Motorsphere
Packard Caribbean
Die frühen 50er Jahre waren sehr rosige Zeiten für Freunde und Liebhaber des Automobils. Die Autoindustrie stand in voller Blüte und produzierte am Laufenden Band Traumautos der Extraklasse, wie den Cadillac Eldorado oder die Corvette von General Motors. Um an diesem Aufschwung teilhaben zu können, brachte der angeschlagene Autobauer Packard im gleichen Jahr, also 1953 einen Wagen heraus, der die Konkurrenz zu den anderen Luxuslimousinen seiner Zeit nicht zu scheuen brauchte: der Packard Caribbean!
Der Caribbean basierte auf der Modellreihe Cavalier mit einer Karosserie von Mitchell-Bentley aus Michigan, außerdem zeigte er gewissen Designähnlichkeiten zum Show-Car Packard Pan American auf, das ein Jahr zuvor auf der New Yorker Autoshow für Furore gesorgt hatte. Vom 53er Modell des Caribbean wurden in limitierter Auflage mit gerade einmal 750 Exemplaren – alles Kabrios – gefertigt. In den Folgejahren wurde der Packard Caribbean immer wieder verändert.
Das bisher sportlichste Modell von Packard war ein echter Hingucker: Schwungvoll verchromte Radausschnitte, einzigartige hintere Kotflügel, eine luxuriöse Lederausstattung im Inneren, verchromte Sportfelgen, eine am Heck angebrachte stählerne Radabdeckung für das Reserverad, sowie alle denkbaren, zeitgenössischen Annehmlichkeiten machten diesen elegant geschnittenen Luxuswagen zu einer Gesamtschönheit. Lediglich Ultramatic-Getriebeautomatik und elektrische Fensterheber waren 1953 noch aufpreispflichtig. Der Packard Caribbean verband die alte Packard Tradition von Glanz und Exklusivität mit neuer Sportlichkeit und Kraft, eine Verbindung, deren Erfolg ihr Recht gibt. Alle 750 Exemplare wurden noch im gleichen Jahr von begeisterten Käufern in Empfang genommen, ein Erfolg, der in diesem, von Konkurrenz belebten Jahr, nur noch von Buick Skylark, nicht aber vom Eldorado oder Fiesta getoppt werden konnte.
Ausgestattet wurde der Caribbean mit Packards leistungsstärkstem Motor, einem 180 PS starken Reihenmotor mit 5,4 Liter. Erst das 55er Caribbean Modell konnte mit einem leistungsstärkeren V8 Motor versehen werden. In den folgenden Jahren kamen bis 1956 immer neue Modellreihen des Caribbean auf den Markt, wobei man an den Erfolg des Urmodells nie wirklich anknüpfen konnte. Trotz diverser Facelifts und neuen Ausstattungen sanken die Verkaufszahlen und besiegelten somit den endgültigen Untergang des bereits angeschlagenen Autoherstellers Packards. Trotzdem spricht man heute – nicht zuletzt wegen des Caribbean – von einem glorreichen Ende einer Traditionsmarke.
Der 53er Caribbean ist heute nicht nur aufgrund seiner Seltenheit ein begehrtes Sammlerobjekt. Es gibt nicht viele Wagen, die es schaffen, traditionsreiche Geschichte, Luxus, Sportlichkeit und einzigartiges Fahrgefühl so elegant zu vereinen. Doch bei den heutigen sechsstelligen Europreisen, die für dieses Meisterwerk gefordert werden, muss dieser Traum für die meisten Liebhaber wohl eben dies bleiben – ein Traum!
Daten:
Produktionszeitraum: 1953-1956
Typ: Sportwagen
Karosseriebau: Kabrio, spätere Modelle auch mit Hardtop
Leistung: 180 PS
Links:
englischsprachige Seite mit detaillierten Infos
Quelle: AutomaTick
Nur der Pan American war auf dem (längeren) Fahrgestell des Cavalier aufgebaut. Davon entstanden 4 Exemplare, zwei mit und zwei ohne Kompressor (212 resp. 275 HP). Gebaut wurden sie (wie der daraus abgeleitete, spätere Caribbean) bei Mitchell-Bentley in Ionia MI nach Plänen des Packard-Chefdesigners Richard Teague.
Die Serienversion von 1953 war auf dem Chassis des Convertible / Mayfair (122 statt 127 Zoll Radstand) aufgebaut und hatte deren Reihen-Achtzylinder mit 180 HP. Runde, verchromte Radläufe hatte nur der 53er.
Die 1954er Version war äusserlich leicht überarbeitet (Zweifarbenlackierung, verschalte Hinterräder, Änderungen an der Front wie bei der übrigen Modellreihe. Der grösste Reihenachter mit 5,9 Litern (356 ci) und neunfach gelagerter Kurbelwelle (212 HP) wurde nun serienmässig auch in Caribbean, Convertible und Mayfair verbaut, nicht aber im Cavalier. Der Cadillac V8 leistete in diesem Jahr 205 HP. In diesem Jahr fusionierten Packard und Studebaker.
1955 wurde die ganze Packard-Baureihe überarbeitet. Das Chassis (von 1951!) trug einen neuen ohv-V8 mit 5,7 Liter Hubraum (352 ci). Der Caribbean sass nun auf dem längeren Chassis des Patrician / Four Hundred. Normalerweise leistete er 260 HP, im Caribbean dank 2x4fach Vergaser 295. Das machte ihn (nach dem neuen Chrysler C300) zum zweitstärksten Serienwagen der Welt. Ebenfalls neu für alle Packard (und optional für die meisten Clipper) waren die weiterentwickelte, hauseigene Automatik "Twin Ultramatic" mit Sport- und Komfortbereich (!) sowie eine innovative Drehstabfederung hinten und vorn. "Torsion Level" bot aber noch mehr als die beste Strassenlage aller 50ies-Strassenkreuzer: Über eine Relaisteuerung mit Verzögerung glich das System eine unterschiedliche Zuladung aus und setzte das Fahrzeug immer eben zum Untergrund - und das wesentlich zuverlässiger als die Luftfederung, mit der GM und Mercedes in den nächsten Jahren experimentierten. Chrysler-Produkte hatten ab dem gleichen Jahr immerhin vorne eine "Torsion Aire" genannte Drehstabfederung, was Packard-Verkäufer zum süffisanten Kommentar veranlasste, dass dies ein sehr gutes System sei, der Packard sei aber doppelt so gut... Der Caribbean war nun das einzige offene Modell von Packard. Von den anderen Modellen der Marke unterschied er sich durch eine serienmässige Dreifarbenlackierung, wobei auch ein- und zweifarbige Varianten möglich waren. Anstelle eines von vorn bis zur Wagenmitte reichenden Zierblechs führte eine doppelte parallele Linie über die gesamte Länge. Kurz vor dem Heckabschluss stieg sie nach oben und fasste die Schlusslichter ein. Zuoberst sassen je eine elektrische Antenne.
1956 gab es nur Retouchen am Packard. Der Clipper war in diesem Jahr (und nur in diesem) eine eigenständige Marke im neuen Konzern. Die meisten Packard (aber nicht alle) hatten ein Gitter mit Goldeffekt im Grill. Die Stosstangenhörner sassen etwas weiter auseinander. Die Flanken bei allen Modellen ausser dem Caribbean wurden geändert. Neu gab es nur für dieses Jahr ein Caribbean Hardtop. Es trug die gleiche Chromzier wie das Convertible und das Dach war mit Hypalon, einem Vorläufer des Vinyls, verkleidet. Der 352er V8 trieb nun die Clipper-Modelle und den Mitte Modelljahr eingeführten Executive an. Die grossen Modelle bekamen eine Version mit 374 ci (6,1 Liter) und 290 HP. Der caribbean bekam mit einer angepassten Vergaseranlage sogar 310 HP, was wiederum knapp nur für Platz 2 hinter dem Chrysler 300-B reichte. Der Caribbean war der erste Serienwagen mit einem Sperrdifferential ("Twin traction"; optional für andere Modelle). Er verfügte über ein innovatives Sitzkonzept: Die Sitz- und Rückenkissen liessen sich zum Reinigen mit einigen handgriffen entfernen. zudem waren sie auf eine Seite mit Bouclé-Stoff und auf der anderem mit Echtleder bezogen. Der Kunde konnte also jederzeit wählen worauf er sitzen wollte."Torsion Level Ride" und "Twin Ultramatic" wurden perfektioniert. Serienmässig im Caribbean (und für 52$ extra in jedem Automatik-Packard oder Clipper zu haben) war eine Bedienung des getriebes mit elektrischen Drucktasten anstelle des Wählhebels am Lenkrad. Das System sass auf einem Podest seitlich an der Lenksäule.
Ein "Sportwagen" war der 6-sitzige Caribbean im gleichen Umfang wie zB Cadillac Eldorado oder Continental Mark II. Der Luxus-Charakter wurde noch unterstrichen als 1955 das Automatikgetriebe zur Standard-Ausstattung gehörte - obwohl man bei Packard stets ein offenes Ohr für Sonderwünsche der gut betuchten Kundschaft hatte...
Eine (englischsprachige) Übersicht über alle Packard-Modelle von 1899 - 1958 findet sich hier:
http://packardinfo.com/xoops/html/modules/modelinfo/
Die Formatierung des ersten Posts ist unter aller Sau...ich denke da immer direkt an copy und paste 🙁...aber automatick eben :/.