Studie: Längere Arbeitswege gefährden die Gesundheit
Pendler-Distanzen steigen weiter
Teure Mieten, mehr Flexibilität. Laut einer Studie legen Pendler immer größere Distanzen zur Arbeitsstelle zurück. Nicht selten sind gesundheitliche Probleme die Folge.
Nürnberg - Der Weg zur Arbeit wird einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge immer länger. Zwischen 2000 und 2014 stieg demnach die mittlere Pendeldistanz sozialversicherungspflichtig Beschäftigter von 8,7 auf 10,5 Kilometer. Das entspricht einem Anstieg von 21 Prozent, wie das IAB am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Die Entfernung zum Arbeitsplatz ist den Daten nach für Männer (12,5 Kilometer) im Schnitt größer als für Frauen (8,8 Kilometer).
Der Anteil von Kurzstrecken von bis zu 5 Kilometern ist den Forschern zufolge zurückgegangen. Dagegen legen immer mehr Arbeitnehmer Distanzen von bis zu 50 Kilometer zurück. "Ein Grund hierfür ist, dass vermehrt nicht nur vom Land in die Stadt, sondern auch zwischen städtischen Regionen gependelt wird", erklären die IAB-Arbeitsmarktforscher Wolfgang Dauth und Peter Haller.
Wer hochqualifiziert ist, fährt länger
Über die Pendeldistanz entscheidet der Studie zufolge auch das Bildungsniveau. Arbeitnehmer mit einem Hochschulabschluss pendeln demnach mit 14,5 Kilometern am weitesten. Den längsten Weg zur Arbeit haben laut IAB-Studie Ingenieure - sie sind im Schnitt 18 Kilometer unterwegs. Menschen ohne Schulabschluss haben mit 8,8 Kilometern und Arbeitnehmer mit Berufsabschluss mit 10,5 Kilometern deutlich kürzere Anfahrtswege.
Aber auch das scheint sich langsam zu ändern: Bei den Niedrig- bis Mittelqualifizierten sind die Pendeldistanzen mit 22 beziehungsweise 18 Prozent höher angestiegen als bei Hochqualifizierten (7 Prozent). Ein Grund dafür sei offenbar ein gestiegener Bedarf an Flexibilität im Job, so die Forscher. Außerdem seien gerade in Großstädten die Mieten so stark gestiegen, dass die Beschäftigten eher in Vororten wohnen und in das Zentrum fahren müssten.
Beschäftigte mit längeren Arbeitswegen leben den Daten zufolge oft im Umland von Großstädten wie Berlin und München. Letztere gilt als Pendlerhauptstadt Deutschlands. Dagegen sind Pendler in dicht besiedelten Regionen etwa um Düsseldorf, Essen oder Dortmund oft deutlich kürzer unterwegs.
Gesundheitliche Probleme durch lange Pendelzeiten
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) wies darauf hin, dass lange Arbeitswege zu gesundheitlichen Problemen und Erschöpfung führen können. Grundsätzlich gelte dabei: Je länger der Weg zur Arbeit ist, desto unzufriedener sind Berufstätige. Es fehle etwa Zeit für die Familie oder die Freizeit.
Gleichzeitig steige die Zahl körperlicher Beschwerden, von Müdigkeit und Nervosität bis hin zu Nacken- und Schulterbeschwerden. Selbstbestimmte Arbeitszeiten und Gleitzeitregelungen könnten dem entgegenwirken. Laut einer BAUA-Arbeitszeitbefragung aus dem Jahr 2015 pendelt rund die Hälfte aller Arbeitnehmer täglich bis zu 30 Minuten, fast ein Drittel von ihnen bis zu einer Stunde.
Quelle: dpa
Und so werden die Straßen immer "leerer", das Fahren immer "spassiger" auf den leeren Straßen und durch die extrem gute Laune der Autofahrer steigt der Aspekt "Spass" nochmals deutlich 😉
..neben den veränderten Arbeitsbedingungen schlägt hier aber hauptsächlich die seit Jahren verfehlte Wohnraumpolitik durch, die sich Jahr für Jahr weiter verschärft.
Nicht jeder kann sich die Luxusmieten in den Großstädten leisten...
Dann kommen noch internetbasierte Kurzmietgeschäfte dazu - und schon steigt die Temperatur im Dampfkessel.... 😆
Ich bin auch anfangs von der Großstadt, in eine Kleinstadt gependelt. Das traurige war ja, dass ich in der Großstadt, keinen gescheiten Job finden konnte, aber in der Kleinstadt, schon.
Die Mieten sind auch viel geringer und die Einwohner auch im Schnitt, freundlicher und besser gelaunt.
https://www1.wdr.de/.../...pendeln---gift-fuer-die-gesundheit-100.html
Pendeln ist teilw. nicht so schlimm für die Gesundheit wie man manchmal glaubt. Aber einige Leute machen sich was vor, auch wenn sie mit Buch im Zug hocken.
Und wenn man die Original-Quelle liest (wieso ist die nicht verlinkt?!), liest sich das für mich so, als ob da eher vom Quasi-Zweitwohnsitz aus gerechnet wird. Bzw. es wird da diesbzgl. keine klare Aussage gemacht. Grund: Wg. Zweitwohnsitzsteuer haben viele WE-Pendler ihren Erstwohnsitz an den Arbeitsort verlegt (Zweitwohnsitzsteuer gibt's eher in größeren Städten und meist ist ja noch jmd. daheim gemeldet, der die Bude "hält"), verhalten sich aber fahren trotzdem am WE heim. Es wird aber wohl das herangezogen, was als Erstwohnsitz angegeben wurde.
Außerdem sind da Selbstständige, Werkverträgler und Zeitarbeiter (letztere werden ja i.d.R. bei der nächsten Filiale der ZA-Firma angestellt, arbeiten aber ganz woanders) garnicht drin, wobei das aber immer größere Ausmaße als Vorstufe zu einer Anstellung annimmt. Mal ganz davon abgesehen, dass man mit den Kettenzeitverträgen oft genug deswegen nicht umziehen will. Mich hat's vor nicht allzulanger Zeit erwischt -> ähnl. Pendelentfernung, nur genau in die andere Richtung.
Ich lerne ständig neue Leute kennen, die ungefährt soviel wie ich tägl.(!) pendeln (etwas mehr als 80km Distanz) oder gar viel mehr. Von den ganzen WE-Pendlern mal abgesehen.
Es ist nicht der Durchschnitt, sondern der Median! Und der Wert ist von 2014!
Dipl.-Ing. (FH) notting
Nicht jeder WILL sich überhaupt eine Großstadt leisten. Ich kenne genug, die 60 Kilometer (einfach!) zur Arbeit fahren, um Abends im Garten nur mit ein bisschen Vogelgezwitscher hocken zu können - mich eingeschlossen.
Mir würde im Traum nicht einfallen, in eine Stadt zu ziehen. Das Problem ist aber, dass viele Firmen in Innenstädten sind, die da nicht viel zu suchen haben. Viele IT-Dienstleister brauchen nicht in Städten zu sein, als beispiel.
Die Gesundheitsprobleme kann ich davon nicht nachvollziehen - man macht das meistens ja um sich am Abend ordentlich entspannen zu können und meistens klappt das eben auch.
Könnte es sein, dass sich ein längerer Arbeitsweg für Akademiker oder sonstige "Hochqualifizierte" ein längerer Arbeitsweg eher lohnt als für den niedrigqualifizierten Rest?
Na ja also "30-60min pendeln" am Tag, wie wird das gerechnet? Von Tür zu Tür?
Das wären ja 15-30min einfach, das braucht doch auch jeder mit den Öffis oder dem Rad, wenn er nicht gerade zwei Häuser neben dem Arbeitgeber wohnt (und wer tut das schon).
Ich hab schon für 4km Entfernung teilweise 20min gebraucht, sowohl mit Öffis als auch mit dem PKW (letzterer ist meist sogar schneller!)
... weshalb der prozentuale Anteil der Arbeitslosen in der Gruppe bei höher qualifizierten niedriger ist und auch noch zusätzl. höher qualifizierte eher in Kettenzeitverträgen gehalten werden können (Wissenschaftszeitvertragsgesetz)...
notting
15min Auto zur Rushhour kann selbst in der Großstadt locker auch mal 45min ÖPNV bedeuten. Hab das selber auf Dienstreisen schon zwangsweise erlebt.
notting
Mein Weg zur Arbeit dauert kaum selten mehr als 25 min zu Rush Hour Zeiten. 15 min sind die Norm. Die Rpckfahrt ist immer mit Stau verbunden. Dann dauern die 25 km spontan 60 und mehr min. Dabei wohne ich wirklich am Rande des kleinsten Bundeslandes extrem ländlich. Es ist wie eine Weltreise. Vom idyllischen Dorf in die Großstadt. Von da, wo man selbst mittags die Vögel zwitschern hören kann in die Stadt, wo man kaum seine eigenen Gedanken hören kann. Ich behalte das bei. Wenn es sein muss, wird geradelt!
Also ich bin durch einen Arbeitsplatzwechsel in eine andere Region nur noch 10 Minuten Fahrzeit mit dem Auto zu haben. Ich fahre jetzt immer mal wieder mit dem Rad was ca. 30-35 Minuten dauert.
Mögliche Gesundheitsschäden durch lange Pendelei kann ich mir schon vorstellen. Ich habe mal eine Zeit lang in Augsburg gewohnt und in Ingolstadt gearbeitet. 75km haben dann ca 1h (früh 5uhr allein auf der Straße) bis 1:45h (nachmittags zur Erntezeit einen Teil der Strecke hintern Traktor oder lkw) gedauert. Da bestand der Tag nur noch aus 5uhr aufstehen, 18uhr zu Hause sein und 20uhr ins bett gehen. Ich glaube nicht dass man sowas problemlos 5-10 Jahre (oder ein ganzes Arbeitsleben) folgenreich übersteht. Zumal die Fahrt nicht entspannend war und man für die Familie (okay hatte damals nur ne Freundin/Frau) keine Zeit mehr aufbringen kann.
Ich persönlich halte 15-20 Minuten fährt für vollkommen akzeptabel. Für alles darüber muss das Geld schon ganz schön gut sein.
Allerdings muss ich ehrlich gestehen dass ich nicht spare (finanziell) die 300€ Kraftstoffkostrn fließen jetzt 1:1 in die Wohnung, weil begehrte Lage um Berlin.
Höher- bzw. Hochqualifizierte bekommen wohl eher noch eine Entschädigung (Fahrtkostenzuschuss), wenn sie weiter pendeln müssen, sind schließlich Fachkräfte und die sind Mangelware, die will man zuerst einmal bekommen und dann natürlich auch behalten. Soll wohl nicht so selten vorkommen. Die km-Pauschale gibt´s dann zwar nicht, wenn man es korrekt bei der Steuer angibt bzw. es auf dem Lohnzettel vermerkt ist, aber rechnet sich.
Auch eine Hotelfachkraft oder eine Pflegefachkraft mag zwar eine Fachkraft sein, aber da kann man froh sein, wenn´s Tariflohn gibt. Warum sollte man da auch noch einen Bonus bezahlen, dafür dass der- oder diejenige einen weiten Anfahrtsweg hat? Ist doch Privatvergnügen.
Dienstwagen sind natürlich auch immer so eine Sache. Werden sich ja wohl doch rechnen (warum sollte man den sonst nehmen?) und der kleine Mitarbeiter wird den seltenst bekommen. Vielleicht wenn er auf Montage arbeitet oder im Handwerk und mit dem Lieferwägelchen heimfahren darf. Wäre bei Pflegediensten auch denkbar, aber ob das "Risiko" jeder Arbeitgeber eingeht? (die Privatfahrten müsste man dann schon dokumentieren bzw. die Privatnutzung angeben, da wird wohl eher der Mitarbeiter das Auto abends im Betrieb abstellen "dürfen", damit´s keine Probleme mit dem Finanzamt gibt)
Am Ende bekommen beide in etwa dasselbe bei der Steuer raus, aber ja, wenn man effektiv den Sprit bezahlt bekommt, sind die Fixkosten zwar für beide gleich hoch, aber wer mehr Geld hat, sieht das wohl noch eher als Anreiz sich gleich noch ein etwas teureres Auto zu kaufen. Fährt sich auch bequemer. Der kleine Arbeiter ist um jeden € glücklich, den er spart, weil die 150 bis 200 € Sprit im Monat teuer genug sind.
Ich bin 2 Jahre lang 90 km einfach gependelt und das hat am Ende doch sehr genervt. Jetzt sind´s knapp 30 km, was manche schon viel finden, aber dabei bleibt´s jetzt auch, da eine Immobilie etwas außerhalb inkl. Garten(mitbenutzung) für mich mehr Sinn macht als eine Wohnung innerorts für 50.000 bis 100.000 € mehr.
Ein Kumpel hat sich eine 1,5 Zimmerwohnung für 250.000 € in einer Stadt gekauft. Eine vergleichbare Immobilie würde über 1.000 € Miete (kalt) kosten. Ist also vielleicht gar nicht so doof, denn a) spart man die Miete bzw. kann die jederzeit auch vermieten und b) könnte die in 5 Jahren auch schon 300.000 oder 350.000 € wert sein. Der hat aber auch noch eine zweite Wohnung. Also so ist´s nicht.
Der Trend geht zur Zweit- und Drittwohnung, zumindest für Immobilieneigentümer. Ganz normaler Wahnsinn. 🙄
Dieses Problem wird auch kurzfristig immer geringer werden. Immer mehr Arbeitsleistung wird dezentral (E.g. Homeoffice) erbracht werden. Dieses ganze Sachbearbeitungsgedöns muss nicht mehr im Großraumbüro in Citylage erfolgen. Arbeitsort wie auch - zeiten werden sich drastisch ändern. Man muss nur Möglichkeiten schaffen. Ein MA von mir kommt bzw lebt in Berlin. Da 800 km einfach nicht einfach so zu fahren sind, bleibt er auch mal wochenweise in B. Eine andere sehe ich nur jede gerade Woche. Man muss umdenken und in neuen Konzepten arbeiten. Der Teamleistung bringt das keinen Abbruch - eher im Gegenteil.
G
Simmu
10 Kilometer im Median und 15 Kilometer für "Hochqualifizierte" ?
LOL
Also dann wohnen die meisten aber wirklich quasi neben ihrer Arbeit und die Aufregung ist einfach nur noch albern. Schon für meine Elterngeneration waren 50 Kilometer einfache Entfernung nichts worüber man sich aufregte, weil es normal war, täglich.
Ja, ich finde meine Pendeltätigkeit auch Scheisse. Aber, was soll man machen? Ich habe vor ein paar Jahren über 4 Jahre verteilt mehr als 4000 (in Worten viertausend +) Bewerbungen geschrieben und wäre bereit gewesen für ab 90tausend Euro Jahresbrutto im bis zu 1,5 Stundenumkreis um mein Zuhause arbeiten zu gehen. Nein, ich habe kein einziges Gesprächsangebot bekommen. Pervers nur, dass praktisch die selben Leute, die mich für 90tausend Jahresbrutto nicht einstellen mochten, kein Problem haben im Projekt auch mal 500tausend pro Jahr für mich als Freien auszugeben. Das ist betriebswirtschaftlicher Unfug, aber solches Denken scheint vollständig ignoriert zu werden.
Nun pendle ich täglich rund 25 Kilometer vom Hotel zur Arbeitsstelle, am Wochenende dann eben die 600+ Kilometer heimwärts pendeln Aktion und Leute regen sich über 15 Kilometer auf? Entschuldigung, aber wie schräg ist denn das?