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Porsche: Wendelin Wiedeking weicht

verfasst am Thu Jul 23 13:06:27 CEST 2009

Porsche geht mit einem neuen Führungsduo in die unklare Zukunft. Vorstandschef Dr. Wendelin Wiedeking und sein Finanzvorstand Holger P. Härter treten mit sofortiger Wirkung ab, wie das Unternehmen nach einer nächtlichen Aufsichtsratssitzung mitteilte.

Beide Vorstände werden die Porsche SE und die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG mit sofortiger Wirkung verlassen, hieß es; sie stünden den Gesellschaften aber auf Wunsch des Aufsichtsrats weiterhin beratend zur Verfügung. Ihre Aufsichtsratsmandate bei der Volkswagen AG und der Audi AG legen sie ebenfalls nieder.

"Wiedeking und Härter kamen in den letzten Wochen zur Auffassung, dass es für die weitere strategische Entwicklung von Porsche besser sei, wenn sie als handelnde Personen künftig nicht mehr an Bord sind", heißt es in einer Erklärung vom frühen Donnerstag Morgen. Sie wollten mit diesem Schritt "einen wichtigen Beitrag zur Befriedung der Situation leisten" und die Bemühungen um einen integrierten Automobilkonzern fördern.

Der Aufsichtsrat dankte den beiden ausscheidenden Vorständen für die jahrelange erfolgreiche Arbeit. Im Gegenzug für die vorzeitige Vertragsauflösung zahlt das Unternehmen eine Abfindung, die sehr hoch ausfällt, aber längst nicht so extrem wie zuvor spekuliert. Wiedeking erhält 50 Millionen Euro, Härter ein Viertel davon. Beide verzichten damit auf dienstvertragliche Ansprüche in erheblichem Umfang. Wiedeking kündigte an, mehr als die Hälfte der Summe zu spenden.

Persönliche Erklärung Wiedekings im Wortlaut »

Wiedeking war seit 1. Oktober 1992 Vorstandschef der Porsche AG. Nach einer erfolgreichen Sanierung gelang es ihm, den Sportwagenbauer zum profitabelsten Automobilhersteller der Welt zu machen. Im September 2005 gab Porsche eine Beteiligung von rund 20 Prozent an den Stammaktien der Volkswagen AG bekannt. Mit der schrittweise Erhöhung dieses Anteils auf inzwischen über 50 Prozent hat sich Porsche jedoch verhoben und rund 10 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Härter trat 1996 als Vorstand ein und verantwortete seither die Ressorts Finanz- und Betriebswirtschaft sowie Einkauf. Wie Wiedeking gehört Härter seit Mai 2006 dem VW-Aufsichtsrat an.

Neuer Chef an der Spitze von Porsche wird der bisherige Produktionsvorstand Michael Macht. 1960 in Stuttgart geboren, trat er nach einem Maschinenbaustudium an der Universität Stuttgart als Fachreferent für Motorenplanung bei der Porsche AG ein. Nach weiteren Stationen als Referent des Produktionsvorstandes und des Vorstandsvorsitzenden wurde Macht 1994 zum Geschäftsführer der neu gegründeten Porsche Consulting GmbH ernannt. 1998 berief ihn der Aufsichtsrat zum Vorstand Produktion und Logistik der Porsche AG. Im Mittelpunkt seiner Arbeit standen seither die Effizienzsteigerungsprogramme in der Produktion sowie die Neuausrichtung des Fertigungs- und Logistikverbundes. Außerdem verantwortete Macht den Aufbau und Anlauf des Werks Leipzig.

Machts Stellvertreter wird Thomas Edig. Er startete seine Karriere 1986 als Diplom-Betrieswirt bei der Alcatel SEL AG in Stuttgart. Nach unterschiedlichen Stationen war er seit 1998 Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektor, bevor er 2002 in den Konzernvorstand von Alcatel in Paris berufen wurde. Nach einer Zwischenstation bei der Deutschen Telekom AG in Bonn trat er 2006 in die Porsche AG ein und übernahm im Mai 2007 als Vorstand die Leitung des Ressorts Personal- und Sozialwesen sowie die Funktion des Arbeitsdirektors. Macht und Edig wurden darüber hinaus auch zu Vorständen der Porsche SE ernannt, Macht mit Zuständigkeitsbereich Technik und Produkte, Edig mit Verantwortung für den kaufmännischen Bereich und die Administration.

Der neue Vorstand wurde vom Aufsichtsrat der Holding in der Nacht außerdem ermächtigt, die von Wiedeking favorisierten Gespräche mit der Qatar Holding LLC über einen Einstieg bei Porsche "endzuverhandeln". Ziel dieses Vorhabens sei es, die Voraussetzungen für die Bildung eines integrierten Automobilkonzerns aus der Porsche SE und der Volkswagen AG zu schaffen. Dem gleichen Ziel gilt eine geplante Kapitalerhöhung im Volumen von mindestens fünf Milliarden Euro.

 

Quelle: Autokiste