Oldtimer-Kult: VW Käfer im Westjordanland
Oldie-Käfer zwischen Israel und Jordanien
Im Westjordanland werden deutsche Klassiker immer beliebter, allen voran der VW Käfer. Dabei wird nicht nur gebastelt und improvisiert, sondern auch original restauriert.
Nablus - Staub und Metallspäne steigen auf, als Omar Zuhairi gegen das Dach der Karosserie bläst. Er ist wütend. Seit seinem letzten Besuch in der Werkstatt ist offenkundig nichts an seinem ramponierten VW Käfer passiert. Den lässt der 41-Jährige in der Palästinenserstadt Nablus renovieren, denn dort soll es die besten Werkstätten geben.
Zur Beschwichtigung bringt ein Mechaniker kleine Gläser mit heißem Mokka. Sämig, direkt aufgebrüht. Dann starten die Verhandlungen, wann die Männer an Zuhairis VW Käfer weiterarbeiten. "Sie nutzen aus, dass ich nicht jeden Tag vorbeigehen kann, um sie zu kontrollieren."
Deutsche Automarken sind gefragt
Omar Zuhairi lebt in Ramallah, eine Stunde entfernt von Nablus. Den Fahrtweg nimmt er in Kauf, denn in der 200.000-Einwohner-Stadt dreht sich vieles um Autos. In manchen Straßen reihen sich Läden von Mechanikern, Polsterern, Lackierern und Ersatzteilhändlern aneinander. Hoch im Kurs stehen Autos aus Deutschland - BMW, Mercedes, aber vor allem Volkswagen. Und ganz besonders, neben dem Bulli, der VW Käfer.
"Das Auto ist natürlich nur etwas für Oldtimer-Liebhaber", sagt Ali Al-Kutob. Er hat in Nablus eine Gruppe mitgegründet, die sich als Käfer-Fanclub beschreiben lässt. Allerdings besitzen die wenigsten Freunde einen Käfer. Auch Al-Kutob hat keinen eigenen, zeigt aber stolz auf seinem iPhone die sieben Autos, die er mitrenoviert hat.
Haare und Zubehörteile
Der 25-Jährige betreibt einen Friseursalon. Seine kleinen Kunden sitzen zum Haareschneiden in einem Stuhl in Form eines Autos, die Großen können außer einer neuen Frisur auch Blinker und verchromte Außenspiegel bei Al-Kutob bekommen: "Wir importieren Teile aus Deutschland oder direkt über meinen Agenten hier", sagt er. Zuhairi ist in seinen Laden gekommen, um eine Stoßstange zu begutachten.
"Es kostet viel Zeit, alles selbst zusammenzustellen", sagt er. "Ich will alles im Original-Stil, auch die Spiegel und Lichter sollen aussehen wie in den Siebzigern." Der Journalist hat umgerechnet 3.000 Euro für einen ramponierten Käfer von 1970 bezahlt. Weitere 20.000 Schekel, also rund 4.600 Euro, veranschlagt Zuhairi für die Rundum-Erneuerung: Ausbeulen, Lackieren, neue Elektrik und ein komplett neuer Innenausbau. "Aber nur ein ganz simples Radio, wie früher, kein Schnickschnack", sagt Zuhairi. Zum Sommer soll alles fertig sein.
Damit trifft er einen Geschmack vieler Käferfans weltweit. "Der Trend geht zu optisch originalen Oldtimern", sagt Henry Hackerott. Er ist Vorstand des "Mai-Käfer-Teams Hannover", eines deutschen Käfer-Fanclubs. Die Preise für bis Mitte der 1970er in Deutschland produzierte Exemplare seien in den letzten Jahre stark gestiegen: "Für etwas Vernünftiges muss man heute fünf- bis zehntausend Euro hinlegen", sagt Hackerott. Damit sei der Käfer im Vergleich zu anderen Oldtimern immer noch günstig.
Über Israel in das Westjordanland
Bis zum endgültigen Ende der Produktion 2003 liefen insgesamt 21.529.464 Käfer vom Band. Von 1967 bis 1983 wurden knapp über 20.000 von ihnen nach Israel exportiert. Wie viele davon ins Westjordanland gelangten, ist nicht bekannt: Laut der historischen Abteilung von Volkswagen arbeiteten die Händler im Westjordanland mit dem jordanischen Importeur zusammen, es gab jedoch auch die Möglichkeit, Autos aus Israel einzuführen.
Einer, der maßgeblich zum Erfolg des Käfers im Nahen Osten beigetragen hat, ist Felix Burian. Der heute 92-Jährige hatte 1960 in Tel Aviv die erste VW-Niederlassung in der Region eröffnet. Der Käfer sei ein Verkaufsschlager gewesen, erinnert sich Burian, "bis der Golf richtig in Schwung kam."
"Ich liebe den Käfer, seit ich ihn zum ersten Mal gesehen habe", sagt Ali Al-Kutob vom Käfer-Fanclub in Nablus. "Es ist ein deutsches Auto: stark, sehr bekannt, jeder sieht dir nach, wenn du es fährst." Auf die Frage, ob der Ruf deutscher Autos unter dem VW-Abgasskandal leide, hat Al-Kutob keine Antwort. Davon hat er noch nie etwas gehört.
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Ich hätte jetzt echt gedacht, daß die Leute in dieser Gegend andere Hobbys hätten. Überleben zum Beispiel.
Am Westufer lebt es sich doch recht bequem? Ueberleben wollen wir eigentlich alle, das schliesst das rumbasteln an alten Autos doch nicht aus?
Pete
Find ich gut so, das lenkt wenigstens einige von der Schei... da unten ab.
Wer hat eigentlich irgendwann festgelegt, wo an der Erde angeblich "oben" und "unten" ist?
Und wo genau ist "da unten"? Schon in Bayern oder erst in Rumänien?
Und reden die Leute "dort unten" von den Leuten "dort oben", wenn sie über uns reden?
Und was ist, wenn die Erde mal zur Seite kippt. Dann müssen wir komplett umdenken. Gar nicht drüber nachdenken. 😱
Ich hab heute noch nicht gelacht, mir war auch nicht wirklich danach. Aber DU hast es geschafft!
Sehr geil... danke.
Das hab ich mir auch schon öfter gedacht. 😊
Das ist in Zeiten von GPS Navigation sicher nicht mehr so wichtig, wenn aber nach Karte und Kompass navigiert wird gilt:
Norden = oben und Süden = unten (Daraus ergibt sich zudem, dass Städte- und Ortsnamen immer in West–Ost Richtung geschrieben sind). Deshalb liegt Hamburg oben im Norden und München unten im Süden der Republik… 😉
An dem orangen Käfer ist aber nicht viel von ORIGINAL zu sehen. Fehlende Stoßstange,Alufelgen, Spoilerlippe lol 😆, rausgezogene Kotflügel usw. 🙄
Da " unten " haben die nicht viele Ersatzteile für ein Käfer.
Da sieht man aber wie klein die Welt ist. Da ganz unten schrauben die an Käfern rum. Und kleines stück oben schissen Sie Leuten in denn Kopf.
http://www.zeit.de/.../israel-soldat-palaestinenser-kopfschuss
Das mit Norden oben war übrigens nicht immer so. Auf ganz alten Karten sieht man manchmal auch Süden oben.
Es soll in Amerika angeblich auch Straßenkarten geben bei denen Süden oben ist. Für Leute die nach Süden fahren und mit dem Rumdrehen überfordert sind. Aber inzwischen gibt es ja auch Navis...
Seit wann mögen Israelis Vw Käfer? Ich muss da nicht viel Schreiben, den Rest könnt ihr euch selbst denken. Sonst wird man gleich als Na.. abgestempelt!
Solche Karten könnte man in Deutschland auch gebrauchen.
Hattest Du schon einmal eine Frau auf dem Beifahrersitz, die Dich durch eine Großstadt lotsen sollte, anhand eines Stadtplanes?
Vielleicht eine Kinderkrankenschwester, die rechts u. links verwechselt und dann auch noch mit dem Zeigefinger in die falsche Richtung zeigt?? 😊😊😊
ist doch ganz einfach Süden ist unten Norden ist oben.... Es heisst ja auch "hoch oben im Norden" und "im tiefsten Süden". Man muß nicht immer und überall etwas hereininterpretieren....
Seit wann sind Palästinenser Israelis? Und bei aktuellen Lage dieser Menschen haben sie gute Gründe VW Käfer zu mögen...