Mercedes Concept EQ: Mitfahrt, Daten, Bilder

Mit Touchpad und Reichweiten-Kartoffel

Heiko Dilk

verfasst am Sat May 13 00:01:08 CEST 2017

Daimler macht langsam elektrisch mobil. 2019 kommt der EQC, das erste E-Mobil einer neuen Generation. Wir durften in seinem Vorboten mitfahren. Unterwegs im Concept EQ.

Mercedes Concept EQ: Wir durften jetzt erstmals im Zukunftsmodell mitfahren, auf dem Euref-Campus kommt der autonome Minibus Olli dem EQ entgegen
Quelle: Daimler

Berlin – Auf dem Euref-Campus in Berlin-Schöneberg wird an der Zukunft gebaut. Unternehmen für nachhaltige Energiewirtschaft und Mobilität haben sich angesiedelt. Eine kleine Armada von Elektroautos steht und fährt herum. Die Dichte an Ladesäulen ist höher als die von Dönerbuden in Neukölln. Regelmäßig kommt Olli vorbei. Der autonome Minibus von Local Motors fährt nach Fahrplan.

Trotzdem verursacht das Concept EQ von Mercedes einen kleinen Menschenauflauf im „Stadtquartier der Zukunft“. Oder: Gerade deswegen. Die Leute hier zweifeln nicht an der Elektromobilität, sie arbeiten an ihrer Alltagstauglichkeit. Oder daran, den Müll abzutransportieren. Zwei Männer in Orange wollen schnell ein Foto machen, als wir den EQ parken. „Unser ist auch ein Mercedes“, ruft der jüngere und zeigt auf den dieselnden Atego-Müllpresswagen.

Wir durften jetzt mitfahren in dem, was Mercedes sich unter der Zukunft vorstellt. Im ersten Elektroauto einer neuen Generation. Mit mehr Reichweite, mehr Sexappeal und mehr Zuspruch als beispielsweise eine B-Klasse Electric Drive. Das Serienmodell zur Studie wird in Bremen und Sindelfingen gebaut, es kommt in zwei Jahren als EQC auf den Markt. Bis 2025 soll es zehn EQ-Modelle geben.

Beim Design bleibt Daimler eher konservativ, das Concept EQ hat sogar angedeutete Auspuffblenden
Quelle: Daimler

Mitfahrt im Concept EQ: Die 300 kW spürt man noch nicht

Die Mitfahrt ist ein kleiner Vorgeschmack darauf. Das Auto ist ein Einzelstück. Was für Technik wirklich unter der Karosserie steckt, verraten die Leute von Mercedes nicht. Jörg Weinhold ist Produktmanager Alternative Antriebe bei Daimler. Er sagt, es sei im Prinzip die gleiche Konfiguration wie später im Serienmodell EQC. Das Versprechen für die Serie: 500 Kilometer Reichweite.

Dann stecken Akkupakete mit 70 kWh im Boden zwischen den Achsen. Sie speisen einen Elektromotor an jeder Achse. Die Kraftverteilung wird elektronisch voll variabel geregelt. Bis zu 300 kW (408 PS) Gesamtleistung soll der EQC je nach Konfiguration erreichen. Der Preis? "Konkurrenzfähig", verspricht Weinhold. Wir rechnen mit einem Einstieg bei 60.000 Euro. Das Topmodell wird teurer.

Im Schatten des Gasometers, wo Günther Jauch früher seine Talkshow aufzeichnete, ist davon noch nicht viel zu spüren. Das Einzelstück fährt. Elektrisch. Vielmehr erstmal noch nicht. Für vielmehr ist auf dem Gelände auch kein Platz.

Den Kühlergrill täuscht Mercedes beim Concept EQ auch noch an
Quelle: Daimler

Concept EQ: Bedienkonzept der Zukunft

Man sitzt recht hoch im EQ, und nach oben fehlt größeren Insassen Luft. Sitze, Glasdach oder die Monitore an den Rücklehnen der Vordersitze sind Showcar-Elemente. Statt Rückspiegel gibt es kleine Kameras an der Seite. Die wären im Prinzip zulassungsfähig, sagt Designer Thomas Sälzle. An der Integration müsse aber noch gearbeitet werden. Tatsächlich sitzen die Monitore dazu in den Türen. Erkennen kann man darauf deutlich weniger als auf klassischen Außenspiegeln.

Von Science Fiction ist der EQ trotzdem weit entfernt. Das Touchpad in der Mittelkonsole und das Widescreen-Display vor dem Fahrer erinnern an aktuelle Modelle. Im Menü sind längst nicht alle Funktionen verfügbar, aber die Bedienung fühlt sich auf Anhieb intuitiv an.

Fingertipp und -wisch bedienen Klima und Radio auf einem kleinen Zusatzbildschirm vor dem Touchpad. Farbige Wellen symbolisieren Lautstärke oder Temperatur- und Lüftungseinstellungen. Zusätzlich ändern sich Farbe und Intensität von Lichtbändern und Lüftungsdüsen im Interieur mit jeder Einstellung.

Die simulierten Tacho-Tuben sind nur eine Option von mehreren, die künftig konfigurierbar sein sollen
Quelle: Daimler

3D-Karten von Here nah an der Realität

Der Tacho wird natürlich digital simuliert. Weniger altmodisch als in E- oder S-Klasse, deutlich stärker reduziert. Später sollen die Kunden das individualisieren können. Mehr oder weniger Infos sind darstellbar, verschiedene Stile für die Instrumente.

Einen wichtigen Teil des Displays bildet die Navi-Karte. Beim Start zeigt sie nur die „Reichweiten-Kartoffel“, wie Vera Schmidt das nennt. Schmidt ist bei Daimler fürs Digital-Design zuständig. Die „Kartoffel“ bildet die aktuelle Reichweite ab. Abhängig von Verkehr, Topographie und Strecke.

Bei der Fahrt – die ist im Cockpit noch simuliert – breitet sich die Karte aus und zeigt dreidimensionale Häuserschluchten. Einzelne Gebäude lassen sich farblich hervorheben oder verschwinden im virtuellen Boden, wenn sie nicht relevant sind. So soll es leichter werden, Restaurants, Theater, Firmen oder sontige Ziele anzusteuern.

Die Scheinwerfer des Concept EQ werden es so wohl nicht in die Serie beim EQC schaffen
Quelle: Daimler

Das Concept EQ pulsiert beim Laden

Oder Ladesäulen. Nähert sich das Concept EQ einer Lademöglichkeit, zeigt ein Ton und die Lichtstimmung im Auto das an. Routen, die fürs induktive Laden ausgerüstet sind, werden auf der Karte rot angezeigt. Mercedes hat einen pulsierenden Sound programmiert, der das Laden akustisch erlebbar macht.

Zukunftsmusik, logisch. Induktives, also berührungsloses Laden steht noch am Anfang. BMW hat kürzlich eine induktive Ladestation für den Plug-in-Hybrid 530e vorgestellt. 2018 soll sie in Serie gehen. Für rein batterieelektrische Autos bringt die Technik wenig. Bei BMW kann die Platte unter dem Auto mit etwas mehr als 3 kW laden. Der 9,2-kWh-Akku im 530e ist in 3,5 Stunden voll. Bei einer Kapazität von 70 kWh wie im EQ würde das länger als einen Tag dauern.

Daran hängt es eben immer noch. Am Laden. Daimler, BMW, Ford und Volkswagen haben ein Konsortium gegründet und wollen an allen wichtigen europäischen Verkehrsachsen Schnelllader installieren. Zunächst sollen es 400 Stück sein, bis 2020 schon „Tausende“. Dort sollen Elektroautos mit bis zu 350 kW laden. Der EQC sollte dann in einer Viertelstunde voll sein.

Beim Design bleibt Daimler eher konservativ, das Concept EQ hat sogar angedeutete Auspuffblenden
Quelle: Daimler
Das Concept EQ fährt schon, aber noch nicht mit voller Leistung und Reichweite
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Rund 4,70 Meter misst das Concept EQ in der Länge, die flache Dachlinie spürt man im Innenraum
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Den Kühlergrill täuscht Mercedes beim Concept EQ auch noch an
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Die sogenannte "Fackel" im Scheinwerfer führen die Designer beim Concept EQ in Blau aus
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Statt Rückspiegel gibt es im Concept EQ Kameras
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Die Scheinwerfer des Concept EQ werden es so wohl nicht in die Serie beim EQC schaffen
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Das Glasdach heizt den Innenraum des Concept EQ etwas auf
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Der Kühlergrill bleibt vermutlich auch am EQC als Designelement (oder: Attrappe) vorhanden
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Die Navi-Karte erstreckt sich über das komplette Widescreen-Display
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Die simulierten Tacho-Tuben sind nur eine Option von mehreren, die künftig konfigurierbar sein sollen
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Die Bedienung des Touchpads im Concept EQ fühlt sich intuitiv an, mit dem großen Touchpad lässt sich zum Beispiel die Navi-Karte zoomen und drehen
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Hinterm Lenkrad durften wir nur im Stand Platz nehmen
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Auf dem Beifahrersitz spürt man, dass das Concept EQ noch nicht fertig ist, für den ersten Eindruck reicht die Mitfahrt
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Aktuell lädt das Concept EQ maximal mit 22 kW, das Serienmodell EQC soll mit bis zu 350 kW aufgeladen werden
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