Detroit: Geregelte Insolvenz
Neustart für Motor City
Die berühmte US-Autostadt Detroit darf ihre rund 18 Milliarden Dollar (13,25 Mrd. Euro) Schulden in einer geregelten Insolvenz abbauen.
Washington - Ein Bundesgericht gab am Dienstag einem Antrag der Stadt auf geregelte Insolvenz statt. Nun könnte die Metropole in Michigan beispielsweise Pensionen kürzen, Rückzahlungen an Investoren kappen oder öffentliche Unternehmen verkaufen. „Das Gericht meint, dass Detroit insolvent war und ist“, sagte Richter Steven Rhodes, der die Entscheidung als monumental bezeichnete. Die Stadt könne nun neu starten.
Detroit hatte im Juli 2013 offiziell Bankrott angemeldet. Es ist die größte Städtepleite in der Geschichte der USA. Die „Motor City“ soll mit dem Gläubigerschutz unter Kapitel 9 des Insolvenzrechts saniert werden.
Eine Garantie, dass die einst blühende Autometropole wieder auf die Beine kommt, gibt es nicht. Gewerkschaften und andere Betroffene wehren sich gegen die Anerkennung der Insolvenz, weil sie viel Geld kosten könnte.
Detroit erlebte in den vergangenen Jahrzehnten einen einzigartigen Niedergang. Mit den Krisen der Autoindustrie schlossen viele Fabriken, Tausende verloren ihre Jobs. Die Einwohnerzahl wie auch die Steuereinnahmen schrumpften beträchtlich. 2012 lebten nur noch gut 700.000 Menschen in Detroit. 1950 waren es noch 1,85 Millionen.
Quelle: dpa
Schon klar wer verliert, die kleinen Leute halt. Die Pensionskassen können sich halt nicht wehren. Muss man halt mit 70 noch im Walmart arbeiten, damit man sich seine Medikamente leisten kann.
Land of the Free, Home of the Brave. Hättet ihr auf Eisenhower bei seiner Abschlussrede gehört, wäre euch das alles erspart geblieben. Wobei es letztlich natürlich auch an der lächerlich korrupten Stadtverwaltung gescheitert ist.
Haette man wie in Texas einfach alle Vororte eingemeindet waerens auch heute noch 1.8 Millionen. Die sind weder gestorben noch nach Russland gezogen. Gewerkschaftlich organisierte Stadtangestellte haben ja auch den letzten Pfennig aus der Stadt gepresst. Damit ist halt erstmal Schluss.
Pete
Die Gewerkschaften haben ja einen großen Anteil an der Finanzmisere dieser Stadt. Denn ohne ok der Gewerkschaften konnten die Autobauer dort ja nicht mal mehr eine Putzfrau einstellen oder entlassen. Was dann dazu führte das diese Werke dichtgemacht wurden und dort wo diese mafiösen Gewerkschaften keine Macht haben neue Werke gebaut wurden. Insbesonders bei den Werken die dann komplett aus den USA nach Mexiko verlagert wurden haben die Gewerkschaften ihren Mitgliedern einen Bärendienst erwiesen. Eine Chance haben die amerikanischen Städte aber noch, da die Amis langsam kapieren das man einen Staat nicht als Dienstleistungsgesellschaft am leben erhalten kann gehen die Firmen wieder dazu über in den USA zu produzieren. Auch weil die Billiglohnländer langsam ausgehen...
Das ist richtig!
Suburbanisierung Extrem.
Im Übergangsbereich zwischen Downtown und der eigentlichen Stadtgrenze könnte man jetzt ja einen großen Park anlegen.
Nur Straßenbeleuchtung bräuchte man dazu vielleicht noch.
Die Abwanderung der Produktion trifft leider nicht nur alleine auf die dort angesiedelte Autoindustrie zu, wie das immer gerne skizziert wird, sondern auch auf viele andere ehem. industrielle Produktionsstätten aus dem Detroit des 20 Jh., auch Fleischindustrie uvm.
Auch andere US-Städte haben ähnliche Probleme, nur fällt es dort noch nicht so auf und das mediale Interesse ist noch gering. Detroit ist da schon einmalig weit fortgeschritten.
@ Sir Donald
Nicht nur die Autoindustrie, auch die Stadt selbst. Man muss Einwohner von Detroit sein um bei der Stadt zu arbeiten. Da Niemand in Detroit wohnen will ist die Qualifizierung der Bewerber nicht immer sehr hoch. Das fuehrt dazu das die Staedtische Klaeranlage 120 Angestellte hat aber jeden Morgen 120 Pickups der Vorort Handwerker da geparkt sind die die eigentliche Arbeit machen. Ich war ja einer davon. 😉
Man kann sich ausrechnen wie das ins Geld geht (bei gleichzeitigen Verlust von Steuereinnahmen)...
Gruss, Pete
Interessant finde ich, dass Detroit bei gut 13 Milliarden Euro bankrott ist und Insolvenz anmeldet, während Berlin mit 63 Milliarden immer noch fleissig Geld ausgibt und sich frech als "arm, aber sexy" bezeichnet.
Wenn man sich die pro-Kopf-Verschuldung ansieht sind gar Hamburg, Berlin und Bremen höher verschuldet als Detroit. Bremen hat pro Kopf knapp 14.000€ MEHR Schulden als Detroit.
Schade, dass Städte / Kommunen in Deutschland nicht in die Insolvenz gehen können. Dank des gesamtstaatlichen Haftungsverbundes wird immer schön weiter Geld ausgegeben, welches nicht da ist. Die andern werden's schon zahlen.. 🙄
Eine Insolvenz muss ja nicht immer das Aus bedeuten, sie kann auch eine Chance für einen guten Neuanfang sein.
Von daher drücke ich die Daumen, dass Detroit die Probleme "schnell" lösen kann.
Denn am Ende sind es immer die gleichen, die die Zeche zahlen müssen... 🙁
In diesen Deutschen Staedten sind wohl die Steuereinnahmen hoeher. Daher kann die Schuldenlast getragen werden. Die andere US Stadt die unter Zwangsverwaltung (pleite) ist ist Camden, NJ. Die Steuerbasis ist praktisch weg.
Pete
Die Frage wann man als insolvent gilt richtet sich ja nicht alleine nach der Höhe der aktuellen Schulden!
Erst wenn man nicht mehr dazu in der Lage ist, diese Schulden auch zu bedienen, also Zins und Tilgung regelmäßig zu bezahlen, erst dann ist man zahlungsunfähig, sprich insolvent!
Solange man zahlungsfähig ist, kann man Schulden in unbegrenzter Höhe machen!
Die Städte wie Berlin, Bremen, etc. sind nur deshalb noch zahlungsfähig, weil der Bund oder die Länder einspringen.
Heißt: erst, wenn die BRD als solche insolvent ist, sind auch die Städte bankrott.
Immerhin: Berlin hat 2012 sogar Schulden getilgt und keine neuen aufgenommen.
In den Staaten scheint es diese gesamtstaatlichee Haftung nicht zu geben.
Kann ja nicht passieren, denn bevor es soweit kommt, wird ja der "Euro-Rettungsschirm" greifen, die anderen EU-Länder werden uns zig-Milliarden Euro überweisen, allen voran Griechenland.
Grüße
Udo