Im Interview: Der Chauffeur des Jahres

Ohne Handschuhe, aber mit Snacks und Cola

Sabine Stahl

verfasst am Tue Jul 21 15:36:26 CEST 2015

Robert Lachmann wurde vom Bundesverband der Chauffeure (BCD) zum Chauffeur des Jahres gewählt. Wir haben mit Lachmann gesprochen, über seinen Job und seine Gäste.

Robert Lachmann ist der Chauffeur des Jahres
Quelle: Bundesverband der Chauffeure (BCD)

Nürnberg - Robert Lachmann ist Chauffeur des Jahres 2015. Zusammen mit seinem Bruder betreibt er einen Limousinenservice in Nürnberg. Einen Hut oder Handschuhe trägt er nicht, dafür einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine Krawatte. Seine Gäste sitzen im Fond einer S-Klasse, eines VW Phaeton, beides in der Langversion, oder in einer V-Klasse.

MOTOR-TALK: Herr Lachmann, wen chauffieren Sie?

Robert Lachmann: Viele Gäste aus dem Ausland, z. B. aus arabischen Ländern, die von Großkonzernen aus unserer Region eingeladen werden. Aber auch echte Stars, zum Beispiel als hier "Wetten dass…" stattfand.

MOTOR-TALK: Wer war Ihr spannendster Gast?

Lachmann: Das war ein Präsident. Die Anfrage kam sehr kurzfristig via Handy und klang dubios. Wir waren nicht sicher, ob das alles mit rechten Dingen zugeht. In letzter Minute haben wir dann erfahren, dass es sich um ein Staatsoberhaupt eines kleinen Landes handelt, das nach Erlangen kommt.

MOTOR-TALK: Welches Land?

Lachmann: Nur so viel: Es war bis zum Ende sehr spannend. Wir mussten auf die Schnelle eine größere Kolonne an Limousinen sowie eine Rollfeldabholung organisieren und uns in eine Polizeikolonne einordnen.

MOTOR-TALK: Wünschen wichtige Kunden ein gepanzertes Fahrzeug?

Lachmann: Das kam bislang ein- oder zweimal vor. Bei Staatsbesuchen kommt in der Regel von der Botschaft das gepanzerte Fahrzeug und wir fahren sozusagen im Gefolge.

MOTOR-TALK: Worüber wollen Präsidenten und Stars plaudern?

Lachmann: Es gibt die Regel: Das Gespräch beginnt der Gast. Wir fragen zunächst, wie es ihm geht und wie die Reise war. Dann warten wir ab. Oft sind unsere Gäste beschäftigt, telefonieren oder arbeiten.

MOTOR-TALK: Welche Musik wollen sie hören?

Lachmann: Meist gar keine. Wir lassen am Anfang das Radio leise laufen, mit einem neutralen Sender. Die meisten Gäste mit Musikwunsch fragen nach klassischer Musik.

MOTOR-TALK: Bekommen Sie viel Trinkgeld?

Lachmann: Das ist sehr unterschiedlich. Z. B. bei einer Reisegruppe mit neun Damen, nach einer kurzen Fahrt vom Hotel zum Bahnhof, gab es einen Euro von jedem Gast. Doch es kann auch ein ganzes Stück mehr sein. Das kommt auch auf den gebuchten Zeitraum an.

MOTOR-TALK: Welche Gäste sind am großzügigsten?

Lachmann: Kunden aus arabischen Ländern geben nach unserer Erfahrung viel, aber auch Amerikaner. Und dann gibt es noch Gäste, die unsere Bemühungen sehr zu schätzen wissen und das entsprechend honorieren wollen.

MOTOR-TALK: Welche Getränke gibt es an Bord?

Lachmann: Wir positionieren alkoholfreie Getränke in den Getränkehaltern und legen Snacks dazu. Champagner gibt es nur für Hochzeitspaare als Geschenk.

MOTOR-TALK: Wie sehen Ihre Arbeitszeiten aus?

Lachmann: Rund um die Uhr. Denn das richtet sich nach den Reisezeiten der Kunden. Wenn sie mit Privatmaschinen kommen, können die Ankunftszeiten auch sehr variieren. Einmal klingelte das Telefon um 23 Uhr. Jemand wollte in Salzburg landen, doch da wurde gestreikt. Also flogen sie spontan nach Nürnberg und ich fuhr den Kunden nach Salzburg.

MOTOR-TALK: Letzte Frage: Wie wird man Chauffeur?

Lachmann: Man benötigt einen Personenbeförderungsschein. Dazu gehört die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses und eine Gesundheitsprüfung. In größeren Städten muss auch eine Ortskundeprüfung abgelegt werden. Danach kann man sich in den entsprechenden Unternehmen bewerben. Natürlich ist eine gewisse Erfahrung und ein souveräner Umgang mit Kunden von Vorteil. Englisch ist ein Muss.

Herr Lachmann, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Der Chauffeur des Jahres an der Fondtür einer schwarzen Mercedes E-Klasse
Quelle: Privat