Renault Captur Facelift (2017): Fahrbericht, Daten, Preise

Schlaues Weichei für den Stadtverkehr

Sven Förster

verfasst am Mon May 15 12:51:06 CEST 2017

Der Captur ist Renaults zweitwichtigstes Modell. Mit dem ersten Facelift bleibt das kleine SUV clever und bodenständig. Und Kurven mag es immer noch nicht. Erste Fahrt.

MT-Redakteur Sven Förster mit dem "neuen" Captur: Optische und technische Experimente blieben beim Facelift des Renault Captur aus. Zu gut kam der Vorgänger an
Quelle: Renault

Kopenhagen – Noch ist der Startknopf an der Mittelkonsole uninteressant. Die rechte Hand will lieber Richtung Handschuhfach, die linke an die Seite des Sitzes. Kontrollgriffe, die Gewissheit bringen: Schlaue Ideen der ersten Auflage des Mini-SUV bleiben im Facelift erhalten. Konkret eine Schublade mit 11 Litern Fassungsvermögen anstelle des herkömmlichen Handschuhfachs. Und per Reißverschluss abnehmbare Sitzbezüge, überlebensfähig in der Waschmaschine.

Renault Captur Facelift: Ein bisschen Kult ohne Hightech

Der Radstand des Captur liegt bei etwas mehr als 2,60 Metern, mit 4,12 Metern Länge bleibt er erfreulich kompakt
Quelle: Renault
Mit derartigen Details beweist der Captur, dass clevere Kleinigkeiten große Unterschiede machen können. Logisch, dass die beim aufgefrischten Mini-SUV erhalten bleiben. Der Captur läuft. In Deutschland ist er für rund 17 Prozent der Neuzulassungen bei Renault gut. Modellreihen wie Scénic und Twingo hängt er damit ab, nur der Plattform-Spender Renault Clio verkauft sich besser.

Renault spricht von der Marktführerschaft im B-SUV-Segment. Den Opel Mokka X nehmen die Franzosen jedoch aus der Wertung, wegen Übermaß: Der misst 15 Zentimeter mehr als der 4,12 Meter lange Captur. Vergleichbar sei erst der kommende Crossland X.

Renault riskiert wenig beim Design der Neuauflage. Stehen der Alte und der Geliftete nebeneinander, entsteht ein Suchbild nach neuen LED-Scheinwerfern und -Tagfahrlichtern in C-Form sowie etwas mehr Chrom. Die Front erinnert stärker an die größeren SUV Kadjar und Koleos. Anders als die wird der Captur weiter ohne Allrad auskommen müssen.

Das Mini-SUV bleibt ein Städter

Der Captur ist und bleibt ein Städter. Fahrwerk und Lenkung sprechen gegen launige Ausflüge auf die Landstraße. Auf zügigen Überlandpassagen geht man nicht in die Kurve, man torkelt hinein. Mit starker Wankbewegung und wenig Gefühl in der Lenkung. Die Elektronik weiß, dass sie nicht in einem R.S.-Modell sitzt, das Stabilitätsprogramm beendet Experimente früh und rigoros.

So weich wie das Fahrwerk sind die Sitze. Sie fallen stärker tailliert aus als bisher. Das hilft aber kaum, da die breiteren Polster an der Flanke nur geringen Widerstand bieten. Das Lenkrad ist in Länge und Höhe verstellbar, eine annehmbare Sitzposition dürften die meisten Fahrer finden.

Die Front des Captur orientiert sich nach der Modellpflege etwas mehr an den größeren Renault-SUVs
Quelle: Renault
Auf den hinteren Sitzen ist das Sofa-Feeling ganz angenehm. Für mehr Kofferraumvolumen lässt sich die Rückbank um 11 Zentimeter verschieben. Das Kofferraumvolumen steigt dann von 377 auf 455 Liter. Bei umgeklappter Lehne passen 1.235 Liter in das SUV auf Kleinwagenbasis. Zum Vergleich: Der Peugeot 2008 kann nur 360 bis 1.194 Liter einladen.

Die Motoren überzeugen aus dem Drehzahlkeller

Die Spitzenmotoren des Renault Captur fühlen sich vor allem im unteren Drehzahlbereich wohl. Der aufgeladene 1,2-Liter Vierzylinder Benziner mit 118 PS verfügt bereits bei 2.000 Umdrehungen über ein Drehmoment von 205 Newtonmeter. Im 1,5-Liter-Turbo-Diesel mit 110 PS liegen 260 Newtonmeter bei 1.750 Umdrehungen an. Für den Benziner gibt Renault einen Normverbrauch von 5,5 Litern an, für den Selbstzünder 3,9 Liter. Auf unserer Fahrt kamen jeweils gut zwei Liter dazu. Allerdings mit viel Stadtverkehr und wenig sparsamer Landstraße.

Beide Aggregate verhalten sich auf Bahn und Landstraße unspektakulär. Im Stadtverkehr dagegen höchst praktisch: Schnell in die Kolonne einreihen, ohne herunterzuschalten oder Kick-down? Kein Problem, das Drehmoment ist bei beiden Top-Motorisierungen da.

Unsere Test-Capturs waren beide mit dem manuellen Sechsgang-Getriebe ausgerüstet. Das schaltet sich nicht besonders knackig, aber ausreichend exakt. Der stärkste Benziner ist auch mit Doppelkupplungsgetriebe (EDC) erhältlich, bei den Dieseln nur die 90-PS-Version. Die Anfahrschwäche, die viele am EDC bemängelten, sei inzwischen mit einem Software-Update behoben worden, verspricht Renault.

Assistenzsysteme: You`ll never park alone

C wie Captur: Altes Modell und Facelift lassen sich schwer unterscheiden. Eines der Merkmale ist das angedeutete C im Rücklicht
Quelle: Renault
Mit dem Facelift kommen die Assistenzsysteme. Für 1.290 Euro Aufpreis findet das volle Paket ins Auto: Der Totwinkel-Assistent funktioniert recht zuverlässig und nervt dabei kaum. Die Rückfahrkamera kommt etwas langsam in die Gänge. Macht nichts, dem Park-Piloten kann man blind vertrauen. Er ist cleverer als im Segment üblich und parkt rechtwinkelig, schräg und parallel zur Straße ein. Sogar auf beiden Seiten. Nur die Pedale muss man noch selbst bedienen.

Der geliftete Renault Captur wird an den Erfolg des Vorgängers anschließen. Clevere Details blieben im Programm, optionale Assistenzsysteme machen ihn schlauer. Zusätzlich soll die neue Top-Variante Inititiale Paris – bekannt aus Clio und Espace – anspruchsvollere Kunden abholen. Mehr Fahrspaß hätte ihm gut gestanden, aber auch da bleibt er sich treu. Ein schlaues Weichei, verbannt in den Stadtverkehr.

Technische Daten Renault Captur

  • Modell: Captur TCe 120
  • Motor: 1,2-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner
  • Getriebe: Sechsgang-Handschaltung
  • Leistung: 118 PS bei 5.000 Umdrehungen
  • Drehmoment: 205 Nm bei 2.000 Umdrehungen
  • Verbrauch: 5,5 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 125 g/km
  • 0 – 100 km/h: 10,6 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 192 km/h
  • Länge: 4,12 m
  • Breite: 1,78 m
  • Höhe: 1,57 m
  • Radstand: 2,61 m
  • Leergewicht (EU): 1.270 kg
  • Kofferraum: 377-1.235 l
  • Grundpreis: 15.890 EUR
  • Captur TCe 120: 19.090 EUR
  • Marktstart: 24. - 25. Juni 2017
  • Modell: Captur dCi 110
  • Motor: 1,5 Liter Vierzylinder-Turbodiesel
  • Leistung: 110 PS bei 4.000 Umdrehungen
  • Drehmoment: 260 Nm bei 1.750 Umdrehungen
  • Verbrauch: 3,9 l/100 km (NEFZ)
  • CO2: 98 g/km
  • 0 – 100 km/h: 11,4 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Leergewicht (EU): 1.280 kg
  • Radstand: 2,606 m
  • Preis Captur dCi 110: 22.990 EUR
  • Marktstart: 24.-25. Juni 2017
Renault Captur Facelift: Zum Modell jahr 2017 hat der Hersteller das kleine SUV optisch ein wenig überarbeitet
Quelle: Renault
Der Unterfahrschutz des Captur ist nur angetäuscht. Im Gelände würde der Captur nicht weit kommen, es fehlt der Allradantrieb
Quelle: Renault
Die Front des Captur orientiert sich nach der Modellpflege etwas mehr an den größeren Renault-SUVs
Quelle: Renault
Der Radstand des Captur liegt bei etwas mehr als 2,60 Metern, mit 4,12 Metern Länge bleibt er erfreulich kompakt
Quelle: Renault
Die Sitze des Renault Captur wurden mit dem Facelift stärker tailliert, doch sie könnten gerne straffer sein
Quelle: Renault
Offroad ist im Kopf: Angedeuteter Unterfahrschutz an Front und Heck
Quelle: Renault
Digital hat Tradition: Schon die Geschwindigkeitsanzeige des ersten Renault Twingo kam ohne Zeiger aus
Quelle: Renault
Das meistfotografierte Handschuhfach am Markt. Hier die 11 Liter große Lade in einem Renault Captur Initiale Paris, der nunmehrigen Top-Ausstattungslinie
Quelle: Renault
C wie Captur: Altes Modell und Facelift lassen sich schwer unterscheiden. Eines der Merkmale ist das angedeutete C im Rücklicht
Quelle: Renault
Stilbruch? Nappalederbezüge statt der per Reißverschluss abnehmbaren Stoffbezüge in der Ausstattungslinie Initiale Paris
Quelle: Renault
Und nochmal das C: LED-Tagfahrlichter vorne
Quelle: Renault
Mehr als Schwarz-Weiß: Insgesamt 35 Farbkombinationen bietet Renault. Das Stichwort lautet Individualisierung
Quelle: Renault
Im Innenraum tut sich mit dem Facelift des Captur wenig, ein bisschen Dekor und das Lederlenkrad sind neu
Quelle: Renault