Mit Jeep auf dem Rubicon Trail
Schritttempo, das glücklich macht
Der Rubicon Trail in Kalifornien gilt als die härteste Offroad-Strecke der Welt. Nur ein Auto darf seinen Namen tragen. Wir überwanden einen Teil des Trail mit dem Jeep Wrangler Rubicon.
Tahoe – Die Sonne der Sierra Nevada brennt gnadenlos auf mein Haupt. Hoffentlich bekomme ich keinen Sonnenstich. Wir sind ja noch nicht einmal gestartet. Vor mir, meinem Beifahrer und einem guten Dutzend anderer Jeeps liegen die härtesten 35 Kilometer, die man mit einem Auto überwinden kann. Der legendäre Rubicon Trail westlich des Lake Tahoe.
"Bist du schon einmal Offroad gefahren?", fragt einer der Männer, die uns über den Trail führen werden, kurz vor dem Start. Ich bejahe die Frage und erinnere mich kurz daran, wie wir als Teenager in einem Mahindra über niedersächsische Waldwege bretterten. Die indische Willys-Jeep-Kopie gehörte dem Vater eines Freundes. Einmal schmissen wir ihn auf die Seite, weil wir auf einem Acker viel zu schnell und unter Einfluss der Handbremse driften wollten.
„Dann weißt du ja Bescheid mit der Kupplung?“, donnert der Mann mit dem GI-Haarschnitt straff und reißt mich aus meinen Teenie-Träumereien. Stille. Mein Beifahrer und ich schauen uns gegenseitig fragend an.Im Laufe des Tages verstehe ich den Hinweis. Und ich lerne, warum unsere jugendlichen Vollgasfahrten nichts mit echtem Offroading zu tun hatten. Wenn Du schneller fährst, als Du laufen kannst, ist es nicht Offroad. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf dem Rubicon Trail wird sich bei ungefähr 5 km/h einpendeln.
„Kein Weg“ ist härter
Wir setzen uns in Bewegung und folgen einem Etwas, dass den Namen Weg nicht verdient hat. Vor über 100 Jahren verband der Trail die Städte Rubicon Springs und Georgetown. Vieh und Post wurde über ihn transportiert. 1908 fuhren die ersten Motorfahrzeuge den Trail.
Dann verwilderte er. Bis 1953 eine Gruppe von 155 Jeep-Fans den Trail erneut bezwang. Es war das erste Jeep Jamboree. Danach wurde der Rubicon Rail für Offroader zu dem, was die Targa Florio für Racing-Fans ist. Härter geht es nicht.
Schon nach wenigen 100 Metern bekomme ich ein Gefühl dafür, was hart bedeutet. Das Kratzen von Stahl auf Stein frisst sich in meine Gehörgänge. Ein schreckliches Geräusch für Autoliebhaber. Hier oben, auf ca. 2.200 Metern Höhe, hört man es ständig. Es ist der Sound der härtesten Offroad-Strecke der Welt.
Immer wieder krachen die Starrachsen der Wrangler auf die Felsbrocken. Manchmal genügt selbst die extreme Verschränkung nicht, manchmal ist einfach die Bodenfreiheit des Offroaders ausgereizt. Ich sorge mich um die Differenziale an Front- und Hinterachse.Die erfahrenen Jeep-Ingenieure drehen nicht einmal mehr die Köpfe. Sie kennen die Geräusche und sie kennen das Auto und seine Belastbarkeit. Der Wrangler Rubicon trägt seinen Namen nicht ohne Grund, er wurde auf dieser Strecke großgezogen.
Noch ist der Weg einfach, sagen die Guides. Das liegt vor allem daran, dass wir uns noch im Wald befinden. Rechts riesige Bäume, links idyllische Tümpel. Doch es wird steiler und steiler. Bis wir plötzlich aus dem Wald herausbrechen und das Auge weit und breit nur Berge, Steinflächen und Bäume sieht.
Lass den Wrangler krabbeln
Jetzt lerne ich klettern - mit einem Auto. Der Jeep tuckert im Leerlauf. Ich wähle den Allrad-Antrieb, die extrem kurze 4.0-Geländeuntersetzung und den ersten Gang. Ohne Gas zu geben, lasse ich die Kupplung kommen und rühre sie für die nächsten Stunden kaum mehr an.
Würde ich anfahren wie im Stadtverkehr, wäre sie in wenigen Minuten verbrannt. Das ständige Schleifenlassen wäre bei den starken Steigungen einfach zu viel. Das wollte mir der Mann mit den kurzen Haaren vorher sagen.
Der Jeep Wrangler schiebt sich unaufhaltsam vorwärts. Ich muss nur lenken, manchmal nicht einmal das. Das kräftige Biest auf vier Rädern sucht sich seinen Weg selbst und kraxelt unbeeindruckt die Felsbrocken hinauf.Bei Bedarf schalte ich vordere und/oder hintere Differentialsperre hinzu. Geht der V6 aus, wird die Kupplung immer noch nicht benutzt. Einfach im ersten Gang den Zündschlüssel drehen und der Wrangler marschiert wieder los.
Das Offroad-Feeling hat mich im Griff. Es ist die Ehrfurcht davor, zu sehen, was ein Auto wirklich leisten kann. Die traumhafte amerikanische Landschaft erledigt den Rest. Zu sehen, wie souverän der Wrangler über die Felsen kraxelt, setzt Glückshormone frei.
It's a way of life ... and death
Doch der Spaß am Rubicon hat Grenzen. Der Trail ist eine Kriegserklärung an das Material und manchmal auch an das Leben. Der Aufstieg am legendären Cadillac-Hill treibt dicke Schweißperlen auf meine Stirn. Am Abgrund neben mir sehe ich verbrannte Büsche und Steine. Die Spuren des letzten großen Unglücks. Doch mein Vertrauen in die jungfräuliche Handbremse des nagelneuen Jeep und seine Kletterfähigkeiten ist stark und wir bahnen uns unseren Weg.
Doch für manche Menschen endete die Fahrt über den Trail tödlich. Für sie wurde eine Gedenkstätte am Fuße des Cadillac-Hill errichtet. Daneben stehen Namen von Hardcore-Offroadern, die sich hier "begraben" ließen. Zumindest ein zweites Mal, wie Maddy the Rubicon Dog oder Archie und Cal Liddicoat. Andere Hardcore-Offroader haben Bierdosen und alte Kassetten niedergelegt. It's a way of life … and death.Wenig später finde ich mit einem der Guides unter ein paar Büschen die Reste des Wracks, nach dem einer der schwierigsten Teile der Strecke benannt ist. Ich erkenne kaum mehr als einen Rahmen und ein paar Kotflügel. „Eigentlich ist es gar kein Cadillac, sondern ein Buick oder Pontiac“, sagt er. „Aber Cadillac-Hill klingt einfach besser!“
Belohnung am Lagerfeuer
Das Gerüttel, die Hitze und die Anspannung haben mittlerweile die gesamte Gruppe fest im Griff. Während die Kräfte schwinden, steigt das Verlangen nach einer kalten Limo und einem großen Steak. Im Rubicon Springs Camp, nahe des Flusses, nach dem der Trail benannt ist, bekommen hungrige Offroader genau das. Dazu ein großes Lagerfeuer, einen warmen Schlafsack und die Erkenntnis, dass auch Schrittgeschwindigkeit glücklich machen kann.
Das Fahrzeug: Jeep Wrangler Rubicon 3.6 V6
Jeep ist der älteste und einer der fähigsten Produzenten von Offroad-Vehikeln. Der Wrangler ist ein Nachfolger des legendären Willys-Jeep. Seit über vier Jahrzehnten testen die Jeep-Ingenieure Fahrzeuge auf dem Rubicon Trail.Vor zehn Jahren wurde das Sondermodell Jeep Rubicon geschaffen. Im August 2013 kommt die 10th Anniversary Edition als Zwei- und Viertürer bei uns auf den Markt. Gegenüber dem regulären Rubicon-Modell, das wir gefahren sind, verfügt es über schwarze 17-Zoll-Felgen, eine neue Motorhaube mit Powerdome, Schwellerschutzrohre und rote Ledersitze.
Technische Daten: Jeep Wrangler Rubicon
10th Anniversary 3.6 V6 5AT
- Motor: 3,6-Liter-V6
- Leistung: 284 PS
- Drehmoment: 342 Nm
- Getriebe: bei uns nur mit 5-Stufen-Automatik
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,22 x 1,87 x 1,80-1,87
- Vmax: 180 km/h
- 0-100 km/h: 8,1 s
- Verbrauch (NEFZ): 11,0 l
- CO2-Emissionen: 256 g/km
- Preis: 44.100 Euro
Geiles Fahrzeug, geiler Trail.
Unbestritten ein Abenteuer - war in der Gegend letztes Jahr mit einem Chevy Tahoe unterwegs.
Einfach nur geil 😊
das ideale auto für christian wulff!!!
Entweder so gut versteckte Ironie, dass ich es nicht verstehe, oder einfach nur ein kack Witz.
zitat wulff: "der rubicon ist überschritten..."
hat das denn niemand mehr in erinnerung😕
Schöner Bericht - und eine gewichtige Erkenntnis:
😉
(Okay, zugegeben - Paris-Dakar ist auch Offroad, aber anders - da braucht man ja auch nicht einmal zwingend Allrad...)
Schade nur, dass das 10th-Anniversary-Modell offensichtlich keine sinnvollen Extras mit sich bringt. Neuer Lack für die Felgen, rote Ledersitze und Änderungen der Motorhaube ist nur etwas Optik, der Schwellerschutz ist m.W. beim Rubicon sowieso Serie. Man hätte ihm auch mal vorteilhaftere Stoßstangen oder 'nen Schnorchel spendieren können...
Hey Derk,
Schön, dass dir der Bericht gefällt.
Der Schwellerschutz kommt wirklich neu. Zwei Rohre schützen den Schweller. UND: in den USA wird es auch eine neue ziemlich coole Stoßstange geben. Die schafft es allerdings aufgrund des Fußgängerschutzes nicht zu uns! Hier wird die normale verbaut...
Gruß
Das mit Vollgas durchs Gelände ist nur für Poser und Werbefuzzis.
volkswagenfahrer und ihr gedaechtnis halt...
werkstatt: ihr fahrzeug hat einen motorschaden !
kunde: echt ? was kann man da machen ?
werkstatt: das kostet 6.000 euro fuer einen neuen motor.
kunde: oh danke. dann nehm ich lieber gleich einen neuen wagen - wo ist der verkauf ? 😆
gruesse vom doc
Ich weiß nicht, so traditionsreich sie auch ist, ich finde die ganze Marke Jeep gänzlich uninteressant, außer die originalen Fahrzeuge.
Für mich ist der Land Rover Defender die Speerspitze der Geländewagen und wird es wohl auch bleiben.
Mit den Originalfahrzeugen (hier gemeint als: Ursprungsfahrzeug) meine ich die Jeep Willys MB aus dem zweiten Weltkrieg.
Tja das sieht wohl jeder anders, gemäß Aussagen von Landy Enthusiasten braucht der Defender oft keine 2 oder 3 Sperren wegen seiner Achsverschränkung. Viele rüsten sie aber nach, aber nur i.V. mit verstärkten Achsen z.B. von Salisbury.
Schönes Beispiel, denn die serienmäßige Achsverschränkung des Defender hat schon mit Einführung des TD5 eher gelitten - vorher war sie sensationell. Aber gerade in der Beziehung nehmen sich Wrangler und Defender nicht viel, Starrachsen an Schraubenfedern haben beide, und sind auch mit dem jeweiligen Fahrwerken auf ein ähnliches Niveau zu bringen. Die verstärkten Achsen hat der Rubicon serienmäßig, wesentlicher Unterschied zum Defender wäre aus technischer Sicht eher das Fehlen des Mitteldifferentials, der permanente Allrad des Defender macht sich halt besser auf glatten Straßen.
Mit Nachrüsten von Fahrwerk, Sperren, Bereifung, etc. macht es fast keinen Unterschied mehr, ob man im Wrangler, Defender oder G durch's Gelände rumpelt (jeweils den kurzen Radstand vorausgesetzt). Im Serienzustand jedoch muss man dem Rubicon zugestehen, dass er da die Nase vorne hat. Der G hat zwar auch Achssperren, aber die schlechtere Verschränkung und mehr Gewicht, der Defender hat die besseren Karosseriewinkel aber eben keine Achssperren, nur die (im Extremfall unwirksame) Traktionskontrolle - und weniger Leistung.
Phillipp - die Rockslider (L-Profile als Schwellerschutz) hatte der Rubicon an sich schon immer, inwiefern die Rohre jetzt besser oder schlechter sind, muss man dann sehen 😉.
Nachrüsten von Diffsperren ist uninteressant!! Fakt ist dass G und Rubicon sie haben und der Defender nicht!! Wer mal im Felsigem Gelände halbwegs extrem unterwegs war der weiss dass man 3 Sperren braucht!! Das hat der Defender nicht- also nur ein halber Offroader!!
Geländewagen sein ist leicht aber ein RICHTIGER Geländewagen ist halt der der weiterkommt wenns hart auf hart kommt -und das ist der Defender nunmal nicht.
Er ist einfach nur KULT und mehr nicht. Er ist ne Rumpel die auf der Strasse kaum schön fahrbar ist und auch das Platzangebot als Fahrer und so ist die reinste Katastrophe - im Gelände zieht man sich viele blaue Flecken zu!!
Robuster Geländewagen für Landwirtschaftszwecke wäre der richtige Ausdruck fürn Defender.