Top Ten: Alte Autos, die noch gebaut werden

Oldtimer und alte Karren ab Werk

Björn Tolksdorf

verfasst am Mon Mar 27 17:21:21 CEST 2017

Nicht jedes alte Auto, das seine Ablösung verpasst hat, verdient die Bezeichnung "Oldtimer ab Werk". Manche sind längst Kult - und andere werden einfach weitergebaut.

5-10 Jahre lang werden die meisten Autos gebaut, diese haben alle mehr auf dem Buckel. Teilweise in Zweitverwertung, teilweise wurden sie aber auch einfach weitergebaut
Quelle: Hersteller

Berlin - Den Zeitraum zwischen Markteinführung und Produktionsende eines Autos nennen die Hersteller "lifecycle", zu deutsch: Lebenszyklus. Bei den meisten Modellen beträgt er heute 7-10 Jahre. Viel länger geht meist nicht mehr, schließlich entwickeln sich Umweltstandards und Sicherheitsstandards ebenso weiter wie die Technik. VW hat 2014 sogar angekündigt, von sieben auf fünf Jahre umzustellen.

Die 41 Produktionsjahre eines Citroën 2CV oder die 65 Jahre des VW Käfer werden wir bei heute aktuellen Modellen also nicht mehr antreffen - oder? Wir haben uns auf die Suche nach 10 aktuell erhältlichen Dauerbrennern gemacht. Einige davon stehen im Autohaus um die Ecke - andere müsste man am anderen Ende der Welt kaufen. Wenn man denn wollte ...

Mercedes G-Klasse: Seit 1979

Seit Anbeginn entsteht die G-Klasse in Graz. In zwei Jahren steht das 40. Jubiläum an
Quelle: Daimler

Der Prototyp des „Autos, das immer noch gebaut wird“: Daimler-Benz und Steyr-Daimler-Puch projektierten 1972 die Entwicklung eines gemeinsam gebauten Geländewagens. 1979 kam die G-Klasse auf den Markt. Gebaut wird sie seitdem im Grazer Werk, das heute zum Magna-Konzern gehört.

Technisch gehört die Mercedes G-Klasse noch lange nicht zum alten Eisen, dafür hat Daimler regelmäßig gesorgt. Anfangs mit einem Vierzylinder-Diesel mit 72 PS ausgeliefert, bildet heute der G 350 d (245 PS) die schwächste Variante. Daneben bietet Daimler einen G 500 (422 PS), G 63 AMG (571 PS) und G 65 AMG (630 PS) an. Keine Frage: Ein einfacher Geländewagen ist die G-Klasse nicht mehr. Ihr Startpreis nach Liste: 90.000 Euro.

Lada Niva: Seit 1976

Taiga, Niva, 4x4: Gemeint ist stets der kleine, russische Geländewagen, den die Lada-Mutter Avtovaz bereits seit 1976 aus dem Vollen stanzt. Den urigen Gelände-Russen an westeuropäische Sicherheits- und Umweltgesetze anzupassen, wird immer schwieriger: Zuletzt behalf sich der Lada-Importeur zunächst mit einer Nutzfahrzeug-Zulassung, dann mit einer Kleinserien-Zulassung.

Immerhin: seit 2013 bauten die Russen ABS ein. Für den Antrieb sorgt ein rustikaler 1,7-Liter-Benziner, der 83 PS leistet. Auf Wunsch baut der Importeur umfangreichen Rostschutz ein – das kann beim Niva definitiv nicht schaden. Die Preise starten bei 10.490 Euro. Angebote gibt es ab knapp 10.000 Euro.

Opel Antara: Seit 2006

GM-Weltauto: Bei uns nahm Opel den Antara Anfang 2015 vom Markt, nach 10 Produktionsjahren. In Teilen der Welt ist er weiter erhältlich, zum Beispiel als Chevrolet
Quelle: Chevrolet Brasilien

Das große Opel-SUV wurde bei uns Anfang 2015 vom Markt genommen. In vielen Teilen der Welt wird es aber weiterhin verkauft, beispielsweise als Chevrolet Captiva. In Deutschland wurde der Opel zuletzt mit einem 2,4-Liter-Benziner (167 PS) oder einem 2,2-Liter-Diesel (163 PS, 184 PS) angeboten.

Die letzte Preisliste notierte einen Einstiegspreis von 27.680 Euro. Nicht allzu verlebte Exemplare werden heute auf mobile.de ab knapp 10.000 Euro angeboten. Warum schafft es der Antara in diese Liste? In Brasilien ist das Modell heute neu erhältlich, bei Chevrolet. Mit einem Vierzylinder-Benziner mit 2,4 Liter Hubraum und 184 PS.

Nissan Sunny: Seit 1990

Die Limousine Nissan Tsuru beschrieb Latin NCAP jüngst als „tödlichstes Auto in Mexiko“. Grund: Die mickrige Sicherheitsausstattung und die hoffnungslos veraltete Architektur. Der Tsuru, weltweit als Nissan Sunny B13 (1990-1994) bekannt, wird in Mexiko weiterhin produziert. Haupt-Verkaufsargument der beliebten Limousine ist ein Einstiegspreis von gut 7.100 Euro.

Die Tage des Tsuru sind allerdings gezählt. Strengere Sicherheitsvorschriften zwingen Nissan, die Produktion im Mai 2017 einzustellen. Denn der Tsuru kommt ohne ABS, ESP oder Airbags. Zum Abschied wird eine Special Edition aufgelegt. Für den Antrieb sorgt in allen Varianten ein 1,6-Liter-Benziner mit 105 PS.

Peugeot 405: Seit 1987

Technisch entspricht der CKD-Peugeot mit Euro-II-Norm und Fünfgang-Getriebe weitgehend dem 1996 eingestellten europäischen Modell
Quelle: Iran Khodro
Eine schicke Limousine war der von Pininfarina gezeichnete Peugeot 405 schon immer. Dass er bis heute gebaut wird, mag überraschen – zeigt aber, warum Peugeot nach dem Ende der Iran-Sanktionen unbedingt wieder in das Land exportieren wollte. Denn der heimische Hersteller Iran Khodro produziert den 405 als CKD-Modell, also auf Basis von Montagekits, die Peugeot anliefert.

Stolz hebt der Hersteller hervor: Der 1,8-Liter-Motor (97 PS) des 405 GLX erfülle mit seinen niedrigen Emissionen die Euro-II-Norm. Ebenfalls erhältlich ist eine Erdgas-Variante. Neben dem 405 produziert Iran Khodro auch den Kleinwagen Peugeot 206 und seinen Nachfolger Peugeot 207.

Opel Kadett E: Seit 1984

Ja, er existiert noch. In Europa endete die Karriere des letzten Kadett bereits im Jahr 1991, aber in Usbekistan wird das Modell bis heute als Daewoo Nexia gebaut. Und zwar bei UzDaewoo Auto, einem Joint-Venture zwischen dem usbekischen Staatsbetrieb UzAvtosanoat und General Motors.

Die Basisversion des Nexia holt 80 PS aus einem 1,5-Liter-Benziner, daneben ist eine Version mit 109 PS lieferbar. Zur Ausstattung gehören immerhin Dreipunktgurte auf allen Sitzen, von Airbags ist allerdings keine Rede in der Ausstattungsliste. Lieferbar dagegen sind Klimaanlage und Servolenkung, sowie „Zierkappen für die Stahlfelgen“. Mehr zum Opel Kadett E findet Ihr hier.

Renault Clio II: Seit 1998

Oh Clio Mio: Renault ist bekannt dafür, seine abgelegten Automodelle nicht einfach wegzuschmeißen. So verkauften die Franzosen den offiziell 2005 abgelösten Clio II noch bis 2012 in Europa als Clio Campus – und bis heute als Clio Mio in Teilen Südamerikas.

Im argentinischen Renault-Werk Cordoba entsteht der Kleinwagen, und kostet in dem Land einen recht üppigen Startpreis von 210.900 argentinischen Pesos – umgerechnet 12.500 Euro. Dafür gibt es jedoch immerhin eine Klimaanlage und einen guten, alten Bekannten: Renaults 1,2-Liter-Benziner mit 75 PS stellt die Motorisierung. ABS, Dreipunktgurte und zwei Airbags sind ebenfalls immer an Bord.

Volkswagen Polo IV: seit 2001

Auch VW hat nichts gegen die Zweitverwertung abgelegter Automodelle: In Südafrika löste 2010 der Polo IV den Golf I als Einstiegsmodell ab
Quelle: Volkswagen Südafrika

In Europa wurde der vierte Polo im Jahr 2009 durch seinen Nachfolger ersetzt – in anderen Teilen der Welt ging es dann erst los für den VW-Kleinwagen. Seit 2010 läuft der Polo IV als Polo Vivo in Südafrika vom Band. Der Polo beerbte dort übrigens den Citi Golf – einen leicht veränderten Golf I.

Basispreis des Polo Vivo am südlichen Ende Afrikas: umgerechnet 12.600 Euro. Der 1,4-Liter-Motor (75 PS) leistet mehr als der Dreizylinder in der europäischen Polo-Basis (60 PS). Zur Grundausstattung gehören ABS, zwei Airbags, Klimaanlage, Servolenkung, Zentralverriegelung und Radio.

Suzuki Jimny: Seit 1998

Weg von den übriggebliebenen Exoten, hin zu einem echten Dauerläufer: „Der ewig junge Alleskönner“ überschrieb Suzuki Deutschland eine Pressemitteilung zum 40. Jubiläum des kleinen Jimny. Das war 2010. In Europa heißt der Zwerg seit Einführung der fünften Generation 1998 so.

Und seitdem hat sich im Grunde nicht mehr viel getan: Kleine Facelifts gab es 2005 und 2012. Der Vierzylinder-Benziner mit 1,4 Liter Hubraum leistet 84 PS, die Höchstgeschwindigkeit des Jimny beträgt beschauliche 140 km/h. Die Listenpreise starten bei 15.590 Euro. Gute Gebrauchte starten bereits unter 8.000 Euro.

Caterham Seven: Wohl der extremste Dauerläufer, der technisch zwar regelmäßig aktualisiert wurde - aber noch fast so aussieht wie der Lotus Seven von 1957
Quelle: Caterham

Caterham Seven: Seit 1957

Oder wird der Seven seit 1972 gebaut? Das ist eine Frage der Definition. Die britische Sportwagen-Marke Lotus produzierte das Modell ab 1957, als steuervergünstigtes „Kit Car“. 1972 verkaufte man die Rechte an dem urigen Roadster an Caterham. Dort läuft seitdem das Projekt: Up-to-date-bleiben, ohne Puristen zu verschrecken.

Nach wie vor verkauft Caterham den Seven als Bausatz, gegen Aufpreis wird das Fahrzeug auch fertig geliefert. Die Einstiegsversion leistet 81 PS, das Topmodell 310 PS. In der Basis kostet das Fahrzeug beim deutschen Importeur – montiert – 24.995 Euro.

Paradebeispiel G-Klasse: Mercedes hat den Geländewagen zwar technisch stets aktuell gehalten, am Prinzip aber seit 1979 nichts geändert
Quelle: Daimler
Auch der Papst fuhr schon mal G-Klasse
Quelle: Daimler
Seit Anbeginn entsteht die G-Klasse in Graz. In zwei Jahren steht das 40. Jubiläum an
Quelle: Daimler
Lada 4x4, auch bekannt als Niva und Taiga: Der rustikale Russe darf in Westeuropa nur noch mit Kleinserienzulassung verkauft werden. Dabei verfügt er sogar über ABS
Quelle: Lada
Lada 4x4: Cockpit
Quelle: Lada
GM-Weltauto: Bei uns nahm Opel den Antara Anfang 2015 vom Markt, nach 10 Produktionsjahren. In Teilen der Welt ist er weiter erhältlich, zum Beispiel als Chevrolet
Quelle: Chevrolet Brasilien
Chevrolet Captiva für Brasilien: Seitenansicht
Quelle: Chevrolet Brasilien
Chevrolet Captiva für Brasilien: Cockpit
Quelle: Chevrolet Brasilien
Nissan Tsuru: Die mexikanische Limousine entspricht dem 1994 eingestellten Nissan Sunny. Mit mexikanischen Papieren fährt der Tsuru auch in den USA, wo sein Verkauf aus Sicherheitsgründen verboten ist
Quelle: Nissan Mexiko
Im Mai 2017 muss Nissan den Verkauf des Tsuru einstellen: Auch Mexiko hat nun strengere Sicherheitsvorschriften, die die billige Limousine nicht erfüllt
Quelle: Nissan Mexiko
Nissan Tsuru: Mexiko-Version des Nissan Sunny
Quelle: Nissan Mexiko
Auffälliger Unterschied des iranischen Peugeot 405 zum europäischen Youngtimer: Üppige Bodenfreiheit
Quelle: Iran Khodro
Technisch entspricht der CKD-Peugeot mit Euro-II-Norm und Fünfgang-Getriebe weitgehend dem 1996 eingestellten europäischen Modell
Quelle: Iran Khodro
Peugeot 405 (Iran): Cockpit
Quelle: Iran Khodro
Peugeot 405 (Iran): Seitenansicht
Quelle: Iran Khodro
Daewoo Nexia (Usbekistan): Wie hier gut zu erkennen ist, leben in dieser Limousine die Gene des Opel Kadett E weiter
Quelle: UzDaewoo Auto
Die Front hat der usbekische Hersteller komplett überarbeitet
Quelle: UzDaewoo Auto
UzDaewoo Auto ist ein Joint Venture zwischen einem usbekischen Staatsbetrieb und General Motors
Quelle: UzDaewoo Auto
Der Renault Clio Mio aus Argentinien entspricht dem Clio der zweiten Generation - in Europa wird mittlerweile der vierte Clio verkauft
Quelle: Renault Argentinien
Renault Clio Mio: Cockpit
Quelle: Renault Argentinien
Auch VW hat nichts gegen die Zweitverwertung abgelegter Automodelle: In Südafrika löste 2010 der Polo IV den Golf I als Einstiegsmodell ab
Quelle: Volkswagen Südafrika
VW bietet den "Polo Vivo" im südlichen Afrika ab umgerechnet 12.600 Euro an
Quelle: Volkswagen Südafrika
Suzuki Jimny: Die aktuelle Version wurde 1998 eingeführt und seitdem einfach weitergebaut
Quelle: Suzuki Deutschland
Der Geländewagen wuerde 20015 und 2012 behutsam geliftet - aber nicht grundlegend verändert
Quelle: Suzuki Deutschland
Suzuki Jimny: Cockpit
Quelle: Suzuki Deutschland
Caterham Seven: Wohl der extremste Dauerläufer, der technisch zwar regelmäßig aktualisiert wurde - aber noch fast so aussieht wie der Lotus Seven von 1957
Quelle: Caterham
Der Caterham kostet bei uns fertig montiert rund 25.000 Euro
Quelle: Caterham