Triumph Tiger Explorer XCA: Fahrbericht
Mit drei Zylindern gegen die GS
Auf dem Motorradmarkt kann es keiner mit BMWs R 1200 GS aufnehmen. Und trotzdem versuchen es alle. Jetzt ist Triumph an der Reihe - mit der überarbeiteten Tiger Explorer.
Faro - Zu schwer - so lautet einer der Gründe, warum die seit 2012 auf dem Markt befindliche Triumph Tiger Explorer das Segment der hubraumstarken Reiseenduros bisher nicht aufmischen konnte. Dazu kamen Defizite bei Funktionalität und Raffinesse - zumindest im Vergleich mit BMWs Super-Mega-Beststeller R 1200 GS.
Triumph hat die große Tiger (es gibt auch eine kleine 800er) deshalb gründlich überarbeitet. Die Neue kommt ab Mitte März in fünf Ausstattungsversionen zu den Händlern. Die sollten sich freuen, denn die Chancen, dem Dauer-Marktführer R 1200 GS Kunden wegzuschnappen wachsen damit zumindest ein bisschen, wie der erste Fahrtest der Topversion namens Tiger Explorer XCA im Süden Portugals beweist.Die Mutation der Tiger
In vielen Punkten vermag die Explorer zu überzeugen: Der 139 PS starke Dreizylindermotor nimmt perfekt Gas an und mag jede Drehzahl zwischen 2.000 und 10.000 Touren. Das neue Sechsganggetriebe schaltet sich gut und wurde bestens abgestimmt. Überraschend, wie viel die kleinen Fahrwerksmodifikationen (steilerer Lenkkopf, weniger Nachlauf, neue Gewichtsverteilung zwischen vorne und hinten) bewirken: Die Mutation vom unhandlichen Schlegel zum handlichen Großmotorrad ist gelungen - auch wenn eine GS diesbezüglich nach wie vor das Maß der Dinge darstellt.
Intelligent gelöst und bedienungsfreundlich zugleich sind die vielen Möglichkeiten, die Tiger optimal an die Einsatzbedingungen anzupassen: Vier vordefinierte Fahrprogramme – Rain (auf 100 PS limitiert), Road, Sport und Offroad – stehen zur Verfügung, wobei die drei Fahrwerks-Grundangebote (Komfort, Normal, Sport) in insgesamt neun Stufen variiert werden können. Sehr vorteilhaft ist, dass sich das Federbein automatisch nivelliert. Zusätzlich lässt sich auch noch ein „Rider“ genanntes Programm definieren, bei dem alle Parameter – Traktionskontrolle, ABS-Eigenschaften, Gasannahme – individuell hinterlegt werden können.
Road oder Offroad?
Sehr speziell wurde das Offroad-Programm gestaltet. Bei ihm wird zugunsten stets vorhandenen Vortriebs nicht alleine die Traktionskontrolle ausgeschaltet, sondern auch der ABS-Eingriff modifiziert – und zwar besonders intelligent: Wer am Handhebel zieht, aktiviert Front- und Hinterradbremse, beide perfekt ABS-beaufsichtigt. Tritt man aber das Bremspedal, wird das Hinterrad-ABS deaktiviert und man kann sich das blockierende Rad fürs gewünschte Fahrmanöver nutzbar machen.
Pfiffig ist auch, dass im Road-Modus die Fahrzeug-Elektronik innerhalb von sechs Sekunden auf den Wechsel von Asphalt- zu Naturstraße reagiert und sich automatisch den veränderten Fahrbedingungen anpasst (Traktionskontrolle, ABS, nicht jedoch die Federung). Dass die 270 Kilogramm wiegende Tiger Explorer XCA trotz klar verbesserter Fahrbarkeit nach wie vor ein großer Brocken mit vergleichsweise hohem Schwerpunkt ist, kann sie aber weder bei steiler Offroad-Bergabfahrt und schon gar nicht beim Rangieren verbergen.
Viel Lob und kleine Macken
Ein ausdrückliches Lob muss man den Triumph-Entwicklern für die Bedienlogik des Bordcomputers aussprechen: Wenige Tastendrucke genügen, um wichtige Parameter auch während der Fahrt zu verstellen. Die Ablenkung vom Verkehrsgeschehen ist deshalb geringer als bei vielen anderen Hightech-Bikes. Von Vorteil für viele Fahrer ist, dass es die große Tiger auch in Low-Version gibt. Ein tiefergelegtes Fahrwerk mit reduzierten Federwegen und dünner gepolsterten Sitzen macht eine minimale Sitzhöhe von bemerkenswerten 78,5 Zentimetern möglich.
Trotz des vielen Lobs: Auch die supervoll ausgestattete XCA-Version der Tiger Explorer samt Elektro-Windschild und Sitzheizung ist vom perfekt gemachten Motorrad noch ein Stückchen entfernt. So gibt es auch gegen Mehrpreis weder LED-Tagfahrlicht noch LED-Vollscheinwerfer, auch ein Schaltassistent ist nicht im Angebot. Die Mühe, ein Navigationsgerät werksseitig in die Fahrzeugkonzeption einzubinden, hat sich Triumph ebenfalls nicht gemacht. Bei einem Fernreisemotorrad, das inklusive der ordentlich gemachten Alu-Seitenkoffer an die 20.000 Euro kostet, darf man diesbezüglich mehr erwarten.
Triumph Tiger Explorer XCA: Technische Daten
- Motor: Flüssigkeitsgekühlter Dreizylinder-Reihenmotor (1.215 ccm Hubraum)
- Leistung: 139 PS bei 9.300/min
- Drehmoment: 123 Nm bei 6.200/min
- Getriebe: 6 Gänge, Kardan
- 0 – 100 km/h: ca. 3,5 Sekunden
- Vmax: 211 km/h
- Verbrauch: 5,3 l/100km (Testverbrauch: 6,3 l/100km)
- Fahrwerk: Upside-down-Telegabel mit elektronisch einstellbarer Zug- und Druckstufendämpfung vorne (19 cm Federweg), luminiumguss-Einarmschwinge hinten (19 cm Federweg)
- Räder: Aluminiumfelgen mit Stahlspeichen, Reifen 120/70 R 19 (vorne), 150/70 R 17 (hinten)
- Bremse: 305 mm Doppelscheibenbremse vorne, 282 mm Einscheibenbremse hinten
- Assistenzsysteme: Kombinations-ABS mit Kurvenfunktion und Offroad-Programm, Traktionskontrolle, Ride-by-Wire mit 5 Motor-Mappings, Geschwindigkeits-Regelanlage, elektronische Fahrwerksverstellung, Antihopping-Kupplung, Reifendruckkontrolle
- Radstand: 1.520 mm
- Sitzhöhe: 837/857 mm
- Gewicht: 270 kg (fahrfertig)
- Tankinhalt: 20 l
- Preis: 18.600 Euro (Baureihe ab 14.300 Euro)
Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
Ich bin kein grosser BMW Fan, aber die R 1200 GS ist einfach perfekt ausbalanciert.
Ob KTM oder Triumph, die auch tolle Motorräder sind - es kommt bislang keiner an das GS Handling heran. Die Mehr PS braucht keiner.
Ich habe die Maschinen alle mal im Vergleich gefahren. Man muss sehen, ob die neue Abstimmung der Triumph besser ist.
Ich habe noch eine 1150 GS, die ich auch nicht hergebe, die sich wunderbar fährt, eben eine GS. Nur,
die Triumph Tiger Explorer ist eine Top Maschine die sich nicht verstecken muß. Vom Motor her klar besser😉, Fahrwerk ebenbürtig. Ob einen Led-Sw wichtig sind muß jeder für sich entscheiden. Dann muß man zu anderen Herstellern greifen. Der überwiegende Teil der Fahrer fährt sowieso Straße und sieht eh nie Offroad.😆
Gruß aus Berlin
Navi im Zweirad scheint nur äußerst langsam zu kommen...
270 kg. Das sagt alles.
So richtig hübsch sind diese Großenduros, abgesehen vielleicht von der aktuellen und der vorherigen Multistrada, ja alle nicht, da macht auch die Marktführerin wirklich keine Ausnahme.
Die Tiger allerdings finde ich in besonderer Weise unschön. Brrrrr....
@AE01a richtig die GS hat nur 238KG.
Wie lange wird schon versucht die GS zu übertrumpfen oder einzuholen, als ich meine 1150GS noch hatte war das schon so und keiner hat es geschafft, und wer einmal das BMW Virus hatte speziell die GS der will nichts anderes mehr, so kenne ich das da können die anderen sich auf dem Kopf stellen.
Sieht man ja an der Verkaufs- und Zulassungszahlen.
Die anderen Motorräder können bestimmt einiges besser aber das Gesamtpaket macht es aus was die GS so erfolgreich macht.
Guten Tag.
Habe so das Gefühl, das so einige Motorradfahrer nicht genau wissen was für Typ Moped für sie richtig ist. Darum werden andere Motorräder als unverständlich schlecht geredet. Auf jeden Fall ist die GS die Maschine, an der gemessen wird für die SUV- Klasse. Nur die will nicht jeder fahren. Beim Komfort haben viele Hersteller ganz schön aufgeholt. Ich mag auch nicht geschüttelt, sondern gerührt. Und so gibt es so einiges was man bevorzugt. Die Tiger kann sich da schon sehen lassen.
Gruß Stino5
Was sagt das "alles" ?
Die Aktuelle bin ich mal gefahren. Hat in mir keinen "Habenwollenreflex" ausgelöst. Schaltung hart, Motor irgendwie emotionslos (nicht kraftlos). So ein Trum brauch ich nicht.
Keine Schönheit vielleicht, aber auch kein "Auffahrunfall", wie von den Bayern.
IST DAS SO?
Schau dir die Verkaufszahlen an welche Maschine da viele Jahre schon auf Platz 1 (Deutschland ) ist durch die Bank weg, einzig die Neuauflage der Honda Africa Twin könnte da etwas drann rütteln die wird sich wohl sehr ordendlich verkaufen, war seinerzeit schon ein klasse Bike.
(Nein mir gefällt die aktuelle GS LC auch nicht der Schnabel ist furchtbar da war die alte 1200 viel schöner, vor allem als "Triple Black" der Traum)
Wie gesagt, "schön" sind sie alle nicht. Die GS wirkt auf mich aber doch ein bisschen weniger hässlich - jedenfalls als R1200. Bei den F-Modellen siehts dann schon wieder etwas anders aus.
...was soll´s, eh alles nur Geschmacksache.
Genau so ist es.
Natürlich spielt das Markenimage und vielleicht auch das angebotene, umfangreiche Zubehör auch eine Rolle.
Vielleicht ist auch der grösste Fehler, wenn man die GS zuerst fährt. Gut - kaufen!