Porsche 919 Hybrid: Vorbereitungen für Le Mans
Mit vier Zylindern gegen vier Ringe
Porsche will zurück nach Le Mans. Am liebsten aufs Podium und am besten vor Konzernkonkurrent Audi. Die Vorbereitungen laufen, aber die Zeiten stimmen noch nicht.
Von MOTOR-TALK Reporter Stefan Grundhoff
Bahrein - Der Sekundenzeiger springt ein letztes Mal um. Mark Webber und sein schwarz-weiß getarnter Porsche 919 Hybrid schießen nach 1:53 Minuten durch den Zielbogen. Zu langsam, um schon konkurrenzfähig zu sein: Im vergangenen Jahr rasten die besten Fahrer in ihren LMP1-Boliden zehn Sekunden schneller um die Rennstrecke in Bahrein. Das junge Prototypen-Team von Porsche muss noch viel arbeiten, abstimmen, verbessern. Denn im Juni wollen die Zuffenhausener nach Le Mans. Niemand spricht es aus, aber das Ziel ist klar: Der Hybrid-Renner soll gewinnen. Wie der TWR-Porsche WSC-95 vor 16 Jahren.
BMW-Experte im Porsche-Team
Friedrich Enzinger, LMP1-Leiter bei Porsche, gibt sich verhalten: „Die Vorgaben für das erste Jahr stehen: Ankommen und wettbewerbsfähig sein.“ Wer Porsche kennt, der weiß, dass es damit allein nicht getan ist. Enzinger hat mit BMW viel Langstrecken-Erfahrung gesammelt, auch bei deren Le-Mans-Sieg 1999. Jetzt soll er ein neu gegründetes Team mit 230 Leuten führen, am besten aufs Podium. Das Projekt könnte schwerer kaum sein, denn in Le Mans ticken die Rennuhren bekanntlich anders.Im Westen Frankreichs sind Erfahrung, Strategie und Ruhe wichtiger als in jedem anderen Rennen. Ein Sieg zählt hier doppelt: Er hilft dem Image und den Serienmodellen. Denn in keiner anderen Rennserie gibt mehr Technologietransfer von der Rennstrecke zur Straße. Das war in den 20er- oder 50er-Jahren kaum anders als in der vergangenen Dekade. Seriensieger Audi vergoldete Direkteinspritzung, Turbodiesel oder Elektro-Unterstützung auf dem Sarthe-Kurs und brachte die Technik scheibchenweise in seine Straßenmodelle.
Rennmotoren mit Spritspar-Technik
Dieses Jahr ist in Le Mans alles anders. Denn mit Vollgas allein lässt sich keine Rolex gewinnen. Der Veranstalter honoriert den Einsatz von Hybridmodulen in den Hochgeschwindigkeitsrennwagen. In der Topliga kämpfen Toyota, Audi und Porsche gegeneinander, mit weniger als fünf Litern Kraftstoff pro Runde. Jeder Hersteller fährt mit einem eigenen Durstlöscher: Audi setzt auf einen Diesel-Hybriden, Toyota auf einen V8-Hochdrehzahl-Benziner und Elektro-Unterstützung. Porsche geht mit Downsizing an den Start.„Die Idee eines V4-Turbos war schon da, als ich im Dezember 2011 hier angefangen habe“, erinnert sich der technische Leiter Alexander Hitzinger, „heute sind Gewicht und Effizienz bei einem LMP1-Rennwagen längst das Entscheidende.“ Über die Leistungsdaten des V4-Turbos hinter dem Sitz des Piloten schweigt sich Hitzinger ebenso aus wie über das Potenzial des Elektromoduls für die Vorderachse. Der hoch aufgeladene Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum dürfte jedoch allein rund 500 bis 550 PS leisten. Der zusätzliche Schub der Elektromotoren vorne sollte nochmals rund 250 bis 300 PS beitragen.
Vier Zylinder und fünf Liter Sprit
Die vergleichsweise müden Rundenzeiten von Bahrain stören Hitzinger und Enzinger kaum. „Nicht alles kann aus Daten herausgelesen werden“, sagt Alexander Hitzinger, „wir brauchen die Fahrer als Informationsquellen und sind um jeden Kilometer für die Komponenten dankbar. Da ist Bahrain einfach perfekt.“ Der Abstecher in die Emirate soll Team, Fahrer und Autos ein Stück zusammenrücken.Es geht darum, Erfahrungen mit Komponenten zu machen und eine erste Rennstrategie zu entwickeln. Zunächst für Silverstone – dort findet im April das erste Rennen statt. In Le Mans, dem Saisonhöhepunkt im Juni, muss dann nicht nur die Zeit stimmen, sondern auch der Verbrauch.
Das soll der komplett neu entwickelte Vierzylinder ermöglichen. Der hat noch seine Mucken, wie Alexander Hitzinger zugibt: „Ein Vierzylinder in V-Form hat Nachteile, aber eben auch Vorteile. Wir haben mit einem Achtzylinder angefangen und diesen durchgeschnitten. Es ist alles wahnsinnig komplex. Die Vibrationen vom Vierzylinder waren anfangs ein Problem für uns." Doch das sei nach den ersten Tests in Portimao gelöst.
Vierzylinder für Straßen-Porsche
Immer wieder unterstreicht Porsche-Entwicklungschef Wolfgang Hatz als oberster Kopf des Teams den Technik-Transfer-Gedanken. Es ist längst kein Geheimnis, dass Porsche an Vierzylindern experimentiert. Der erste Vierzylinder seit dem Auslaufen des Porsche 968 startet 2016 im Porsche Macan. Boxster und Cayman sollen folgen. Le-Mans-Ehren kämen der Marketingabteilung gerade Recht.Doch noch gibt es viel Arbeit. Daran ändern auch die zunehmenden Kilometer nichts, die der Porsche 919 Hybrid an diesem Trainingstag in Bahrain abspult. Abends geht eine Sammel-Kurzmitteilung durchs Team: 1.040 Kilometer gefahren. Alle sind zufrieden – vielleicht sogar mehr als das. Besonders das österreichische Technik-Doppel Hitzinger / Einzinger. Und Marc Lieb, der am späten Nachmittag noch mehr Testrunden als Fahrer Mark Webber absolviert.
Quelle: MOTOR-TALK
Oha! Das verspricht spannend zu werden! Ich wollte nach Spa zum Meisterschaftslauf. Vielleicht bin ich auch in Le Mans, aber das wird mit dem Urlaub schwer, weil da die ganzen Kollegen mit ihren Blagen unterwegs sind. 🙁
Hmm.. der letzte LeMans Motorblock fand seinen Weg in den Porsche Turbo.. gruselige Vorstellung bei einem V4 😆
Ist aber schon ein wenig kurios, unter dem Dach eines (VW-)Konzerns wird 2-fach irrwitzig viel Geld und Manpower in sowas reingesteckt....!
So ein V4 hört sich doch gut an.....
http://www.youtube.com/watch?v=K6bjUI-KQbg
😆
Finde ich aber gut. So hat man wenigstens fairen Wettbewerb im eigenen Konzern. Und die Konzernführung kann eigentlich auch nur (Le Mans) gewinnen. 😊
Audi hat ja jetzt mehr als ein Jahrzehnt fast nur dominiert und regelmäßig Le Mans gewonnen (nicht immer die Sportwagenweltmeisterschaft). Zwischendurch hat VW auch mal wieder Bentley (erfolgreich) in Le Mans antreten lassen. 😆
Das ist halt so ein Marketing-Spiel. Aus Le Mans holt man einiges. Ist zwar nicht unbedingt in Deutschland populär, aber International ist das recht hoch angesehen.
Die Jungs aus Paderborn holen 800 bis 1000 PS aus den 2l 4Zylinder von VW. Da sind die 500PS ja noch gar nicht so viel. 😆
Aber das man auf V4 statt R4 setzt hätte ich nicht erwartet. Man kann auch ein V8 längs halbieren 😉 Oder wie bei Ford der Kent Motor entstanden?
Vllt liegt es an den Platzverhältnissen, das der V4 besser ist.
Auch wenn nach und nach die 6, 8 und 12 Zylinder aussterben, was automobilhistorisch schmerzt und dem Zeitalter geschuldet ist, muss man doch das Engagement honorieren, Motoren produzieren zu wollen, die uns auch in Zukunft Spaß bringen werden.
Bleibt zu hoffen, dass viele Erkenntnisse aus dem Event Le Mans 2014 in die Serienproduktion fließen.
Gruß Christof
Ich glaube das liegt daran das man so einen kleinen V Motor sehr kompakt bauen kann was wiederum der Aerodynamik zu Gute kommt. Da gabs ja mal in GT5 dieses kranke Ding von dem Newey. Dort hieß es das man auf den V6 zurückgegriffen hätte, da er sich am besten mit der Aerodynamik vertragen hat und man auf der anderen Seite genug Leistung hat rausholen können.
Und man muss auch bedenken, dass die Dinger 24 Stunden Vollgas aushalten müssen! Nicht vergessen! Was die Jungs in Paderborn (welche eigentlich?) aus VW-Aggregaten rausholen wird niemals so Vollgasfest sein, dass man es 24 Stunden durchtreten kann. 😉
V4 bauen sehr kurz - und das wird - wie Dynamix schon beschrieben hat - aerodynamische Vorteile haben - und ist bestimmt auch besser platzierbar für die Gewichtsverteilung. Außerdem ein gewisser Gewichtsvorteil ggü. den 6-Zylindern.
Audi hat ja auch den V10 gegen einen V6 getauscht. 😉
Man holt ja immerhin aus 2 Liter Hubraum haltbar 550 PS raus. Man wird mit einem 4 Zylinder wahrscheinlich länger draußen bleiben können pro Stint. 😊
Geht doch. Damals holte man in der Formel 1 aus einem 1,5 Liter BMW-Vierzylinder bis zu 1400PS, wenn ich mich recht erinnere. Der hielt zwar nicht lange, ging aber ganz ordentlich... 😆
Du kannst auch theoretisch 10.000 PS aus ein Liter Hubraum generieren. Ist nur die Frage wie lang das hält. In Le Mans muss das Triebwerk halt 24 Stunden sauber laufen - und am besten mit Sicherheitsreserven.
Transfergedanke, blabla, niemals wird in die Serien-Porsches ein V4 Motor arbeiten. Da kommt ein 0815 R4 aus dem VW-Regal rein!
Sollte der Porsche mit dem Vierzylinder gewinnen, schlachten sie es marketingtechnisch voll aus, dabei werden die Motoren absolut nichts gemein haben.
Warum eigentlich kein Boxer-Vierzylinder? Würde deutlich besser zu Porsche passen, der erste Sportwagen von denen, der 356 hatte so einen, natürlich auch Porsches Käfer.
Wieso muss es denn immer ein Boxer sein? Porsche hatte auch Motoren in V-Anordnung. Man denke an die Transaxles. Und man denke an den Porsche 917! Der wohl legendärste Porsche, der je in Le Mans gestartet ist. 😉
Letzterer hat die Marke übrigens populär gemacht. Und von daher gründet sich auch der Mythos. 😉
Insofern hat das schon seinen Sinn. Weniger der Transfergedanke, das ist richtig. Trotzdem kommen in Le Mans noch ganz andere Technologien zum tragen, die später wichtig werden könnten. Bspw. hatten die ersten Traktionskontrollen ihren Ursprung im Motorsport. Turbolader, Aerodynamik, Energiegewinnung durch die Bremsen, etc. 😉
Blödsinn, ein Reihenvierzylinder passt nicht in den Boxster rein Längs ist er zu lang, quer passt er nicht ans Getriebe und den Abtrieb. In den Boxster passt nur ein 4-Zylinder Boxer.