Motorkultur
NHRAYMCANKOTB: Motoraver im National Hot Rod Museum
Hot Rod-Magazine Redakteur Wally Parks war ein Spießer vor dem Herrn. Dem Guten war das illegale Treiben mit den verfrickelten Blechbuden auf den Straßen Südkaliforniens Ende der Vierziger, Anfang der Fünfziger, ein dicker Dorn im Auge. Deshalb gründete der ordnungsliebende Mensch die National Hot Rod Association, kurz NHRA, so was wie den ADAC für böse Benzinjungs...
Die NHRA stellte den Autoanarchismus unter ein Regelwerk, tourte mit Sicherheits-Workshops durchs Land und holte das Hot Rodding aus der Illegalität auf die offiziellen Racetracks des Landes. Mittlerweile gibt es unter dem Dach der NHRA mehr Dragracing-Klassen als es manchem lieb ist und was einst als Asphaltsport für Halbstarke begann, ist in den letzten 60 Jahren zu einem gesellschaftsfähigem Millionengeschäft gewachsen, in dem es neben T-Shirt-Verkauf und schweineteuren Tickets auch um Motorsport geht.
Nicht, dass das in den Sechzigern großartig anders war, aber im Gegensatz zu den Plastikzäpfchen, die im neuen Jahrtausend über die Viertelmeile brennen, hätte man sich von den Kisten der Muscle Car-Ära vielleicht auch noch ein Shirt gekauft. Motoraver stattete dem weltberühmten NHRA Motorsport Museum in Pomona, unweit der legendären Rennstrecke, zwecks Inventur einen Besuch ab. Mal gucken, ob Wally auch aufgeräumt hat...
Eins vorweg: das Größte an dem Museum ist die Außenfassade, die man von zigtausenden Urlaubsfotos irgendwelcher Benzinfreaks kennt, die auf der Suche nach Hubraum gen Kalifornien pilgerten. Drinnen geht es eher überschaubar zu, der ein oder andere wird jemanden kennen, der wiederum jemanden kennt, dessen Schrauberhalle ähnlich groß ist. Die Vintage Slingshot Dragster und Funny Cars sind geil, keine Frage, aber ein weltberühmtes Automuseum hätte irgendwie mehr am Start haben müssen. So'n Bonbon, irgendwas, wo man vorsteht und ohne das man fortan nicht mehr Leben kann. Der 1933er Ford Eliminator von ZZ Top gehört wohl kaum dazu. So Farben fährt heute schließlich kein Mensch mehr. Dann schon eher Pandemonium V. Das Fuel Funny Car auf Basis eines 65er Barracudas brannte einst mit einem Kompressor-Hemi in unter 10 Sekunden über die Viertelmeile und wird für Nostalgia Events noch ab und an ausgemottet. Zweifelsohne das geilste Exponat ist Jeep Hampshires Halbschale, mit der er 1969er nach einem Top Fuel-Crash über den Teer rubbelte. Ohne Wallys Sicherheits-Offensive hätte Jeep Hampshire Weihnachten 1969 mit ner satten Halbglatze gefeiert.
Ganz gleich ob Melrose Missile, Mike Mitchells (World's Fastest Hippie) Revolution Corvette oder Shelby's Super Snake, irgendwie gehören die Kisten nicht hier hin. Über Massentierhaltung wird gemotzt, hier stehen sich V8-Monster auf kleinsten Raum die Mickey Thompsons platt. Ein hochverdichteter Big Block mit Open Headers gehört an die frische Luft vor den Christmas Tree, nicht in klimatisierte Räume hinter Absperrketten.
Apropos frische Luft: danach ging's noch raus zum El Mirage Salzsee. Der war aber regenüberflutet. Trotzdem 15 Mäuse bezahlen müssen und der Drecksautomat hat gleich den ganzen Zwanziger behalten. Auf dem Rückweg in ein Wüstenrennen gekommen, welches quer über den Schotter-Highway führte, was aber niemanden interessierte. In der Mohave-Wüste hat die NHRA scheinbar noch nicht überall die Finger im Spiel...
Quelle: Motoraver Magazin
Das mit den schweineteuren Tickets fuer NHRA-Events kann ich ueberhaupt nicht bestaetigen. Ich gehe jedes Jahr zu den NHRA Nationals am Infineon Raceway (Sonoma, Kalifornien). Die Tickets kosten um die $50, dazu kommt noch $10 fuer preferred parking. Wenn man das mit der Formel 1 vergleicht ist das spottbillig.
Dazu bekommt man auch noch weitaus mehr geboten als bei einem Formel- oder DTM-Rennen, z.B. freien Zutritt zum Fahrerlager den ganzen Tag ueber. Dragster werden durch die Zuschauer gezogen, in den Boxen getestet (Ohrenschuetzer bitte nicht vergessen, das fuehrt sonst zu bleibenden Gehoerschaeden) und man kann sich auch mal durchaus mit dem einen oder anderen Fahrer persoenlich unterhalten.
Insgesamt gesehen waere es zu wuenschen, dass sich andere Rennserien von der NHRA mal ein Scheibchen Kundenservice abschnippeln.
Allerdings: Das Webdesign von nhra.com ist grausig...
Christian