VW-Aufsichtsratschef kündigt strukturelle Konsequenzen an
Rotationsprinzip gegen starre Strukturen
Nach dem Abgas-Skandal soll sich einiges im VW-Konzern ändern. Mehr Überwachung und regelmäßige Rotation innerhalb des Unternehmens sollen ungesetzlichem Handeln die Grundlage entziehen.
Berlin - Der Volkswagen-Konzern hat strukturelle Konsequenzen aus der Abgasaffäreangekündigt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch sagte der "Welt am Sonntag": "Wir werden die Kontrollmechanismen verbessern. Wir werden Prozesse nachschärfen, Verantwortlichkeiten klarer regeln und die Möglichkeit der IT zur Überwachung von Abläufen besser einsetzen." Unter anderem sollen Mitarbeiter an zentralen Schaltstellen der Motorenentwicklung häufiger als bisher die Positionen wechseln.
"Wir planen bei bestimmten Funktionen ein Rotationsprinzip", sagte Pötsch der Zeitung. "Die entsprechenden Mitarbeiter bleiben nur noch eine gewisse Zeit an einer bestimmten Stelle und wechseln dann." Das solle verkrustete Strukturen verhindern, die Grundlage ungesetzlichen Handelns werden könnten.
Pötsch räumte ein, dass das selbst einen Konzern wie Volkswagen mit seinen 600.000 Mitarbeitern vor große Herausforderungen stelle. "Mitarbeiter, die in der Lage sind, ein Motorsteuergerät zu programmieren, sind rar. Aber wir haben diese Leute in den einzelnen Marken. Also könnten zum Beispiel Experten von Audi zu Porsche wechseln, und von Porsche zu VW und so weiter."
Und weitere laecherliche symptombekaempfungsmassnahmen ... aber die ursachenbekaempfung giebt es nicht. Ach ja stimmt, da muesste ja in der obersten chefetage und VR angefangen werden ...
Ein eingeschränktes Rotationsprinzip erachte ich auch nicht als sinnvoll.
Rotation ist der größte Mist. Erst weiß der Neue nicht was Phase ist, dann läßt er es einfach laufen, bin ja festangestellt und eh bald wegrotiert. Da macht sich niemand mehr nen Kopp um irgendwas. Jeder soll sich da bemühen wo er grade drinsteckt und wenn er es gutmacht, kann er aufsteigen und nicht weil er schon 10 Jahre im Konzern ist und jetzt sein 2. Kind geboren wurde und er dem Chef auf der Weihnachtsfeier ganz tief ix dxx Arxxx....
Dieses Prinzip kann nur als aktuelle Ablenkung vom Wesentlichen dienen.
Nicht Jeder ist an jeder Stelle eines Konzerns die beste Lösung.
Was wird wohl noch Alles konstruiert werden, nur um nicht zugeben zu müssen,
das man aus purem Geiz, mit absolutem Gewinnstreben betrogen hat.
Dies ehrlich zugegeben, mit Versprechen der Besserung und schon könnte
man zur Tagesordnung zurückkehren und mit dem Ziel Verbesserung
weiterarbeiten. Doch das wäre wohl zu einfach???
Frohe Weihnachten
Mag sein, dass Mitarbeiter mit der Fähigkeit ein Motorsteuergerät zu programmieren "rar" sind. Die Filz-Strukturen, die eher die ENtscheidung treffen auf Prüfständen bescheißen statt nach oben berichten "Zeit und/oder Budget reichen nicht" sind offenbar viel häufiger anzutreffen. Frühstücksdirekten, die nichtmal den "Mut" haben zu bescheißen und beliebige Probleme aussitzen / delegieren sind sicherlich noch häufiger. Vor allem bei VW, wo die IG-Metall sowohl auf der Arbeitnehmer als auch via "Land Niedersachsen" auf der Arbeitgeberseite sitzt.
Interessant, man stellt lieber die eigenen Leute unter Generalverdacht anstatt die Ursachen zu benennen und klarzustellen weshalb sich Strukturen etablieren konnten, in denen diese Dinge erst möglich wurden.
Es hat also an mangelnder Rotation gelegen, soso . . . 😮
Sehr geehrter Herr Pötsch,
sehr geehrter Herr Müller,
Sie stellen sich als Verwaltungstheoretiker dar und sollten diese Außenwirkung schleunigst korrigieren.
Mit größten Sorgenfalten, WalterE200-97
Der Konzernvorstand steckt doch in einem Dilemma.
Er muss weiteren Schaden abwenden, sprich die Kunden bei der Stange halten, gegen den Imageverlust ankämpfen, die Aktionäre zufriedenstellen, die Mitarbeiter motivieren, Umstrukturierungen vornehmen, usw. Er muss quasi einen vierdimensionalen Spagat turnen.
Es bleibt ihm schon gar keine andere Wahl, als Aktionismus zu zeigen, auch wenn dieses Kaninchen-aus-dem Hut-Zaubern mehr Aktivität signalisert, als dass es zu schnell eintretenden positiven Effekten kommt. Das ist doch mehr ein Nebelkerzen werfen.
Vom Rotationsprinzip beispielsweise hat doch auch der schläfrigste Drittsemester-BWLer schon gehört. Dass es mehr Unruhe reinbringt, als es die Abläufe, die Effektivität, die Compliance, usw. verbessert, ist auch keine Neuigkeit.
Aber was soll der Vorstand tun? Er MUSS ja irgendwas, das nach Veränderung, Kurswechsel, Aufbruch und ähnlichem aussieht, kommunizieren. Sonst klappt doch der ganze Laden in sich zusammen. Es wird ganz einfach erwartet, dass jetzt schnell irgendwas passiert - von den Kunden, den Aktionären, dem Aufsichtsrat, der Belegschaft.
Besser wäre, wenn der Vorstand sich auf mittelfristige Strategien konzentriert (das machen sie sicher auch), und man ihnen dazu etwas Zeit einräumt, bis sich erste Ergebnisse und Erfolge einstellen.
Vertrauen wird nicht durch blinden Aktionismus (wieder)hergestellt, sondern kann erst langsam wieder wachsen. In dieser Zeit hat der Proband die Möglichkeit, sich zu bewähren, sich positiv zu zeigen. Und da sollte sich VW wirklich mal etwas mehr einfallen lassen, als nur die kostenlose Überarbeitung der Software samt Ausgleich etwaiger Wertverluste.
Was da in den nächsten Monaten alles an Maßnahmen und Neuerungen kommt, wird nicht nur über die künftige finanzielle Situation und die Zukunft des Konzerns entscheiden, sondern auch über den Fortbestand der Belegschaft, und letztlich auch über die Vorstandspersonalien.
So gesehen kann man dem Konzernvorstand nur wünschen, dass sie's hinbekommen.
Vertrauen stellt man her, sobald man den Stand der Dinge offen kommuniziert.
Also bitte:
-komplette Liste mit allen genauen Messwerten vorlegen
-Sagen was falsch war und was genau man jetzt ändert
-großzügige Service-Strategie für alle Alt-Eigentümer verkünden (100 Prozent offen mit allen Vor- und Nachteilen), gute Garantien geben, gute Rückkaufprogramme, paar begehrte Extras umsonst einbauen (z.B. Sparreifen)
-Modifizierungsstrategie und Zeitplan für alle neu gebauten Autos aufstellen. Man muss wissen, ab wann kriege ich im Laden wieder einen regelkonformen Neuwagen?
-Gute saubere Leuchturmprodukte für die langfristige Imagepflege konzipieren. VW kann nur noch als "die super Umweltmarke mit den immer nachweisbar saubersten Autos der Branche" aus diesem Fiasko wieder rauskommen.
Diese ganze Wut verfliegt auch wieder und die Schande kriegt man weg, wenn man ab jetzt wirklich offen und ehrlich wird. Dann lag das nämlich -nach außen- nur am "früheren Führungspersonal".
Auf gar keinen Fall darf man jetzt auf andere zeigen, die möglicherweise auch Dreck am Stecken haben.
Das Rotationsprinzip macht vielleicht in manchen Bereichen Sinn, aber es kann nicht in spezialisierten Bereichen der Entwicklung oder Forschung genutzt werden.
Ich kann Personalchef, Abteilungsleiter oder Meister rotieren lassen, aber bei bestimmten Managerstellen wird es Chaos geben.
Diese panischen Reaktionen einiger Kapitäne dort machen den Konzern nicht wirklich Hochsee-tauglich.
Rotationsprinzip ist auch gerade kein Neuanfang. Eher Aktionismus.
Mehr soll's ja offensichtlich auch nicht darstellen.
Das wollen und können sie nicht, daher kommen nur so Seifenblasen wie diese Meldung!
Der Kopf fault weiter!
Sie geben ja noch nicht mal an ob sie ihr Ziel erreicht haben (was ich nicht glaube), aber mit dem Rückruf wollen sie starten. Bleibt ein verlogener Betrieb!
Ich denke eher, Strukturen, die in den letzten 20 Jahren gewachsen sind und welche die heutigen "Entscheider" auf ihrem 'Weg nach oben' begleitet haben (und geprägt), lassen einen schnellen und nachhaltigen Umbau gar nicht zu. Wie will und soll man verinnerlichte Denkmuster, welche einem den eigenen Aufstieg ermöglichten, in Frage stellen können? Es wird stets vom fälligen Kulturwechsel gesprochen. Ein Generationen-Wechsel wäre eher fällig. Nur, Patriarchen wie Piech, Winterkorn und andere "Grössen" haben alles weggebissen und den Rest der Jüngeren dermassen verbogen, das auch dieses eher nichts bewirken würde.