Interview mit Patrick Dempsey
Race Anatomy
"Grey's Anatomy" machte ihn berühmt, mit Motorsport lebt er seinen Traum: Bei den 24h von Daytona sprachen wir mit dem US-Schauspieler und Rennfahrer Patrick Dempsey.
Daytona Beach – Es gibt bessere Fahrer, das weiß er selbst. Aber das zählt wenig, wenn Patrick Dempsey an der Rennstrecke auftaucht. Der 49-Jährige aus Malibu ist ein Hollywood-Star, seit seiner Rolle als Dr. Derek Shepherd in der Erfolgsserie „Grey’s Anatomy.“ Im Kino sah man ihn in Filmen wie „Scream 3“ und „Transformers 3“ .
Daneben fährt Patrick Dempsey Autorennen. In den Motorsport und seinen Rennstall „Dempsey Racing“ investiert der Schauspieler viel Geld und manches Gefühl. Die Strapazen von Langstreckenklassikern wie Daytona, Le Mans und Sebring sind ebensolche für einen fast Fünfzigjährigen.
Die erste Frage gilt dem Frager
Am Wochenende der 24 Stunden von Daytona vermeldeten Patrick Dempsey und seine Frau Jillian Fink das Ende ihrer 15-jährigen Ehe. Gerüchten zufolge war Jillian mit Patricks gefährlichem und zeitintensiven Rennfahrerdasein nicht einverstanden.
Von der Scheidung weiß die anwesende Presse am Vorabend der 24 Stunden von Daytona noch nichts. Dempsey natürlich schon. Entsprechend ernst blickt der Hollywoodstar, als wir ihn treffen.Jemand, der sich so fühlt wie Dempsey, der geht vor Journalisten (in dem Fall: mir) in die Offensive. Vor meiner ersten Frage steht meine erste Antwort.
„Hast du auch mit den anderen Fahrern gesprochen?“, beginnt Dempsey das Gespräch mit mir. Fragen zu Hollywood und Privatleben sind verboten. Patrick Dempsey, der PR-Profi, will das Unmögliche. Ein Rennfahrer sein, ohne ein Promi zu sein. Zumindest hier in Daytona. Verdutzt antworte ich auf die Frage mit Ja. Und schiebe meine erste Frage gleich hinterher.
Dempsey liebt Le Mans
MOTOR-TALK: Patrick Dempsey, wie vergleichen Sie die 24 Stunden von Daytona mit europäischen Klassikern wie den Langstreckenrennen auf dem Nürburgring und in Le Mans?
Patrick Dempsey: Am Nürburgring bin ich noch nicht gefahren, nur in Hockenheim. Wir wollen dieses Jahr in der WEC starten und fahren dann auf dem Nürburgring. Le Mans und Daytona kann man kaum vergleichen. In Daytona will man gut in die neue Saison kommen. Die Abstimmung des Autos, die Crew, die Fahrer – je nachdem, wie viel man vorher getestet hat, gibt es viele unbekannte Variablen. Hier sind immer alle sehr nervös.
Le Mans ist ganz anders. Kulturell, visuell, emotional, mit dieser gewaltigen Geschichte und Tradition. Ich finde Le Mans viel besser. Allein schon, dass du in Europa bist und diesen Rhythmus von Le Mans fühlst. Das Fahren auf den Straßen. Es gibt hier so viel Geschichte und Tradition, in Le Mans springt es dich fast an. Du hast das Gefühl, du bist auf dem Weg zu einem Ziel, es hat so viel Seele, es ist fast gespenstisch. Daytona ist eher ein technischer Kurs, wenn auch sehr speziell mit den hohen Steilkurven.
MOTOR-TALK: Warum haben Sie für Ihr Team einen Porsche GT America (US-Version des Cup-911) als Wettbewerbsfahrzeug gewählt? Es gäbe ja Alternativen.
Patrick Dempsey: Der 911er war immer ein tolles Auto. Er reagiert sehr direkt und ist absolut wettbewerbstauglich. Dazu gibt es unter Porsche-Fahrern eine große Verbundenheit, fast wie in einer Familie. Ich bin ja kein Werksfahrer, aber wir haben viele Verbindungen zu den Werksteams und tauschen uns oft aus. Ich liebe diese Kameradschaft.MOTOR-TALK: Fahren Sie privat Porsche?
Patrick Dempsey: Eins meiner ersten Autos war ein 356. Ich hatte eine Reihe von Porsches, zum Beispiel einen GT3 RS. Ein direktes, rohes Auto. Vom Fahrgefühl her vergleichbar mit unserem Wettbewerbsauto. Allerdings nervte das Getriebe im Verkehr. Ich habe außerdem einen Targa und einen Panamera.
MOTOR-TALK: Macht es denn Spaß, Autos wie den GT3 auf amerikanischen Straßen zu bewegen, mit den strengen Tempolimits?
Patrick Dempsey: Ich habe das Glück, meine Autos oft auf der Rennstrecke zu fahren. In Kalifornien gibt es einige Canyons, die ganz reizvoll für eine Spritztour sind. Aber da muss man sehr aufpassen. Sonst kollidiert man schnell mit den amerikanischen Speedlimits.
Podium in Daytona
Was Patrick Dempsey zum Zeitpunkt unseres Gesprächs noch nicht weiß: Dieses Mal wird er beim Klassiker in Daytona aufs Podium fahren. Der dritte Platz in der „GT Daytona“-Klasse ist sein bisher größter sportlicher Erfolg.
Das kommt nicht von ungefähr. Für die US-Langstreckenklassiker verbündete sich „Dempsey Racing“ mit Wright Motorsport. John Wright stellte den Kontakt zum großen Porschehändler und legendären Rennstall Brumos und damit zu Hurley Haywood her.
MOTOR-TALK: Herr Dempsey, wie ist es, mit einer Motorsport-Legende wie Hurley Haywood zu arbeiten?Patrick Dempsey: Das ist toll. Hurley hat so viel Erfahrung. Ein echter „elder statesman“ des Sports, eine Ikone. Er ist meist still, weiß aber genau, wann er sich einbringen muss und welche Informationen dir gerade helfen. Er hebt unser Team auf ein anderes Level.
MOTOR-TALK: Danke für das Gespräch!
Neuer Job für Hurley Haywood
Den Namen Hurley Haywood kennt in Europa nicht jeder. Dabei ist er der erfolgreichste US-Langstreckenfahrer aller Zeiten. Er fuhr mit Jacky Ickx, Jochen Mass, Walther Röhrl oder Hans-Joachim Stuck. Gewann dreimal in Le Mans und fünfmal in Daytona.
Haywood beendete seine Karriere 2012 mit 64 Jahren. Jetzt arbeitet der Brumos-Vorstand als Teamchef für Dempsey. Haywood selbst beschreibt seine Aufgabe so: „Nach so vielen Jahren im Fahrersitz weiß ich, was die Fahrer wollen und was sie brauchen.“
Im Rahmen einer Marketing-Partnerschaft darf Dempseys 911 außerdem das legendäre „Brumos-Porsche“ Design tragen. Wir sind gespannt, wie sich der Überzeugungstäter damit am Nürburgring schlägt!
Gut, dass er seine Frau abgesägt hat, als sie zum Klotz wurde. Respekt für diese Entschlossenheit.
Weiterhin hoffe ich, dass sein Promistatus die Rennserien insgesamt populärer macht.