Der neue Range Rover 2012

Range Royce, Rolls Rover

Timo Friedmann

verfasst am Sat Sep 08 15:25:29 CEST 2012

Man achte hier auf die 21-Zöller
Unverändert bleibt die Doppelheckklappe
Die Lampen sind unverkennbar
Man sieht viel und gerne rein
Holz und Alu in bester Kombination
Das übersichtlichste Cockpit seit langem
Vier Generationen Range Rover
Der verschränkt besser als ein Türsteher
Perfekt für die Berliner Straßen
Schnell ist er. Wenn er muss 250 km/h
Schlichtes Design wurde perfektioniert

Ohne jeden Zweifel ist 2012 das Jahr der Engländer. 60. Thron-Jubiläum der Queen, Deutsche (Bayern) im Elfmeterschießen geschlagen, Olympia und jetzt dieser Range Rover. Ein Wagen wie eine Erlösung. Groß, stark, leicht und sparsam.

Das Weltbild des Automobils wackelt. Nicht weniger. Und der Auslöser ist ausgerechnet der Range Rover. 42 Jahre Tradition, 42 Jahre Blechburg, 42 Jahre Luxus, Spritdurst und Rückständigkeit. Kann man ab sofort vergessen, zumindest das Negative.

Land Rover hat den Range Rover neu erfunden. Und dermaßen revolutioniert, dass Audi, Porsche und Mercedes ganz schön gucken dürfen.

Range Rover 2012 bedeutet Design und Diät

Vier Generationen Range Rover
Zwei Dinge sind dabei entscheidender als alles andere. Design und Diät. Bei der Gestaltung der Karosserie haben die Briten einen radikalen Schnitt gewagt. Der Range sieht zwar immer noch unverkennbar nach Rover aus. Aber das Verhältnis der Fenster- zu den Türflächen ist endlich gedreht.

Waren bei den ersten drei Generation die Türen zierlich und die Fenster wuchtig, ist es jetzt umgekehrt. Breite Türen, schmalere Scheiben und eine 2 Zentimeter flachere Karosserie lassen den Wagen kernig und cool aussehen, statt trutschig und steif.

Für beeindruckende Effekte sorgen die LED-Scheinwerfer im Designer-Look und die breite, dritte Bremsleuchte unterm Dachspoiler. Liebe Audianer, auch so kann Lichtdesign funktionieren.

Man sieht viel und gerne rein

Mercedes, bitte übernehmen

Innen gibt es neues, feineres Leder, schönere Hölzer, aber vor allem 50 Prozent weniger Schalter. Möglich macht das ein 8-Zoll-Touchscreen-Monitor. Früher wirkte das ungelenk, seit Apples iPhone kennt die Technik jeder. Das Cockpit wirkt so aufgeräumt und edel wie einst britische Luxusautos der 50er Jahre. Diese Ruhe und Eleganz können sich alle Autohersteller zum Vorbild nehmen. Mercedes zu allererst bitte.

Denn der Range wirkt so fein, so erhaben und edel, dass man ihn allenfalls mit einem Bentley, einem Rolls oder einer sehr gut ausgestatteten Mercedes S-Klasse vergleichen kann.

Das übersichtlichste Cockpit seit langem

Das liegt auch daran, dass er endlich eine Beinfreiheit für die hinteren Mitfahrer bietet, die absolute Oberklasse ist. Obwohl der Radstand nur um 4 Zentimeter gestreckt wurde, gibt es hinten 11,8 Zentimeter zusätzlichen Knieraum.

Die neue Leichtigkeit des Briten

Auch in der Länge wuchs der Range um 4 Zentimeter auf 4,99 Meter. Und trotzdem speckte er unglaubliche 420 Kilo ab. Wie das geht? Mit der Konstruktion aus dem Flugzeugbau. Die Karosserie besteht komplett aus Aluminium, allein das spart 180 Kilo ein. Eine vergleichbare Stahlkonstruktion wiegt 39 Prozent mehr. Zudem steckt in vielen Teilen des Fahrwerks der Alu-Werkstoff.

Mit der Umrüstung auf den neuen Range wurde das Werk in Solihull zum weltweit größten Aluminium-Automobilbauer der Welt. Das liest sich wie ein neuerlicher Seitenhieb für die Audianer. Und ist es auch. 3722 Nieten und 160 Meter Klebstoff halten die Hülle des Range zusammen.

Man achte hier auf die 21-Zöller

Flacher und enorm leichter, dazu einen rund 100 Kilo leichteren Dieselmotor mit Start-Stopp-Automatik. So reduziert sich der Durst um durchschnittlich 22 Prozent. Dem 3,0-Liter-Sechszylinder-Diesel mit 258 PS reichen jetzt 7,5 Liter Diesel (CO2: 196 g/km). Flott fährt er darüberhinaus. Auf Tempo 100 geht’s in 7,9 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 209 Kilometern pro Stunde.

Der neue Range schafft zum ersten Mal 250

Zum ersten Mal erreicht ein Range die 250 km/h-Marke serienmäßig. Mit 510 PS stürmt der 5,0-Liter-V8-Kompressor in 5,4 Sekunden auf 100 km/h, schafft die erwähnte Spitze. Dann schluckt er mindestens 13,8 Liter.

Die stark verbesserte Kombination aus Gewicht, Leistung und Aussehen bringt den Range vielleicht zum ersten Mal auf Vergleichkurs zu den Konkurrenten. Eine Mercedes M-Klasse ist 20 Zentimeter kürzer, trägt aber genau so viele Kilos (2.160 kg). Einem Porsche Cayenne fehlen 15 Zentimeter auf den Range, dafür wiegt er 15 Kilo mehr. Der Mercedes GL überragt den Engländer um 12 Zentimeter und verbindet diesen Vorteil mit 300 Extra-Kilos. Und der Q7? Ist 9 Zentimeter länger, aber 200 Kilo schwerer. Offenbar bietet aktuell keiner ein besseres Gewicht-zu-Größe-Verhältnis.

Wer nun glaubt, womöglich habe Land Rover dem Range bei dieser Diät die Cojones (also die harten Geländeeigenschaften) abgesäbelt, der täuscht sich gewaltig. Tatsächlich behält er nicht nur seinen intelligenten Allradantrieb, er wurde sogar verbessert. Ein Programm erkennt automatisch die beste 4x4-Einstellung für Sand, Schlamm, Felsen, Schotter, Schnee oder Straße.

Der verschränkt besser als ein Türsteher

Es steuert dabei alle wichtigen Komponenten wie Motor, Getriebe, und das Mitteldifferenzial. Das zweistufige Verteilergetriebe kann bis zu Tempo 60 zwischen hoher oder niedriger Übersetzung hin- und hergeschaltet werden. Optional ist nur die aktive Hinterachs-Differenzialsperre.

Im Matsch besser denn je

Wer seinen teuren, feinen Luxus-SUV also tatsächlich in Matsch und Schlamm wälzen will, der bekommt mehr Bodenfreiheit (maximal 30,3 Zentimeter) und sogar eine deutlich verbesserte Watttiefe von 90 Zentimetern (+ 20 Zentimeter). Damit könnte man den Range auch als Badeinsel missbrauchen.

Reiche Menschen haben ja manchmal seltsame Ideen, und vielleicht dient dieser Bericht ihrer Inspiration. Denn reich sein sollte man für den Kauf dieses außergewöhnlichen Wagens immer noch. 89.100 Euro kostet der günstigste Range, 113.600 Euro der teuerste.

Er hebt sich damit um gute 20.000 – 30.000 Euro von Mercedes, Porsche und Co. ab. Aber ein Range war immer etwas besonderer und schließlich fährt die Queen auch den ein oder anderen. Jetzt, nach 42 Jahren, ist der Wagen endlich da, wo er immer sein wollte: Besser als die Besten seiner Art.

 

Schlichtes Design wurde perfektioniert

 

Der Sparsamste: Range Rover 3.0

Motor: 3,0-Liter-Sechszylinder-Diesel

Getriebe: Achtgang-Automatik

Leistung: 258 PS

Verbrauch: 7,5 Liter/100 km

CO2: 196 g/km

0 – 100 km/h: 7,9 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 209 km/h

Länge x Breite x Höhe: 4,99 m x 1,98 m x 1,83 m

Kofferraum: 909 Liter

Preis: 89.300 Euro

 

Der Schnellste: Range Rover 5.0 Kompressor

Motor: 5,0-Liter-Achtzylinder-Kompressor

Getriebe: Achtgang-Automatik

Leistung: 510 PS

Verbrauch: 13,8 Liter/100 km

CO2: 322 g/km

0 – 100 km/h: 5,4 Sekunden

Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h / 250 km/h (optional)

Länge x Breite x Höhe: 4,99 m x 1,98 m x 1,83 m

Kofferraum: 909 Liter

Preis: 113.600 Euro