Strom, Wasserstoff, Hybrid: Alternativ-Antriebe für Busse

Saubere Busse rechnen sich bisher nicht

verfasst am Wed Jul 29 17:56:56 CEST 2015

Noch fahren Busse mit alternativen Antrieben selten auf deutschen Straßen. Ihre Zahl soll steigen, doch dafür muss der Staat mit Fördergeldern nachhelfen.

Busse mit alternativen Antrieben sollen in Städten für saubere Luft sorgen. Das geschieht noch zu selten
Quelle: picture alliance / dpa

Stuttgart - Im Hybridbus grollt kein grimmiger Diesel. Kein Aufheulen beim Beschleunigen, keine rüttelnden Sitze. Hybridbusse befördern aber nicht nur Fahrgäste komfortabler, vor allem schonen sie die Umwelt bei Lärm und Emissionen.

Wirtschaftlich lohnt sich die Technik bisher kaum, sagen Unternehmer. Knapp 450 Busse mit Hybrid-, Elektro- oder Brennstoffzellen-Antrieb fuhren zum 1. Januar 2015 durch Deutschland, bei insgesamt 77.000 hierzulande zugelassenen Bussen. Doch der Trend geht nach oben. Dieselhybride stellen die größte Gruppe. Im Vergleich zum Vorjahr stieg ihre Zahl um fast 20 Prozent auf rund 290 Busse. Größere Flotten gibt es in Hamburg, Dresden, Hannover, dem Ruhrgebiet und der Region Stuttgart.

Die Politik drängt auf saubere Luft

Der Bus wird von einem E-Motor angetrieben, den Strom liefert eine Brennstoffzelle
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Ab 2020 sollen in Hamburg nur noch lokal emissionsfreie Busse angeschafft werden, sagt ein Sprecher der Hamburger Hochbahnt. Rund 60 Busse mit alternativen Antrieben fahren dort bereits, meist Dieselhybride, aber auch Busse mit Brennstoffzellen. "Größere Unternehmen müssen da eine Schrittmacherfunktion einnehmen", sagt der Sprecher. In Stuttgart sieht man das ähnlich. Dort sind derzeit 16 Brennstoffzellen- und Hybridbusse im Einsatz.

Private Mittelständler, die Buslinien auf dem Land bedienen, tun sich damit schwer. Zwar federten Subventionen die Aufschläge etwas ab. Im Preiswettbewerb der Linienvergabe seien die Busse trotzdem viel zu teuer, heißt es vom Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer. Auch die Kommunen zeigten in ihren Ausschreibungen kaum Interesse - denn für die Anschaffung alternativer Antriebe müssten vielerorts die Fahrpreise deutlich steigen.

Die Technik lohnt sich nur im städtischen Bereich

Es gibt weitere Vorbehalte: Herstellern wie Daimler, MAN, Volvo oder Solaris aus Polen zufolge könnten Hybride zwar bis zu 30 Prozent Kraftstoff und noch mehr Emissionen sparen. Im Alltagsbetrieb seien die Einsparungen meist niedriger, sagen Unternehmer.

Die Busse lohnten sich außerdem nur in der Stadt, wo das ständige Bremsen die Batterie wieder auflädt. Auch Tankstellen für Elektro- und Brennstoffzellen-Busse seien bisher kaum vorhanden und teuer, berichten Unternehmer. So seien Hybridantriebe dank Diesel noch praktikabler - auch wenn Hersteller wie Daimler davon ausgehen, dass sie nur Zwischenlösungen sind.

Induktives Laden an der Haltestelle

Ein Elektrobus befördert Fahrgäste von Boltenhagen an der Ostseeküste bis nach Timmendorf
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Deswegen wird an neuen Projekten geforscht. In Mannheim tanken zwei Induktions-Busse seit Ende Juni Strom aus Metallplatten unter sechs Haltestellen. Aufgeladen kommen die Busse rund 20 Kilometer weit, wie René Weintz vom Verkehrsbetrieb RNV sagt. Ob sich dieses System durchsetzt? "Es ist aber eine vielversprechende Technik." Ohne Geld vom Staat wäre es jedoch wieder nicht möglich gewesen: 3,3 Millionen Euro hat das Bundesverkehrsministerium hier investiert.

Seit Anfang des Jahres sind auch 10 Hybridbusse für das private Unternehmen LVL in Ludwigsburg im Einsatz. "Wir wollen die Weiterentwicklung der Technik nicht verschlafen", sagt Betriebsleiter Frank Metzger. Um einzuschätzen, ob die sich rechnet, sei es aber noch zu früh. Das Land hat alle Busse bezuschusst. "Sonst wäre es natürlich wirtschaftlich nicht machbar gewesen."

Anschaffung wird staatlich subventioniert

Der Bund investiert in Forschungsprojekte und bezuschusst Dieselhybride. Teils unterstützen auch die Länder. Drei Millionen Euro hat Baden-Württemberg seit 2012 den Bus-Unternehmen zur Verfügung gestellt. Dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen zufolge fördern sieben Länder generell den Kauf solcher Busse. Die alternativen Antriebe sind aber teuer. Je nach Typ und Hersteller können die Kosten um das zwei bis dreifache höher liegen als bei konventionellen Dieselmodellen. Die im Südwesten geförderten Hybridbusse waren zwischen 79.000 und 235.000 Euro teurer.

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