Marode Brücken: Der Kampf gegen den Zerfall
Not-OPs für die überlasteten Verkehrswege
Wie kritisch es teilweise um die deutschen Verkehrswege steht, zeigt das aktuelle Beispiel der Rheinbrücke. Doch wie soll dem Sanierungsstau entgegengewirkt werden?
Berlin - Manchmal helfen Not-Ops, um altersschwache Straßenbrücken instand zu halten, im Fall der Rheinquerung der A1 bei Leverkusen bleibt nur die Vollsperrung für dreieinhalb Tage. Das Teilstück der Autobahn muss repariert werden. Kein Einzelfall, denn der Kampf gegen Risse, strapazierte Fahrbahndecken und marode Pfeiler ist Alltag in Deutschland. Mit zusätzlichen Investitionen will Alexander Dobrindt die Problemfälle allmählich abbauen.
Was macht die Lage an der Leverkusener Brücke so akut?
Die größten Sorgen bereitet den Ingenieuren ein 40 Zentimeter langer Riss, der kürzlich an einer Seilverankerung entdeckt wurde. Um diesen Schaden zu beheben und möglichst viele andere gleich noch mit, sollen acht Teams mit Schweißgeräten zu Rund-um-die-Uhr-Einsätzen anrücken. "Einen guten Zeitpunkt für eine Vollsperrung einer der wichtigsten Verkehrsadern in NRW gibt es nicht", erläutert Minister Michael Groschek (SPD) mit Blick auf das Reisewochenende in den Sommerferien. Weniger los als sonst sei aber immerhin. Und Erschütterungen vor allem durch Laster würden den Schweißnähten nicht guttun.
Wie ist der Zustand der Brücken überhaupt?
Die Vollsperrung ist nicht die erste Einschränkung. Lastwagen ab 3,5 Tonnen dürfen die gut 50 Jahre alte Rheinbrücke bereits seit 2014 nicht befahren. Ein kritischer Fall ist auch die 44 Jahre alte Rader Hochbrücke der A 7 über den Nord-Ostsee-Kanal in Schleswig-Holstein. Dort sollen vier Blitzer dafür sorgen, dass sich Lkw zum Schonen der Konstruktion an Tempo 60 plus Überholverbot halten. Überhaupt nagt der Zahn der Zeit an vielen der 39.000 Fernstraßen-Brücken. An den Autobahnen gilt für 14 Prozent der Bauwerksflächen: Zustand ungenügend, Erneuerung vordringlich. Bei den Bundesstraßen sind es zehn Prozent, wie aus demgerade beschlossenen Bundesverkehrswegeplan bis 2030 hervorgeht.
Was sind Gründe für den Verschleiß?
Die Dauerbelastung hat Spuren an den Konstruktionen hinterlassen, die zu einem großen Teil aus den 1960er- bis 1980er Jahren stammen. Dabei hat vor allem der Lkw-Verkehr inzwischen stark zugenommen. Seit 1980 verfünffachte sich die Gütertransportleistung auf der Straße und soll noch weiter steigen. Zugleich werden Lkw immer schwerer. Erlaubt sind längst 44 Tonnen Gesamtgewicht, nachdem es in den 1950er-Jahren die Hälfte war. Dazu kommen extrem schwere Sondertransporte. Im Vergleich dazu nutzen die vielen leichteren Autos die Fahrbahnen längst nicht so stark ab. Vielerorts wurde außerdem nicht rechtzeitig in den Erhalt investiert - auch wegen leerer öffentlicher Kassen.
Was wird gegen Problembrücken getan?
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat die Maxime ausgegeben: "Jede Sanierungsmaßnahme einer Brücke, die Baurecht erhält, werden wir finanzieren." Die Länder sollten daher Tempo bei den nötigen Planungen machen. Der Bund hat größere Vorhaben in einem Sonderprogramm gebündelt. Daraus sind in diesem Jahr 450 Millionen Euro vorgesehen, im nächsten Jahr 520 Millionen Euro und 2018 weitere 640 Millionen Euro. Für schnellere Verfahren ist unter anderem für die Rader Hochbrücke und die Leverkusener Rheinbrücke eigens das Bundesverwaltungsgericht einzige Instanz bei Klagen. Bis richtiger Ersatz da ist, dauert es aber ohnehin noch. Im Norden sollen 2026 zumindest die ersten Fahrzeuge über einen Neubau rollen. Im Westen sollen bis 2020 und 2023 zwei geplante moderne Brücken fertig sein.
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Quelle: dpa
Hallo Berlin! Das kommt davon, wenn man durch Lobby-gesteuerte Entscheidungen nur noch einen Verkehrsweg bevorzugt. Die Transportleistungen steigen und keine sinnvolle und nachhaltige Verkehrspolitik kommt vom Bund. Aber auf EEG, blaue Plakete etc. Sich versteifen. Macht mal was sinnvolles, und nutzt die Vorteile jedes Transportweges on Summe für die Wirtschaft. Dazu brauchst keine Lobby sondern gesunden Menschenverstand. ...
Denke doch das am Ende die Brücken das Rennen gegen den Verfall und Zeitdruck gewinnen....
Die Neubauten sind konstruktiv auf die höheren Belastungen ausgelegt. Somit handelt es sich hier um ein vorrübergehendes Problem, auch wenn der Übergangszeitraum ziemlich lang ausfällt.
Bei dem heutigen Preisdruck und der EU-weiten Ausschreibung wage ich zu behaupten, dass die neuen Brücken niemals eine ähnliche Überbelastung aushalten werden, wie die "alten", erst recht nicht über einen so langen Zeitraum. Ist eh erstaunlich, wie gut und lange die das weggesteckt haben.
Zu einer Überbelastung wird es ja bei diesen Brücken-Neubauten lange Zeit nicht kommen, da sie für eine viel höhere Grundbelastung ausgelegt werden.
Wär ich nicht sicher. Wenn ich mir anschaue, dass Autobahnen komplett neu gebaut werden und nach kurzer Zeit (<5 Jahren) üble Wellen schlagen, der Asphalt wegbröckelt und Reparaturen hin bis zu einer kompletten Neuteerung brauchen, dann denke ich nicht, dass die neuen Brücken lange halten werden. Dazu sind die meisten Planungen von der Realität längst überholt, wenn sie dann mal fertiggestellt sind. Für große "Zukunftsreserven" ist meistens nicht das Geld da... auch wenn ich hoffe, dass bei den beiden Rheinbrücken in Leverkusen und Duisburg das ganze etwas großzügiger angegangen wird aufgrund der enormen Relevanz der beiden Brücken.
Aber die Grünen meinen ja, es wird zu viel in den Straßenbau investiert 🙄🙄
Die Kollegen würde ich am liebsten jeden Tag in den ellenlangen Stau auf der A1 stellen, mal sehen wie lange es dauert bis sie ihre Meinung ändern.
wenn du die asiaten bauen läst dann halten die noch mehr aus, die sind führend im bauwesen.
Das Brückenproblem ist ein Zusammenspiel aus mehreren Problemen.
Ein ähnliches Problem gibt es bei der Brückenverbindung über den Rhein von Mainz nach Wiesbaden. Das hat aber nichts damit zu tun, dass heute mehr LKW´s über diese Brücke fahren als früher. Mein Vater war damals als Ingenieur mit an dem Bau dieser Brücke beteiligt und die Lösungen die zum Bau der Brücke damals gewählt wurden, waren damals schon zum scheitern verurteilt. Mindertwertige oder schlicht falsch gewählte Baustoffe, um ein paar Pfennig am falschen Ende zu sparen. Das Problem sieht man jetzt. Wird bei den anderen Brücken das gleiche sein.
Hinzu kommt, dass die Reparaturlösungen einfach viel zu teuer sind. In China bauen sie solche Brücken in kürzester Zeit, für ein Bruchteil des Geldes. Und bevor jetzt hier jemand mit Qualität kommt. Ich sehe hier so gut wie keine Baustellen auf Brücken oder Hochstraßen und nur an den Personalkosten kann das auch nicht liegen.
So lange Deutschland noch so viel Geld einnimmt, geht es so weiter. Interessant wird es, wenn dann mal die Exporte wegbrechen...
Mal jemand in Italien höhe Florenz/Rom unterwegs gewesen?
Bolsena/Gradolie/Viterbo/Oriveto...
Daraufhin seid ihr auf unsere Schlaglöcher froh...
Als Betroffener kann ich nur sagen: Grün-ideologisierte Fokussierung auf den ÖNV ohne über Stichworte wie Just in time oder ähnliche Entwicklungen nachzudenken. Außerdem: Alles Geld für den Osten. Für uns hier im Westen blieb nix übrig. Und nun steht die Region von Mainz bis Leverkusen vor dem Kollaps, da jahrzehntelange Sanierungen bevorstehen. Aber Hauptsache bei der nächsten Wahl wieder die Grünen-SPD wählen.
PS: Zur Umgehung der gesperrten A1 Brücke in LEV, donnern seit gestern Abend tausende 38 Tonner über die ebenfalls stark sanierungsbedürftige Bonner Nordbrücke der A560............Bei Bonn-Lengsdorf über eine EINSTURZGEFÄHRDETE Brücke derselben Autobahn.
Mal sehen, wann was wirklich Schlimmes passiert.
Die Brücken in NRW leiden definitiv unter der Last der LKW. Als Beispiel: Die Duisburger Rheinbrücke der A40 war für ca. 30.000 Fahrzeuge ausgelegt, mit einem LKW-Anteil von 10% zu einer Zeit, als LKW maximal ca. 20 Tonnen wogen. Heute queren aber über 100.000 Fahrzeuge die Brücke, mit einem LKW Anteil von rund 15% und einem Maximalgewicht von 40 Tonnen (welches bei der geringen Gefahr erwischt zu werden eh oft überschritten wird). Dazu wurde der Standstreifen zu einer Fahrspur umgebaut, um dem Verkehrsfluss Herr zu werden. Die schweren LKW fahren also sehr weit weg von den Mittelträgern. Ich habe mir die Brücke mal angeschaut als ich in der Gegend war, und von unten kann man recht gut erkennen, dass die Tragkonstruktion unterhalb der ehemaligen Standspur niemals dafür ausgelegt war, 40 Tonner zu stützen.
Das ein Sparen an Baustoffen etc. zu einer Verschlimmerung des Problemes geführt hat, das ist natürlich trotzdem gut möglich. Jedoch sehe ich wie bereits gesagt da für die Neubaulösungen eher keine Besserung. :/
Nur eine Frage der Zeit, bis es zur Katastrophe kommt.
Wenn Heute eine Brücke geplant wird wird Sie auf eine Verkehrsbelastung ausgelegt die schon längst überschritten wurde. Praktisch alle Fernstraßen haben die Prognosen für die Jahre 2020 oder später schon vor Jahren überschritten aber die Straßen werden beim Ausbau für zb 15000 Fahrzeuge/täglich geplant obwohl dort längst 17000 oder mehr Fahrzeuge fahren.
Wenn man mit von der Zeit überholten Zahlen arbeitet kann nichts Haltbares rauskommen, insbesonders wenn dann noch die Ausschreibung schlampig formuliert wird und der Billigste den Zuschlag bekommt. Aber daran sind auch unsere Gerichte mit Schuld die Gründe warum der Billigste den Zuschlag nicht bekommt sehr selten anerkennen und deswegen nehem die Auftraggeber gleich den Billigsten statt dem Günstigsten um Gerichtsverfahren zu vermeiden.
Man sollte wie der alten Römer bauen lassen, da hat das Zeug auch mal 2000 Jahre gehalten obwohl die Belastungen in der Zukunft nicht bekannt waren, nicht mal bei den größten Visionären.
Das man bei Reparaturen erst reagiert wenn man Sie nicht mehr vermeiden kann tut das Seinige dazu.