Continental: Historiker soll Firmengeschichte neu aufrollen
NS-Zeit wird aufgearbeitet
Für das eigene Jubiläum öffnet Continental sein Archiv. Allerdings nur für Paul Erker. Er soll Rückschläge und die Rolle des Unternehmens in der NS-Zeit beleuchten.
Hannover - Continental will das Wissen über seine Geschichte auf eine neue Basis stellen. Der Münchner Unternehmenshistoriker Paul Erker erhalte für das Forschungsprojekt uneingeschränkten Zugang zu den Archiven des Konzerns, der im Jahr 2021 seinen 150. Geburtstag feiert. Das teilte Continental am Dienstag mit.
Statt werbeträchtige Hochglanzbroschüren zu füllen, soll Erker "die Bedeutung von Umwegen, Rückschlägen, Krisen und Zäsuren als Ausgangspunkte für den weiteren Erfolgsweg" analysieren. "Dazu gehört explizit unter anderem eine eingehende Untersuchung der Geschichte von Continental und ihrer Tochtergesellschaften in der Zeit des Nationalsozialismus", sagte Erker am Dienstag in einer Mitteilung des Konzerns in Hannover.
Conti stattet das Vorhaben bis 2021 mit gut einer Million Euro aus. Neben Erkers Auftrag gehe es um den Ausbau und die Modernisierung des Archivs. Es soll stärker digitalisiert werden, um bis zum Jubiläumsjahr für Forschung und Wissenschaft zugänglicher zu sein.
Konzernchef Elmar Degenhart verwies darauf, dass Conti aktuell gut 100 verschiedene Firmenkulturen vereine. "Der Rückgriff auf unsere Firmengeschichte und deren Belebung in der Gegenwart sollen beides stärken: unsere Zuversicht und unser Verantwortungsbewusstsein."
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Na dann warten wir mal ab. Prof. Dr. Erker ist ja Fachmann für solche Sachverhalte. Bin gespannt.
In dem Zuge kann man gleich noch herausfinden, warum der deutsche Continental-Konzern seine Reifenwerke nach Osteuropa verlagert hat, weil es in Deutschland angeblich unrentabel wäre und stattdessen der amerikanische Goodyear-Konzern hierzulande Reifen herstellt. Das ist ein Punkt, der mich brennend interessiert.
Die NS-Vergangenheit ist weniger relevant.
Unabhängig von der Relevanz ist es aber trotzdem ein positives Zeichen, daß diese Zeit nun endlich einmal aufgearbeitet wird.
Sehe ich anders, aber jedes Unternehmen sucht irgend etwas, was einen später in besserem Licht dastehen lässt. Da ist die läppische Million perfekt investiert. So eine braune Vergangenheit ist im Nachhinein doch eine prima Sache: alle Medien berichten über einen, wie toll man doch aufklärt sowie selbst vor der eigenen Historie nicht zurückschreckt und gleichzeitig kann man so seine Hände sauberwaschen und sagen, dass die damals vielleicht Fehler gemacht haben (da haben alle mitgemacht und man wurde gezwungen...), aber wie gut, dass diese Menschen längst selbst Geschichte sind und heute so etwas nie wieder passieren kann.
Es gibt wahrscheinlich keine einzige deutsche Firma, die nicht in irgendeiner Weise im 3. Reich mit den Nazis involviert war, ob sie wollte oder nicht - insofern Alles im nachhinein nur Pharisäertum, Haarspalterei und der Versuch die Sache in einem besseren Licht erscheinen zu lassen.
Wenn's unter den Teppich gekehrt würde, hätte aber auch niemand etwas davon.
Umgekehrt aber auch, was mich zu meinem Satz ganz weit oben bzgl. Relevanz brachte.
Das kannst du nicht ernst meinen?!
"Wer sich der Geschichte nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." - George Santayana
Finde das von Conti gut!
Die Unternehmen meinen es aber ernst und glauben tatsächlich, wenn sie ihre eigene Geschichte aufarbeiten, der Gesellschaft einen Dienst erwiesen zu haben und somit eine NS-Zeit in jeglicher Form für die Zukunft völlig ausgeschlossen sein wird. Dass das Gegenteil der Fall ist, sieht man ja, wenn man abends die Nachrichten einschaltet: ganz Europa ist so weit rechts wie noch nie.
Nicht nur Europa, auch Afrika, auch hier. Trump will Muslime "markieren" hoert sich verdaechtig bekannt an. Was kommt danach?
Pete
"Und wer sich erinnert sieht Machtlos zu wie sich alles wiederholt..."
Traurig aber menschlich. Gewalt war schon immer dabei, die geschichtsbuecher sind doch nur eine Verherrlichung von Gewalt, sogar Gott kann sich nicht enthalten davon.
Pete
Wenn die Geschichte nicht aufgearbeitet wird, besteht allerdings IMHO eine größere Gefahr von Geschichts-Fälschungen in der Zukunft.
Das wäre tatsächlich ein sinnvoller Grund für die Durchleuchtung der Vergangenheit.