7. Februar 1991: Neustart der Ost-Autoproduktion vor 25 Jahren
Opel und VW brachten Hoffnung und Jobs
Nach der Wende sah es dunkel aus für die ostdeutsche Autoindustrie. Heute ist sie eine der stabilsten Branchen in den neuen Ländern. Den Grundstein legte Opel vor 25 Jahren.
Eisenach – 1991 war ein Jahr voller Zukunftsangst für Zehntausende Beschäftigte in der ostdeutschen Autoindustrie. Im ersten Jahr nach der deutschen Einheit rollten der letzte Trabant in Zwickau und der letzte Wartburg in Eisenach vom Band. Kaum jemand wollte die "Rennpappe" oder den ähnlich veralteten DDR-Mittelklassewagen noch kaufen.
Die beiden traditionsreichen Automobilbaustandorte in Sachsen und Thüringen bangten um ihre Zukunft. Doch es gab Hoffnung: Am 7. Februar vor 25 Jahren legte Opel den Grundstein für das Autowerk in Eisenach. VW kaufte sich dagegen in Sachsen ein.
Die Investitionsentscheidungen der beiden West-Konzerne fielen kurz nach dem Mauerfall. Es ging um sehr viel Geld, zusätzliche Kapazitäten und neue Märkte – aber es menschelte auch. Opelaner erzählen noch heute, dass der gute Draht des damaligen Chefs des volkseigenen Automobilwerks Eisenach (AWE), Wolfram Liedtke, zum damligen Opel-Chef Louis Hughes wesentlich dazu beigetragen hat, dass GM in Eisenach investierte.
Nach Opel-Angaben wurden seitdem insgesamt 1,2 Milliarden Euro in das Thüringer Werk gesteckt, in dem die Kleinwagen Corsa und Adam gebaut werden. Nach 400 Neueinstellungen 2015 arbeiten dort derzeit 1.800 Menschen im Drei-Schicht-Betrieb.
65.000 Jobs zwischen Ostsee und Erzgebirge
"Für viele war Opel ein Hoffnungsschimmer", erinnert sich der ehemalige Eisenacher Opel-Betriebsratschef Harald Lieske, der wie viele seiner Kollegen aus dem AWE kam. "Und Opel war die Initialzündung. Um Eisenach haben sich nur Unternehmen angesiedelt, die mit Autos oder Kfz-Technik zu tun haben."
Nach dem Wende-Crash halbierte sich die Zahl der Beschäftigten in der Ost- Autoindustrie bis 1996 auf 22.000. Heute gilt die Branche als wichtige Stütze der ostdeutschen Wirtschaft. "Sowohl in Bezug auf Umsatz als auch auf Beschäftigung ist die Automobil- und Zulieferindustrie eine der bedeutendsten Branchen in Thüringen", sagt Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD).
Nach Zahlen des Verbands der Automobilindustrie (VDA) beschäftigen die Autofirmen, aber vor allem die vielen Zulieferer inzwischen mehr als 65.000 Menschen zwischen Ostseeküste und Erzgebirge. Fast jeder zehnte Beschäftigte in der Industrie arbeite in der Branche. Etwa 13 Prozent aller in Deutschland hergestellten Pkw werden laut VDA in den neuen Ländern gebaut. 2014 - neuere Zahlen liegen noch nicht vor - sei der Umsatz der Ost-Automobilindustrie um zehn Prozent auf mehr als 23 Milliarden Euro gestiegen.
BMW, Porsche und Daimler folgten
"Im vergangenen Jahr liefen rund eine dreiviertel Million Neuwagen in ostdeutschen Werken vom Band. Diese Entwicklung war nach der Wende weder vorgezeichnet noch zu erwarten", sagt VDA-Präsident Matthias Wissmann.
Neben Opel in Eisenach und VW in Zwickau und Chemnitz gibt es heute Werke von BMW und Porsche in Leipzig, eine "Gläserne Manufaktur" von VW in Dresden sowie große Motorenwerke wie das von Daimler im thüringischen Kölleda. "Diese jungen Standorte - die gleichzeitig auf eine zum Teil jahrzehntealte automobile Tradition zurückblicken können - zählen zu den modernsten Produktionsstätten, auch im internationalen Vergleich", sagt Wissmann.
Allerdings war der Weg oft holprig. Auch dafür ist Opel ein Beleg. Jahrelang war das 1992 eröffnete Thüringer Werk eine reine Corsa-Fabrik und musste sich die Produktion des Kleinwagens mit dem Werk im spanischen Saragossa teilen. Mit dem Corsa-Absatz schwankte die Auslastung, eine Hängepartie mit Kurzarbeit folgte der nächsten. Auch 2015 gab es Kurzarbeit – 116.000 Corsa und Adam wurden gebaut. In diesem Jahr sei die Auslastung gut, heißt es in der Opel-Zentrale in Rüsselsheim.
Wohl auch Angst vor Konkurrenz trieb dazu diese Werke zu Übernehmen. Bisher reichte es Konkurrenz schlechter zu Reden als sie ist. Für viele Deutsche ist Image einer Marke sehr Wichtig, dabei spielt es keine Rolle wie schlecht oder Gut das Produkt letztlich zur Konkurrenz ist.
Man beachte nur die Marken Lada, Dacia, Lexus und Infiniti. Wer kennt den Deutschen Elektro-Auto Bauer Hotzenblitz?
Naja, Hotzenblitz. 140 Autos wurden gebaut und dann waren sie schon pleite. Das war 1996...
Fahrzeughistorisch Interessierte kennen die Marke durchaus. Die breite Masse logischerweise nicht.
Gott man kann das Geschwafel vom dummen Deutschen, der nur deutschen mist kauft nicht mehr hören🙄. Wir wissen ja mittlerweile auch alle, dass die Käufer ausländischer Marken mindestens einen IQ > 120 und im allgmeinen die besseren Menschen sind.
Was hat damals die Japaner oder Franzosen davon abgehalten Werke im Osten zu bauen?
Haben sie doch gemacht. Die Franzosen sind nur noch weiter in den Osten gegangen. Auch die Japanischen Marken Produzieren viele Modelle in Europa um den Zoll und Währungsschwankungen zu Umgehen.
Die Frage ist würden mehr Leute ein Dacia hier kaufen wenn es eine Deutsche Marke wäre? Oder würden einige ein Trabant kaufen mit aktueller Technik und aktuellen Design, aber zu Preisen die nur halb so hoch wären als bei VW?
Die Ingenieure in diesen Ost-Werken waren nicht Dumm. Sie durften schlicht nichts anderes Bauen als diese Uralttechnik.
Mit Osten meinte ich Ostdeutschland, da es darum in dem Artikel geht. Ob sich ein deutscher Dacia oder ein aktueller Trabant hier besser verkaufen lassen würde kann wohl niemand genau beantworten.
Bevor Konkurrenz aufkommen konnte, wurden die Werke schwupps übernommen und dicht gemacht (Eisenach) oder unter anderer Führung weitergeführt.
Schöner wäre es gewesen, wenn die Ostfahrzeuge eine wirkliche Chance gehabt hätten. z.B. mit den Modellen die noch unter DDR Zeiten entwickelt aber nicht genehmigt wurden....
Experimente gab es ja. Der Modellauto-Hersteller Herpa präsentierte auf der IAA 2007 ein 1:10 Modell des Trabant nT, das so großen Anklang fand, dass 2009 Herpa zusammen mit IndiKar einen von Nils Poschwatta entworfenen Prototypen mit Elektroantrieb auf der IAA ausstellte. Auch da gab es eine große positive Resonanz, sodass bald Gerüchte die Runde machten, dass der Trabant nT 2012 als Serienfahrzeug auf den Markt kommen könne – geworden ist daraus nix. Die Nachfrage nach einem modernen Retro-Trabanten reichte wohl nicht…
Wer hätte die Kisten denn in ausreichender Menge gekauft, dass genug Geld in die Kassen der maroden Unternehmen geflossen wäre, um neue, konkurrenzfähige Fahrzeuge mit modernen Antrieben entwickeln und bauen zu können? Die Westdeutschen hättest Du mit den Zonen-Karren jagen können und auch die ehemaligen Bürger der Tätäträ wollten schnellstmöglich ihren Trabbi oder Wartburg loswerden und was „Vernünftiges“ fahren. Wie sonst glaubst Du, konnte '89 bis '91 mit schrottreifen Ford, Opel, Toyota und VW in Neufünfland noch viereckig Geld gemacht werden?
Das bisschen Ostalgie, das zudem erst Jahre später und für die VEB Sachsenring und das VEB Automobilwerk Eisenach viel zu spät aufkam, hätte längst nicht gereicht.
Ungefähr 5 Jahre lang ab Maueröffnung waren alle Ostprodukte extrem unbeliebt und Westprodukte angeblich die absolute Offenbarung. Erst nach und nach stellte man fest, dass nicht alles aus dem Westen (konnte auch China sein) Gold und dass nicht alles aus dem Osten Müll war. Mittlerweile wirbt man sogar mit weiterhin bestehenden DDR-Namen oder die Herkunft ist egal, so lange es aus Deutschland kommt - besonders im Hochpreissegment wie beispielsweise Uhren aus dem Müglitztal.
wieso sehen die Corsa auf dem Autozug so aus als hätten sie schon 20 Jahre gerissen? 😆
Früher wurden die Autos für den (Bahn)Transport nicht in Folie „eingetütet“, sondern mit einem Schutzwachs eingesprüht, deshalb wirkt der Lack auf dem Bild so stumpf, als hätten die Kisten schon einiges mitgemacht. 😉
Schöner? Warum haben die Leute denn ihre bestellten Trabants und Wartburgs nicht mehr gewollt? Die Produktion war doch noch auf Jahre ausverkauft. In diesem Fall waren es doch die Kunden selbst, die für den Zusammenbruch der Produktion durch die Stornierungen ihrer Bestellungen gesorgt haben.
Grüße vom Ostelch
Na, die überalterten 601 und Wartburgs meine ich auch nicht. Ich habe eher in die Richtung P 1100 gedacht.
https://de.wikipedia.org/.../Trabant_%28Pkw%29?...
Zumal die letzten Jahre im Trabant eh schon ein 4 Takter lief.
Die letzten Monate meinst du wahrscheinlich. Der Trabant 1.1 mit dem EA111 von Volkswagen kam erst im Mai 1990 auf den Markt - für 18.900 Mark (DDR) nicht gerade preiswert. Damit war er satte 6.000 Mark teurer als der Trabnt 601. Indiskutabel.
Grüße vom Ostelch