Experten: Diesel-Nachrüstung kann erst 2020 so richtig starten
Nachrüstsysteme sind noch nicht betriebsbereit
Zum Diesel-Paket gehört unter anderem die Nachrüstung. Doch Experten warnen: Bislang ist kein System freigegeben und nennenswerte Stückzahlen gebe es erst in zwei Jahren.
Berlin/Geislingen - Diesel-Fahrer werden noch eine Weile auf die vom Bundesverkehrsministerium angedachten Nachrüstsysteme warten müssen. Hersteller wie Baumot wollen im kommenden Jahr mit ersten für Euro-5-Diesel vorgesehenen Lösungen auf den Markt kommen. Doch Experten kalkulieren vorsichtiger: "Ich rechne erst in zwei Jahren mit nennenswerten Stückzahlen bei verfügbaren Umrüstsätzen", sagt etwa Stefan Reindl, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft in Geislingen.
Mit Blick auf drohende Fahrverbote dürfte das für einige Dieselfahrer nicht reichen. In Städten wie Stuttgart werden vom 1. Januar 2019 an zunächst die Euro-4-Diesel ausgeschlossen, im September 2019 könnte dann das Aus für Diesel der Abgasnorm Euro 5 kommen.
Bisher noch kein Nachrüstsystem freigegeben
Im vergangene Woche vorgestellten Diesel-Konzept der Bundesregierung sind Hardware-Nachrüstungen für Euro-5-Diesel neben Umtausch-Aktionen als Möglichkeit vorgesehen, um die Luft in Städten mit hoher Schadstoff-Belastung zu verbessern. Die Kosten sollen die Hersteller übernehmen. Dabei geht es um den Einbau sogenannter SCR-Katalysatoren, um den Schadstoff-Ausstoß zu senken.
Bislang liegt dem Kraftfahrtbundesamt nur ein einziges System zur Freigabe vor, wie das Bundesverkehrsministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Und ob das am Ende auch in Städten mit Fahrverboten einsetzbar ist, ist fraglich. Denn die Voraussetzungen dafür stehen noch nicht fest. "Der Bund wird umgehend Anforderungen für wirksame Systeme definieren und das Kraftfahrtbundesamt (KBA) wird Genehmigungen erteilen, damit diese zeitnah auf dem Markt angeboten werden können", heißt es im Bundesverkehrsministerium.
BMW und Opel wollen nicht mitmachen
Das nächste Problem: Kaum ein Hersteller hat sich bislang ernsthaft auf diese Spielart eingelassen. Opel und BMW beispielsweise lehnen Nachrüstungen kategorisch ab. Volkswagen und Daimler spielen den Ball an die Nachrüstfirmen zurück. "Diese Lösungen müssen vorliegen, zugelassen und dauerhaft haltbar sein und damit die Kunden überzeugen", heißt es bei VW. Außerdem erwarte man, "dass die Bundesregierung sicherstellt, dass sich alle Hersteller an den entsprechenden Maßnahmen beteiligen". Auch wer am Ende für etwaige Schäden zum Beispiel am Motor haftet, ist noch offen.
Die Nachrüstfirmen - genau wie die Werkstätten - beteuern, sie stünden bereit. Baumot-Chef Marcus Hausser sagte der Deutschen Presse-Agentur jüngst, der Hersteller habe kein Problem damit, die Gewährleistung zu übernehmen. Aus seiner Sicht könnten die Umbauten 2019 beginnen. Auch Stefan Lefarth, Strategiechef beim Konkurrenten HJS, rechnet damit, dass die Systeme binnen Jahresfrist am Markt sein könnten - allerdings nur unter der Bedingung, dass die Hersteller mit im Boot sitzen.Denn die Nachrüstungen sind komplex, die Autos im Gegensatz zu Bussen oder Lieferwagen sehr unterschiedlich. "Jeder Fahrzeugtyp erfordert jeweils eine spezifische Ausgestaltung der Umrüstlösungen", erklärt Branchenexperte Reindl. Dass die dann flächendeckend für saubere Luft sorgen werden, bezweifelt er, genau wie andere Branchenkenner: "Neben den Genehmigungen müssen auch die erforderlichen Stückzahlen vorliegen." Reindl glaubt, die Entscheidung für Nachrüstungen sei neben dem Druck aus Brüssel auch dem laufenden Wahlkampf in Bayern und Hessen geschuldet. "Es musste irgendein Klimmzug erfunden werden, damit auch die Wähler zufrieden gestellt werden, die sich kein neues Auto leisten können."
Quelle: dpa
*****
In eigener Sache: Du willst regelmäßig die besten Auto-News lesen? Dann abonniere unseren wöchentlichen E-Mail-Newsletter oder täglichen Whatsapp-Newsletter (Mo-Fr). Es dauert nur 1 Minute.
Bin ich ja mal gespannt, wie viele der betroffenen Fahrzeuge dann ab 2020 tatsächlich umgerüstet werden, vor allem wenn es dann heißt, es dauert noch 1 Jahr länger, oder 2... Zunächst will man natürlich viel lieber mal den Neuwagenverkauf ankurbeln...
Das interessiert doch jetzt schon niemanden mehr. In zwei Jahren haben die ganzen Euro 5 Kisten alle mindest 5 Jahre auf dem Buckel und den Gegenwert einer Kaffeetasse, da steckt doch niemand mehr Geld rein.
Wegschmeißen und gut ists.
Die derzeit typische Meinung eines VW-Fahrers?
Oder hab ich den smily übersehen?
Zu einem das, zum anderen wird die Thematik so lange diskutiert bis sich das Thema "von selbst" erledigt.
Da wird gar nichts passieren.
Interessante Fakten zum Diesel-Fahrverbot bzw. Diesel-Verblödung!
?Der Grenzwert für Stickoxide (NOx) wurde vom Gesetzgeber jetzt einfach mal auf 40 Mikrogramm (mcg) pro Kubikmeter festgelegt. Dieser Grenzwert darf auf öffentlichen Straßen nur an wenigen Tagen im Jahr überschritten werden, und führt sonst zum Fahrverbot für ältere Dieselfahrzeuge.
?...aber jetzt kommt's: der Grenzwert am Arbeitsplatz liegt in Deutschland bei 950 (!) mcg ...und in der Schweiz sogar bei 6.000 (!!!) mcg! (wobei man der Schweiz gemeinhin ja nicht gerade vorwerfen kann, dass sie sich nicht um das Wohl ihrer Bürger kümmern würde)
Weitere interessante Vergleichswerte:
?Küche mit Gasherd: 4.000 mcg
?Zimmer mit offenem Kamin: bis 8.000 mcg
?die 15 größten Schiffe der Welt stoßen mehr NOx aus, als 750 Millionen PKW zusammen und rund 90.000 Schiffe sind auf den Meeren unterwegs!
WANN HINTERFRAGT MAL, WAS DIESER GANZE BLÖDSINN SOLL bzw. was Medien uns ALLES SO vorgaukeln?
Immer diese harten Lügen. Ekelhaft. Es hört nie auf.
"Für Büroarbeitsplätze sowie Privaträume finden MAK-Werte keine Anwendung. Hier gelten vielmehr die Richtwerte des Ausschuss für Innenraumrichtwerte (AIR) [...] Die Innenraumlufthygienekommission leitete in den 1990er Jahren einen sog. „Richtwert II“ für Stickstoffdioxid in der Innenraumluft von 60 µg/m³ (Wochenmittelwert) ab."
https://www.umweltbundesamt.de/themen/unterschied-zwischen-aussenluft
Es ist wirlich unglaublich, dass das die Lösung des Problems sein soll!
Anstatt, dass man einen "cut" macht und einen gewissen Stichtag nennt, ab dem Hersteller nur noch Diesel mit entsprechender Abgasreinigung und genorment Verfahren abgesetzt werden dürfen.
In dem Fall: Euro 6 nur mit DPF und SCR.
(es ist unverständlich, dass manche Fahrzeuge ohne SCR auch zu Euro 6 eingestuft werden)
Alle anderen (am Markt bestehenden Fahrzeuge), werden von Jahr zu Jahr, von selbst weniger.
(Das nennt man Evolution).
Dass der Gesetzgeber (in Rücksprache mit den Herstellern) verpasst hat rechtzeitig solche Maßnahmen zu ergreifen - dafür kann der Kunde nichts.
Und dass man den Leuten nun weiß macht, die Diesel wären hier die "unsauberen", ist dazu noch eine massive Fehlinformation! Beim Diesel hat man durch die oben genannten Maßnahmen die Abgase im Griff.
Direkt-eingespritzte Benziner haben identische Abgasprobleme (NOx und Ruß), hier gibt es aber kaum Fahrzeuge mit entsprechenden Abgasreinigungsanlagen - darauf wird man allerding wahrscheinlich erst kommen, wenn die Leute in großer Zahl (aus Angst) Benziner gekauft haben....
Hintergrund zu der Nachrüst-Verzögerung, die FAQ vom BMVI ist interessant. Vereinbart ist, dass Euro 5 Diesel, die weniger als 270 mg NOx je km ausstoßen, von Fahrverboten befreit werden können.
In dieser FAQ steht:
14. Wie kommt der Stickoxidwert von 270 mg/km zustande? Gilt der Wert auf der Rolle oder im Realbetrieb?
Der Wert muss im Realbetrieb eingehalten werden. Das Nachweisverfahren ist noch festzulegen.
15. Wie erfahre ich, ob mein Fahrzeug den Grenzwert von 270 mg/km einhält?
Sobald das Nachweisverfahren festgelegt ist, wird das Kraftfahrtbundesamt (KBA) eine Liste der Fahrzeuge, die einen Grenzwert für NOx von 270mg/km einhalten veröffentlichen.
https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/K/konzept-FAQ.html
21. Verändert sich nach einer Nachrüstung die Euro-Klasse meines Fahrzeugs?
Nein.
Was bedeutet das?
1. Es ist noch nicht klar, wie die 270 mg zustandekommen müssen. Nach NEFZ? Nach NEFZ mit RDE? Nach WLTP mit RDE? Solange man das als Nachrüster nicht weiß, kann man keine Nachrüstkits bauen und homologieren.
2. Auch interessant: Es wird eine Euro 5 / "D5.1" Whitelist geben, mit Autos, die real "relativ" sauber sind. Das ist richtig cool (meine ich ernst), weil damit die Fake-Euro-5 aussortiert werden. Das erhöht auch minimal den Druck auf Hersteller, die Flotte zumindest mit vernünftigen Software-Updates auszurüsten.
3. Die Euro-Klasse bleibt durch die Nachrüstung (die auch Software sein kann). Vermutlich kommt dann, wie damals bei der Partikelfilternachrüstung, ein Nachrüstungs-Zusatztext in den "Fahrzeugschein".
Was ist das bitte für eine bescheuerte Logik?
Es gibt diesen "cut" mit jeder neuen Abgasnorm, schon seit ungefähr 20 Jahrem oder so.
Der letzte heißt EU6D-temp, der nächste wird EU6D sein.
Und welchen Sinn sollte "nur mit DPF und SCR" ergeben?
Wenn es einen Grenzwert X in einem genormten Prüfzyklus Y einzuhalten gibt, ist es ja wohl vollkommen egal, mit welchen Maßnahmen der eingehalten wird.
Es gibt auch noch Menschen, die ein Auto nicht als Wegwerfartikel sehen. Meine "Euro-5-Kiste" soll noch 6 Jahre halten.
Hat jungfräuliche 240000 runter. Der Gegenwert ist, dass ich damit 10 Jahre fahren kann. Mindestens. Der Verkaufswert juckt mich da nicht die Bohne...
Gruß
Knobo
Schwadronierst du jetzt jeden Thread damit zu?
Der Mensch braucht einen Ort, wo es gesunde, unbelastete Luft gibt. Daher die 40ug/m3.
Die Grenze von 950ug/m3 ist für maximal 40h pro Woche für einen gesunden Menschen, der sich außerhalb der Arbeit in einer besseren Atmosphäre befindet um sich zu erholen.
Zum Gasherd, ja wenn der an ist, steigen die Werte, dafür kann man lüften, mit unbelasteter Luft, die von draussen kommt.
Und zu den Schiffen, auch richtig, nur ist der Ozean so wenig dicht besiedelt, das selbst der enorme NOx-Aussstoß der Schiffe den Wert der Seeluft nicht wesentlich ansteigen lassen. Auf deutsch: Die Luft auf hoher See ist trotzdem sauberer, als in Ballungszentren.
Also hör' auf die 40ug/m3 als lächerlich hinzustellen, im Kontext (den Leute wie du nicht sehen, bzw. nicht verstehen) macht dies aber durchaus Sinn.
Grüße,
Zeph
Vom häufigen wiederholen wird es auch nicht richtiger.
Aha, man hat also jahrelange Erfahrung und will trotzdem nur Gewährleistung geben, wenn die Hersteller mit im Boot sind....😕
Und das eine hat mit dem anderen genau was zu tun 😕
Entweder hab ich ein Produkt das was taugt und stehe dann auch dafür gerade oder eben nicht 🙄
Nun ja, im Großen und Ganzen hast Du ja recht - aber... 😜
Dass der Mensch einen Ort haben soll, wo es gesunde und unbelastete Luft gibt, ist ja absolut verständlich - ich sag aber mal Natur und nicht 50 cm vom Straßenrand mit dem Kopf auf Froschhöhe entfernt.
Dass man sich von der Arbeit auch lufttechnisch erholen können darf/soll steht auch völlig außer Frage, aber 40 Stunden in der Woche am Arbeitsplatz und weitere 60 Stunden zu Hause +/- im Gegensatz zu der Zeit, an welcher sich Ottonormalbürger mit seinen Richorganen wenige Zentimeter vom Straßenrand entfernt auf Bodenhöhe befindet, dürfte auch eine etwas eigenartige Vorstellung sein.
Und das mit den Schiffen ist natürlich auch so eine Sache. Die größten Dreckschleudern überhaupt (auch wenn es selbst da Fortschritte gibt) mögen im Zuge der relativen Dichte die eine Seite sein, allerdings kennt der Dreck auch keine Landesgrenzen oder Hoheitsgebiete. Schon gar nicht rieselt er gemächlich vor der Küste ins Meer. Der bleibt dann genau wo? Löst sich in Wohlgefallen auf? ich nehme es mal nicht an.
Und selbst wenn man es mal nicht aus dieser Relation heraus betrachtet, bleibt die Tatsache, dass Deutschland ein Transitland ist - vorwiegend aus dem Bereich Osten und Süden... Au weia, denn die Dreckschleuder-Betreiber von dort interessieren unsere Zulassungskriterien für Neuwagen eigentlich herzlichst wenig.
Also ich meine schon, dass solche Einwürfe erlaubt sind in diesem Zusammenhang. Wenn auch nicht unbedingt zielführend.