VW Hauptversammlung 2016: Zusammenfassung, Strategie
Müller bittet nicht um Vertrauen
In der neuen VW-Strategie geht es um die Zukunft, um Elektroautos und Mobilitätskonzepte. Die Aktionäre pochen jedoch auf Aufklärung in der Gegenwart.
Wolfsburg – Eine neue Strategie, große Pläne und wütende Aktionäre: Die VW-Vorstände mussten auf der VW-Hauptversammlung vor ihren Arbeitgebern, den VW-Eignern, bestehen. Zu diskutieren gab es viel. VW-Chef Müller stellte kürzlich seinen Zukunftsplan vor, die Aufarbeitung des Diesel-Skandals schreitet voran, gleichzeitig wird es bei VW eng für den Selbstzünder. Die Anleger interessieren sich jedoch für ein anderes Thema.
Sie forderten Aufklärung im Diesel-Skandal – und attackierten Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch scharf wegen eines möglichen Interessenkonflikts. Pötsch war in der Abgas-Krise vom Posten des Finanzchefs direkt an die Spitze der Kontrolleure gewechselt. Mehrere Aktionäre beantragten daher die Abwahl von Pötsch als Leiter der Hauptversammlung. Sie konnten sich nicht durchsetzen – nur 0,02 Prozent (45.463 Stammaktien) stimmten zu.
Der Weg aus der Diesel-Krise
Der VW-Vorstand begegnete den Aktionären mit gesenktem Haupt. Müller betonte: "Volkswagen ist mehr als diese Krise. Unser Konzern verfügt über Qualitäten, die nicht über Nacht verloren gegangen sind." Er nannte seine neuen Ziele: Wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit, mit der der Autobauer zum Dienstleister für Mobilität werden wolle.Die neue Strategie, mit der Europas größter Autobauer unter anderem Milliarden in Elektrofahrzeuge und die Digitalisierung stecken will, sei kein "Weiter so", sondern ein grundlegender Wandel. "Wir haben damit den Startschuss gegeben für den größten Veränderungsprozess in der Geschichte von Volkswagen", kündigte Müller an und versprach den Aktionären: "Wir werden gestärkt aus dieser Situation hervorgehen."
Die neue Kraft kommt aus bekannten Plänen. Der VW-Konzern soll schlanker und beweglicher werden. Müller will die Anzahl der Baukästen reduzieren, außerdem sollen angeblich 40 (von insgesamt 340) Modellvarianten im ganzen Konzern wegfallen. Letzteres hatte bereits Müllers Vorgänger angestoßen.
Bis 2025 will der VW-Konzern zwei bis drei Millionen Elektroautos pro Jahr ausliefern, 20 bis 25 Prozent des gesamten Volumens. 30 neue, rein elektrische Fahrzeuge soll es dann im Konzern geben. Basis ist der neue Modulare Elektrifizierungsbaukasten „MEB“. VW baut 2019 das erste Elektroauto mit diesem Chassis, Audi startet etwas früher. Der Chiron-Nachfolger könnte ebenfalls elektrisch fahren.
Im Vorfeld der Versammlung deutete Müller bereits eine schwere Zukunft für den Dieselmotor bei VW an. „Es wird sich die Frage stellen, ob wir ab einem gewissen Zeitpunkt noch viel Geld für die Weiterentwicklung des Diesels in die Hand nehmen sollen“, sagte Müller dem „Handelsblatt“. Entschieden sei noch nichts, aber seine Existenz wackelt. Das liege vor allem an der aufwändigen und teuren Abgasreinigung.
Aufarbeitung in den USA, Umrüstungen in Deutschland
Pötsch bezeichnete die Diesel-Krise als historischen Scheideweg. „Volkswagen steht in diesen Tagen vor der größten Bewährungsprobe seiner Unternehmensgeschichte." Als zentrale Punkte für den Weg aus der Krise nannte der Chefkontrolleur neben der Aufklärung der Affäre die Einigung mit den Behörden und Klägern in den USA. Für den Kompromiss in den USA hatte der zuständige Richter Charles Breyer jüngst eine Frist bis zum 28. Juni verlängert.Immerhin geht es mit den Umrüstungen und deren Zulassungen im Diesel-Skandal voran. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) habe die Freigabe für europaweit rund eine Million zusätzliche Fahrzeuge erteilt, sagte Müller. Damit hätten auf dem Heimatkontinent mittlerweile mehr als 3,7 Millionen Diesel grünes Licht für die Nachbesserungen.
Müller sagte am Ende seiner Rede, er wolle nicht um Vertrauen bitten, weil sich Volkswagen das erst wieder verdienen müsse. „Daran arbeiten wir. Mit großer Ernsthaftigkeit und mit ganzem Einsatz. Deshalb bitte ich Sie in diesem Jahr vor allem um eines: Dass Sie dem Volkswagen Konzern, dass Sie Ihrem und unserem Unternehmen die Treue halten.“
Laufende Ermittlungen im Diesel-Skandal
Bei VW sind viele Fragen ungeklärt. Auf einige davon wird es mindestens bis zum Jahresende keine Antwort geben. Einen Zwischenstand zu den Ermittlungen im Diesel-Skandal darf der Konzern nicht veröffentlichen, es besteht Schweigepflicht in den USA. Dort geht es vor allem um die Schuldigen im Skandal. Die Aktionäre wollen klären, ob sie von VW rechtzeitig informiert wurden.
Mittlerweile soll die Finanzaufsicht BaFin den gesamten VW-Vorstand angezeigt haben, der zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens des Dieselskandals in Verantwortung war. Der habe die Aktionäre womöglich bewusst spät über die möglichen Folgen des Dieselskandals informiert und damit den Aktienkurs manipuliert. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig bestätigte bereits, dass gegen Ex-Vorstand Martin Winterkorn und VW-Markenchef Herbert Diess ermittelt wird.
Update: Einigung in den USA
Laut Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg gibt es nun konkrete Zahlen zur Einigung in den USA. Ein Kompromiss wurde bereits im April 2016 prinzipiell gebilligt, es fehlten noch die Details. Bloomberg berichtet, dass die Besitzer der betroffenen Diesel-Pkw in den USA zwischen 1.000 und 7.000 US-Dollar von VW erhalten - abhängig vom Alter der Fahrzeuge sowie anderen Faktoren. Der Durchschnitt liege bei etwa 5.000 Dollar. Die Berechnungsformel für die konkreten Zahlungen sei sehr kompliziert.
Die Entschädigung sei unabhängig davon zu bezahlen, ob die Kunden ihre Autos zurückgeben oder reparieren lassen. Insgesamt soll den Konzern diese Maßnahme gut 10 Milliarden US-Dollar kosten.
Quelle: Mit Material von dpa
Ich sehe keinen Grund, VW noch die Treue zu halten.
Das Vertrauen ist nachhaltig erschüttert...
Es gibt auch Dinge, die man den Kunden unabhängig von Ermittlungen und schwebenden oder laufenden Verfahren mitteilen könnte - im Sinne der versprochenen Transparenz:
Zum Beispiel wird kein Wort darüber verloren, ob das Update negativen Einfluss auf irgendwelche Bauteile haben wird...
Das interessiert die Betroffenen!
Als Vertrauensbildende Maßnahme könnte man z.B. die Garantie auf das Fahrzeug nach dem Update um ein Jahr verlängern. Wenn alles gut ist, braucht VW sich ja keine Sorgen zu machen....
Das ist doch längst nicht die erste schwere Krise in die der Konzern geschlittert ist. Skandale gab es zu Hauf. Man hat immernoch nichts gelernt und macht einfach weiter wie bisher. Man nimmt es immernoch nicht ernst. Müller wusste als Porsche-Chef garantiert schon von den Manipulationen. Der Panamera und der Cayenne hatten diese Technik auch. Für mich ist diese Person als Vorstandsvorsitzender, der in der Krise zur Mutter geholt wurde, völlig unglaubwürdig und untragbar.
Die Leute kaufen wieder beim VW-Händler um die Ecke, kennen den ja schon lange, einen anderen gibt es vielleicht gar nicht mal und dann ist alles sehr bald vergessen. So verläuft sich das im Sande. Erledigt.
Dass sich die ganzen Verantwortlichen in ihren Positionen da alle so halten können, ist wohl auch deswegen, weil es keine anderen gibt, die den Laden irgendwie kennen und am laufen halten können. Rumtrixen gehört offenbar dazu, andere haben ja auch keine weisse Weste. 🙄
Befasst man sich mit der Geschichte von Volkswagen, ist jeder Krimi dagegen ein lauwarmes Geschreibsel. Über Jahrzehnte eine Fehlentscheidung nach der anderen und trotzdem ist VW mit an der Spitze, was die totalen Verkaufszahlen anbelangt. Man stelle sich vor, VW hätte schon in den 60ern den Frontantrieb entdeckt oder in den 90ern ein ganz klein wenig hochwertigere Fahrzeuge gebaut. VW hätte BMW und Mercedes längst aufgekauft - wenn nicht sogar Ford und GM.
Wenn nicht die Familien Porsche und Piech die Stimmenmehrheit hätten - dieser traurige Vorstand wäre nie und nimmer entlastet worden...
Da du laut deinen Beiträgen Subaru fährst, kann VW deine Treue egal sein.
Meine Treue hat VW.
Da schließe ich mich doch gerne an!
Grüßle
Ihr wohnt sicherlich in den USA... und seid somit keine VW-Kunden zweiter Klasse...
Einen neues Auto würde Ich sowieso nicht bar kaufen.
Aber solange VW im Firmenwagenkonfigurator mit dem besten Auto zu fairen Konditionen aufwarten kann gibt es keinen Grund hier der Marke den Rücken zuzudrehen.
Klar bleibt beim dieselein fader Beigeschmack, aber so richtig sauber war der noch nie, mit SCR- Kat und AdBlue dürfte der sauberer ein als ein Benzindirekteinspritzer.
Diesel und sauber schließt sich immer aus und die 5 % Weltmarktanteil der Diesel im PKW-Segment sind eben eine mitteleuropäische Spezialität und sicherlich vom Aussterben bedroht.
Der Deutsche fährt eben gerne Diesel, weil ihn das Geräusch an die Truppen in den Weltkriegen erinnert oder weil er Dieselloks so mag. Also irgendwoher muss diese Liebe ja kommen, den rationelle Gründe gibt es nur ganz wenige - höchstens noch die Spritkosten, aber die werden oft von der Steuer und Anschaffungskosten aufgefressen.
Gut, ich fahre auch einen Diesel, aber mir ist der vielleicht unmögliche Wiederverkauf in 5 Jahren egal, da nur geleast und so ist der Diesel eine günstige Alternative - in Deutschland.
Nö, aber das finanzielles Risiko bei meinen Autos liegt bei irgendwelchen Banken. Insofern kann mir der Wertverlust egal sein (der einzige Nachteil, den man durch die Dieselthematik unter Umständen haben kann).
Ansichtssache. Für den Konzern ist der Mann der beste, aalglatt und skrupellos. Natürlich macht man weiter wie bisher, was soll schon groß passieren. VW ist einfach "too big to fall", und das wissen die auch. Außerdem hat man ja noch die Politik im Rücken. Gehen halt ein paar Milliärdchen drauf, aber das war´s dann auch schon.
ich finde es nach wie vor Lächerlich das der Vorstand von VW entlastet werden soll....und die Typen haben alle von nix gewusst....Versager die dann auch noch Ihre Bonis kassieren und für was solche Leute dann noch benötigt werden...denn diese Entscheidungen werden ja von kleinen Ingeniuren getroffen,die man dann zum Frass dem Gesetzgeber als Sündenbock vorsetzt.Gerechte Welt...die Herren kassieren die Millionen und die Kleinen hängt man😕😕😕😕
Es ist und war noch nie möglich Ford aufzukaufen, da die große Mehrheit der Aktien in den Händen der Familie Ford liegen und nur ein kleiner Teil frei gehandelt werden...😉