Ratgeber: Oldtimer-Kauf im Netz
Ohne Gutachten besser kein Kauf
Youngtimer und Oldtimer sind begehrter denn je. Doch ein gutes oder ein gut erhaltenes Auto zu erwerben, wird schwieriger. Ein Gutachten kann helfen, kluge Entscheidungen zu fällen.
Berlin - Der Lack wellt sich wie die Haut auf einem alternden Oberschenkel. Darunter liegt zentimeterdicke Spachtelmasse. Was sich im Internet noch als bezaubernder Garagenfund präsentierte, zerbröselt bei genauer Betrachtung wie Rostnester in den Händen. Wer übers Internet einen Young- oder Oldtimer sucht, muss sich auf so manche Überraschung gefasst machen. Denn im Gegensatz zu halbwegs jungen Gebrauchten haben ältere Autos 20 oder 30 Jahre auf dem Blech und Macken in sich.
Eine weite Reise lohnt selten
Dank des World Wide Web können Classic-Fans ihren nächsten Oldie auch über die Grenzen hinweg suchen, in Holland, England, Italien oder Frankreich. Wer sich ein US-Fahrzeug kaufen möchte, sollte auf autotraderclassics.com oder hemmings.com stöbern. In Großbritannien bietet carandclassic.co.uk das größte Sortiment an historischen Fahrzeugen. Man kann sich die Autos im Netz anschauen, hat aber keinen Gutachter vor Ort, der den beschriebenen Zustand bestätigen kann.
Mit diesem Problem haben auch die deutschen Plattformen wie klassikmarkt.autobild.de, Motor-Klassik und Oldtimer Markt zu tun. Die seit rund einem Jahr aktive Seite classic-trader.com ist der erste internationale Marktplatz für den An- und Verkauf von klassischen Fahrzeugen im Internet.
Eine Plattform speziell für Oldtimer
Classic Trader bietet im Vergleich zu anderen Gebrauchtwagenbörsen detailliertere Fahrzeugbeschreibungen wie interne Baureihen, Fahrgestell-, Motor- und Getriebenummern, Herstellerfarbbezeichnung der Lackierung, Kennzeichnung von Repliken und Zustandskategorien. Bis zu 100 hochauflösende Bilder und ein Video können pro Anzeige hochgeladen werden.
Im Beschreibungsfeld kann der Verkäufer bis zu 6.000 Zeichen nutzen. Darunter können strukturiert Sonderausstattungen und Zubehörteile aufgelistet werden. Jedes Inserat kann in weitere Sprachen übersetzt werden, mittelfristig wird ein Übersetzungsservice zur Verfügung stehen.
Derzeit sind rund 2.230 Inserate online, rund 90 Prozent stammen von Händlern. Vor allem für sehr alte und seltene Fahrzeuge ist die Onlinebörse interessant, da die Autos nicht in der Sammelkategorie „Sonstiges“ zusammengefasst werden.
Das Praktische: Interessenten können über der Seite direkt ein Gutachten, den weltweiten Transport, Versicherungsleistungen und Wertgutachten beauftragen. Das Gutachten gibt es vorerst nur für Deutschland, in ein paar Monaten aber auch für Fahrzeuge im Ausland. Bei hemmings.com lässt sich in den Angeboten Finanzierung, Transport, Versicherung und Inspektion über Drittanbieter dazu buchen. Damit fällt die Kaufentscheidung für ein Auto in einem anderen Land leichter.
Spezialisierte Händler haben einen Ruf zu verlieren
Wer seinen neuen Oldie lieber auf die altmodische Tour kauft, kann sein Glück auch bei Händlern versuchen. Eine gute Anlaufstelle sind solche, die schon seit Jahren Oldtimer einer bestimmten Marke oder eines speziellen Typs verkaufen und einen Ruf zu verlieren haben. Bei der Beurteilung können Markenclubs helfen. Die dort erteilten Auskünfte sind allerdings unverbindlich.
Gutachten-Anbieter wie Classic Data werben gerne mit Kurzbewertungen. Die sind zwar günstig, beinhalten aber keine fundierte Prüfung des Fahrzeugzustandes und sind als Qualitätssiegel nicht empfehlenswert. Aussagekräftiger sind ausführliche Gutachten, die allerdings rund 200 Euro kosten. Das ist in der Regel gut angelegtes Geld. Denn vor Blendern schützt man sich am besten, indem man das Auto gründlich kontrolliert. Entweder allein oder mit einem Sachverständigen.
"Gutachten-Anbieter wie Classic Data werben gerne mit Kurzbewertungen. Die sind zwar günstig, beinhalten aber keine fundierte Prüfung des Fahrzeugzustandes und sind als Qualitätssiegel nicht empfehlenswert."
--> das kann ich nur bestätigen. Ein von mir gekaufter Oldtimer im Wert von ca. 12 TEUR bekam ein Classic Data Gutachten mit Note 2+. Kurz danach waren Reparaturen fällig, die fast der Hälfte des Fahrzeugwertes entsprachen. Diese Gutachten sind für die Versicherung erforderlich, also eine rein formale Voraussetzung. Ich habe ja gesehen, wie "intensiv" sich der Gutachter das Fahrzeug angesehen hat. Eigentlich ein schlechter Witz.
Oldtimerkauf ohne selbst Schrauber zu sein und sich da gründlich einzulesen erfordert in erster Linie eine dicke Brieftasche. Gutachten sind nix wert, das ist nur für die Versicherung interessant und natürlich fürs H Kennzeichen.
Sehe ich genau so am besten ist wenn man schon vorher alles über das begehrte Fahrzeug weis und sich erkundigt, und solche Sachen wie Spachtelmasse sollten doch kein Problem sein ganz leicht festzustellen mit einem Magnetstreifen, der mach den Lack auch nicht kaputt.
Ich vermute mal das viele Leute mit Geld sich einige Oldtimer als Wertanlage holen und dann dumm schauen wenns doch nur Schrott ist da sie keine Ahnung von Autos haben.
Wie ganz richtig bemerkt, ist Oldtimerkauf nichts für blauäugig-naive Seelen ohne Sachverstand. Wenn der nicht da ist, gibt man schon das erste Geld aus für kundigen Beistand in Form eines für das jeweilige Modell sachkundigen Experten aus.
Oldtimerkauf spielt sich oft in dem Bermudadreieck Fehleinschätzungen (inclusive Selbstüberschätzung), nicht ausreichender finanzieller Mittel und dem verfügbaren Fahrzeugbestand ab. Will bedeuten: Leute unterschätzen IMMER WIEDER, daß professionelle Restaurierungen Geld kosten. Normalerweise sprengt eine Restaurierung jedes Budget - es sei denn sie wird a.) gleich mit Abstrichen durchgeführt oder b.) über einen langen Zeitraum erledigt.
Deswegen gibt es so viele abgebrochene Projekte. Normalerweise ist es teurer, einen Wagen zu restaurieren, als gleich einen gut gepflegten oder fertig restaurierten zu kaufen. Nur bei einigen sehr seltenen Autos können Restaurierungen ein Plusgeschäft sein.
Oft haben Leute auch sehr merkwürdige Vorstellungen von restaurierten Autos. Sie gehen mit einem Lackstärkemesser an den Wagen und beanstanden daß die Restolackierung dicker ist als der damalige Originallack. Natürlich ist er das. Denn oft sind restaurierte Wagen besser lackiert und aufwendiger geglättet, als sie es ab Werk je waren.
Auch sind Lackstärken keineswegs immer gleich gewesen. An Karossen von hochwertigen Einzelanfertigungen wurde immer mehr gezinnt und gespachtelt als in der Großserie. Und Zinn ist nun mal nicht magnetisch...
Besonders originell finde ich es immer, wenn Leute von einem 50 Jahre alten Auto erwarten, daß es funktioniert wie ein heutiger Neuwagen mit Ölwechselintervallen von 40.000 km und Kerzenwechseln alle 100.000 km.
Nun ja, ohne meine Oldies würde ich mich nicht wohlfühlen. Das Jahrzehnte gesammelte Wissen, die Erfahrung und die weltweite Jagd nach seltenen Ersatzteilen macht das Hobby noch erfreulicher und spannender.
und selbst das halte ich für rausgeworfenes Geld. Wenn man nicht selber vor Ort ist, gemeinsam mit dem Gutachter und am besten noch in Begleitung eines Bekannten der vom KFZ-Fach ist, wird auch so ein 200 Euro Gutachten nicht das Papier wert sein auf dem es geschrieben wurde.
Eigentlich ist dieser Artikel doch wieder nur (versteckte) Werbung für die achsotolle Oldtimer-Vermarktungs-Internetseite.😉
Das Verhältnis Text über den Webseiteninhalt zum übrigen Inhalt sagt es doch ganz deutlich. Ebenso die Positionierung innerhalb des Textes: im präsenten Mittelteil.
Das stimmt allerdings. Die "redaktionellen" Beiträge hier sind eigentlich (fast?) alle Interessen-geleitet.
Ja, wir wissen ja von Gwerichtzsprozessen, was sich alles Gutachten nennt und nennen darf.
Ein sauschlechter Witz ist so etwas. Könnte ich auch noch härter beurteilen, aber du ärgerst dich ja schion selbst genug über derartige Geschäftsmethoden.
Nun ja, wer kauft denn schon einen Oldtimer ohne professionelle Begutachtung? Vllt nur Leute oder besser ahnungslose Käufer diese sich nur von der Optik täuschen lassen...
Wir haben eine Abt. Betrügerökonomie. Dort werden auch "Gutachter," sogenannte, beschäftigt. Diese Gutachter fallen oft auch bei anderen Sachen auf, aber sie bleiben "Gutachter." Die Richter machen es sich auch bequem. Ärgerlich, aber wohl unvermeidbar.
Alles richtig, was oben geschrieben wurde.
Wer Oldtimer ohne (eigenen oder hinzugezogenen) Sachverstand kauft,
ist entweder ein Hasardeur - oder schlichtweg dumm.
Nur mal am Rande:
Der Begriff "Gutachter" ist in Deutschland rechtlich nicht geschützt (!) Ich will hier nicht die Kompetenz versierter Kfz-Meister und studierter Kfz-Ingenieure infrage stellen, sondern nur darauf darauf hinweisen, dass -wie immer im Leben- nicht immer alles Gold ist, was glänzt. Ich kenne selbst einige Fälle, wo sich Gutachter einer der hierzulande bekanntesten Organisationen zur Bewertung von Oldtimern in der Erstellung ihrer Gutachten bei Zustandsnote und Wertermittlung von Faktoren haben leiten lassen, die mit dem Fzg selbst wirklich überhaupt nichts zu tun hatten (konkreter darf man hier gar nicht schreiben, sonst hagelt es sofort Anwaltsbriefe und gerichtliche Unterlassungsverfügungen).
Im bautechnischen Bereich z.B. werden -nicht nur von Gerichten- nahezu ausschließlich solche Gutachter eingesetzt/beauftragt, die den vorangestellten Zusatz "ö.b.u.v." (öffentlich bestellt und vereidigt) tragen dürfen. Dies setzt -neben einer anspruchsvollen Erstzulassungsprüfung bei der IHK- auch ständig zu wiederholende Sachkundeprüfungen voraus, der sich diese Gutachter zu unterziehen haben. Ansonsten verlieren sie die Berechtigung zur Führung dieses Zusatzes. Es gibt also durchaus verbindliche Kriterien, an welchen die tatsächliche Fachkunde eines Gutachters abschätzbar ist. Auch ein Anruf bei der Innung oder Handwerkskammer kann ggf. weiterhelfen.
Dazu kommt natürlich, dass natürlich nicht jeder Kfz-Gutachter mit allen Problemstellen jedes einzelnen Oldtimer-Modells vertraut ist - und auch gar nicht sein kann. Daher ist auch der Rat bzw. die Hinzuziehung von Typ-spezifischen Fachleuten oft die bessere Wahl. Diese findet man, wie ja schon geschrieben wurde, zumeist in Typenforen, Markenclubs, usw.