Opel und die schwarze Null
Neumann schaffte Vertrauen in Detroit
In dieser Woche will Opel seine Quartalszahlen vorlegen. Experten glauben: Der Hersteller erreicht 2016 schwarze Zahlen. Denn im Moment gelingt Opel vieles.
Rüsselsheim - Es gibt kaum Artikel über den Opel-Chef Karl-Thomas Neumann, die nicht mit seiner Vorliebe für das Marathonlaufen beginnen. Das passt einfach gut zu seiner Mission in Rüsselsheim: den Autobauer mit dem Blitz wieder profitabel zu machen. Und zwar in diesem Jahr.
Den Plan bastelten seine Vorgänger Sedran und Girsky, Neumann soll ihn umsetzen, nach Jahrzehnten des Niedergangs mit Milliardenverlusten und schmerzhaften Schrumpfprozessen. An Gewinne können sie sich in Rüsselsheim kaum noch erinnern. 1999 hat Opel zuletzt schwarze Zahlen zum GM-Konzernergebnis beigetragen.
2009 geriet der einstmals größte Autobauer der Welt selbst im Zuge der Bankenkrise ins Straucheln. Und Opel kam auf die Streichliste. Trotz politischer und gewerkschaftlicher Rückendeckung scheiterte der Verkauf an Magna-Sberbank, und GM nahm das Schicksal der 1929 erworbenen Marke in die eigene Hand. Schmerzhaften Einschnitten mit Werksschließungen in Antwerpen und Bochum folgt nun der Wiederaufstieg.
Vieles hängt an Neumann
Vieles von diesem Aufbruch hängt an der Person Neumann, glaubt der Auto-Experte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft Bergisch Gladbach. Er habe es geschafft, dass der GM-Vorstand ihm vertraue. Dabei traf Neumann nicht nur einfache Entscheidungen. Er verantwortete die Schließung von Bochum und fuhr die Kooperation mit PSA auf ein Minimum zurück.
Denn Neumann war überzeugt: GM ist selbst groß genug für Skaleneffekte, die Zugehörigkeit zum Konzern eine Chance und keine Belastung. Unverdrossen tragen die Amerikaner seit Jahren die Verluste, stellten Milliarden für weitere Investitionen zur Verfügung. Ergebnis ist eine extrem junge Angebotspalette mit im Schnitt 2,9 Jahren.Die Diesel-Krise schwappte bisher kaum von Wolfsburg nach Rüsselsheim über. Neumann ergreift zwar oft Partei für den Dieselmotor. Aber er ist von ihm weniger abhängig als die Konkurrenz. "Nur" rund 40 Prozent der aktuell verkauften Opel haben einen Selbstzünder an Bord, der herkömmliche Otto-Motor ist aufgrund des hohen Kleinwagenanteils erfolgreicher.
Opel plant neue SUV
Das wird jedoch vermutlich nicht so bleiben, denn Opel hat vor, sich bei der Konkurrenz Einiges abzuschauen. Die Modell-Offensive soll zum guten Teil aus SUV in allen Größen bestehen, die Autokäufer bevorzugt mit kräftigen Diesel-Motoren bestellen. Dass Opel vor allem in neue SUV investiert, ist nach Bratzels Überzeugung der richtige Weg. Zwar wisse niemand, wie lange der Boom mit den Großautos noch laufe, doch die Nachfrage sei inzwischen so bestimmend, dass jeder Hersteller ihr nachkommen müsse.
Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer vom Car-Center der Universität Duisburg-Essen profitiert Opel bei weiteren Zukunftsthemen stark von der Konzernmutter GM. "Die ganzen Themen wie Vernetzung, autonomes Fahren, Carsharing und so weiter kommen alle aus den USA und können kostengünstig auf hiesige Verhältnisse übersetzt werden", sagt der Auto-Professor. Am deutlichsten zeigt sich das bei der Elektromobilität: Opel lässt im kommenden Jahr das elektrische US-Modell Chevrolet Bolt als Ampera-E auf den Europamarkt rollen.
Millionengewinn sollte drin sein
Trotz des Rückzugs vom russischen Markt, der pro Jahr für rund 80.000 Verkäufe gut war, hat Opel seine europaweite Produktion 2015 auf 1,14 Millionen Autos gesteigert. Im ersten Quartal 2016 zogen die Opel-Verkäufe stärker an als im Gesamtmarkt.
Das schafft auch Arbeitsplätze: Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug hat bereits die Rückkehr zum Dreischichtbetrieb im Rüsselsheimer Stammwerk angekündigt. Von Ende 2013 bis 2019/2020 entstünden dort mehr als 3.000 Arbeitsplätze, mit denen der Verlust von rund 2.700 Jobs im Rahmen der Restrukturierung mehr als wett gemacht werde. Insgesamt beschäftigt Opel in Europa wieder etwa 35.600 Mitarbeiter.
Dudenhöffer sieht Opel "sportlich unterwegs" auf dem Weg in die Gewinnzone. 2015 mussten die Europäer noch einen Verlust von 813 Millionen Dollar (744 Mio Euro) in Detroit melden. Doch Rüsselsheim habe sich rechtzeitig aus Russland verabschiedet und leide 2016 auch nicht mehr unter den Kosten für die Werkschließung in Bochum. Ein Millionengewinn und damit mehr als die schwarze Null sollte in diesem Jahr drin sein, sagt der Experte. Erste Hinweise geben die für Donnerstag angekündigten Zahlen fürs erste Quartal.
Wenn Opel seit etlichen Jahren nur rote Zahlen geschrieben hat, woher nahmen sie das Geld für Forschung etc.?
Oder auch für Produktionsprämien für Werksmitarbeiter (Die die Zufriedenheit und damit die Qualität der Arbeit steigert).
Letztere lagen schon lange unter Durchschnitt, wenn teilweise nicht sogar bei 0.
Das Entwicklungsgeld kam von GM. Opel hat die kleinen Benziner gemeinsam mit China entwickelt, die Aggregate laufen weltweit in Chevies usw. Opel hat die D2XX-Plattform mitentwickelt, auf der quasi alle kompakten GM-Fahrzeuge laufen. Auf der anderen Seite kann sich Opel recht bequem im Konzernbaukasten bedienen, z.B. beim Infotainment oder den Getrieben.
Trotz roten Zahlen konnte man also die Produkte weiterentwickeln.
Die Kohle kam seit Jahren von der ach so bösen Konzernmutter aus den ach so schlimmen USA 😉 😆
Blöd das selbst in dem Artikel steht das GM Jahr für Jahr die Verluste hingenommen hat weil Sie an Opel geglaubt haben. Mag gar nicht so recht ins Bild von der bösen Konzernmutter passen die ja durch massives Geldabsaugen dafür sorgt das Opel seit Jahrzehnten keine Gewinne mehr macht 🙄
Vielleicht sieht ja jetzt doch der ein oder andere ein das Opel ohne GM schon seit Jahrzehnten tot wäre und das GM Opel in den letzten Jahren doch viel gutes getan hat. Die Früchte dieser Bemühungen sieht man ja jetzt. Ich glaube wenn Opel damals an Magna-Sberbank gegangen wäre hätte man da viel radikalere Einschnitte gemacht als unter GM-Führung und dann wäre das Geschrei wie bei Nokia damals sehr groß gewesen. Bei Magna hätte man nämlich nicht die Skaleneffekte in der Größenordnung gehabt wie Sie bei GM, immerhin noch einer der Top 3 Autobauer dieser Welt, möglich sind.
Den Niedergang der Marke hat man sich selbst zuzuschreiben als man Lopez zu Opel geholt hatte. Der kam erst später zur Konzernmutter und somit hätte Opel mit Lopez fast die Mutter selbst ins straucheln gebracht. Aber das ist alles Schnee von gestern und Opel ist mit GM an seiner Seite wieder auf einem guten Weg. Ich denke das die Dieselkrise bei VW auch gerade seinen Teil dazu beiträgt das die Leute wieder vermehrt Opel kaufen. Wenn es die nächsten Jahre so weiter geht sehe ich für Opel eine gute Zukunft, hoffen wir das Beste! 😊
Es gibt Tricks um wenn nötig aus einem Verlust einen Gewinn daraus zu machen, wie das Auflösen von Rückstellungen welche in den Vorjahren zu groszügig gebildet wurden weil man die Lage bzw. Kosten nicht genau beziffern konnte.
Was man ja alles in der Bilanz nachlesen könnte! Also hopp und auf auf! Such doch mal schnell die Rückstellungen der letzten Jahre raus und sag uns doch schnell ob die erwartete schwarze Zahl tatsächlich nur auf der Auflösung von Rückstellungen resultiert 😊
Mann, dauernd dieser Dudenhöffer. Zwängt der sich immer auf, oder wieso wird dieser "Autoexperte" ständig zitiert? Oder zahlt er sogar dafür um in allen möglichen Artikeln erwähnt zu werden?
Naja, so streng würde ich das nicht sehen. Man hat schon auch früher falsche Entscheidungen in Detroit getroffen. Die letzte schwerwiegende war das Aus der RWD-Autos zugunsten der Zeta-Plattform aus Australien. Zuerst hat man das Image von Opel vollends kaputtgemacht und im Gegenzug hat es noch nicht mal Holden geholfen.
Wobei Opel immerhin noch einer der letzten Brot- und Butter Hersteller war die RWD Autos gebaut haben. Wann hatte VW den letzten Hecktriebler im Programm? Waren das nicht sogar Käfer und die Bullys bis zum T3? Ansonsten:
Polo: Frontkratzer
Golf: Frontkratzer
Passat: Frontkratzer
Transporter: Seit dem T4 auch ein Frontkratzer
Bei Opel sah das noch ein wenig anders aus:
Corsa: ok, war immer schon ein Frontkratzer aber der kam auch erst ein paar Jährchen nach dem Polo.
Kadett/Astra: Immerhin bis zur Einführung des D Kadett ein Hecktriebler
Ascona: Die Mittelklasse kam immerhin bis 1980 auch noch mit Heckantrieb! Das hatte VW meines Wissens beim Passat nie gehabt.
In der oberen Mittelklasse hat man sich ja nie vom Hinterradantrieb verabschiedet. Da hat man lieber nach der Jahrtausendwende das komplette Segment abgeschafft, das haben aber auch die Konkurrenz von PSA und Ford nicht anders gemacht.
Von daher würde ich sagen hat man zumindest in dem Bereich eigentlich nicht viel anders gemacht als die versammelte Konkurrenz. Ob das jetzt gut sein mag ist wieder eine andere Sache 😉
Du hast Ford vergessen, Tobi. Schäm dir.
Scorpio, Sierra... Aber Ford hat eben den Absprung geschafft. Vom Gelsenkirchener Barock zum "Niu Ätsch"-Design (New Edge). 😆
Die habe ich doch indirekt im letzten Absatz mit genannt 😉 Ford hat seinen Heckantrieb ja spätestens mit dem Mondeo endgültig gekillt.
Hinterradantrieb... Unterschied!
Ja, ich sollte es dank dir besser wissen. Asche über mein Haupt 😆
Anstatt immer nur in SUV's zu investieren, sollte Sie vielleicht mal einen Van mit Schiebetüren auf den Markt bringen.
VW Sharan, Ford Galaxy, Seat Alhambra....wo bleibt Opel?
Wozu? Wenn der Markt der Schiebetür-Vans bereits von mehreren Marken stark besetzt ist und kein Wachstumsmarkt ist und in der Zukunft eher leicht schrumpfen wird (meine Vermutung), warum hier großartig Entwicklungsgeld verpulvern?