Renault Captur Facelift (2017): Fahrbericht, Daten, Preise
Schlaues Weichei für den Stadtverkehr
Der Captur ist Renaults zweitwichtigstes Modell. Mit dem ersten Facelift bleibt das kleine SUV clever und bodenständig. Und Kurven mag es immer noch nicht. Erste Fahrt.
Kopenhagen – Noch ist der Startknopf an der Mittelkonsole uninteressant. Die rechte Hand will lieber Richtung Handschuhfach, die linke an die Seite des Sitzes. Kontrollgriffe, die Gewissheit bringen: Schlaue Ideen der ersten Auflage des Mini-SUV bleiben im Facelift erhalten. Konkret eine Schublade mit 11 Litern Fassungsvermögen anstelle des herkömmlichen Handschuhfachs. Und per Reißverschluss abnehmbare Sitzbezüge, überlebensfähig in der Waschmaschine.
Renault Captur Facelift: Ein bisschen Kult ohne Hightech
Mit derartigen Details beweist der Captur, dass clevere Kleinigkeiten große Unterschiede machen können. Logisch, dass die beim aufgefrischten Mini-SUV erhalten bleiben. Der Captur läuft. In Deutschland ist er für rund 17 Prozent der Neuzulassungen bei Renault gut. Modellreihen wie Scénic und Twingo hängt er damit ab, nur der Plattform-Spender Renault Clio verkauft sich besser.Renault spricht von der Marktführerschaft im B-SUV-Segment. Den Opel Mokka X nehmen die Franzosen jedoch aus der Wertung, wegen Übermaß: Der misst 15 Zentimeter mehr als der 4,12 Meter lange Captur. Vergleichbar sei erst der kommende Crossland X.
Renault riskiert wenig beim Design der Neuauflage. Stehen der Alte und der Geliftete nebeneinander, entsteht ein Suchbild nach neuen LED-Scheinwerfern und -Tagfahrlichtern in C-Form sowie etwas mehr Chrom. Die Front erinnert stärker an die größeren SUV Kadjar und Koleos. Anders als die wird der Captur weiter ohne Allrad auskommen müssen.
Das Mini-SUV bleibt ein Städter
Der Captur ist und bleibt ein Städter. Fahrwerk und Lenkung sprechen gegen launige Ausflüge auf die Landstraße. Auf zügigen Überlandpassagen geht man nicht in die Kurve, man torkelt hinein. Mit starker Wankbewegung und wenig Gefühl in der Lenkung. Die Elektronik weiß, dass sie nicht in einem R.S.-Modell sitzt, das Stabilitätsprogramm beendet Experimente früh und rigoros.
So weich wie das Fahrwerk sind die Sitze. Sie fallen stärker tailliert aus als bisher. Das hilft aber kaum, da die breiteren Polster an der Flanke nur geringen Widerstand bieten. Das Lenkrad ist in Länge und Höhe verstellbar, eine annehmbare Sitzposition dürften die meisten Fahrer finden.
Auf den hinteren Sitzen ist das Sofa-Feeling ganz angenehm. Für mehr Kofferraumvolumen lässt sich die Rückbank um 11 Zentimeter verschieben. Das Kofferraumvolumen steigt dann von 377 auf 455 Liter. Bei umgeklappter Lehne passen 1.235 Liter in das SUV auf Kleinwagenbasis. Zum Vergleich: Der Peugeot 2008 kann nur 360 bis 1.194 Liter einladen.Die Motoren überzeugen aus dem Drehzahlkeller
Die Spitzenmotoren des Renault Captur fühlen sich vor allem im unteren Drehzahlbereich wohl. Der aufgeladene 1,2-Liter Vierzylinder Benziner mit 118 PS verfügt bereits bei 2.000 Umdrehungen über ein Drehmoment von 205 Newtonmeter. Im 1,5-Liter-Turbo-Diesel mit 110 PS liegen 260 Newtonmeter bei 1.750 Umdrehungen an. Für den Benziner gibt Renault einen Normverbrauch von 5,5 Litern an, für den Selbstzünder 3,9 Liter. Auf unserer Fahrt kamen jeweils gut zwei Liter dazu. Allerdings mit viel Stadtverkehr und wenig sparsamer Landstraße.
Beide Aggregate verhalten sich auf Bahn und Landstraße unspektakulär. Im Stadtverkehr dagegen höchst praktisch: Schnell in die Kolonne einreihen, ohne herunterzuschalten oder Kick-down? Kein Problem, das Drehmoment ist bei beiden Top-Motorisierungen da.
Unsere Test-Capturs waren beide mit dem manuellen Sechsgang-Getriebe ausgerüstet. Das schaltet sich nicht besonders knackig, aber ausreichend exakt. Der stärkste Benziner ist auch mit Doppelkupplungsgetriebe (EDC) erhältlich, bei den Dieseln nur die 90-PS-Version. Die Anfahrschwäche, die viele am EDC bemängelten, sei inzwischen mit einem Software-Update behoben worden, verspricht Renault.
Assistenzsysteme: You`ll never park alone
Mit dem Facelift kommen die Assistenzsysteme. Für 1.290 Euro Aufpreis findet das volle Paket ins Auto: Der Totwinkel-Assistent funktioniert recht zuverlässig und nervt dabei kaum. Die Rückfahrkamera kommt etwas langsam in die Gänge. Macht nichts, dem Park-Piloten kann man blind vertrauen. Er ist cleverer als im Segment üblich und parkt rechtwinkelig, schräg und parallel zur Straße ein. Sogar auf beiden Seiten. Nur die Pedale muss man noch selbst bedienen.Der geliftete Renault Captur wird an den Erfolg des Vorgängers anschließen. Clevere Details blieben im Programm, optionale Assistenzsysteme machen ihn schlauer. Zusätzlich soll die neue Top-Variante Inititiale Paris – bekannt aus Clio und Espace – anspruchsvollere Kunden abholen. Mehr Fahrspaß hätte ihm gut gestanden, aber auch da bleibt er sich treu. Ein schlaues Weichei, verbannt in den Stadtverkehr.
Technische Daten Renault Captur
- Modell: Captur TCe 120
- Motor: 1,2-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner
- Getriebe: Sechsgang-Handschaltung
- Leistung: 118 PS bei 5.000 Umdrehungen
- Drehmoment: 205 Nm bei 2.000 Umdrehungen
- Verbrauch: 5,5 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 125 g/km
- 0 – 100 km/h: 10,6 s
- Höchstgeschwindigkeit: 192 km/h
- Länge: 4,12 m
- Breite: 1,78 m
- Höhe: 1,57 m
- Radstand: 2,61 m
- Leergewicht (EU): 1.270 kg
- Kofferraum: 377-1.235 l
- Grundpreis: 15.890 EUR
- Captur TCe 120: 19.090 EUR
- Marktstart: 24. - 25. Juni 2017
- Modell: Captur dCi 110
- Motor: 1,5 Liter Vierzylinder-Turbodiesel
- Leistung: 110 PS bei 4.000 Umdrehungen
- Drehmoment: 260 Nm bei 1.750 Umdrehungen
- Verbrauch: 3,9 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 98 g/km
- 0 – 100 km/h: 11,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Leergewicht (EU): 1.280 kg
- Radstand: 2,606 m
- Preis Captur dCi 110: 22.990 EUR
- Marktstart: 24.-25. Juni 2017
an info@motor-talk.de ...
könntet Ihr Bilder einstellen, welche eine Ansicht VOR dem Facelift und dem aktuellen einstellen als Vergleich?
mfG
Witziges Auto mit praktischen (typisch französischen) Details. Allerdings frage ich mich wie man die "Handschuhfach-Schublade" aufbekommt wenn ein Beifahrer Platz genommen hat. 😎
Na, wenigstens einmal etwas mit gscheiter Federung und bequemen Sitzen, das ist ja heutzutage ein Ausnahmefall. Wer das nicht will, kann ja zu BMW gehen.
@andythecandy
Der 2er AT und GT sind verdammt komfortabel abgestimmt. Würde sogar behaupten dass der 2er GT so komfortabel wie 3er GT und 5er F10/11 ist.
Ein dezentes Facelift wie schon beim Clio 4 im letzten Jahr.
Das neue Renault-Design wirkt immer noch frisch, da waren wirklich nur minimale Korrekturen erforderlich. Auf die nächste Generation bin ich allerdings jetzt schon gespannt. Mal sehen, wohin die Reise geht. Wie gesagt, so wie derzeit gestylt sind die aktuellen Renault ausnahmslos sehr schicke Fahrzeuge. Diesen Stil wieder rigoros zu ändern wäre fatal...
Nimmt man die übliche Laufzeit in dieser Klasse (Clio III z. B. von 2005 - 2012) mal als groben Anhaltspunkt, ist in der zweiten Hälfte 2019 vielleicht schon mit einem neuen Clio zu rechnen, und kurz danach womöglich schon mit dem Captur II.
Hatten den Captur mal als Mietwagen, der Motor war extrem lahm und zäh, die Schaltung hakelig, das Fahrwerk stößig und die Lenkung indirekt, zudem war die Verarbeitung innen sehr billig. Hat keinen Spaß gemacht und würde ich mir sicher nicht kaufen, keinen Unterschied zu einem Dacia.
Den zweiten Satz glaub ich aufs Wort, allerdings geht mein Anspruch an Federungskomfort eher in Richtung Hydraulik-Citroen, als in Richtung deutsch-straffer Komfort. Insofern ist mir persönlich der Captur ebenso zu hart. Blöderweise gibt es mehr Schlaglöcher als sauschnell zu fahrende Kurven.
@andythecandy
Heutzutage gibt's Luftfederung.
Hab ich leider noch nie genossen. Allerdings: in der Klasse der Captur gibts die vermutlich nicht einmal bei den üblichen Verdächtigen.
Der Captur ist eine einzige Zumutung und ich kann nicht verstehen wer freiwillig ein Kaufvertrag für so ein Auto unterschreibt. Der Captur von meinen Eltern war seit Dezember letzten Jahres unzählige male wegen irgendwelchen Defekten und Mucken der Launigen elektrik in der Werkstatt.
Die defekte waren Folgende
- Klappern im Motorraum
- Armaturenbrett mit verfärbungen auf der beifahrerseite
- Mehrmaliger Ausfall des Abblendlichts
- Mehrmaliger Ausfall des Keyless systems
- Sich lösende Klavierlackblende rund ums Radio
- Inspektionsmeldung nach rund 5000 km
- Biotop Im Blinker Auf der Beifahrerseite
Laut Werkstatt sind die Mängel ausser der Aussenspiegel Stand der Technik bei Renault.
Also meiner meinung nach ist der Captur der grottigste Renault den es gibt. Meinetwegen kann Renault die Kiste auch einstampfen, dann muss man sich diese Möchtegern SUV wenigstens nicht mehr ansehen.
Und gegen den Captur sind der Ford Ecosport und der Suzuki Ignis Schönheiten.
Was ist hier die Referenz? Wie kann eine Verarbeitung billig sein?
Für die Stadt?
Der Captur ist zwar ein kleines SUV, aber für ein Stadtauto dennoch zu groß und in dem Fall hier mit den 118 PS auch noch übermotorisiert! Der Clio ist 6 cm kürzer und 5 cm schmaler und selbst den finde ich für die Stadt zu groß!
Ideal wäre der Toyota Yaris Hybrid: 18 cm kürzer, 9 cm schmaler und dank des Hybrid-Antriebes gerade in der Stadt sehr sparsam. Und kaum teurer als der Captur - unter Berücksichtung der Ausstattung wahrscheinlich gleich teuer oder gar günstiger. Oder von mir aus auch der Renault Twingo, um mal beim Hersteller zu bleiben! Der ist sogar noch mal ein ganzes Stück kleiner als der Yaris! Solche Autos gehören in die Stadt!
Warum ein SUV ein Stadtauto sein soll, kann ich echt nicht nachvollziehen...
Der Grund ist simpel: Der Captur ist einfach billig.
Für unter 17.000€ (inkl. Rabatt) bekommt man den als "Intens" mit 90PS und hat da eine super Ausstattung (z.B. Navi und LED-Scheinwerfer). Oder wer sparsam ist bekommt für 14.000€ inkl. Rabatt den "Life" mit ebenfalls 90PS, Klima und Audiosystem. Selbst da ist eigentlich alles drin was man in der Klasse braucht.
Zu den Preisen braucht man über einen Mokka gar nicht erst nachdenken. Selbst für den Crossland muss man über 3000€ drauflegen. In dem Segment ein gewichtiges Argument...
Ganz meiner Meinung!
Mein Schwiegervater hat einen, insbesondere das grottenschlechte, viel zu hart abgestimmte, stuckige Fahrwerk quält die Insassen besonders. Auch der Innenraum ist wirklich extrem billig in der Anmutung mit Fremdschämfaktor.