Frankreich will weg vom Diesel
Premier: Dieselprivileg war ein Fehler
Dieselmotoren sind so französisch wie Baguette und Zwiebelsuppe. Wie lange noch? Frankreichs Premierminister Manuel Valls will dem Selbstzünder an den Kragen.
Paris – Mit Revolutionen kennen sich Franzosen zwar aus, aber auch mit träger Politik und stoischer Bürokratie. Umso mehr erstaunte Frankreichs Premier Manuel Valls am Freitag seine Landsleute. Der Regierungschef will einem automobilen Nationalheiligtum an den Kragen: dem Dieselmotor.
„In Frankreich wurde der Diesel lange privilegiert, er ist es auch heute noch.“, sagte der Premier. Dies sei ein Fehler gewesen, den man „schrittweise“ korrigieren müsse.
Frankreich ohne Diesel? Die "Grande Nation" ist nach Deutschland der größte Dieselmarkt Europas. Und zwei Drittel aller Diesel-Pkw werden in Europa verkauft. Der Dieselanteil unter den knapp 32 Millionen in Frankreich zugelassenen Pkw beträgt nach Angaben des europäischen Verbands der Autoindustrie ACEA mehr als 60 Prozent. Im Jahr 1994 waren es noch 25 Prozent.
In den vergangenen 20 Jahren verdreifachte sich die Zahl der in Frankreich zugelassenen Diesel-Pkw von 6 Millionen auf fast 19 Millionen. Der Anteil von Diesel am Kraftstoffabsatz beträgt laut der Tageszeitung „Le Figaro“ sogar 80 Prozent.Steuervorteil soll verschwinden
Sensiblilisiert sind die Franzosen spätestens, seitdem im Frühjahr Smogalarm den Pariser Verkehr lahmlegte. Bereits im Dezember 2013 habe die Feinstaubbelastung in der französischen Hauptstadt dem Qualm von acht Zigaretten auf 20 Quadratmetern entsprochen.
Trotzdem überraschte der Premier mit seinem Statement sogar die französischen Grünen. "So deutlich hat sich zu diesem Thema noch kein Premier geäußert“, sagte die grüne Politikerin Emmanuelle Cosse.
Der Preisabstand von Diesel zu Superbenzin beträgt in Frankreich aktuell etwa 13 Cent. Diese „Privilegierung“ soll künftig aus der Besteuerung von Kraftstoffen verschwinden. Zunächst steigt die Mineralölsteuer auf Diesel um zwei Cent pro Liter. Damit will die Regierung 807 Millionen Euro zusätzlich einnehmen.
Es sei nicht falsch zu sagen: Eine höhere Dieselbesteuerung treffe zuerst die Schwächsten, sagte Manuel Valls. Aber das Steuersystem müsse die Bürger bestärken, ökologische Entscheidungen zu treffen. Die EU-Kommission hatte schon 2011 vorgeschlagen, Kraftstoff künftig stärker nach Energiegehalt zu besteuern.
Abwrackprämie und Vignette
Frankreich will 2015 ein System einführen, im dem Autos nach Schadstoffausstoß bewertet werden. Damit, sagt Valls, seien Kommunen in der Lage, „umweltfreundliche Fahrzeuge besser zu fördern“. Im Gegenschluss könnten Städte dann auch Einfahrverbote für schmutzige Diesel erlassen. Angedacht ist dabei eine Vignettenlösung, wie sie in deutschen Umweltzonen verwendet wird.
Außerdem will Frankreich Autofahrer „unterstützen, alte Dieselfahrzeuge zu ersetzen“. Schon im August kündigte Frankreichs Umweltministerin Ségolène Royal an: Wer seinen alten Diesel gegen ein Elektroauto tauscht, erhält eine Abwrackprämie von bis zu 10.000 Euro. Die Diskussion darüber läuft ebenfalls schon seit 2013, kam aber durch die Kabinettsumbildung ins Stocken.
Das sind noch einmal 3.700 Euro mehr als die bisherige Höchstförderung für Elektroautos. Nun überlegt die Regierung, diese Prämie auszuweiten. Diese 3.700 Euro könnte den Plänen zufolge auch beanspruchen, wer einen alten Diesel durch ein konventionelles Euro-6-Fahrzeug ersetzt.
„Unsere Industrie war schon immer innovativ, und muss das jetzt erneut beweisen“, sagt Manuel Valls in Richtung der französischen Automobilhersteller. Renault und PSA Peugeot Citroën setzen historisch stark auf Selbstzünder. Die Regierung kündigte an, die Industrie bei der "Neuorientierung" zu unterstützen.
Quelle: reuters; le parisien; le figaro
Gleich wird ja auch die Diskussion um die Diesel hierzulande losgehen.
Meine Meinung dazu: Sie können gerne auf das "Dieselprivileg" beim Sprit verzichten, und den Liter Diesel für den Preis eines Liters Super verkaufen.
Aber dann passt bitte auch die KFZ Steuer an, und berechnet n Diesel genau so wie einen Benziner.
Jetzt kommt jemand dahinter!
Diesel sollte nach Energiegehalt versteuert werden oder zumindest mit dem gleichen Aufschlag wie Bezin. Steuer nach Abgas und schon wird der Abgaswahnsinn weniger.
Das dort 60% Diesel fahren ist kein Wunder , es gibt in Frankreich ja überhaupt keine KFZ- Steuer , hier zahlt man für einen alten Diesel ziemlich viel .
Wenn beide Treibstoffe gleich besteuert werden hat man das Modell der Schweiz.
Benzin 95, 1.60 CHF
Diesel, 1.69 CHF
Besteuerung nach Schadstoffen ist interessant.
- CO2 ist kein Schadstoff
- Benziner mit Direkteinspritzer stossen Feinstaub aus was ohne Direkteinspritzung nicht der Fall ist.
Und jetzt?
Man sieht es ja auch daran, dass die franz. Autohersteller hervorragende Selbstzünder bauen.
Reichlich Erfahrung und Stückzahl mit kleinen Dieseln.
Sie bräuchten ja nur die Umweltzonen zu übernehmen. Aber diese kalte Enteignung trauen sie sich nicht...
Ein Schritt in die richtige Richtung, kommt bei uns hoffentlich auch. 😊
Warum sollte man die KFZ Steuer anpassen? Ein Diesel ist nun mal kein Benziner. Bier kostet auch nicht das gleiche wie Wein. Die Frage ist doch eher: Wozu hat der Diesel überhaupt ein Privileg?
Ich geh schon mal mit gutem Beispiel voran und ersetze in ca. 5 Wochen, je nach Lieferzeit, meinen französischen Diesel durch einen französischen Benziner 😉
Richtig, es gibt für Privatkunden keine vernünftigen Grund warum der Diesel billiger besteuert werden sollte.
Diesel sind einfach wirtschaftlicher zu betreiben, so sehen es auch die Käufer in unseren Nachbarländern , siehe Statistik .http://de.statista.com/.../
Das hängt ja wohl ganz wesentlich von den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab.
Und warum sollte man ihn dann bestrafen? Also wenn Privileg weg, dann höchstens gleicher Ansatz für beide. Ansonsten müsste man Direkteinspritzer auch höher besteuern.
Heißt es nicht sogar, dass moderne Benzindirekteinspritzer wegen fehlendem Partikelfilter ähnlich viel oder sogar mehr Feinstaubpartikelausstoß haben wie moderne Dieselfahrzeuge?
Das wäre ja grob fahrlässig jetzt diese anstelle der "saubereren" Dieselfahrzeuge zu begünstigen und zeugt mal wieder von herausragendem Sachverstand und weitsichtiger Beschäftigung mit der Materie bei den Politikern.
Wenn die Mineralölsteuer bzw. die Energiesteuer auf Diesel an den von Benzin angepasst wird, dann ist aber nix mit "zum gleichen Preis", Diesel ist ohne Steuern teurer als Benzin!
In DE beträgt die Differenz bei der Engergiesteuer 18,41 Cent!