Mercedes Sprinter (2018) im Test: Erste Fahrt, Variabilität, Motoren
Nanu! Mercedes hat den Sprinter tiefer gelegt
17 Kubikmeter Volumen, 3,5 Tonnen Anhängelast, vier Längen, drei Höhen und Radstände, drei Antriebskonzepte, bis zu 20 Sitzeplätze: Erste Fahrt im neuen Sprinter.
Von Joachim Walther
Amsterdam – Eigentlich müsste der neue Sprinter „Genigini“ heißen: Geht nicht gibt’s nicht. Mehr als 1.700 Varianten sind wählbar - Kasten, Pritsche oder Tourer, kurz, mittel oder lang, flach, mittel oder hoch, gezogen, geschoben oder allradgetrieben, geschaltet oder automatisch, als Diesel und ab 2019 auch noch elektrisch. Und auf Wunsch immer total vernetzt.
Ende Juni 2018 kommt der neue Mercedes Sprinter auf den Markt. Die dritte Generation startet zu Preisen ab 19.990 Euro netto (23.680 Euro brutto) für das Fahrgestell in Kombination mit dem erstmals angebotenen Frontantrieb und dem kleinsten Diesel (114 PS). Der Kasten mit Vorderradantrieb und dem 2,1-Liter-Basis-Selbstzünder startet bei 29.910 Euro netto (34.880 Euro brutto).
Mercedes Sprinter: Praktischer durch Frontantrieb
Das Brot-und-Butter-Modell bleibt der Kasten. Dank der boomenden Online-Geschäfte ist er gefragter denn je. Wurden in Deutschland 2016 etwa drei Milliarden Pakete ausgeliefert, gehen die Prognosen für 2021 in Richtung vier Milliarden. Die Kasten-Variante mit dem neuen Frontantrieb nimmt daher vor allem die Kurier-, Express- und Paket-Dienstleister (KEP) ins Visier.
Hier dürfen im Vergleich zum Heckantrieb bis zu 50 Kilogramm mehr geladen werden. Außerdem hat Mercedes diese Version tiefer gelegt. Die Ladekante ist um acht Zentimeter niedriger als bei den heckangetriebenen Modellen. Wer täglich ein paar Hundert Mal ein- und aussteigt, merkt den Unterschied am Abend. Quadriceps femoris und Gluteus maximus lassen grüßen.
Natürlich soll auch der günstigere Preis die Unternehmen überzeugen, den Kasten mit Frontantrieb zu ordern. Bei gleichem Ladevolumen (9,5 Kubikmeter) kostet er rund 2.000 Euro netto/2.380 Euro brutto weniger.
Flottenmanagement total digital
Für eine weitere Steigerung der Wirtschaftlichkeit bietet Mercedes seinen Kunden jetzt das Flottenwerkzeug „Pro Connect“ an. Es ist Teil eines Mobilitätsdienstleistungsangebots. Ziel ist, den Arbeitsalltag leichter und papierloser zu gestalten. Flottenmanager und Fahrer erhalten zum Beispiel Zugriff auf Fahrzeugstatus, Wartungs- und Reparaturmanagement oder ein digitales Fahrtenbuch. Das digitale Angebot wird baukastenartig offeriert. Je nach Bedarf und Größe der Flotten sowie der Finanzkraft des Kunden gibt acht maßgeschneiderte Lösungen.
Der Flottenmanager hat seinen gesamten Fuhrpark stets im Blick, weiß dank GPS-Tracking jederzeit, wo sich die Fahrzeuge befinden. Er sieht, ob ein Sprinter mit niedrigem Tankfüllstand oder zu wenig Luftdruck unterwegs ist, ob die Batterie schwächelt oder Öl fehlt und kann den Fahrer informieren. Das geschieht entweder über eine App-Funktion an das Smartphone des Fahrers, oder wird als Nachricht direkt ins Fahrzeugsystem gesendet. Da bekommt der Begriff „Datenbus“ eine ganz neue Bedeutung.
Bei ersten Testfahrten schlüpfen wir in die Rolle des Auslieferungsfahrers und erhalten unterwegs einen zusätzlichen Auftrag aufs Smartphone. Die Adresse geben wir problemlos als Sprachbefehl über das neue MBUX-Multimediasystem (Mercedes-Benz User Experience) ins Navigationssystem ein. Alternativ kann der Flottenmanager die Adresse direkt ins System einspielen.
Als Besonderheit verfügt MBUX auch über das Adresssystem „what3words“. Es benötigt keine Straßennamen oder Postleitzahlen, sondern nutzt ein Koordinatensystem, das jeden Fleck der Erde in 3 mal 3 Meter große Felder aufteilt und jedem Feld drei Worte als Adresse zuordnet. Es genügte also diese drei Wörter zu sagen, schon ist die Adresse gesetzt. Ein geniales System, das zum Beispiel auf unübersichtlichen Großbaustellen hilft, wo der Sprinter metergenau zum richtigen Platz gelotst werden kann.
"Ich habe Hunger!"
Apropos Kommunikation: MBUX hilft auch in anderen Fällen. Die Ansage: „Hey Mercedes, ich habe Hunger!“ lässt das System zum Beispiel Vorschläge mit Restaurants in der Nähe auflisten. Die Befehle „Schalte die Sitzheizung an“ oder „Stelle den Radiosender XYZ ein“ oder „Verbinde mich mit Kontakt ABC“ funktionieren ebenfalls. Das gleiche System ist in der neuen A-Klasse erhältlich.
Apropos A-Klasse: Der Sprinter fährt sich fast wie ein Pkw. Die Lenkung ist sehr leichtgängig, die neue Sechsgang-Schaltung arbeitet präzise. Alternativ bietet Mercedes eine Neungang-Wandlerautomatik (2.104 Euro netto/2.504 Euro brutto) für die Frontantriebsmodelle an.
Auf Pkw-Niveau ist auch die Auswahl an Sicherheitssystemen. Das Angebot reicht vom radarbasierten Abstandsassistenten Distronic über den aktiven Bremsassistenten, die Verkehrszeichenerkennung Traffic Sign Assist und den aktiven Spurhalteassistenten bis zum Aufmerksamkeitsassistenten Attention Assist.
Den wichtigen Seitenwindassistenten gibt’s serienmäßig. Das Parkpaket mit 360-Grad-Kamera kostet zwar Aufpreis (1.350 Euro netto/1.606,60 Euro brutto), erspart aber sicher manch teuren Rangierrempler. Zu den vielen guten Ideen im Sprinter gehört außerdem das "Wet Wiper"-System mit Regensensor. Dabei wird das Wischwasser direkt aus dem Wischerarm vor den Wischer gespritzt, was das Trockenwischen und Verkratzen der Scheibe verhindert und sofort für gute Sicht sorgt.
Fahrer und Passagiere sind im Sprinter auf Wunsch immer online. Dafür sorgt ein optionaler Wi-Fi-Hotspot und USB-Lademöglichkeiten (im Tourer an jedem Platz) für Smartphone, Laptop oder Tablet.
Die mittlere Motorisierung (143 PS, 2,1-Liter) bietet ausreichend Kraftreserven und lässt sich mit ihrem maximalen Drehmoment von 330 Newtonmetern gelassen fahren. Für den innerstädtischen Lieferverkehr reicht der Basisdiesel mit 114 PS aus. Wer es kraftvoller mag oder braucht, wählt den 2,1-Liter-Diesel mit 163 PS oder den 3,0-Liter-Sechszylinder mit 190 PS. Einen Benzin- oder Erdgasantrieb hat Mercedes aktuell für Deutschland nicht im Programm. Die batterieelektrische Variante folgt im Sommer 2019.
Mercedes Sprinter: Technische Daten
- Nutzfahrzeug als Kastenwagen, Kombi, Pritsche oder Fahrgestell mit Einzel- oder Doppelkabine
- Hinterrad-, Front- und Allradantrieb
- Zulässiges Gesamtgewicht: 3,0 bis 5,5 t
- Zulässiges Zug-Gesamtgewicht: bis zu 8,75 t
- Längen: 5,27-7,37 m
- Breite: 1,99 m (2,43 m mit Außenspiegeln)
- Höhen: 2,36-2,83 m
- Radstände: 3,30-4,33 m
- Ladevolumen: 7,8-17 m2
- Anhängelast: bis zu 3,5 Tonnen,
- Motoren: 2,1-Liter-Diesel mit 114 PS, 143 PS und 163 PS, Drehmoment von 300 bis 380 Nm
- Verbrauch: 6,8-9,7 l
- CO2-Emissionen: 178 bis 253 g/km
- Abgasnorm: Euro 6
- Preis: ab 19.900 Euro netto (23.680 Euro brutto), Fahrgestell mit Frontantrieb
- Preis: ab 29.910 Euro netto (34.880 Euro brutto), Kasten mit Frontantrieb
Der starke Diesel:
- Motor: 3,0-Liter-Sechszylinder-Diesel
- Leistung: 190 PS
- Antrieb: Hinterradantrieb
- Maximales Drehmoment: 440 Nm bei 1.600-2.600 U/min
- Durchschnittsverbrauch: 9,5 l/100 km
- CO2-Ausstoß: 249 g/km
- Abgasnorm: Euro 6
- Preis ab: 41.470 Euro netto (49.350 Euro brutto) Kasten mit Hinterradantrieb
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Quelle: Mit Material von Spotpress
Sieht irgendwie aus, als würde einer mit viel zu hoher Stirn die Augen zukneifen. 😆
Egal, viel Erfolg, Sprinter, weiterhin. Bist ein guter.
Mercedes, von Natur aus schon nicht sonderlich günstig, hat jetzt endlich nach elementar großen Rostproblemen um die Jahrtausendwende den Sprinter gut und attraktiv gemacht. Es wurde auch Zeit, das mal eine Firma dem gnadenlos überteuerten VW-Bus die Stirn bietet. Was da für Preise neu und gebraucht aufgerufen werden, wird der Technik und Erscheinung bei weitem nicht gerecht. Konkurrenz belebt das Geschäft..... vielleicht hat ja der Sprinter, in meinen Augen besser und günstiger, ja das Zeug dazu. Uns Kunden wird es freuen....
Gruß
Gravitar
Fehlt nur noch eine Version mit tiefgaragentauglicher Höhe.
Warum? Dafür gibt es eine V-Klasse.
Ich wollte nur das Fahrgestell mit Einer-Kabine kaufen und dort dann später so einen Autotransporter-Aufsatz mit Winde für schlappe 3000 Euro Bausatz-Gesamtkosten hinten draufzumontieren.
Frage nun:
Wenn man nur das Fahrgestell mit Einer-Kabine kauft, ist das alleine überhaupt schon zulassungsfähig und darf man dann damit, wie halt ab Werk geliefert, dann schon damit normal rumfahren, oder sind z. B. die Heckleuchten usw. noch gar nicht montiert, da die dann eh im Grunde erst mit dem passenden Fahrgestellaufbau montiert werden.
Okay, ich könnte es alles auf der Mercedes-Website auch nachlesen, bin ich aber momentan zu bequem zu, der ein oder andere wird sich hier besser auskennen, was mit Fahrgestell mit Einer-Kabine genau gemeint ist, eine Pritsche ist da eben noch nicht enthalten.
Kommt darauf an, wie du das Fahrgestell bestellst. 😉
Kann man mit Beleuchtung oder ohne usw. bestellen. Mit Kotflügel/Spritzschutz oder ohne.
Und wenn du Beleuchtung und Spritzschutz dran hast, kannst du in der Theorie fahren.
Frage ist nur, als was das Auto dann erstmal eingeordnet wird.
Vielleicht als LKW, offener Kasten.
Der Sprinter ist ne ganze Klasse größer als der VW Bus. Konkurrenzmodell wäre der neue Crafter der bisher aber auch nur ein Mercedes Sprinter mit VW Zeichen war. Erst die neuen Modelle sind jetzt wieder unabhängig.
Die Mercedes Konkurrenz zum Bus ist der Vito/ V-Klasse. Beim Vito bietet Mercedes günstige Einstiegsmodell mit Frontantrieb und Renault Motoren an.
Gruß Tobias
Es gibt keinen Renault-Motor im Vito 😉
https://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_OM_622/OM_626
Auch wenn die Basis von Renault kommt. 😜
Ich war früher selbst im Paketdienst tätig und war froh, einen frontgetriebenen Transporter zu haben, eben wegen der tiefer liegenden Ladefläche. Ich meine aber, das waren mehr als 8 cm Unterschied zwischen meinem Renault Master und den hinterradgetriebenen Spintern und Dailys.
Vorteile beim Frontantrieb: Durch die niedrigere Höhe deutlich weniger seitenwindanfällig und deutlich einfacheres Beladen, aber auch beim Fahren selbst: Wenn mir in ner Kurve die Antriebsräder durchgedreht sind, ist das Heck nicht ausgebrochen. Ich glaube durch die geringere Außenhöhe bei gleicher Laderaumhöhe hatte ch auch etwas weniger Stirnfläche und daher weniger Luftwiderstand.
Nen Sprinter bekommst du nur mit richtig grober Gewalt zum Ausbrechen.
Das muss man wollen. Ansonsten fährt sich das Ding lammfromm.
Zumindest die, die schon ESP haben.
Die anderen Vorteile von Frontantrieb bestehen trotzdem.
Zu meiner Kurierdienstzeit hatten die Transporter durch die Bank noch kein ESP. Ich bin nicht mal sicher, ob sie schon alle ABS hatten.
Der Sprinter ist und bleibt sicher einer der Wagen, in dem viele schon mal mitgefahren sind, ohne einen zu besitzen. Oftmals auch selbst am Steuer.
Mal eben die Möbel selbst nach Hause bringen, den kleinen Umzug selbst absolvieren, das sperrige Ebay-Schnäppchen für Selbstabholer befördern, oder auch den Großfamilien- oder Vereinsausflug selbst durchführen, weil der Karl-Heinz ja einen passenden Führerschein hat. Zudem ist der Name Sprinter sowas wie das Tempo unter den Transportern ("da leihen wir dann einen Sprinter und machen das selbst..."). Sinnvoll also, den Wagen so PKW-ähnlich wie möglich zu machen.
Ich fahre seit einigen Jahren ein Wohnmobil auf Citroen-Basis. Frontantrieb und 185er-Reifen. Vorher einen hinterradgetriebenen Ford mit gleicher Reifengröße.
Ich sag mal so: Vorderradantrieb mag einige Vorteile haben, aber dank des langen Überhangs des Aufbaus, ist der Grip vorn doch recht schnell weg, wenn das Auto mal beladen ist. Wenn noch ein Anhänger dran ist, zeigt es sich umso mehr. Mit dem RWD gab es da nie "Probleme".
Die Wohnmobile werden wohl alle mit Frontantrieb kommen.
Ist es beim Sprinter auch wie beim Crafter das Front und Allradantrieb Quermotoren und der Hinterradantrieb längs eingebaute Motoren bekommen?