Ford Ka+ 2017: Erster Test, Ausstattung, Fahrbericht
Retro-Cockpit mit Fiesta-Fahrwerk
Viel Platz und wenig Schnickschnack zum kleinen Preis: So soll Fords Ka+ bei preisbewussten Kunden landen. Das könnte klappen, denn vieles machen die Kölner richtig.
München – Darren Palmer, bei Ford zuständig für Kleinwagen, sagt: „Wir haben unsere Lektion gelernt“. Mit dem letzten aus Südamerika importierten Ford, dem Mini-SUV Ecosport, leistete sich der US-Konzern einen teuren Schuss in den Ofen. In Europa überzeugte das rustikale Äußere und Innere kaum jemanden.
Beim ebenfalls in Brasilien entwickelten Ka+ soll nun alles besser werden. Deshalb kommt er auch so spät: Die Produktion des Vorgängers bei Fiat in Tychy endete im April 2016, ab Oktober wird der Ka+ beim Händler stehen.
Vieles hat Ford angepasst, damit der Wagen europäischen Käufern gefällt. Denn: „Wir sehen eine Marktlücke“, befindet Darren Palmer. Kostenbewusste Ford-Kunden hätten bisher häufig zu mager ausgestatteten Basis-Fiesta gegriffen. Sie sollen künftig den Ka+ kaufen. Der ist kein Kleinstwagen, sondern mit 3,93 Metern Länge ein „Budget-Kleinwagen“. Preislich sortiert er sich irgendwo zwischen Dacia Sandero und Kia Rio ein.
Schmal, hoch und Chrom
Drei Monate habe man am Hartplastik im Cockpit gefeilt, sagt Palmer. Die Spaltmaße optimiert, mit größeren Türdichtungen und Dämmmatten das Auto innen leiser gemacht. Sicherheit und Rostschutz an europäische Qualitätswünsche angepasst, und: dafür gesorgt, dass der Ka+ so fährt, wie wir Europäer das von einem Ford erwarten. Über das Ausgangsmodell sagt das eine Menge.
Aber: Fords Kleinwagen zum Kleinstwagenpreis (ab 9.990 Euro) funktioniert. Natürlich wirkt der Innenraum etwas trist. Aber auch gut verarbeitet, und mit etwas Chrom und Klavierlack nicht ganz so farblos wie anderswo in der 10.000-Euro-Klasse. Kopf- und Kniefreiheit sind überdurchschnittlich und reichen locker für vier ausgewachsene Europäer.
Vorn fühlt sich der Ka+ allerdings recht schmal an. Die seitenhaltfreien Sitze sind nicht für allzu breite Becken gebaut. Der Kofferaum erreicht mit 270 Litern knapp Kleinwagenniveau (aktueller Fiesta: 295 l). Für die Variabilität baut Ford immerhin eine asymmetrisch geteilte Rückbank ein. Beim Umlegen bildet sich jedoch eine unpraktische Stufe, das geht besser. Leider hat Ford außerdem einen Knopf eingespart, mit dem sich die Kofferraumklappe von außen öffnen lässt.
Cockpit: Altbacken, aber funktional
Wer moderne Autos zu kompliziert findet, könnte den Ka+ mögen. Vieles in diesem Cockpit hat Ford eigentlich hinter sich gelassen. Zum Beispiel die einfarbig-pixelige Anzeige des Bordcomputers, die kompromisslose Schlichtheit der Rundinstrumente – oder den Umstand, dass das Lenkrad nur in der Höhe verstellt werden kann.
Und natürlich das Infotainment-System Sync 1 – in größeren Modellen baut Ford bereits die dritte Generation ein. Es bietet immerhin über die Handy-Koppelung eine Sprachsteuerung und per Applink Zugriff auf Apps wie Spotify. Navigieren muss man im Ka+ ohnehin per Smartphone: Ein Werksnavi ist nicht lieferbar.
Vieles fehlt im Ka+ also, aber was da ist, wirkt durchdacht. Zum Beispiel die Ablagen: In die Seitentür passen eine große Wasserflasche, ein Kaffeebecher und ein kleiner Regenschirm. Die Ablage fürs Handy ist rutschfest gummiert. Alternativ zu Sync kann eine ausklappbare Handy-Halterung namens "MyFord Dock" geordert werden. Und: In einem Geheimfach lassen sich zum Beispiel Kleingeld oder Großpapas Siegelring verstecken.
So fährt der Ka+
In Lenkung und Fahrwerk hat Ford viel Arbeit investiert. So fährt der Ka+ trotz höherem Schwerpunkt und weicherer Fahrwerksauslegung beinahe so agil und berechenbar um die Kurve wie ein Fiesta. Lenkung und Schaltung arbeiten direkt und präzise.
Das Herzstück des Antriebsstrangs, ein 1,2-Liter-Saugbenziner mit doppelter variabler Nockenwellensteuerung, arbeitet jedoch leider zäh wie ein Kaugummi – auch oberhalb von 2.000 Umdrehungen pro Minute. Den Normverbrauch von 5,0 l/100 km überschritten wir auf unserer Testrunde nur um einen knappen Liter.
Und: es bleibt im Ka+ auch bei Tempo 140 angenehm leise. Dämmmatten an der Motorhaube und am Kofferraumboden halten Motoren- und Abrollgeräusche fern, aufwändige Türdichtungen und etwas aerodynamischer Feinschliff reduzieren die Windgeräusche. Sehr schön.
Ausstattung: Alles, was zählt
Ford bietet den Ka+ in zwei Varianten an: Als Basismodell mit 70 PS oder als „Cool & Sound“ mit 85 PS. Klimaanlage (1.000 Euro) und Radio (500 Euro) lassen sich in der Basis mitbestellen, aber dann kann man gleich zur größeren Version greifen. 80 Prozent der Kunden werden dies tun, glaubt Ford.
Zum Marktstart spendiert Ford zur Basis ein Radio und zur teureren Variante Leichtmetallfelgen ohne Aufpreis. Serienmäßig bringt der Ka+ elektrische Fensterheber vorn mit, elektrisch verstellbare Seitenspiegel, Zentralverriegelung mit Funkschlüssel, Fehlbetankungsschutz und einen Berganfahrassistenten - der leider am Hang nicht gegen die Drehmomentschwäche hilft. Seitenairbags hinten sind ebenfalls serienmäßig.
Fords Ansatz ist nicht, mit Kampfpreisen in die 6.000-Euro-Klasse vorzudringen, sagt Darren Palmer: „Ich glaube nicht, dass wir für dieses Auto hohe Rabatte sehen werden“. Man wolle im Segment unter 13.000 Euro das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Viel Konkurrenz gibt es nicht: Etwa 2.000 Euro günstiger als der Ford bleibt bei vergleichbarer Motorisierung und Ausstattung der Dacia Sandero. Ein Kia Rio (Auslaufmodell) liegt mit vergleichbarer Ausstattung nach Preisliste bereits spürbar über dem Ka+. Kleinstwagen wie der Opel Karl, Renault Twingo oder VW Up bieten deutlich weniger Platz.
Ford Ka+: Technische Daten
Der Einfachste
- Motor: 1,2-l-Vierzylinder-Benziner
- Max. Drehmoment: 105 Nm b. 4.000 U/min
- Leistung: 70 PS (51 kW)
- Getriebe: Fünfgang manuell
- Antrieb: Frontantrieb
- 0-100 km/h: 15,3 s
- Höchstgeschwindigkeit: 159 km/h
- Verbrauch: 5,0 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 114 g/km
- Länge: 3,93 m
- Breite: 1,695 mm
- Höhe: 1,524 m
- Radstand: 2,489 m
- Leergewicht: 1.009 kg
- Kofferraum: 270 l
- Grundpreis: 9.990 Euro
- Marktstart: Mitte Oktober 2016
"Cool & Sound"
- Motor: 1,2-l-Vierzylinder-Benziner
- Max. Drehmoment: 112 Nm b. 4.000 U/min
- Leistung: 85 PS (63 kW)
- 0-100 km/h: 13,3 s
- Höchstgeschwindigkeit: 169 km/h
- Verbrauch: 5,0 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 114 g/km
- Grundpreis: 11.400 Euro
An sich ein normales Auto was sich als Stadtflitzer gut machen würde.
Aber was will man mit den Fahrleistungen? Der Verkehr wird immer schneller, die Autos immer besser motorisiert, da steht man ja auf dem Beschleunigungsstreifen jedem im Weg...
Man fährt ja vll auch mal aus der Stadt heraus.
Wieder mal wurde an sicherheitsrelevanten Bauteilen gespart: Im Scheinwerfer kommen olle und lichtschwache H4 - Zweifadenleuchten zum Einsatz. Zum Vergleich: Der Vorgänger hatte bereits 1996 eine zeitgemäße 4 - Reflektor - Anlage mit H7 - Leuchtmitteln. Wenn es schon unbedingt Glühobst sein muss, dann doch bitte lichtstark und nicht eine solche 70er Jahre - Technik.
Gute Nachrichten jedoch unter der Haube: Der 1,2 - Saugbenziner (ursprünglich von Yamaha entwickelt, und von Fiesta Mk4 bis Mk7 immer als "1,25" bezeichnet) ist ein sagenhaft laufruhiges Stück, kein Vergleich zu den kurz übersetzten Rüttelplatten, die man an der Fiesta - Basis (1,0 R3 mit 65 und 80 PS) bekommt. Hier ist der suggerierte Rückschritt in Wirklichkeit tatsächlich ein Fortschritt.
ernsthaft, das wird beworben als erwähnenswerte Ausstattung 🙄
Was kommt als nächstes 😕 Grundierung unter dem Fahrzeuglack, durchsichtige Scheiben ringsum, und für den besonderen Abrollkomfort runde Räder und Reifen?
Sehr symapthische Motoren, sauberer Sugrohreinspritzer, kultiviert mit 4 Zylindern, stark genug mit 1,2l Hubraum und das zum kleinen Preis. Bin schon auf die Rabatte gespannt.
"Viel Konkurrenz gibt es nicht: Etwa 2.000 Euro günstiger als der Ford bleibt bei vergleichbarer Motorisierung und Ausstattung der Dacia Sandero. Ein Kia Rio (Auslaufmodell) liegt mit vergleichbarer Ausstattung nach Preisliste bereits spürbar über dem Ka+."
Nächstes Jahr gibt´s durchaus einen sehr ernsthaften Konkurrenten - den Punto-Nfg., der diesen Namen wohl verlieren wird. Platziert werden soll er wie der Tipo in dessen Umfeld, also sehr aggressiv mit einem Start ab unter 10k. Mit diesem Modell startet übrigens auch die neue Motorenfamielie namens "Firefly" in Europa. Das aber nur ergänzend.
Wenn Ford den anbieten will, warum nicht. Die mordsmäßigen Stückzahlen wird man sich wohl nicht erwarten, und so kann man etwas Preisdruck vom Fiesta nehmen.
Der Ka war Ford ja zu nah am Kleinwagen, also fianziell, das sollte mit diesem Modell aus Indien wohl zufriedenstellender ausfallen.
Wichtig ist nur, dass man die Fehler der EcoSport-Anfänge vermeidet, aber das hat man ja eh vor.
Die One-Ford-Strategie wird recht konsequent umgesetzt, das muss man schon anerkennen.
Für den fiesta gibt es doch ordentliche Rabatte und wenn man beim ka+ kaum Rabatte bekommt, dann ist der ka sogar teuerer als fiesta. Cool...
Also da finde ich den Fiesta um ein vielfaches schöner!
Hat der wirklich hinten serienmäßig Seitenairbags? Das haben ja noch nicht einmal viel teurere Autos ohne Aufpreis drin. Würde mich echt wundern... 😕
Übrigens wue öffnet man nun die Kofferraumklappe wenn es von außen kein Knopf gibt?
Fragt sich, warum das Design so langweilig sein muss. Soll man unbedingt sehen, dass dies ein Auto für Menschen ohne viel Geld ist oder für welche, die nicht viel Geld ausgegeben wollen?
Die Motorleistung halte ich im Gegensatz zu anderen Post für in Ordnung. Der Wagen wird etwa 170 km/h schaffen. In 98% der Republik gelten maximal 130. Also kein Problem. Die kleinen Franzosen haben ähnlich starke Motoren.
Ebenso reicht auch H4 Licht. Die Ausleuchtung ist mit grosszügig dimensionierten Reflektoren ausgezeichnet. Da muss kein überflüssig teures Xenon her.
Der erste Ford seit Urzeiten der mir rundum gut gefällt ! Optik, Technik, Preis, alles paßt. Ich finde auch das Cockpit in Ordnung. Den Hinweis " Natürlich sieht das nicht hochwertig aus " kann ich nicht nachvollziehen. Was stellt man sich denn vor ?? Übertrieben aufgeschäumte Materialien ? Silberne Pseudo - Alublenden oder was ?
Daumen hoch Ford ! Den würde ich kaufen.
So verschieden sind die Geschmäcker... ich finde sehr viele Modelle von Ford außerordentlich gelungen, aber das ist der hässlichste Ford seit langen! Finde zumindest ich 😉
Als alter Ford-Freund kommen mir bei dem Auto fast die Tränen.
Design zum wegrennen, veraltete Technik und ein gar nicht mal so günstiger Preis. Der letzte Ka war, trotz seiner Fiat-Basis, deutlich origineller.
Ich kann mir das Auto nicht schöntrinken. Langweilig, fehlproportioniert. Ford hats einfach nicht mehr drauf.