Motorkultur
Psychedelische Anzeigen und Lichter: Motoraver auf der SEMA 2009
Die SEMA in Las Vegas - ernstzunehmende, groesste Tuningmesse der USA oder Auto-Kirmes fuer durchgedrehte Fastfood-Kids, die sich ein Leben ohne Chromstahl in 27" mit TFT-Display nicht mehr vorstellen koennen? Zusammen mit den Jungs von mydreamcars.de machte sich Motoraver auf nach Nevada um der Sache mal auf den Grund zu gehen...Bereits auf dem Messe-Parkplatz daemmert es einem: Tuning hat in vielen Faellen auf der anderen Seite des grossen Wassers genauso wenig mehr mit Performance zu tun wie bei uns. Statt Baumarkt-Tuning mit Wischerspoilern, Rallye-Streifen und Klebe-Chromleisten steht in den Staaten Media-Markt-Tuning ganz hoch im Kurs. Bildschirme selbst da, wo im Auto nie jemand sitzt, ganze Staende, die sich nur mit auto-kompatiblem iPhone-Zubehoer befassen bis die Lichtmaschine kollabiert und Autos, die doppelt soviele USB-Anschluesse wie Zylinder haben. Doch die SEMA hat gottseidank mehr zu bieten als bloss Playmobil-Performance. Auch originale Muscles, Motorsport-Geschichte, klassische Customs und Performance-Parts, die weit ueber Kennfeld-Veraenderungen oder der Farbauswahl beleuchteter Wischerduesen hinausgehen, sind im Las Vegas Convention Center, unweit vom Strip, ein Thema. Wer Rost-Schruppen und Schweissen leid ist, der kann sich bei Dynacorn fuer 14.500 $ eine komplett neue Rohkarosse fuer seine 1970er Chevelle oder seinen Camaro bestellen. Custom-Freaks haben auf der SEMA die einmalige Gelegenheit, den beiden groessten Rivalen unter den Auto-Bastlern, den ueberbewerteten George Barris und Custom-Legende Dean Jeffries, an einem Tag die Hand zu schuetteln und zwischen Pressecenter und der Starbucks-Bude schlurft einem gelangweilt der King Richard Petty ueber den Messe-Teppich entgegen. Das interessanteste Auto der Veranstaltung parkte eher beilaeufig abgestellt im Aussenbereich. Eine 1975er Corvette C3 im selben Eierkocher-Stil wie Ed Roths Orbitron erfreute vor allem die aelteren Semester unter den Messe-Besuchern (von denen es uebrigens einige gab), die in den 50ern und 60ern ihr komplettes Taschengeld in saemtliche Ausgaben des Hot Rod Magazines investierten. Metal Flake-Lacke, einen elektronik-freien Sauger-V8 und etwas Wahnsinn - fertig ist ein Custom erster Kajuete. Ob man unter einer fahrenden Plexiglas-Kuppel lebend oder verkocht am anderen Ende der Wueste Nevadas ankommen wuerde, steht auf einem anderen Blatt.
Wen es mal im Herbst nach Las Vegas verschlaegt, der sollte die SEMA auf jeden Fall besuchen. Es gibt bei weitem nicht nur bunten Elektronik-Schrott zu sehen, der rein zufaellig einen Motor hat. Und geschmackloser und bunter als an der Bar des Circus Circus kann es sowieso nirgendwo in Vegas zugehen.
Quelle: Motoraver Magazin