur umgehen, wenn man zu einem Auto greift, das die Werte über die Raddrehzahl ermittelt, was ich für Kundenfreundlicher halte, weil die Technik ja schon an Bord ist; aber mit sowas lässt sich während des Autolebens fürs Autohaus/den Reifenhändler kein Geschäft mehr machen...
Gute Lobbyarbeit scheint in letzter Zeit alles zu sein...und der Verbraucher hat eben keine Lobby, zumindest keine gute Lobby...
Zitat: "Ist im Auto ein indirekt arbeitendes RDKS eingebaut, fallen diese Kosten nicht an. „Aber das sind die wenigsten, fast alle Autobauer setzen bei ihren Modellen auf direkt messende Systeme“, sagt Hans-Jürgen Drechsler. Denn die indirekten Systeme arbeiten viel ungenauer.´
Geht´s noch? Wieso zitiert ein Autoforum so einen Pseudoexperten? Ich wette weniger als 10% aller Neuzulassungen werden direkte Systeme haben. Und es würde mich auch nicht wundern, wenn einige Werkstatten damit Kasse machen, weil die Kunden es nicht wissen.
Gerade war bei SpiegelOnline der gleiche Mist zulesen, warum zitiert ein Autoforum so einen Quark?
Ich bin mal gespannt, ob diejenigen Hersteller, die mit den Sensoren im Reifen arbeiten, die Mehrkosten von 500 € (8-fache Bereifung) tatsächlich an die Kunden weiterreichen.
Wenn das mit der Bürokratie in Brüssel so weitergeht, wird ein Neuwagenkauf für Geringverdiener bald nicht mehr bezahlbar - oder die Rabatte müssen weiter steigen auf 25-30 % für Neuwagen.
Nein, halb so lange halten würden die Reifen, wenn sie doppelt so schnell verschleißen würde, was bei "100% schneller" der Fall wäre. 😉
Ich bin aber sehr gespannt, wie sich das weiter entwickelt. Gerade in kleineren Autos hoffe ich auf indirekt arbeitende Systeme. Für meine neuen 15" Winterreifen habe ich jetzt 260€ bezahlt, nochmal 250€ drauf packen nur für doofe Sensoren - die ich nicht zwingend bräuchte - fände ich ziemlich happig. Wobei das ja eine einmalige Anschaffung sein sollte..
Bringt ein RDKS-Sensor nicht außerdem eine leichte Unwucht in das Rad? Wie viel wiegt so ein Teil denn?
Ich denke das ist mit
gemeint.
notting
Bei mir auch: 300 Öre fur neue Reifen (inkl div Nebenkosten) - zum Glück misst der Polo indirekt und ohne Kosten. Seltsam nur, dass die meisten Kunden offenbar das aufwändigere System bevorzugen (vllt wegen genauerer Messung, "schickerer" Darstellung o.ä.?) - um sich dann über Mehrkosten aufzuregen.
Wow - welch Neuheit... 😆
Mein alter Renault (2003er Baujahr) hat bereits Reifendrucksensoren an Bord, und war dabei nicht gerade ein Technologie-Vorreiter. Batterielebensdauer war für 8 Jahre ausgelegt, nach nun 11 Jahren fallen die Ersten bei weniger als 15 Grad Außentemperatur aus (vor zwei Jahren erst unter -10 Grad). Ersatz kostet offiziell insgesamt 370 Euro (Neue Sensoren, anlernen, Reifen umziehen) - wenn man's nicht macht, ist halt eine Warnlampe an. Fährt man einen anderen Felgensatz - ist eben auch die Warnlampe an. Sehe mich da allerdings deswegen gerade nicht zu Ausgaben genötigt... 😕
(Ja, ich weiß - wär' ungünstig bei der TÜV-Vorführung, aber die ist im Sommer 😉)
Dass die StVO M+S in winterlichen Fällen vorschreibt ist mir bewusst - ist neuerdings etwas von funktionierendem RDKS verpflichtend (außerhalb der HU) hinzu gekommen...?
Abgesehen davon schätze ich die Anzahl an indirektem RDKS (Raddrehzahlsensoren) auch bei Weitem höher ein als die echte Druckmessung - ist halt auch für den Hersteller billiger, der in solchen Fragen nicht zwingend höher springt als nötig.
Diese EU Pfosten. Haben am laufenden Meter nur Gehirnflatulenzen.
... habs mir auch gedacht: Thema ist wirklich alt und auch hier zyklisch diskutiert.
Offenbar sind 80% die teuren Systeme mit extra Sensoren. Diese werden dem Kunden durch viele Hersteller eben seit Jahren untergejubelt.
Hm, bei den Volumenmodellen (Golf, Focus, Astra) sehe ich in den letzten ~10 Jahren fast ausschließlich die Anlern-Taste nach Luftdruckänderung, die Variante mit extra-Sensoren allenfalls in Verbindung mit großer Motorisierung und hoher Ausstattung. Nun ist meine Sicht da natürlich nicht repräsentativ, aber vorstellen kann ich's mir echt nur schwer...
Selbst der aktuelle A6 (4G) hat "nur" ein System über die Raddrehzahlen. Reicht ja auch vollkommen aus. 😉
Braucht es nicht. Das RDKS ist Bestandteil der Neuwagenhomologation und damit der allgemeinen Betriebserlaubnis. Funktioniert sie nicht, erlischt somit die BE.