Autos für den Film: Reportage
Moviecars: Stuntprofis und Statisten aus Blech
Herbie war auch bloß ein Käfer aus der Requisite: Jan Kubkowski vermittelt solche Fahrzeuge an die Filmindustrie. Für MOTOR-TALK öffnet der Berliner seine Garage.
Berlin - „Ich habe denen gesagt: Hey Leute, das ist ein Quattro”, erinnert sich Jan Kubkowski und grinst. Einen Audi RS7 sollte er für die Stunt-Szenen in „Hitman: Agent 47” besorgen. Klar, mit seinen 560 PS ist das Biturbo-Coupé Verfolgungsjagd-tauglich. Aber der Audi sollte auch ordentlich um die Kurven driften.
Driften? Der technische Einwand löste bei der US-Filmcrew nur Fragezeichen aus. „Quaaattroooo – der RS7 hat Allradantrieb!”, wurde Kubkowski konkret. Driften kann man natürlich nur mit Hecktrieblern - Ausnahme auf Eis und Schnee. Aber da hörten die Filmleute schon nicht mehr zu.
Auftrag ist eben Auftrag. Und „Geht nicht” gibt es nicht im Filmbusiness, sagt Jan Kubkowski. Er musste also einen driftenden Super-Audi liefern, und das möglichst bald – wie, das war den Produzenten ziemlich schnuppe.
Kubkowski ist verrückte Aufträge gewöhnt, und meist findet er eine Lösung. Der Berliner hat sich auf die Organisation von Fahrzeugen für die Filmindustrie spezialisiert. Mit zwei Kollegen führt er das Unternehmen film-autos.com, nach eigenen Angaben Europas größte Oldtimer-Datenbank für Kinoproduktionen, TV-Spots und andere Events.C-Rekord ja, 60 Panzer nein
„Unser Fundus umfasst mehr als 3.500 Fahrzeuge”, erklärt Kubkowski, „vom Mofa bis zum Binnenschiff”. Das Gros der Oldtimer sind natürlich Autos. Die meisten gehören Privatleuten und können auf Wunsch für ein paar Drehtage gebucht werden. Einige automobile Requisiten stehen auch auf Kubkowskis Hof, eine knappe Autostunde östlich von Berlin entfernt.
So verwittert auf dem Gelände zum Beispiel ein alter Rekord C aus Bernd Eichingers „Der Baader Meinhof Komplex” - einem Film über die linksextremistische Rote Armee Fraktion.
Nebenan steht ein brauner Polski Fiat 125p, der in der TV-Serie „Weißensee” mitspielte. Wenn eine Produktionsfirma ein Auto bucht, winken dem Halter oder Verleiher zwischen 300 Euro und 800 Euro pro Drehtag, je nach Aufwand und Fahrzeugtyp. Ein Renault Clio für die Statistenrolle am Straßenrand ist natürlich günstiger als ein Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg.
Einmal fragte eine russische Filmproduktionsfirma „sechs bis zehn Tiger-Panzer” aus Ex-Wehrmachtsbeständen an, für 60 Drehtage. „Da habe ich denen gesagt: Vergesst das mal ganz schnell wieder”, sagt Kubkowski und lacht.
Papamobil aus GFK
Allen Anfragen kann der Berliner eben doch nicht gerecht werden. Aber vielen. Für Sonderwünsche baut Kubkowskis Spezialfirma Pit-Crew auch schon mal ganze Autos auf, um oder nach. Eine Mercedes M-Klasse beispielsweise wurde mit einem Sonderaufbau aus GFK zum Papamobil umgerüstet und spielte in einer Komödie von Bully Herbig mit.
Für den Actionfilm „Point Break” fabrizierte die Crew nicht weniger als 16 italienische Polizeiautos. Für eine Riesen-Schießerei vor einer Bank, bei der herumstehende Fahrzeuge von Kugeln durchsiebt werden. „Bei dem Dreh wurden alle 16 Autos zerkloppt”, erzählt der Filmausstatter und grinst.
Privat steht der 35-Jährige eher auf Brot- und Butter-Autos. Während die Ex-Filmfahrzeuge draußen im Freien stehen, darf ein altes Alltagsauto Plätze in der trockenen Halle parken: Gleich zehn Ford Escort MK2 verwahrt Kubkowski in seiner Schrauberhalle. Vor 40 Jahren mobilisierte der kompakte Hecktriebler in Deutschland die Massen, zusammen mit seinem Hauptkonkurrenten Opel Kadett C.
Leidenschaft: Ford Escort Mk2
Warum diese Wertschätzung? Der Escort gilt als einer der erfolgreichsten Rallye-Wagen der Automobilgeschichte. Schon die zivilen Versionen hatten ein hervorragendes Leistungsgewicht, die getunten Rennversionen waren Geschosse. Mit Escort RS 1800 wurden Björn Waldegard 1979 und Ari Vatanen 1981 als bis heute einzige Fahrer in einem Ford Rallye-Weltmeister. 1979 holte Ford zudem mit zahllosen Siegen den Markentitel.
Das Escort-Topmodell in Deutschland war der RS 2000 mit zwei Litern Hubraum, 110 PS und Frontpartie aus Polyurethan. Genau so einen RS 2000 hat Jan Kubkowski in seiner Schrauberhalle stehen. Bald will er aus den zehn zusammengehamsterten Escort einen richtigen Rally-Wagen aufbauen und auf echte Rennpisten gehen.Rutsch-Kit für den Hitman-Audi
Und was wurde aus dem Audi RS7 für „Hitman: Agent 47”? Zunächst fragte Kubkowskis Team bei Audi in Ingolstadt an: ob es technische Möglichkeiten gebe, aus dem RS7 Quattro einen RS7 mit Heckantrieb zu machen. „Die gab es natürlich nicht”, erzählt der Filmausstatter. Bei modernen Allradantrieben lässt sich die elektronisch geregelte Kraftverteilung nicht einfach umprogrammieren.
Lange wurde hin- und herüberlegt. Die Lösung „Easydrift”. Ein Tunig-Kit aus den USA, bei dem Plastikringe über die Hinterräder gezogen werden. Das entfernt effektiv jeden Grip und führt zu einem Fahrgefühl wie mit Sommerreifen auf der spiegelglatten Eisfläche. „Damit kann man auch einen Bus zum Driften bringen”, sagt Kubkowksi. Oder eben einen Audi Quattro.
Für den Audi Quattro hätte er Walter Röhrl als Fahrer engagieren sollen, der schafft driften auch mit einem Alllradfahrzeug.
Schade das die Autos da so vergammeln ....
Angeblich + virtuell, die (Foto-)Realität zeigt dann aber ziemlich ernüchterndes dahingammeln und ob das immer so zulässig ist ?!?
Schade. Vielversprechende Überschrift, ernüchternder Artikel. Es wird ja mehr - vor allen bei den Fotos - auf seine Leidenschaft für die Ford Escorts eingegangen.
Ich machte mal die Bekanntschaft eines Mannes der gelegentlich Oldtimer an Filmleute ausgeliehen hat. Das hat er aber relativ schnell wieder aufgegeben.
Seine Begründung: Die machen alles, aber auch wirklich alles kaputt.
seufz, glaub ich - einen echten Oldtimer/Rarität, das gibt man so schnell+leichtfertig als Enthusiast dazu nicht her.
Wo war doch zuletzt versehentlich ein solcher/echter bei dreharbeiten futsch gegangen, weil man eigentlich für den stunt doch ein double hatte...?!?
PS: Mich wundert+ehrt ja schon das Vertrauen was OPEL ggü mir schenkt und ich mit Respekt dazu bei solchen Aktionen zu wahren...
http://www.opel-blog.com/2016/06/30/didi-an-den-opelvillen-gelbfieber/
http://www.opel-blog.com/.../
http://www.opel-blog.com/.../
Das ist tatsächlich so...
Zum einen werden die Fahrzeuge kurz vor dem Dreh entsprechend des Wünschen der Produktionsfirma in einer Hau-Ruck-Aktion überlackiert, deswegen sehen die im Lager so vergammelt aus...
...zum anderen, wenn die Produktionsfirma sich kurzerhand dazu entschließt aus dem seltenen & unwiederbringlichen Oldtimer ein Cabrio zu machen - flexen die an Ort und Stelle (und im Idealfall noch ohne Rücksprache mit dem Besitzer) einfach das Dach ab.
Wenn ich sehe wie gerne die Gescort und Opel dahin Rotten könnte ich Heulen , einfach Schade!
Jo so richtig begeistert bin ich von dem Typ auch nicht. Erhaltung würdige Raritäten,am vergammeln. na super😤😤
Jemand sollte die armen Autos aus den Händen dieses Wahnsinnigen befreien. Die sehen ja schrecklich aus. Da stehen teilweise besser erhaltene auf dem Schrottplatz.
Wo hast du das denn her? 😆 Die flexen doch nicht einfach das Dach ab, wenn der Eigentümer nicht darüber informiert wurde bzw. damit einverstanden ist. Bei diesen Autoverleih-Geschichten kann man in der Regel vorher alles mit der Filmcrew bzw. dem Vermittler besprechen.
Umbauten oder Umlackierungen werden nicht vorgenommen. Das ist doch viel zu aufwendig und dauert auch zu lange. Da sucht man sich lieber von vornherein ein passendes Auto. Angebot gibt es doch genug.
Man kann auch angeben, dass man selbst das Auto steuern möchte - dann bekommt man evtl. sogar eine Komparsenrolle im Film. 😆 Ist ganz lustig. Man kann auch angeben, dass das Auto nicht bewegt werden soll - quasi als stehende Requisite (etwa parkendes Auto).
Und man kann - wenn der Darsteller das Auto fahren soll - auch als Berater vor Ort sein und dem Schauspieler eine Einweisung erteilen. Ist etwa bei einem Rennwagen auch nicht ganz unwichtig, oder bei Autos mit Choke - kann nämlich auch nicht jeder bedienen. Selbstverständlich wird man dafür auch bezahlt.
Also, Autos zersäbeln kann man in das Reich der Märchen schieben. Macht keiner. Und wenn, dann gehört das Auto in der Regel der Filmcrew, bzw. der Produktionsfirma.
Ich habe ziemlich gute Kontakte in die Militärfahrzeugszene, da greifen auch gerne mal Produktionsfirmen auf Fahrzeuge aus Privatbestand zurück weil die Verleiher nichts passendes bzw. in entsprechender Menge auf Lager haben... 😉
Wenn die dadurch z.B. bessere Innenaufnahmen machen können, geht das vor Ort binnen weniger Minuten - oder glaubst du ernsthaft die würden da nen ganzen Drehtag für verschwenden, dem Besitzer nachzutelefonieren?
Wie gesagt: Wenn du als Eigentümer (der Besitzer interessiert keinen) nicht damit einverstanden bist dürfen die das schlicht und ergreifend nicht. Das wäre Sachbeschädigung.
Es sei denn es wäre etwas anderes vertraglich vereinbart.
Wie gesagt: Jeder Eigentümer wird vor dem Verleih vom Vermittler oder von der Filmcrew gefragt was mit dem Auto gemacht werden darf. Wenn man mit Umbauten nicht einverstanden ist, dann passiert auch nix.