Strom, Wasserstoff, Hybrid: Alternativ-Antriebe für Busse
Saubere Busse rechnen sich bisher nicht
Noch fahren Busse mit alternativen Antrieben selten auf deutschen Straßen. Ihre Zahl soll steigen, doch dafür muss der Staat mit Fördergeldern nachhelfen.
Stuttgart - Im Hybridbus grollt kein grimmiger Diesel. Kein Aufheulen beim Beschleunigen, keine rüttelnden Sitze. Hybridbusse befördern aber nicht nur Fahrgäste komfortabler, vor allem schonen sie die Umwelt bei Lärm und Emissionen.
Wirtschaftlich lohnt sich die Technik bisher kaum, sagen Unternehmer. Knapp 450 Busse mit Hybrid-, Elektro- oder Brennstoffzellen-Antrieb fuhren zum 1. Januar 2015 durch Deutschland, bei insgesamt 77.000 hierzulande zugelassenen Bussen. Doch der Trend geht nach oben. Dieselhybride stellen die größte Gruppe. Im Vergleich zum Vorjahr stieg ihre Zahl um fast 20 Prozent auf rund 290 Busse. Größere Flotten gibt es in Hamburg, Dresden, Hannover, dem Ruhrgebiet und der Region Stuttgart.
Die Politik drängt auf saubere Luft
Ab 2020 sollen in Hamburg nur noch lokal emissionsfreie Busse angeschafft werden, sagt ein Sprecher der Hamburger Hochbahnt. Rund 60 Busse mit alternativen Antrieben fahren dort bereits, meist Dieselhybride, aber auch Busse mit Brennstoffzellen. "Größere Unternehmen müssen da eine Schrittmacherfunktion einnehmen", sagt der Sprecher. In Stuttgart sieht man das ähnlich. Dort sind derzeit 16 Brennstoffzellen- und Hybridbusse im Einsatz.
Private Mittelständler, die Buslinien auf dem Land bedienen, tun sich damit schwer. Zwar federten Subventionen die Aufschläge etwas ab. Im Preiswettbewerb der Linienvergabe seien die Busse trotzdem viel zu teuer, heißt es vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer. Auch die Kommunen zeigten in ihren Ausschreibungen kaum Interesse - denn für die Anschaffung alternativer Antriebe müssten vielerorts die Fahrpreise deutlich steigen.
Die Technik lohnt sich nur im städtischen Bereich
Es gibt weitere Vorbehalte: Herstellern wie Daimler, MAN, Volvo oder Solaris aus Polen zufolge könnten Hybride zwar bis zu 30 Prozent Kraftstoff und noch mehr Emissionen sparen. Im Alltagsbetrieb seien die Einsparungen meist niedriger, sagen Unternehmer.
Die Busse lohnten sich außerdem nur in der Stadt, wo das ständige Bremsen die Batterie wieder auflädt. Auch Tankstellen für Elektro- und Brennstoffzellen-Busse seien bisher kaum vorhanden und teuer, berichten Unternehmer. So seien Hybridantriebe dank Diesel noch praktikabler - auch wenn Hersteller wie Daimler davon ausgehen, dass sie nur Zwischenlösungen sind.
Induktives Laden an der Haltestelle
Deswegen wird an neuen Projekten geforscht. In Mannheim tanken zwei Induktions-Busse seit Ende Juni Strom aus Metallplatten unter sechs Haltestellen. Aufgeladen kommen die Busse rund 20 Kilometer weit, wie René Weintz vom Verkehrsbetrieb RNV sagt. Ob sich dieses System durchsetzt? "Es ist aber eine vielversprechende Technik." Ohne Geld vom Staat wäre es jedoch wieder nicht möglich gewesen: 3,3 Millionen Euro hat das Bundesverkehrsministerium hier investiert.
Seit Anfang des Jahres sind auch 10 Hybridbusse für das private Unternehmen LVL in Ludwigsburg im Einsatz. "Wir wollen die Weiterentwicklung der Technik nicht verschlafen", sagt Betriebsleiter Frank Metzger. Um einzuschätzen, ob die sich rechnet, sei es aber noch zu früh. Das Land hat alle Busse bezuschusst. "Sonst wäre es natürlich wirtschaftlich nicht machbar gewesen."
Anschaffung wird staatlich subventioniert
Der Bund investiert in Forschungsprojekte und bezuschusst Dieselhybride. Teils unterstützen auch die Länder. Drei Millionen Euro hat Baden-Württemberg seit 2012 den Bus-Unternehmen zur Verfügung gestellt. Dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen zufolge fördern sieben Länder generell den Kauf solcher Busse. Die alternativen Antriebe sind aber teuer. Je nach Typ und Hersteller können die Kosten um das zwei bis dreifache höher liegen als bei konventionellen Dieselmodellen. Die im Südwesten geförderten Hybridbusse waren zwischen 79.000 und 235.000 Euro teurer.
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Brennstoffzelle im Stadtbus ist doch mal eine top Sache, die Busse werden doch eh immer im Depot aufgetankt, daher braucht man kein riesiges Tankstellennetz. Außerdem leise, sauber und ohne Zusatzkosten wie bei den Oberleitungsbussen
Wieso greift hier der Staat den Unternehmen (die ohnehin die Anschaffung steuerlich geltend machen können) aber dem Endverbraucher nicht?
Btw. in London ist der Dieselhybrid in riesiger Zahl unterwegs - vielleicht sollten sich dort die Busunternehmen mal umschauen
Die Schweden fahren seit Jahren stadtbusse mit Bioethanol funktioniert wunderbar.
Bei uns haben sie in einem Dorf die Bushaltestellen direkt an der Bundesstr. so umgebaut, dass morgens der komplette Verkehr blockiert wird (die Busse sind links und rechts meist gleichzeitig da, 2 in der einen und 2 in der anderen Richtung).
-> Mehr Lärm und Abgase wg. an sich überflüssigem bremsen, Leerlauf und wieder beschleunigen der anderen VT
-> Größerer Umweg über die AB, der zudem noch mit höheren Durchschnittsgeschwindigkeiten kompensiert wird.
Von wegen Busse sind gut für die Umwelt (die zudem selbst riesige Umwege fahren um auch noch das letzte Dorf zu erwischen und im Gegensatz zu meinem PKW keine blaue UZ-Plakette kriegen dürften)...
notting
Hier bei uns fahren in der Stadt inzwischen ausschließlich Erdgasbusse. Auf dem Land gibt es weiterhin nur Diesel. Da liegen zwischen den Haltestellen nicht selten 10 Minuten Fahrzeit und gerne auch mal der eine oder andere Berg. Das dauert noch eine ganze Weile.
Dass sich saubere Busse anscheinend nicht rechnen sieht man leider auch bei uns in der Gegend hier - die haben wohl zu wenig Fahrgäste, nicht mal die paar Groschen für die Buswaschstraße sind da noch drin...
Da wo ich ursprünglich herkomme, wird auch nach wie vor auf die guten Erdgasbusse gesetzt 😉.
Pfffh, ja es ist doch kein Problem -dann eben auf Neufahrzeuge
verzichten und die Motoren mit Wasserstoff anreichern ,
-gibt dann auch weniger spiessige Gesichter '
"Leichtbau" und "Bus" als Suchbegriffe bei Google lieferern ein interessantes Resultat:
direkte Zitate entfernt
http://www.rp-online.de/.../...ie-rheinbahn-sprit-sparen-aid-1.3149364
Vielleicht muss nicht alles mit teurer Technik gelöst werden.
Hhhm, gerade zuletzt las ich auf einem Bus in Mainz HYBRID, da wollte ich mich eigentlich schon mal weiter zu informieren...
Und für Wiesbaden war bereits vor 1, 2 Jahren ein Elektrobus angekündigt, doch aktuell lese+finde ich dazu gar nix mehr. Ob der überhaupt je zum Einsatz kam ?!
Das hochanspruchsvolle + interessante betreiben von Bussen in der Stadt ist bestimmt eine ziemliche Herausforderung, für allerlei Varianz !
PS: http://www.mvg-mainz.de/.../...r-mvg-linienbus-tankt-beim-bremsen.html
Das ist von 2012 ! Eine Bilanz ist mir nicht bekannt.
In Salzburg wo ich öfter mal in der nähe bin sind die Busse elektrisch mit oberleitung unterwegs. Hier wo ich wohne sind es ausschließlich Diesel Busse geht alles überland fährt auch nur jede Stunde werktags, ist halt Kleinstadt. Für berufstätige ist der nutzen fast null wenige haltestellen. Wenn ich den Bus für die Arbeit nutzen wollte wäre ich morgens eine Stunde zu früh auf der Bude, und nachmittags kommt keiner mehr.
Sollen nur noch mehr Hybrid und Elektrobusse auf die Strasse, das sichert mir meinen Lohn -> irgendwohin muss ja der deutlich teurere Unterhalt 😉
Wenn ich das noch richtig weiß, war der Elektrobus bzw. Hybrid nur ein Versuchsfahrzeug und wurde im Rahmen eines Hochschul-cluster-projekts mit den örtlichen Energieunternehmen getestet. Was genau rausgekommen ist, kann ich dir leider nicht sagen, da müsstest nach den Bachelor- und Masterthesisthemen aus den Jahren danach suchen.
Aber ich vermute, dass genau das gleiche rauskam wie im OP geschrieben, sowas lohnt sich in Deutschland nicht. Wie man aber in den Kommentaren hier liest, scheint es sich meist außerhalb Deutschlands doch irgendwie zu rentieren.
@Motor-Talk und Redakteure
ich würde mich sehr sehr freuen, wenn es hier einen Folgeartikel mit Berichten aus den anderen (hier in den Kommentaren) genannten Ländern sowie USA und Japan geben würde.
Denn wenn ich richtig weiß ist fast die komplette Busflotte in Chicago Diesel-hybrid und die legen vom Depot zu Beginn der Linien erst einmal 15 - 30 min Fahrt über die Interstate hin.
Bioethanol ist aber mit das schlechteste für die Umweltbilanz, was es so gibt. Denn es werden riesige Zuckerrohr Monokulturen im Regenwald Gebiet dafür gepflanzt und der Wald dafür gerodet.
Nicaragua: "Bioethanol" zerstört Menschenleben
http://www.welt.de/.../...ff-klimaschaedlicher-als-normaler-Sprit.html