Bentley Mulsanne Facelift EWB 2016: Sitzprobe in Genf

Nur noch fünf Minuten, Mr. Lewis

Constantin Bergander

verfasst am Wed Mar 02 15:28:11 CET 2016

Ein bisschen Make-up macht den betagten Mulsanne nicht modern. 25 Zentimeter mehr Radstand machen ihn aber sehr bequem: Wir haben die Langversion ausprobiert.

International: Bentleys Luxuslimousine Mulsanne (UK) parkt in Genf (CH) unter einem Bildschirm, auf dem Bentley-Testimonial Jean Reno (FR) zu sehen ist
Quelle: dpa/PictureAlliance

Genf – Wenn Geld keine Rolle spielt, wird Radstand zur Währung. Bisher hat Rolls-Royce den Längsten, zumindest unter den Viersitzern: 3,82 Meter stehen die Radnaben des Phantom LWB auseinander, immerhin noch 3,57 Meter beim kurzen Modell. Doch die Briten geben ihre Spitzenposition zum Jahresende ab. Rolls-Royce lässt den Phantom auslaufen. Der Nachfolger startet erst 2018.

Auf dem Autosalon in Genf mogelt sich Bentley heimlich an die Spitze. Zum Facelift bekommt der Mulsanne serienmäßig höhere Wangenknochen und optional eine längere Karosserie. Um 25 Zentimeter strecken die Ingenieure den Mulsanne, der Radstand wächst auf 3,51 Meter. Mehr Platz entsteht dadurch ausschließlich im Fond.

MOTOR-TALK-Redakteur Constantin Bergander lässt es sich kurz gutgehen im Bentley
Quelle: MOTOR-TALK
Platz braucht derjenige, der sich auf der Fahrt entspannen kann. Im verlängerten Bentley funktioniert das am besten hinten rechts. Der Beifahrersitz fährt auf Knopfdruck nach vorn, die Türen fallen mit Gewicht ins Schloss. Das Genfer Messe-Chaos bleibt draußen.

Einschläfernder Luxusliner

Im Bentley wird es still, nach einigen Minuten dann ruhig. Elektromotoren schieben den Einzelsitz in eine Halb-Liegeposition. Keine Unterlage für einen erholsamen Nachtschlaf, aber ab der ersten Minute entspannend. Vorhänge vor Fondfenstern und Heckscheibe schließen elektrisch. Bentley-Marketing-Chef Andrew Lewis erklärt, der schwarze Stoff lasse kein Licht in den Innenraum.

Ganz dunkel wird es natürlich nicht im Mulsanne. Aber wer vor dem Fernseher einschlafen kann, der schafft das auch hier. Elektrische Stempel in den Sitzen kneten den Stress aus den Wirbeln, Gebläse und Heizung hinter dem Leder regeln die Temperatur. Die Kopfstütze schmiegt sich watteweich an den Hinterkopf.

Wer hier liegt, der soll sich möglichst wenig bewegen müssen. Der klappbare Arbeitstisch neigt sich deshalb zum Fond-Passagier. Aus den Vordersitzen fahren Tablet-Computer aus. Sie lassen sich wie ein normales Android-Gerät bedienen oder mit einer Fernbedienung steuern. LTE-Internet und Tablet-Apps ergeben Konzertsaal oder Videoabend.

Der Mulsanne ist im Grunde überholt, zumindest vom Baukasten her gedacht
Quelle: MOTOR-TALK
Zwischen den Einzelsitzen im Fond installiert Bentley einen Champagnerkühler. Hinein passen zwei Flaschen Perlwein und speziell angefertigte Kristallgläser. Die gibt es nur im Mulsanne, sagt Lewis. Von der Klimatisierung bis zum Aschenbecher sind alle Funktionen ohne Aufwand erreichbar. Das schaffen nicht alle Konkurrenten.

Gealterte Basis

In dieser Klasse liegt der Schwerpunkt auf der zweiten Sitzreihe. Gut für Bentley, denn drumherum ist der Mulsanne gealtert. Bentley verkauft den Arnage-Nachfolger seit sieben Jahren. Die Optik hat sich zum Facelift kaum verändert. Andererseits zählt Tradition bei Luxusautos mehr als moderne Details.

Seine Technik stammt noch aus einer Zeit, zu der VW den Konzern weniger durchmischt hat. Der V8-Biturbo im Mulsanne kommt nicht von Audi, sondern von Bentley selbst. Er misst 6,75 Liter Hubraum und leistet 512 PS sowie 1.020 Newtonmeter Drehmoment. Zum Verbrauch oder dem Einstiegspreis sagt Bentley noch nichts. Nebensächlich. Es geht hier schließlich um den Radstand.

Die Radstand-Bestenliste im Überblick:

  • Mercedes-Maybach Pullmann S600 (Sechssitzer): 4,42 m
  • Rolls-Royce Phantom LWB: 3,82 m
  • Rolls-Royce Phantom SWB: 3,57 m
  • Bentley Mulsanne EWB: 3,51 m
  • Mercedes-Maybach S600: 3,37 m
  • Bentley Mulsanne: 3,26 m

MOTOR-TALK-Redakteur Constantin Bergander lässt es sich kurz gutgehen im Bentley
Quelle: MOTOR-TALK
Der Mulsanne ist im Grunde überholt, zumindest vom Baukasten her gedacht
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Der längste Viertürer, vom Radstand her: Bentley Mulsanne
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Bentley Mulsanne: Scheinwerfer
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Bentley Mulsanne: Kühlerfigur
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"EWB" bedeutet "Extended Wheelbase"
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