Citroën Spacetourer, Peugeot Traveller: Fahrbericht, Test
Nichts bewegt Sie wie ein Citroën - außer ein Peugeot oder Toyota
Endlich sind sie da, die rollenden "Großraum-Lounges" von Peugeot und Citroën. Können die Pkw-Versionen Traveller und Spacetourer ihren Anspruch einlösen? Erste Fahrt.
Bonn - Was für ein Koffer. Klar, viel Platz gehört im Segment der Transporter und Großraumvans zum Kerngeschäft. Dieser neue Franzose legt mit seinem Turnhallenambiente noch einen drauf: Wo Platz für eine Mittelkonsole wäre, ist ein riesiger leerer Raum, die Ablagefächer der Türen würden manchem Kleinwagen als Kofferraum reichen.
Wieso wir hier etwas anonym vom „Franzosen“ sprechen? Weil dieses Auto viele Namen hat. Citroën verkauft es als Nutzfahrzeug Jumpy (bzw. als Pkw „ Jumpy Kombi“) und als echten Pkw Spacetourer, Peugeot analog als Expert und Taveller. Toyota bietet das Auto außerdem als Proace an. Alle diese Modelle sind technisch identisch und rollen aus dem PSA-Werk Valenciennes – dem alten „Eurovan“-Werk, das PSA und Fiat 1978 zusammen gründeten.
Allen gemeinsam ist die Basis: PSAs modulare EMP2-Pkw-Plattform. Dazu Diesel mit 1,6 oder 2,0 Litern Hubraum in vier Leistungsstufen, zwei Radstände und drei Karosserielängen. Warum also die vielen Namen? Weil die Pkws so viel Pkw-Ausstattung mitbringen, dass man sie stärker abgrenzen wollte, sagt PSA.Pkw, Lkw, Lounge?
Heute fahren wir den Citroën Spacetourer und den Peugeot Traveller. Citroën sieht den Spacetourer eher als Großraumtaxi oder Familienbus, Peugeot spricht gern vom „Business-Shuttle“ mit Lounge-Atmosphäre. Und will im kommenden Jahr mit der rollenden „Business Lounge“ höchste Ansprüche bedienen. Der Unterschied erscheint eher künstlich, denn die Ausstattungskataloge beider Modelle unterscheiden sich kaum – auch Citroën wird die Lounge-Ausstattung 2017 anbieten.
Beiden Schwestermodellen ist gemein: Der Innenraum erreicht nicht ganz das Niveau, das der „Lounge“-Anspruch nahelegt. Armaturenbrett und Türverkleidungen bestehen aus Hartplastik und wirken nüchtern – trotz dekorativer Alu-Spange auf der Beifahrerseite, trotz Lederlenkrad und Designer-Schaltknauf im jeweiligen Markenlook.
Auch die Sitzposition hinterm Lenkrad ist nicht Pkw, sondern Transporter: steil, aufrecht, nah am Lenkrad. Dabei allerdings sitzt man auf feinen, dick gepolsterten Ledersesseln – gegen Aufpreis elektrisch verstellbar, beheizt und mit Massagefunktion. Das passt.
Raum (fast) ohne Ende
Viel wichtiger beim Van ist trotzdem, was hinter die erste Reihe passt: viel. In fünfsitziger Konfiguration gibt es eine im Verhältnis 60:40 geteilte Dreiersitzbank plus, je nach Karosserielänge, 750 bis 2.011 Liter Gepäckraum bis zur Fensterunterkante. Die Lehnen lassen sich umklappen, die komplette Bank verschieben oder ausbauen.
Hinter die zweite Reihe passt in allen Längen noch eine dritte, ebenfalls klapp- und verschiebbar. Hier geht fast alles. Nicht unüblich: Wer die Sitze ausbauen oder verschieben will, braucht etwas Kraft. Die Lounge-Version wird ab 2017 vier Einzelsitze plus versenkbare Tische umfassen. Dazu passen dann das schicke, große Glasdach und natürlich eine separat regelbare Klimaanlage.
Sehr praktisch sind die zwei großen Schiebetüren, die ab der zweiten Ausstattungslinie elektrisch funktionieren und sich sogar per Fuß-Kick unters Heck öffnen. Dann muss man allerdings erst einmal ums Auto herumlaufen. Für die große, weit aufschwingende Hecktür wäre eine Elektrik ebenfalls schön, gibt es aber nicht. Immerhin kann das Fenster separat geöffnet werden.Gutes Fahrwerk, grobe Pedalerie
Lenkung, Fahrwerk und Getriebe legen die Konstrukteure für Peugeot, Citroën und Toyota gleich aus. Die kleinen Motoren bringt PSA nicht mit zur Probefahrt. Die kräftigen 2,0-Liter-Diesel bewegen den großen Van ausreichend flott, auch der Verbrauch geht mit 7-8 l/100 km in Ordnung (Normwert der gefahrenen 150-PS-Version: 5,3 l/100 km). Eine Automatik gibt es nur zum Top-Diesel (177 PS).
Von einem Pkw-Fahrgefühl möchte man nicht ernsthaft sprechen. Dafür arbeitet die Kupplung zu grob, die Lenkung zu indifferent. Das Bremspedal bot an Testwagen eins ungewöhnlich viel Spiel, bei einem weiteren Fahrzeug passte die Abstimmung.
Gut: Auch unbeladen passt der Fahrkomfort. Nicht selbstverständlich, denn viele Transporter federn erst mit ordentlich Gewicht auf der Hinterachse optimal. PSA baut hinten eine Federung mit variabler Härte ein, die sich dem jeweiligen Fahrzeuggewicht anpasst – die erlaubte Zuladung beträgt je nach Ausstattung 600 bis ca. 1.000 Kilogramm.
Assistenten: Vollbedienung aus Frankreich
Citroën Spacetourer und Peugeot Traveller fahren zwar nur bedingt wie Pkw – lassen sich aber definitiv so ausstatten, mit moderner Konnektivität, viel Komfort und jeder Menge Assistenten. Einzigartig in dieser Klasse ist ein Head-up-Display. Spurhalteassistent, Verkehrsschilderkennung, Fernlichtassistent, Totwinkelwarner, adaptiver Tempomat, und Co: Gegen das nötige Kleingeld lässt sich der Van auf Mittelklasse-Niveau ausstaffieren.
Auch Sparfüchse sollten auf Parkpiepser und Rückfahrkamera nicht verzichten: Trotz klar sichtbarer Kanten ist das Auto allein durch seine Länge und Höhe unübersichtlich.Ist der Preis heiß?
Keine Frage: Mit den vielen Optionen kann der Preis sich schnell deutlich von der Basiszahl von 34.380 Euro entfernen. Dafür gibt es Traveller oder Spacetourer in der 4,60 Meter kurzen Version. Die ist leider nur in der simpleren Business-Ausstattung verfügbar, in deren Preisliste zum Beispiel keine Leder-Massagesitze auftauchen, dafür taxitaugliches Kunstleder.
Gut: Seitenairbags in Reihe 2 und 3 sind bei PSA serienmäßig. Dafür verlangt VW beim Multivan schon 500 Euro extra, plus die Auswahl eines „Gute Nacht-Pakets" für weitere 650 Euro. Überhaupt wird man bei vergleichbarer Konfiguration mit den PSA-Modellen stets einige Tausender unter den Preisen für VW Multivan oder Mercedes V-Klasse bleiben.
Natürlich nicht ganz unbeabsichtigt. Und: Acht oder neun Sitzplätze auf nur 4,60 Metern Außenlänge wird man anderswo schwerlich finden. Wer es dagegen auf all den lieferbaren Luxus anlegt, zahlt bei Peugeot mindestens 45.610 Euro und bei Citroën sogar 48.060 Euro nach Liste. Dafür sind dann Luxus-Ausstattungen wie Ledersitze oder Glasdach bereits eingebaut.
Technische Daten: Citroën Spacetourer, Peugeot Traveller
Motoren und Getriebe:
- 1,6-l-Diesel, 95 PS, 210 Nm, 5,6 l/100 km (NEFZ), Fünfgang-Handschaltung, V-Max: 145 km/h
- 1,6-l-Diesel, 116 PS, 300 Nm, 5,2 l/100 km (NEFZ); Sechsgang-Handschaltung, V-Max: 160 km/h
- 2,0-l-Diesel, 150 PS, 370 Nm, 5,3 l/100 km (NEFZ), Sechsgang-Handschaltung, V-Max: 170 km/h
- 2,0-l-Diesel, 177 PS, 400 Nm, 5,7 l/100 km (NEFZ), Sechsgang-Automatik, V-Max: 170 km/h
Maße und Gewichte
- Längen: 4,606 m; 4,956 m; 5,308 m
- Breite: 1,92 m (o. Spiegel)
- Höhe: 1,89 m
- Radstände: 2,925 m; 3,275 m
- Tank: 70 l
- Kofferraum: Siehe Grafik
- Leergewicht: 1.611-1.780 kg
- Anhängelast: 1.800-2.300 kg
- Basispreis: 34.380 Euro
So praktisch so ein Fahrzeug ist, viele greifen dann oft doch zu SUV, weil ihnen die Busoptik nicht gefällt. Schade eigentlich.
Bei einem Basispreis von über 34.000 € bekomme ich mehr als einen Bus oder Suff: Einen vernünftigen Kleinwagen plus AHK und 750 kg Anhänger mit Hochplane plus ein schönes Cabrio. Also z. B. einen Hyundai i20 (hat meine Frau seit ein paar Monaten - tolles Auto!), 08/15-Anhänger (früher hatte ich einen Stema, jetzt einen TPV) und zum Beispiel ein The New Beetle Cabriolet oder einen Mazda MX-5.
Die beiden Autos mit Anhänger bieten 10x so viele Möglichkeiten wie ein großes Fahrzeug, das meist nur zu viel Sprit und Platz braucht - schließlich fährt man meist alleine und ohne Gepäck oder Ladung.
Dabei ist es egal, ob man einen Bus oder Suff kauft. Beide für die meisten Käufer nicht wirklich sinnvoll. Weshalb sich nur wenige einen unnötigen Bus kaufen. Bei den Suffs sieht das anders aus, denn der taugt ja für das beliebte Erwachsenenquartett: Ich habe aber die dickere Karre als mein Nachbar, Kollege oder wer auch immer. Also kommen unsinnige Suffs vor die Tür.
Gruß Michael
Ich frag mich grad wie man beispielsweise drei Kinder auf Kindersitzen gesetzeskonform in einem 750kg Anhänger transportiert...
Ja, es gibt sie noch, die Familien. Und mit drei Kindern passt eigentlich kein SUV wirklich, weil man dort fast nie drei Einzelsitze mit ISOFIX auf der Rückbank vorfindet. Selbst bei den so genannten Siebensitzern müsste man eigentlich von einem 4+3 Sitzer sprechen, weil auf der Rückbank keine drei Kindersitze montiert werden können respektive dürfen. Von den Notsitzen will ich dann gar nicht reden...
"Großraumlimousinen" sind vom Aussterben bedroht. Was es da etwa vor 10 Jahren alles gegeben hat (Euro-VAN mit 807/C8/Ulysse, Grand Espace, Toyota Previa, ...) und selbst bei Sharan/Alhambra wird gemunkelt, dass diese bald eingestellt werden. Familien, die nicht der Norm mit ein oder zwei Kindern entsprechen bleibt da bald nicht mehr viel übrig, als zu einem solchen "Kleinbus" zu greifen. Ich werd mir so ein Teil (wahrscheinlich mal als Toyota) als potentiellen Nachfolger für unseren Sharan definitiv mal ansehen.
Klasse!
Jeder Sitz hat Isofix. Dann wird es ja doch was mit dem Kindergartenausflug :-)
Ein Hyundai i20 plus Anhänger statt eines Kleinbusses für Gruppen...Grandioser Vergleich... Wie von Äpfel und Birnen...ach was...eher von Wassermelonen und einem Pfund Harzer Käse.
Wo sitzen denn die Personen 6,7 und 8 im Hyundai? Im Anhänger? Oder fahren die im Cabrio hinterher? Und wenn das ein MX5 ist, wo sitzt denn der Achte? Oder kriegt der noch ein drittes Auto? Protipp: Wenn man statt des Hyundais einen Lada nimmt, hat man noch Geld für nen Daihatsu Hijet. Dann wird jede Fahrt zum Supermarkt ein Autokorso-Happening 😆
Das wäre ne alternative zu meinem in der Türkei gebauten Ford Tourneo. Glaube nicht, das ich nochmal ein Fahrzeug aus diesem Land kaufen werde.
Es gibt sehr wohl Menschen die ein Fahrzeug mit 8 Sitzplätzen brauchen. Insofern ist die Aussage das man für das gleiche Geld 2 Fahrzeuge bekommt so ein Schwachsinn.
Letztens schon mal drin gesessen. Kam mir etwas "eingemauert" vor. Sehr hohes Armaturenbrett.
Alles in allem aber jetzt eher auf T6-Größe. Die etwas kleinere Alternative zum "Bully", die der Vorgänger war, ist nun dahin. Das Preisschild des Ausstellungsfahrzeugs (ein Citroen) lautete auf "54.000 €".
Bei aller Liebe. Wenn die Kiste kostet wie ein T6 und gross ist wie T6, dann doch eher zum Original greifen.
Da sehe ich schon wieder 30% Rabatt auf den Listenpreis...
Dann man muss man die UVPs bei gleicher Ausstattung vergleichen. Da kommt der T6 nicht mit. Ich würde mir sowieso überlegen stattdessen eine ein- oder zweijährige V-Klasse zuzulegen.
Die wirkt wenigstens wie ein vollwertiges Auto und nicht wie ein Nutzfahrzeug. Wobei der Citroen das auch schon besser macht als der T6.
Du kannst doch keinen Hardcore Transporter/Bus mit einem SUV vergleichen, so eine Frage stellt sich kaum einer.
Ein SUV hat oft weniger Platz als der gleich lange Kombi, ein Bus ein vielfaches mehr....
SUV als eher gegen Kombi, meinetwegen auch gegen normalen Van.
Also bei Ford: Edge gegen Mondeo Kombi gegen S-Max/Galaxy
bei Skoda: Kodiaq gegen Superb Kombi gegen Alhambra
Expert und Spacetourer sind kaum draußen und es gibt schon 19-29% Rabatt, bald bestimmt mehr
cya
Moin,
ich hab mir den auch angesehen und ist aufgrund von zwei Punkten durchgefallen:
Bruttopreis zu hoch - da bietet ein Mercedes V in den Sondermodellen mehr Möglichkeiten (Dienstwagen!)
Hartplastikausstattung am Armaturenbrett geht gar nicht - auch da ist ein V die bessere Wahl
Dieter
Der Peugeot sieht gar nicht soo schlecht aus. aber mehr stil haben da die älteren Vans, zB der GMC vom A-Team und ähnliches :P Und die Suv mit 3 sitzreihen oder E-klasse T-Limousine mit 2 Notsitzen im Kofferaum gefallen mir besser.
Aber so ein Bus hat auch was, wenn man den leicht zuum Kampieren umbauen kann...
Warum gibt es keinen Benziner?
Der Diesel ist am Ende.
*ggg* Also man kurz zu jenen, die in Sachen Kinder und Transport großer Gruppen gegen meinen Alternativvorschlag sind: Klar gibt es einige wenige, die einen Bus (häufiger) brauchen. In Ausnahmefällen kann man in zwei Autos auch die neun Personen unterbringen, die maximal in einem Bus mit Klasse 3 oder B gefahren werden dürfen.
Wer eine normale Familie hat (also die statistischen weniger als anderthalb Kinder), der kommt z. B. mit einem kleineren Kombi statt des Kleinwagens immer noch mit dem Geld aus. Der Focus Turnier Ambiente kostet schon nach Preisliste nur knapp 14.000 €, einen MX-5 gibt es beim Händler ab 19.000 €, der letzte Tausender reicht für AHK und Anhänger.
Es dreht sich doch darum, daß die meisten Deutschen zu üppig kaufen, ohne davon einen Mehrnutzen zu haben. Da wird für viel Geld eine Platz- oder Leistungsreserve gekauft, die praktisch niemals gebraucht wird. Verteilt man sein Budget auf mehrere Fahrzeuge kann da aber ein echter Mehrwert bei herauskommen: Es sind zwei Autos statt nur ein Auto da. Da muß nicht gestritten werden, ob Er oder Sie den Wagen nehmen kann, es nehmen einfach beide je einen. Soll z. B. für Haus und Garten etwas geholt werden, dann ist so ein Extra-Kofferraum mit über 2.000 Litern besser als der Kofferraum im Bus (normaler Wert eines handelsüblichen 08/15-Hochdachanhängers der 750 kg Klasse).
Mich wundert, daß noch kein Protest wegen des Suffs kam - meist kommt dann die Anhängelast. Was ein berechtigter Einwand ist, sofern es gelegentlich einen Pferdeanhänger oder einen großen Wohnwagen zu ziehen gilt. Machen aber auch nur wenige! Das ist also genauso wie die kinderreiche Familie nur die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Fast keiner braucht Bus oder Suff. Aber zumindest die letztgenannten werden trotzdem gekauft.
Na ja, gekauft ist gekauft, dann ist das Geld verbrannt. Ich wollte nur dran erinnern, daß man für das Geld auch weit mehr bekommen kann. Wie wäre es denn mit einem Kombi (der genannte Focus zum Beispiel) und dazu einen Großraum-Pkw wie etwa einen Caddy von VW. Und natürlich ein Anhänger. Auch dieser Fuhrpark wäre nicht teurer als ein Bus oder Suff. Aber der Fuhrpark hätte viel mehr Nutzen.
Gruß Michael
Man könnte auch einen normalen Kompakten nehmen und einen Wohnwagen anhängen, da passt ein ganzer Kindergeburtstag rein und man hat viel platz 😊