Rolex-24-Stunden-Rennen in Daytona

Race for Rolex: Äpfel und Birnen

Constantin Bergander

verfasst am Wed Jan 30 16:56:02 CET 2013

Ein Wochenende voller Speed, Lärm und Materialmord: Beim 24-Stunden-Rennen in Daytona ist alles wie immer – es fühlt sich aber ganz anders an.

Einige Renner fallen jede Runde erneut auf.

Daytona Beach – Eigentlich ist das Rennen für das Brumos-Rennteam längst gelaufen. Vier Stunden vor dem Zieleinlauf fährt der GT3-Cup-Porsche mit der Startnummer 59 auf Rang 11 der GT-Klasse, Werksfahrer Marc Lieb starrt deprimiert ins Nichts. Sunny-Boy Hurley Haywood, fünfmaliger Daytona-Langstrecken-Sieger und Teambesitzer, lässt sich davon nicht beeindrucken. Nicht vom Kühlerwechsel in der Nacht, nicht von der Kupplung, die vor 18 Stunden versagt hat. Er lächelt selbstbewusst in die Kamera, als wäre seinem Team ein Platz auf dem Treppchen sicher. Denn er weiß, dass noch nichts entschieden ist.

Vor dem Start: Fans in der Boxengasse.
Letztes Jahr saß Haywood noch selbst am Steuer, insgesamt fuhr er das 24-Stunden-Rennen in Daytona 40 Mal. 1973 gewann er an der Seite von Jürgen Barth und Jackie Ickx in Le Mans, zwei weitere Siege folgten. Ich frage ihn nach seinen Erlebnissen in der Grünen Hölle, der Nürburgring-Nordschleife. Die kennt er auswendig: „Man kann Daytona nicht mit dem Nürburgring vergleichen. Beide Rennen dauern 24 Stunden und die Autos sehen sich ähnlich, sonst ist hier alles anders. Die Strecke, die Wetterverhältnisse, die Fans, das Starterfeld – Äpfel und Birnen.“

Längstes Saisonrennen der Grand-Am

Tatsächlich sind es die Unterschiede, die das 24-Stunden-Rennen auf dem Daytona International Speedway so besonders machen. Hier kämpfen heute drei Fahrzeugklassen gegen Zeit, Verschleiß und Physik: Seriennahe GX-Fahrzeuge, GT-Renner und Daytona Prototypes, das geschlossene Pendant zur LMP-Klasse. Insgesamt 57 Autos. Alle sind Teil der amerikanischen Grand-Am-Serien, für alle gehört das Langstreckenrennen zur normalen Saison. Einige Hersteller unterstützen die privaten Teams mit Fahrern, Technik und Fachwissen – alleine könnten diese die Härteprüfung sonst nicht stemmen.

Porsche Werksfahrer Marc Lieb hat schon eine Rolex. Für eine zweite reicht es dieses Wochenende leider nicht.
Viele Werksfahrer müssen sich erst an die amerikanischen Umstände gewöhnen. Steilkurven mit 30° Steigung, viel zu weiche Continental-Slicks und leere Tribünen bedürfen einer Umstellung. Die 20.000 angereisten Fans versammeln sich im Infield in Streckennähe – zum NASCAR-Rennen in vier Wochen werden rund 260.000 Besucher erwartet. Der Amerikaner zieht ein Drei-Kurven-Oval offenbar dem Straßenkurs mit zwölf Kehren vor – Geschwindigkeit ist alles.

Bei einem kühlen Bier am Freitag vor dem Rennen bringt es Lieb, einer der Schnellsten im Porsche, auf den Punkt: „Jungs, ganz ehrlich: Wir sind doch alle nur wegen der Uhr hier!“ Er meint die Rolex, die beim 24-Stunden-Rennen in Daytona jedem Klassensieger den ersten Platz versüßt. In Le Mans gibt es die nur für den Gesamtsieger. Zu wenig Fans, widrige Bedingungen – fast hätte ich ihm geglaubt. Lieb grinst frech, seine Kollegen lachen. Hier fährt nicht die Pflicht mit, sondern der Ehrgeiz.

Dicht gedrängtes Feld: Besonders in den letzten Stunden wird erbittert gekämpft.

24 Stunden von Daytona: Alles anders

Besonders kurios wird es bei der Startaufstellung. Gemäß dem Reglement fahren die Audi R8 mit Heckantrieb. Ingolstädter Diesel sucht man hier vergebens, diese Aufgabe übernehmen die Japaner: Drei Mazda 6 mit Selbstzünder mischen mit. Allerdings nicht lange – der letzte kapituliert nach knapp zwei Stunden und 51 gefahrenen Runden. NASCAR-Fahrer Clint Bowyer (Ferrari) kommentiert die Fahrleistungen: „Those Diesels, they are chicanes.“ Das Gefühl kenne ich.

Ein Bayrischer Propeller auf der Karosse sagt in Daytona übrigens nichts über den Motor aus: Die Turner-Motorsport-M3-Karosserie schmückt ein Chevrolet-Fahrgestell mit amerikanischem V8. Akustisch ein klarer Vorteil!

Trailer-Park: Viele Gäste reisen mit Motorhomes an.
Auch abseits der Strecke unterscheidet sich dieses Rennwochenende von jenen in der Eifel und in Le Mans, die ich bereits erleben durfte. Während mir die strahlende Sonne einen malerischen, Ferrari-roten Sonnenbrand auf Stirn, Nase und Nacken zaubert, schlendere ich durch das Infield. Hier schläft kaum jemand im windschiefen Zelt, die meisten reisen in Wohnmobilen im Reisebus-Format zum Rennen. Häufig hängt da noch ein SUV oder eine Luxuskarosse dran, ein George-Foreman-Gasgrill gehört zur regulären Campingausstattung.

Der Porsche Club America versammelt sich mit unzähligen Fahrzeugen, Tuner und Schrauber fahren auf und ab. Wenigstens Letzeres kommt mir bekannt vor. Auf der Händlermeile gibt es T-Shirts, Modellautos und Aufkleber, aber keine Tuningteile. Nur ein Stand verkauft Autoteile – echtes Rennzubehör, keine ATU-Ofenrohre.

Ein paar Meter neben der Strecke gönne ich mir ein Abendessen. Zu meinen Spare-Ribs lasse ich mir von der Kellnerin ein Bier empfehlen. Sie bringt eins mit Blaubeer-Geschmack. Only in America.

Das Siegerteam auf dem Treppchen: Audi gewinnt die GT-Klasse.

Doppelsieg für Audi

Vier Stunden nach dem Foto wird klar, dass Haywoods Optimismus stärker ist als sein Porsche: Das Brumos-Team schafft es nur auf Rang 13. Trotzdem bleibt es bis zum Schluss spannend. Audi, Ferrari und Porsche kämpfen erbittert um den GT-Klassensieg, die Führung wechselt minütlich. Sekunden vor der Zieleinfahrt geht Markus Winkelhock auf Audi das Benzin aus, er fällt zurück von Platz drei auf sieben. Zwei weitere R8 verteidigen die Führung, dahinter schießen zwei Ferraris 458 durchs Ziel. Der erste Porsche wird Fünfter.

Eine Formel-1-Größe erreicht den Gesamtsieg: Juan Pablo Montoya fährt auf BMW vor Corvette und Ford. Porsche siegt nach dem Ausfall aller Konkurrenten in der GX-Klasse. Insgesamt halten 31 Fahrzeuge die komplette Zeit durch.

 

US-Rennlegende Hurley Haywood vier Stunden vor Rennende. Im Hintergrund: Porsche Werksfahrer Marc Lieb, weniger optimistisch.
Rolex ist Hauptspronsor des 24-Stunden-Rennens in Daytona. Alle Klassensieger bekommen eine Uhr.
Stilvolles Vorankommen neben der Strecke: Edelstahl-Golfkart.
Daytona-Classics: Unglaublich laut.
Kaum zu glauben: Dieser Porsche wird noch auf der Strecke bewegt.
Renn-911 im Pixar-Trimm.
PCA: Der Porsche Club von Amerika auf einem eigenen Platz.
Zutritt nur mit Genehmigung: PCA-Bereich.
Auf dem PCA-Parkplatz waren einige Schätze unterwegs.
Clever: Die Kinder schlafen im Zelt auf dem Pick-Up.
Nur Nebendarsteller: Potente Corvette auf dem Besucher-Parkplatz.
Ländermix: Amerikanischer Schwede mit schwedisch-deutsch-amerikanischem Kennzeichen.
Dachbox ohne Dachträger, aber immerhin mit Spanngurten auf einem PT-Cruiser.
Riesenrad: Kleiner als in Le Mans.
Was fürs Auge: Die Continental-Ladys.
Aufkleber mit den gängigsten Rennsport-Motiven.
Händlermeile: T-Shirts und Modelle, aber kaum Autoteile.
Trailer-Park: Viele Gäste reisen mit Motorhomes an.
Zum riesigen Wohnmobil gehört meist ein Pick-Up.
Fans in der Garagengasse.
Dieser Ford Riley schafft es auf den sechsten Platz.
Rahmenprogramm: Formel V.
Die klassischen Einstiegs-Rennwagen lockten...
... nicht nur Zuschauer auf den Platz, sondern...
... auch Renngrößen. Zum Beispiel "Strietzel" Stuck
Als T1 getarnter VW T2...
... mit einem Formel-V-Renner huckepack.
Porsche unter Palmen: Abseits der Strecke lohnt es sich, zu gucken.
Willkommen zu Sommer, Sonne, Strand und Rennstrecke.
Corvette-Parking only.
Vor der Tribüne versammelten sich Corvettes aller Baureihen.
Super Snake: Shelby GT 500.
Muss noch jemand an den Film "Cars" denken?
Von einem Fan geliehen: Die meisten Autogramme auf einer Stelle.
MOTOR-TALK-Redakteur Constantin Bergander testet die Steilkurve. Sie verdient ihren Namen.
Vor dem Start: Fans in der Boxengasse.
Neugieriger Blick in den Porsche.
Weniger wäre nackt: Grid-Girls im hautengen Kostüm.
Eigentlich war gar kein Schnee angekündigt...
Konzentriert, angespannt und in Pose.
Glücksbringer auf der SRT-Viper.
Aus nach 44 Runden: Viper.
Fear and Loathing in Daytona: Das Rum-Bum-Racing-Team.
Porsche Werksfahrer Marc Lieb hat schon eine Rolex. Für eine zweite reicht es dieses Wochenende leider nicht.
... oder soll es vielleicht doch schneien?!
Immer mit nettem Lächeln: Grid Girls.
Der fährt nicht mit, der zieht nur die Bühne von der Strecke.
Sponsor-Boxenstop für die Fahrer.
Vor dem Rennen: Anspannung und Ordnung in der Boxengasse.
Sicherheit geht vor.
"Bitte lächeln!"
Vorbereitung für den ersten Boxenstop: Rennsprit wird abgemessen.
Start: Dieser BMW Riley gewinnt das Rennen nach 24 Stunden.
Der wohl schnellste Roller der Welt.
Dämmerung in Daytona: Nachts wird das Rennen spannender.
Dicht gedrängtes Feld: Besonders in den letzten Stunden wird erbittert gekämpft.
Der schnellste GT-Porsche auf dem Feld: Magnus Racing schafft es auf Rang 5.
Der Quali-Erste beim nächtlichen Boxenstop. Ergebnis: Platz 31 nach 181 Runden.
Gefährlicher Dreher: Tandy im GT3-Porsche.
Der später viertplatzierte Ferrari 458 beim Nachttraining.
Nachts wirkt das Rennen viel Schneller.
Feuerwerk am Rennabend.
Marc Lieb auf Brumos: Hurley Haywoods Rennstall schafft es nur auf Rang 13.
Platz 3: Assentato auf Ferrari.
Platz 5: Potter auf Porsche.
Gewonnen: Albuquergue fährt den GT-Klassensieg nach hause.
Das Siegerteam auf dem Treppchen: Audi gewinnt die GT-Klasse.
24 Stunden später: Kampfspuren am Porsche.
Dekadent: Ferrari vor dem Motorhome.
Motorhome, Rolly und ein Toyota - der Umwelt zuliebe.
"Life is Good" - ja, der Jeep hängt am Wohmobil.
So cool reist in Deutschland kein Rennstall: Der Truck des Corvette-Teams.

Quelle: MOTOR-TALK