Neue Chance für den Zweitakter
OPOC: Zweitakt-Gegenkolbenmotor von Ecomotors
Der Zweitakter lebt und soll dem Vierzylinder als Gegenkolbenmotor Konkurrenz machen. Doch hält die Technik überhaupt, was die Macher versprechen?
Allen Park, Michigan – Richtig stolz sind die Macher von Ecomotors. Seit drei Jahren basteln und experimentieren sie an einem Motor, der völlig anders ist. Es ist ein Gegenkolbenmotor, der nach dem Zweitakt-Prinzip arbeitet und nur eine Kurbelwelle hat. Das ist ein bisschen sehr technisch zu verstehen, aber die Idee genügte, um zunächst Bill Gates als Geldgeber zu gewinnen. Und jetzt den chinesischen Automobilzulieferer Zhongding. Der will 200 Millionen US-Dollar in eine Fabrik investieren, die pro Jahr 150.000 Exemplare des Motors fertigen soll. 2014 soll die Produktion starten.
Die Macher von Ecomotors? Das sind der Ex-GM-Manager Don Runkle und der Ex-VW-Motorenentwickler Peter Hofbauer mit ihrem Team.
Rückkehr des Zweitakters
Ihre Idee basiert auf dem fast 140 Jahre alten Prinzip des Gegenkolbenmotors: Opposed pistons, opposed cylinders – also gegenüberliegende Kolben, gegenüberliegende Zylinder. Das bedeutet, dass sich pro Brennraum zwei Kolben gegenüberstehen, die sich bei der Detonation des Kraftstoffes voneinander weg bewegen. Einen Ventiltrieb gibt es nicht, das Konzept arbeitet nach den Zweitakt-Prinzip: Kurz vor dem unteren Totpunkt der Kolben befindet sich der Auslasskanal, die Einlassöffnung ist einige Zentimeter darüber.Das Besondere an der Idee von Ecomotors ist die Konstruktion des Kurbelgehäuses. Bisher kamen in Gegenkolbenmotoren zwei Kurbelwellen zum Einsatz. Im Opoc-Aggregat sind beide Kolben eines Zylinders mit einer Kurbelwelle verbunden: Einer mit einem kurzen Druckpleuel, der andere mit zwei langen Zugpleuelen. Auf der anderen Seite der Welle arbeitet ein weiteres Kolbenpaar.
Laufruhe und Effizienz dank bewährter Technik?
Ecomotors konstruierte seine Opoc-Motoren in erweiterter Boxer-Bauweise. Mit der gleichmäßigen Belastung der Kurbelwelle sollen die Motoren so ruhig laufen wie vergleichbare Vierzylinder. Optional ließe sich über eine elektrische Kupplung eine zweite Motoreinheit an die Kurbelwelle anflanschen. Gekoppelt würden beide Teilmotoren einem V8 an Leistung und Laufruhe in nichts nachstehen, geteilt könnten sie effizienter als ein Vierzylinder fahren.Für den Prototypen „EM 100“ nennt Ecomotors konkrete Zahlen: Der Turbodiesel mit 2,5 Litern Hubraum soll 325 PS und 900 Newtonmeter leisten. Dabei liegt der theoretische Verbrauch bei 4,3 Liter pro 100 Kilometer. Niedrig genug für die US-Emissionsziele für 2025. Im Vergleich zu einem Vierzylinder soll der Opoc-Motor 15 bis 50 Prozent sparsamer fahren, weil im Motor viel weniger Reibung entsteht.
Ecomotors will beim Opoc zudem übliche Zweitakter-Krankheiten kuriert haben. Im bestens berechneten Brennraum verbrennt der Motor 90 Prozent des eingespritzten Kraftstoffs, also nur marginal weniger als ein Viertakter. Unterstützt wird das von der günstigen Spülwirkung des Gegenkolben-Prinzips.
Opoc-Motor auf dem Prüfstand
Vergangene Woche berichteten diverse Medien über das Potenzial des Opoc-Motors: Das Aggregat koste und wiege wenig, sei effizient, laufruhig, kompakt und leistungsstark. Diplom-Ingenieur Samir Kadunic von der TU Berlin zweifelte gegenüber MOTOR-TALK an den angepriesenen Möglichkeiten des Motors: „Der Opoc-Motor könnte sehr vibrationsarm laufen. Ich befürchte aber Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Schadstoffemissionen und der korrekten Gemischbildung.“Ferner halte sich der Reibungsvorteil in Grenzen: Gegenüber dem Kurbelgehäuse eines Vierzylinder-Viertakt-Motors bestehe sogar ein Nachteil. Nur die Zweitakt-Bauweise und der deshalb fehlende Ventiltrieb würden die Reibung insgesamt verringern. Für hohe Drehzahlen sei der Motor nicht ausgelegt.
Was denkt Ihr über den Opoc-Motor?
Was haltet Ihr von dem Opoc-System? Hat ein Zweitakter Zukunft? Oder sollte man bei der Reibungsreduzierung andere Wege gehen, wie zum Beispiel Koenigsegg mit der Free-Valve-Technik?
Sehr interessant! Und sehr viel sinnvoller als jedes noch so tolle neue Elektrowägelchen. 🙄
Respekt an die beiden Herren.
Kann man die langen Pleuel noch durch Kreuzköpfe optimieren?
Im übrigen sollte jeder Kfz-Mechaniker sagen können, dass Zweitakter i.d.R. schlechtere Abgaswerte haben 😉
Kann ich mich nur anschließen. In einer Zeit, in der alle am E-Motor hängen eine völlig neue Verbrennungsmotorenart zu entwickeln erfordert Mut.
Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass der Motor der Renner wird. Warscheinlich wird er in 10 Jahren so verbreitet sein wie heute der Wankelmotor. Die zukunft gehört so oder so dem Elektromotor (leider).
an diesem motorenkonzept haben die ingenieure schon vor jahrzehnten gearbeitet, nur ist leider so gut wie nichts davon an die öffentlichkeit gedrungen. (warum nicht, darüber kann/muss sich jeder selbst ein urteil bilden 😉)
ich weiss das nur von einem bekannten, der selbst in der motorenentwicklung arbeitet und damals in das projekt involviert war.
Ich finde es toll, dass es Leute gibt die sich Gedanken machen und solche Ideen auch in die Tat umsetzen. Mein höchsten Respekt und weiter so.
Fein, dass es noch eine Art Grundlagenforschung im Motorenbau gibt 😊. Man muss aber abwarten, wie sparsam der nun wirklich wird und welche konkreten Vorteile von der Idee real bleiben.
j.
Nicht umbedingt...
Ich denke, dass sobald China etwas in der Hand hat, wo man in automobiler Hinsicht weiter oder zumindest anders ist als die Europäer, wird kräftig darin investiert werden.
Nur würde dann das Image des OPOC von jenem chinesischer Automobilhersteller so für Europa verändert werden, dass er hier zu Lande das Leben schwer hätte.
D.h. Möglicherweise ist er nur in Europa so verbreitet wie der Wankelmotor 😊
Nur eine Frage des Marketings denke ich.
Und warten wir erstmal die Technik der Brennstoffzelle ab in der ich (als Laie) derzeit noch die sinnvollste Alternative zum Verbrenner sehe. Sofern diese überhaupt notwendig ist. 🙁
Tolle Leistung, Respekt! Ich bin schon gespannt und hoffe das sie ihre Ziele auch erreichen. Sieht bis jetzt ja ganz gut aus!
Ein Motor, der theoretisch 4,3 L Kraftstoff auf 100 km verbraucht?
Welche Kennwerte hat das dazugehörige Fahrzeug, wenn ich fragen darf? (cW*A, Masse, Rollreibung) Ansonsten weiß ich mit dem Wert nicht viel anzufangen.
Kritisch sehe ich auch das Öl, dass vermutlich durch die Steuerschlitze ins Abgas gelangt.
Positiv für die Fahrdynamik könnte der niedrige Schwerpunkt sein.
Soweit ich weiss, ist die Brennstoffzelle auch an die normale Stromproduktion gebunden. Jemand mit mehr Kompetenz zu diesem Thema soll mich korrigieren, wenn ich falsch liege! 😊
Vielleicht ist der Aspekt des Marketings wirklich nicht zu unterschätzen. Es wird dann aber eine sehr schwere Angelegenheit sein. Das Problem liegt ja nicht generell im fernen Osten, sondern speziell in China, dessen Automobilhersteller nicht gerade sowohl für Innovationen als auch für Qualitative Höchstleistungen bekannt sind. Somit bräuchte der OPOC mehr Zeit, bis er es nach Europa geschafft hätte; Wäre Japan an der OPOC-Produktion beteiligt, sähe es womöglich anders aus:
Siehe Beispiel Hybrid.
Naja das mit dem 2 Takt-Diesel ( früher zB. Detroit-Diesel 2 Takt mit Roots-Geläse ) ist ja ein alter Hut.
Gruß Chris
Nein, zum Glück.
Gerade dort könnte man so ein miniaturisiertes Motörchen perfekt als Unterflur-Range-Extender einbauen, mit 32,5 PS statt 325.
Bei genau definierten Betriebspunkten bekäme man dann ggf. auch die strengen Agbasgrenzwerte hin.
Sascha