Chevrolet Camaro II V8 305 cui (1977): mobile.de Fundstück

Probefahrt im „Mama, da ist Bumblebee!“

MOTOR-TALK

verfasst am Wed Sep 20 18:22:21 CEST 2017

Hinter manchem Inserat verbergen sich besondere Fundstücke. Einige davon stellen wir Euch auf MOTOR-TALK vor. Diesmal ein Chevrolet Camaro im „Transformers“-Look.

"Bumblebee": Dieser Chevrolet Camaro ist dem Filmauto aus dem ersten "Transformers"-Teil nachempfunden
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK

Von Haiko Prengel

Berlin - Der Achtzylinder brabbelt, das massige Heck schaukelt majestätisch durch die Kurven. Es ist noch früh am Morgen, aber „Bumblebee“ ist längst warmgelaufen. Er lockt die Blicke der verdutzten Passanten am Straßenrand an. „Ja, dieses Auto ist ein Eyecatcher“, sagt Oldtimer-Händler Patryk Ludolf und grinst vergnügt. „Der kriegt viele Daumen hoch.“

Der, das ist ein 1977er Chevrolet Camaro. Mit ihm rollen wir an einem sonnigen Herbstmorgen durch den Kiez von Berlin-Friedrichshain. Ludolf (keine Verwandtschaft!) hat das Pony Car aufwändig auf die Optik eines Filmfahrzeugs umbauen lassen - detailgetreu nachempfunden aus dem ersten Teil der „Transformers“-Reihe. „Ich mag Filmautos“, nickt der 31-Jährige. Trotzdem soll der jetzt weg. Bumblebee steht bei mobile.de zum Verkauf, für 26.500 Euro. Außerdem läuft noch bis Montag eine Auktion bei Ebay.

Chevrolet Camaro 2nd Gen: Bumblebee-Nachbau

Der Rost ist nur aufgemalt - echte Probleme hat die Karosserie nicht
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Ein stolzer Preis, Classic Data schlägt für Autos im Zustand 2 etwa 15.000 Euro vor. Allerdings sei der Wagen auch ein Unikat, betont Noch-Besitzer Ludolf. Das schätzen die Bieter: Aktuell steht das Auto bei knapp 18.000 Euro.

In „Transformers“ spielte ein sehr ähnlicher Wagen eine besonders sympathische Rolle: Er ist das erste, sehr rostige Auto des Hauptdarstellers Sam Witwicky (Shia LaBeouf). Ein Weltraumroboter nahm die Form des Wagens an. Später im Film verwandelt er sich in einen Camaro-Neuwagen.

Bei Ludolfs Camaro sind die Rostflecken nur aufgemalt. Alles was nach Korrosion aussieht, sei lediglich Farbe mit Metallstücken, versichert er. Vorher sei das gesamte Fahrzeug grundiert worden. Zudem ließ er echten Rost am Heck beseitigen und die Bleche im Kofferraum schweißen.

Insgesamt scheint der US-Klassiker in einem guten Zustand zu sein. Das HU-Siegel ist so gut wie neu. Der Innenraum ist komplett neu überarbeitet. Türpappen, Sitze und Armaturenbrett sind mit echtem Leder bespannt. Fahrwerk und Motor wurden überholt. Unter der selbstgebauten (und eingetragenen) Lufthutze bollert ein 5,0-Liter-V8 mit mageren 131 PS. Chevy schrieb 1977 kaum mehr beeindruckende 145 SAE-PS ins Datenblatt.

Ein Cruiser, kein Renner

Aus den Endrohren der Auspuffanlage blubbert es herrlich
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Zum Cruisen durch den Kiez reicht das locker. Zumal viel Hubraum auch viel Drehmoment bedeutet. „Bei 2.500 Umdrehungen und 80 km/h auf der Autobahn fühlt sich Bumblebee am wohlsten“, sagt Ludolf. 2014 importierte er den Wagen aus Oregon in den USA nach Deutschland – damals angeblich aus zweiter Hand, entdeckt in einer Scheune. Ein paar Jahre fuhr der junge Mann aus Wedding den Oldie, bevor der Umbau zum Filmfahrzeug begann.

Der Camaro stammt aus der Ära der Muscle- und Pony-Cars. 1966 brachte General Motors das Sport-Coupé auf den Markt. Er sollte mit dem extrem erfolgreichen Ford Mustang konkurrieren. Bei der Premiere erklärten die Offiziellen von Chevrolet sogar: Camaros seien kleine, wilde Tiere, die Mustangs fressen.

Ludolfs Camaro stammt aus der zweiten Generation. Damals zwang die Ölkrise die Hersteller zu sparsamen Autos. Achtzylinder mit bis zu 6,6 Litern Hubraum gab es trotzdem noch. Bumblebee fährt mit dem Basis-V8. Und "begnügt" sich beim entspannten Cruisen mit etwa 14 Litern Sprit auf 100 Kilometer.

Anerkennung gibt's gratis - ein paar Problemchen auch

Neu bezogen: Tolles Leder spannt auf Sitzen, Verkleidungen und Armaturenbrett
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Momentan läuft der Block mit seinem Originalvergaser. Ruhig und blubbernd, so wie es sein sollte. Ludolf empfiehlt langfristig aber eine Überholung. Eingetragen sind eine Performer-Ansaugbrücke und ein Holley-Vergaser (600 cfm). Die Teile gibt es aber nicht zum Auto.

Dafür aber etwas Arbeit, die ein neuer Besitzer erledigen müsste: Der Bremskraftverstärker zieht Nebenluft, ein Radbolzen muss getauscht werden und die Scheibenhebermotoren sind nach 40 Jahren etwas müde. Besonders dringend wäre eine neue Tachowelle, denn der Zeiger verharrt auf der Null. „Du musst nach Gefühl fahren“, rät Ludolf zwinkernd.

Wie sonst? Der V8 klingt im Leerlauf so schön, dass man ihn gar nicht treten möchte. Tut man es doch, schiebt der Wagen ordentlich an. Gefühlt mit mehr als 131 PS – das Drehmoment macht’s. Und man fällt auf wie ein – naja – ein Filmauto im Straßenverkehr eben. Vor allem Kinder sind begeistert, wenn wir mit dem US-Schlitten an ihnen vorbeiwummern.

„Mama, da ist Bumblebeeeee“, höre Ludolf ständig, wenn er durch die Stadt cruist. Die Kleinen entdecken sein Auto stets zuerst. „Wer also keine Kinder mag, möge sich doch lieber einen Dacia kaufen.“

Chevrolet Camaro Gen 2 bei mobile.de finden

Technische Daten Chevrolet Camaro II (1970-1981)

  • Motor: V8-Benziner, Vergaser
  • Hubraum: 5 Liter (305 cui)
  • Leistung: 131 PS (96 kW),
  • Getriebe: Dreistufen-Automatik
  • Höchstgeschwindigkeit: circa 160 km/h
  • Verbrauch: ca. 14 l/100 km
  • Leergewicht: 1.600 kg
  • Länge: 4,965 m
  • Breite: 1,890 m
  • Höhe: 1,250 m
  • Radstand: 2,745 m
Der Chevy macht einen guten Eindruck. Innen wirkt er wie neu, die Technik passt weitestgehend
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Der Rost ist nur aufgemalt - echte Probleme hat die Karosserie nicht
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Unter der langen Haube arbeitet der Basis-V8 mit 5,0 Litern Hubraum (305 cui)
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Ganz schön lang: Der Camaro der zweiten Generation misst fast fünf Meter
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Aus den Endrohren der Auspuffanlage blubbert es herrlich
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Kein Grund zur Sorge: Spezialfarbe mit Metallbestandteilen simuliert Rost
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Nicht ganz original: Das Filmauto hatte unterschiedliche Felgen
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Die Hutze auf der Haube ist selbstgebaut und eingetragen
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Klare Kante: Außen geht so, innen ganz sauber
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Der Spachtel-Look ist gewollt und orientiert sich am Filmauto
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Neu bezogen: Tolles Leder spannt auf Sitzen, Verkleidungen und Armaturenbrett
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Hinten gibt es immerhin Beckengurte
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Hübsches Detail: "Autobot"-Logo auf der Armlehne
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Instrumente in der Lufthutze, vom Fahrersitz aus einsehbar
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Meilen-Tacho mit km/h-Markierung - aktuell defekt
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Chevrolet Camaro: Innenraum
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Die blanken Felgen wirken wie Fremdkörper
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Drehmomentstark, aber insgesamt eher schwach: 131 PS aus 5,0 Litern Hubraum
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK
Der Camaro war ein Scheunenfund. 2012 fuhr er offenbar noch
Quelle: Haiko Prengel für MOTOR-TALK