Urteil zu Ersatzteilidentifikation: Hersteller muss Daten bereitstellen
Schneller und günstiger zum passenden Ersatzteil?
Freie Werkstätten haben viel Arbeit damit, das passende Ersatzteil zu finden. Das könnte sich ändern. Ein Verband hat erfolgreich gegen das Daten-Monopol von Kia geklagt.
Frankfurt – Der Kunde kriegt es eigentlich kaum mit. Wenn er sein Auto aus der Werkstatt holt, funktioniert im besten Fall alles, was vorher kaputt war. In einer Vertragswerkstatt zahlt er dafür in der Regel mehr Geld als bei einer freien Werkstatt. Dabei hat die kleine Werkstatt von nebenan oft schon beim Heraussuchen des passenden Ersatzteils mehr Arbeit als die Kollegen in der großen Niederlassung.
Den Unterschied machen heutzutage – natürlich – die richtigen Daten. Welcher Achsschenkel passt bei Automodell X von Hersteller Y mit Motorisierung Z? Kam der Wechsel auf das verbesserte Teil im September 2008 oder doch erst im Oktober? Eine Vertragswerkstatt von Hersteller Y findet das mit der entsprechenden Datenbank und anhand der VIN (der Fahrzeugidentifikationsnummer) schnell heraus. Bei einer freien Werkstatt hilft oft nur das Trial-and-Error-Prinzip mit Bestellung mehrerer Teile. Das kostet den Kunden Zeit und Geld. Autos können mitunter nicht pünktlich repariert werden und Autofahrern bleibt keine Alternative zum teuren Original-Teil. Denn die Informationen aus den Hersteller-Datenbanken sind für freie Wettbewerber kaum nutzbar.
Der Gesamtverband Autoteile-Handel e.V. (GVA) klagte deswegen vor dem Landgericht Frankfurt gegen Kia – und gewann. Das Gericht entschied am 21. Januar 2016, dass der Hersteller verpflichtet ist, die entsprechenden „Daten zur Fahrzeug- und Ersatzteilidentifikation in elektronischer Form zur unmittelbaren elektronischen Weiterverarbeitung“ zur Verfügung zu stellen.EG-Verordnungen regeln nicht nur Abgas-Emissionen
Dabei sollte das eigentlich schon seit 2. Juli 2007 so laufen. Zu diesem Zeitpunkt trat die EG-Verordnung 715/2007 in Kraft. Was viele nicht wissen: Neben Emissionswerten (Euro 5/6) regelt sie auch den „Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen für Fahrzeuge“.
Anders als beim Thema "Designschutz" geht es hier um die Bereitstellung von Informationen, nicht um Urheberrechte. Autohersteller müssen „unabhängigen Marktteilnehmern über das Internet mithilfe eines standardisierten Formats uneingeschränkten und standardisierten Zugang zu Reparatur- und Wartungsinformationen“ gewähren, heißt es in der Verordnung. „Gegenüber dem Zugang der autorisierten Händler und Reparaturbetriebe“ dürfe dabei „keine Diskriminierung stattfinden“. Die Realität sieht nach Meinung vieler Werkstätten und Teilehändler aber anders aus.
Alexander Vorbau, Sprecher des Gesamtverband Autoteile-Handel e. V. (GVA), erklärt die Situation so: „Fahrzeughersteller ermöglichen zwar den Servicebetrieben einen Zugang, um ihnen Teile zu verkaufen, gleichzeitig verweigern sie ihren Wettbewerbern im Ersatzteilgeschäft, der Kfz-Teileindustrie und dem freien Kfz-Teilehandel die technischen Informationen in der von ihnen benötigten Form zur unmittelbaren elektronischen Weiterverarbeitung. Das ist aber eine Voraussetzung dafür, dass der freie Teilehandel, den Werkstätten markenübergreifende Kataloge auf Basis einer eindeutigen, VIN-basierten Ersatzteilidentifikation anbieten kann.“
Führungszeugnisse und Flatrates
Im Klartext bedeutet das: Mit den Systemen der Hersteller können zwar deren teure Teile ausfindig gemacht und bestellt werden. Ersatzteil-Hersteller, -Händler und freie Werkstätten können die bereitgestellten Informationen aber nicht nutzen, um einen eigenen (Online-)Katalog für günstigere Ersatzteile zu erstellen. Den Kunden bleiben damit preiswerte Alternativen verwehrt.
Nach Meinung des GVA entstehen deswegen aus den „Datenmonopolen der Fahrzeughersteller Nachteile für den Wettbewerb im Kfz-Teile und Servicemarkt“. Der Verband hat 133 Mitglieder wie etwa Stahlgruber oder Wessels+Müller und deckt damit rund 80 Prozent des Umsatzes des freien Kfz-Ersatzteilmarktes in Deutschland ab.
Arnulf Thiemel, Technik-Experte des ADAC, sieht das ähnlich. „Freien Werkstätten wird durch die derzeitige Praxis das Leben schwer gemacht. Das passende Ersatzteil ist mitunter so schwer auszumachen, dass Teile mehrfach bestellt und zurückgeschickt werden müssen. Im schlimmsten Fall könnten beim Einbau eines falschen Teils Schäden entstehen. Die Mehrkosten für die komplizierte Teilebestellung müssen am Ende alle bezahlen. Das behindert den freien Wettbewerb.“
GVA erringt Teil-Erfolg gegen Kia
Die EU-Verordnung sah eigentlich vor, dass freie Wettbewerber „auf leichte und unverzüglich zugängliche Weise“ an die entsprechenden Daten kommen. In Wirklichkeit müssen Werkstattbetreiber mitunter Führungszeugnisse vorlegen, um die Hersteller-Systeme zu nutzen oder Flatrate-Tarife buchen, wenn sie nur kurz nach einem Ersatzteil suchen. Teilweise laufen die Systeme verschiedener Hersteller nicht mal auf dem gleichen Rechner, die Werkstätten müssen mehrere anschaffen.
Der Sieg vor dem Frankfurter Landgericht hat laut GVA „weitreichende Konsequenzen und Signalwirkung für den gesamten europäischen Kfz-Ersatzteilmarkt“. Wie genau es jetzt weitergeht und ob Ersatzteile bald tatsächlich günstiger werden, ist nach dem erstinstanzlichen Urteil aber noch völlig unklar. Kia hat die Möglichkeit, Berufung einzulegen; weitere gerichtliche Instanzen könnten folgen. Eine offizielle Stellungnahme wollte der Hersteller auf Anfrage von MOTOR-TALK nicht abgeben.
Also das die Händler und Werkstätten dazu nicht in der Lage sind, sehe ich ja noch ein. Aber nach welchen Vorgaben stellt ein Ersatzteil-Hersteller denn seine Teile her?
einfach die passende oem-nummer nach alibaba schicken und ein paar tage später hat man ein originalteil im briefkasten. 😆
Was für Vorgaben ?
Das Problem der freien Werkstätten ist einfach, dass sie nicht die nötigen
Infos über die Ersatzteile des entsprechenden Fahrzeuges erhalten.
D.h. Im Ersatzteil-Katalog System via FIN suchen, ist den freien verwehrt.
Denn, oft werden kleine Änderungen an Teilen in einer laufenden Produktion
gemacht, entweder, weil die "alten" Teile Probleme bereiteten oder einfach,
weil sie günstiger zu produzieren bzw. schneller einzubauen sind.
Und diese "Änderungen" kann mann nur anhand der FIN erkennen.
Bestes Beispiel, mein Alfa 156 GTA aus 2004.
Bei Abfragen der versch. Teile-Lieferanten Systeme kommt es immer
zu falschen Angaben, egal ob es sich um "Inspektons" Daten od. E-Teilen
handelt.
Grund, mein GTA ist innen und im Bereich der Technik gleich einem 156er FL-II.
Nur ässerlich sieht er nach einem "alten" 156er aus.
Warum aber in E-Teile Katalogen und Serviceanweiseung die DAten eines "Vor"-FL
zu finden sind, konnte mir keiner beantworten..
Das führt dazu, dass z.b. im "System" falsche Füllmenge Klima & Kühlsystem,
über, falsche ABS-Sensoren, falsche Bresmteile, usw.
Ende vom Lied, ich musste am Ende den Service und die eine oder andere
Reparatur / Tausch bei der Markenwerkstatt durchführen.. 🙁
Dazu kommt, dass viele freie Werkstätten keinen Zugriff auf die Reparaturanleitungen
sowie Diagnosesysteme erhalten.
Und, bei der Vielzahl von verbauten "Helferleins" kommt mann um eine entsrpechendes
Diagnosesystem nicht herum, aber auch hier, haben sich die Hersteller anscheinend
abgesprochen, denn, ausser dem MSG & ABS kommt mann i.d.R. nicht auf die anderen
Stg. (Audosystem, Assi-Systeme, Airbag, etc.) "drauf".
Dann, "verschlüsseln" die Hersteller auch nocht die Fehlermeldungen in den STeuergeräten,
zu erkennen an dem "P" vor der Fehlernummer. "P" steht für "Herstellersepzifische"
Fehlermeldung.
Noch ein Beispeiel ?
Das zurücksetzen der Inspektions-und Ölwechselanzeige.
Auch hier ist es mit "normalen" Diagnosesystemen selten möglich, dieses durch-
zuführen (leider oft genug erlebt bei freien Werksättten.. 🙁 )
Die Hersteller wissen schon, wie sie den Autofahrer noch weiter "melken" können und
den freien Werkstätten, das leben schwer zu machen.
Auch wenn es das EU-Gesetz schon seit 2007 gibt, interessiert es die deutsche
Autoindustrie genausowenig wie vorher, denn, die vergehen werden seitens
unseres "Rechtsytems" nicht verfolgt.
So erklärt es sich auch, das VW bisher nichts bzgl. deren "Betrugs-Software"
zu befürchten hat, obwohl im Emissionsgesetz es verboten ist, "Manupulations-
Software" zu verwenden.
Allerdings findet sich nichts über die Art & Umfang der Strafe bei vergehen in den
Gesetzen.
Von daher, solange die Regierungen hier weg schauen, ändert auch ein höchst
Richterlicher Beschluss (hier EUGH) nichts an der Situation und die Hersteller
(dabei egal welcher) werden weiterhinn ihr eigenes Süppchen "kochen" und
weiterhinn schön den Auto-Kunden ausnehmen.
Denn, die Hersteller haben erkannt, dass mann mit dem "Serice & Reparatur"
richtig Geld verdienen kann..
Wie kann man sonst solche horrende Preis für "Ersatzschlüssel" ausrufen ?
schönen Tach, habe fertig.... 😉
Mh, mein freier Teile Händler hatte noch nie Probleme nicht OEM Teile für meine Honda's zu bestellen. Zumindest Verschleißteile. Was anderes habe ich noch nie bestellt. 😆
Na der hat z.B. bei der Zulassung zum Zulieferer für den OEM Hersteller kein Zuschlag bekommen. Teile von Bosch oder Conti (mit VDO, Barum, Ate) stellen z.B. die Bremsscheiben für die OEMs her. Nur weil da VW oder Opel drauf steht, ist es nicht nicht von denen selbst hergestellt.
Oder es wird einfach eine fertiges Teil genommen, vermessen und hergestellt. #Reverseengineering
Das kann man nur begrüßen und die hersteller sollten dafür verantwortlich sein, dass die Angaben auch stimmen.
Bei Italienern Fiat alfa sehe ich aber schwarz🙄 die schaffen es noch nichtmal ihr eigenes System perfekt zu machen. Aber wahrscheinlich wissen die teilweise selber nicht zu welchem Bauteil Luiggi und Mario in der laufenden Produktion gegriffen haben. 😆😆 Meiner Erfahrung nach sind die Japan und deutschen Marken sehr gut aufgestellt, wenn die ihre Datenbanken freigeben, wär schon toll.
So lange muss man halt beim örtlichen Teilehändler das ein oder andere Mal die russiche halblegale Teiledatenbank von z.B. BMW bemühen um an die richtigen nummern zu kommen😜
Da der Hersteller diese Daten pflegt (bzw. pflegen muss) kann er sicherlich von den Nutzern dieser Daten einen Obulus verlangen, ich kann mir nicht vorstellen das ein Hersteller diese Daten kostenlos zur Verfügung stellen muss denn diese von Hersteller generierten Daten sind ja auch geldwert (sonst gäbe es darüber ja keinen Streit). Über den Preis dieser Daten müssten sich die Parteien (hier: Hersteller und Nutzer) einigen.
Der Hersteller darf nur den Zugang zu diesen geldwerten Daten nicht verwehren d.h. eine Werkstatt oder ein Verlag der Ersatzteilkataloge verlegt muss die Daten kaufen können (was bis jetzt teilweise wohl nicht ging), natürlich zu marktüblichen Preisen (wieviel das auch immer ist...) und nicht zu Mondpreisen.
Oder habe ich jetzt was missverstanden?
Bei einer Honda Maschine ist das auch kein Thema, aber bei vielen PKWs kann das schon problematisch sein.
Mit meinem E46er BMW hatte ich auch nie Probleme Ersatzteile zu finden, aber bei einem 2009er Polo ist es sogar schwierig einfache Bremsbeläge zu bestellen.
Selbst bei der selben Motorisierung und Bauzeit gibt es unterschiede in der Form der Ankerplatte. Wir haben mit Schlüsselnummern etc. 4 verschiedene Belagsätze aus dem Zubehör für exakt das Fahrzeug bestellt, und keiner hat im Endeffekt gepasst.
Wir mussten dann zum "freundlichen" (nicht so freundlich) um dort die Bremsbeläge zu bestellen, weil es schlicht unmöglich war die richtigen Teile im Zubehör zu finden.
Bei einem Polo!
Ach so, bei Honda muss ich das dazu sagen: Auch bei 3 PKW's von Honda hatte ich bisher keine Probleme die Verschleißteile zu besorgen.
Meistens bekomme ich dann etwas von "Jakoparts" und die waren bisher immer deutlich günstiger aber qualitätiv vergleichbar wie die OEM Teile.
Aber ausgerechnet beim Polo hätte ich jetzt auch keine Probleme erwartet...
Und was ist mit dem Kfz-Besitzer selbst - der am Ende der Kette immer alles zu bezahlen hat?
Er soll wohl der blinde "Zahldepp" bleiben,
und darf wohl auf keinen Fall Zugang/Infos erhalten, obwohl auch er seine VIN-Nr. kennt ...
Das was ich weiter oben geschrieben hatte trifft natürlich auf Endverbraucher zu, das würde bedeuten das Du auch (bezahlten) Zugang zu den Datenbanken erhalten kannst wenn Du meinst es nutzen zu wollen.
Da kann ich nur sagen, zum Glück fahr ich Ami. Da hab ich eher das Problem das ich mit der Qual der Wahl belastet bin und mich entscheiden muss von wem ich bestelle.
Ich muss aber auch gestehen, GM ist hier etwas freizügiger als Ford, freizügiger als Dodge.
Richtig witzig wird es erst, wenn ich bei Victor Reinz in Neu-Ulm (hier um die Ecke) anrufe und die Frag wie es mit ihrem Ersatzteile-# so und so aussieht und genauere Infos will.
Victor Reinz aber die Nummer gar nicht kennt, und gar nich weiß das sie Dichtungen für en LA1 Motor herstellen. Während aber Mahle in Stuttgart die Nummer kennt und auch ausweist das es in Neu-Ulm bei VR hergestellt wird, aber dennoch nix darüber wissen da das alles nur im ERP-System für die USA steht.
Kein seltenes Problem das bei den Herstellern die eine Hand nicht weiß was die andere macht, und das erst recht wenn es mal über einen der Ozeane geht.
Gleiches bei Dana/Tenneco/Monroe - Riesen Konzern, weltweit tätig. Aber die nette Service Frau in Frankreich hat keine Ahnung für welchen RPO-Code nun ihr Dämpfer mal entwickelt wurde, ebensowenig die polnische R&D Abteilung - aber egal, der Dämpfer tut und bei den 15€ kräh wohl nur ich danach zu wissen was für ne Ventileinstellung ich da eigentlich nun verbaue.
Btw, mal versucht die OE Teilenummer von etwas bei Renault zu erfahren? Das ist echt schwer.
geez, ist das euer Ernst?
Wenn ich schon nicht weiß, welches Bauteil ich da brauche, so steht da immer noch ne Teilenummer drauf.
Die schmeiß ich nach dem Ausbau bei google rein und schon lande ich bei den üblichen verdächtigen Ersatzteilonlinehändlern.
Spätestens als Werkstatt sollte ich nun wissen, welcher Hersteller nutzbar ist und welcher Schrott.
Dann sind das nach Ausbau des keine 5 Minuten und ein paar Klicks und das Teil ist im besten Fall am nächsten Tag schon da.
..tartra,
sicher, Luigi und Giuseppe wissen "oft" nicht was sie tun, aber
ins "falsche" Regal greifen sie dennoch nciht..
Es ist eher das Problem der "Entwickler" und nicht nur bei Alfa / Fiat.
Es ist doch einfach nur normal, dass Produkte weiterentwickelt werden
und diese dann auch in die Fahrzeuge verbaut werden, ist ja nix verwerliches
dabei, nur blöd, dass es halt nur "intern" festgehalten wird.. 🙁
Die Hersteller verdienen mehr durch Ihr Zubehör-Programm als mit den
Fahrzeguen und da wären sie ja schön blöd, diesen Goldesel aufzugeben.
Wie schon gesagt, die "Gesetze/Vorgaben" sind ja schon längst da, nur,
es gibt keinen der sich daran hält und wenn er "erwischt" wird, brauch er
nix zu befürchten, da es keinen "Strafkatalog" dafür gibt.
Grüße