Porsche 911 GTS vs. Mercedes-AMG GT
Schwäbisch für Sportler
Schwaben können kein Hochdeutsch, sagt man, aber dafür können sie etwas anderes: Sportwagen bauen. Doch wer baut den besseren? AMG mit dem GT oder Porsche mit dem 911? Ein Vergleich.
Stuttgart - Trotz eines grünen Ministerpräsidenten schert sich Stuttgart offenbar mehr um den Ausstoß von Sportwagen als um den von Abgasanlagen. Denn ab März wird nicht nur in Zuffenhausen ein reinrassiger Sportler produziert, sondern auch im rund 20 Kilometer entfernten Affalterbach.
Bisher waren die Autos der Daimler-Tochter AMG keine wirkliche Konkurrenz für den 911er. Sie waren zu schwer, zu groß, zu teuer. Das ändert sich mit dem GT. Er könnte dem Elfer tatsächlich Feuer hinter den Endrohren machen. Doch tut er es auch? Wir haben die beiden Sportler miteinander verglichen.
Was ist neu?
Porsches neuestes 911er-Stück heißt GTS. Das bedeutet: ein leistungsgesteigerter Saugmotor, geänderte Auspuffanlage und um zehn Millimeter kürzere Federn. Außerdem bietet der GTS serienmäßig Sport-Chrono-Paket, Bi-Xenon-Licht, adaptive Dämpfer (PASM), Sportauspuffanlage mit Klappen und 20-Zoll-Räder mit Zentralverschluss. Die gab es bisher nur beim Turbo S.
Beim Handschalter kommt noch eine mechanische Hinterachssperre hinzu. Ansonsten bleibt der GTS ein alter Elfer-Bekannter. Zur Leistung des AMG würde der 911 GT 3 mit 475 PS (137.303 Euro) zwar besser passen. Der ist aber mehr Racer als alltagstauglicher Gran Turismo.
Der Mercedes-AMG GT ist ein von Grund auf neu entwickeltes Auto, selbst der 4,0-Liter-V8 ist neu. 93 Prozent der Karosserie bestehen aus Aluminium, das Frontmodul ist aus Magnesium gefertigt und die Kardanwelle aus Carbon. Die zweite AMG-Eigenentwicklung fährt leichtfüßig wie ein echter Sportwagen und nicht wie ein getuntes Mercedes-Coupé. Der GT rückt im Vergleich zum SLS näher an den Elfer: Mit 4,54 Meter Länge ist er nur 4 Zentimeter länger als der Sportwagen-Klassiker.
Wer bietet mehr Sportlichkeit?
Auf öffentlichen Straßen wird man weder den AMG noch den Porsche an die Grenzen bringen. Die Coupés sind sehr schnell, sprinten aus dem Stand auf 100 km/h in 4,0 Sekunden (Mercedes) und 4,4 Sekunden (Porsche). Bei der Endgeschwindigkeit ist der Porsche mit 306 km/h zwei Zähler schneller als der Mercedes. Ein Wert, der nur Quartett-Spieler interessieren dürfte.
Entscheidender ist der Weg dahin: Der Porsche bietet als 2+2-Sitzer mehr Platz, und das trotz geringerer Länge: Zur Seite, zum Dach, aber vor allem nach hinten. Auch wenn die hinteren Notsitze eher als Ablage dienen dürften, ist der 911er größer. Mercedes-AMG GT und GT S sind reine Zweisitzer, die Passagiere kauern tiefer im Auto, die Scheiben wirken schmal wie Schießscharten. Darunter leidet die Rundumsicht, die beim Porsche ein Tick besser ist. Kleinigkeiten, die aber im Stadtverkehr auffallen. Dort muss man mit dem AMG vorsichtiger ums Eck biegen.
Volle Dröhnung im AMG
Auf freier Wildbahn greift die rechte Hand schnell zum AMG-Dynamic-Select-Schalter. Damit wählt der Pilot zwischen den Programmen Controlled (C), Sport (S), Sport Plus (S+) und Individual (I). Im Modus C schaltet der GT früh hoch, kuppelt im Schubbetrieb den Gang aus und lässt die Auspuffklappen geschlossen.
Im Sport Plus reagiert der Mercedes auf jeden Gasbefehl mit einem Satz nach vorn, der Motor bellt kurz auf und man hat das Gefühl, als ob vorn einer zieht und hinten einer drückt. Die adaptierte Sport-Parameterlenkung arbeitet exakter, das Getriebe schneller und die Umgebung darf sich über die offenen Auspuffklappen freuen.
Hier kann der Porsche nur schwer mithalten. Für die volle Dröhnung auf Landstraßen und Autobahnen besitzt er neben dem Normal-Modus die Programme Sport oder Sport Plus. Bei denen öffnen sich die Auspuffklappen, der Motor dreht aggressiver hoch, schnappt gierig nach Luft und drückt die verbrannten Abgase lauter aus der vierflutigen Auspuffanlage.
Die Lenkung arbeitet beim Porsche direkter, bietet mehr Rückmeldung, verlangt aber auch höhere Lenkkräfte. Für den AMG benötigen Fahrer spürbar weniger Kraft. Auf den ersten 100 Kilometern fällt das eher unangenehm auf: Es fühlt sich an, als parke man einen Kleinwagen mit City-Modus.
Die Konzepte
V8-Front-Mittel gegen Sechszylinder-Boxer-Heckmotor, unterschiedlicher könnten die Antriebskonzepte kaum sein. Porsche pflanzt seinen Elfern schon seit 1963 den Boxermotor ins Heck. Mittlerweile haben die Ingenieure den Motor perfektioniert.
Die größte Umstellung kam 1997 mit dem Wechsel von Luft- auf Wasserkühlung, beim 996. Das Röhren wurde dadurch zwar leiser, dafür verbesserten sich Fahrverhalten und Leistung. Mit dem frisch vorgestellten GTS hat Porsche 19 Varianten des Elfers auf den Rädern. Denn neben dem hinterradgetriebenen 911 GTS Coupé (ab 117.549 Euro) gibt es noch eine offene Variante. Dazu kommen die Allradvariante 911 GTS Carrera 4 und deren Cabrio-Version. Vielfalt statt Einzigartigkeit hat Porsche mittlerweile groß gemacht.
Mercedes-AMG geht andere Wege: Motor vorn, Getriebe hinten. Dank Transaxle-Bauweise mit V8 hinter der Vorderachse und dem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe hinten kommt der AMG auf eine Gewichtsverteilung von 47:53.
Der GT ist mit 115.430 Euro deutlich günstiger als sein Vorgänger SLS mit 186.000 Euro, der stärkere GT S kostet 134.351 Euro. Zu den beiden Varianten kommen wahrscheinlich noch Roadster, GT3 und Black Series. Das war es dann aber schon. AMG bevorzugt Exklusivität, wenn auch nicht mehr so extrem wie beim Flügeltürer SLS.
Die Herzstücke im Vergleich
Der 462 PS starke 4,0-Liter-V8 (intern M178) des AMG-GT findet hinter der Vorderachse Platz. Dafür wurden die Turbolader in die Mitte der Zylinderbänke platziert und die Ölwanne in eine Trockensumpfschmierung umgewandelt. Die 10,5 Liter Öl sammeln sich im Ruhezustand in einem Behälter auf der Fahrerseite. Für ausreichend Power sorgen 600 Newtonmeter Drehmoment. Die liegen bei 1.600 U/min an und sorgen bis 5.000 Touren schon früh für einen ausreichenden Punch und für einen gewaltigen, basslastigen Sound.
Der Porsche-Motor ist in allen Bereichen kleiner. Er hat zwei Zylinder und 0,2 Liter Hubraum weniger und ist 32 PS schwächer. Dafür arbeitet der Sauger wie ein Rennmotor: Im unteren und mittleren Drehzahlbereich hält er sich vornehm zurück, um dann ab rund 4.000 Touren wie ein Wachhund an der Kette zu reißen.
Die volle Leistung steht bei 7.500 Touren zur Verfügung. Im Vergleich zum Vorgänger optimierten die Ingenieure die Einlasskanäle und spendierten einen größeren Ventilhub. Außerdem wird bei der neuen Resonanzsauganlage die zentrale Schaltklappe durch eine weitere Resonanzklappe in jedem der sechs Zylindersaugrohre ergänzt. Schöner kann ein Boxer kaum klingen.
Fazit: Wer fährt besser?
Auch wenn der 911 GTS "nur" 430 PS hat: Der Saugmotor fühlt sich auf Landstraßen und auf der Rennstrecke nicht unterlegen an. Der GTS ist ein rassiger Sportwagen, der noch einen Restkomfort bietet und den man im Alltag normal bewegen kann. Der AMG GT ist eher ein schicker Gran Turismo: stark, edel und sportlich, aber mit wenig Platz. Auch die Lenkung arbeitet ungewohnt.
Wer der Bessere ist? Man könnte auch fragen, wer das hübschere Model ist: Gisele Bündchen oder Bar Refaeli? Letztendlich ist es Geschmackssache. Für mich hat der AMG den besseren Sound. Dennoch würde ich zum Porsche greifen. Denn er fährt direkter, ungefilterter.
Technische Daten: Mercedes-AMG GT
- Antrieb: 4,0-Liter-V8-Biturbo
- Leistung: 462 PS
- Drehmoment: 600 Nm
- Höchstgeschwindigkeit: 304 km/h
- Beschleunigung 0-100 km/h: 4,0 s
- Verbrauch: 9,3 l/100 km SP
- CO2: 216 g/km
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,54 x 1,93 x 1,28
- Radstand: 2,63 m
- Kofferraum: 350 l
- Leergewicht: 1.540 kg/ 1.615 kg
- Leistungsgewicht: 3,33 / 3,49 kg/PS
- Preis: 115.430 Euro (ab Sommer)
Technische Daten: Porsche 911 Carrera GTS Coupé
- Antrieb: 3,8-Liter-Boxermotor
- Leistung: 430 PS
- Drehmoment: 440 Nm
- Höchstgeschwindigkeit: 306 km/h
- Beschleunigung 0-100 km/h: 4,4 s
- Verbrauch: 9,5 l/100 km SP
- CO2: 223 g/km
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,5 x 1,85 x 1,29
- Radstand: 2,45 m
- Kofferraum: 385 l
- Preis: 117.549 Euro
Ist wohl eine Glaubensfrage, beide sind gut, lasst das Los entscheiden 😆
Sicherlich beides astreine Sportwagen. Knallharte Porschefans werden sowieso nie vom 911er abrücken, alle anderen haben jetzt eine Alternative mehr. Ich würde allerdings keinen von beiden nehmen, sondern den "alten" SLS, finde den Wagen einfach immer noch umwerfend.
Wenn ich einen Porschefahrer in seinem kleinen 6-Zylinder sehe muss ich immer schmunzeln. Einmal 997 4S als Ersatzwagen für den Cayenne gehabt, total unemotional und schwacher Klang. Nicht nochmal. Schade, dass kein 8-Zylinder angeboten wird. Alles Andere ist nicht der Rede wert. Wenn Porsche, dann zumindest Cayenne und in diesem Vergleich ganz klar der GT. Tolles Fahrzeug zum relativ kleinen Preis und wirkt in der Realität besser als auf Bildern.
Na endlich wieder ein Paar Autos, das sich (fast) keiner leisten kann, aber dafür umso besser rumgschafteln.
Mir ist der Porsche 911 inzwischen zu fett und aufgeblasen und der Mercedes ist sowieso so eine Sache für sich... dieses Design?
Ein Mini-SLS, weil, na weil eben...
Werden schon ihre Käufer finden. Die sind glücklich damit und die Kinder können Quartett spielen, die Markenfans... rumgschafteln eben...
Grüße
(selbst nur ein Gschaftler, dessen Geldbeutel sowas nicht hergibt) 134
Klein? *GEWALTIGE* 4,0L gegen 3,8L Hubraum? Oder meinst du die Maße des Motors an sich? 😕
Lustig, dass ein 4,0L V8 Biturbo langsamer ist als ein 3,8L Sauger.
Ich kenne lediglich einen Boxster Black Edition live aus der Fahrerperspektive und das auch nur für 30 km. Doch bin ich überzeugt, dass jeder 911er mit der originären Fahrspaß-Philosophie Porsches mehr gemein hat als dies ein Edel-Touareg namens Cayenne mit einem Turbo S Emblem jemals zuwege brächte.
Selbst bar jeder Cayenne- und 911er-Erfahrung denke ich, mich soweit aus dem Fenster lehnen zu dürfen, ohne gleich hinab zu stürzen. 😉
Du meinst jetzt die 2 km/h bei der Endgeschwindigkeit? 😕 🙄 😮
Oh Mann... 300 PS Autos fahren, aber null Technik- oder Physikverständnis. 😎
Stimmt, Downsizing ist Mist:-)
Ja die meine ich. Wenn 3,8L klein sind dann sind 304 km/h eben langsam 😆
Ich kann mir beide nicht leisten und bin auch noch keinen von beiden gefahren. Sind sicher beide klasse Autos.
Aber allein aufgrund der Optik würde ich den Porsche nehmen. Das aktuelle Mercedes-Design kann mich derzeit bei keinem Modell begeistern.
Für den ersten Wurf ist der GT doch gar nicht so schlecht.
Geben wir ihm noch 2-3 Generationen, dann wird er sicherlich auch vom Design toll, vielleicht kommt ja auch was Eigenständiges.
Dass der Porsche im direkten Vergleich auf den ersten Blick/Bildern designmäßig besser dasteht kommt daher, weil wir ihn sein Jahren/Jahrzehnten schon so kennen. Da erfolgt in jeder Generation nur ein bisschen Feinschliff, das wars.
Von den reinen Fahrleistungen muss sich der Benz jedenfalls nicht verstecken. Mercedes wird wissen, dass sie einen langen Atem brauchen, um gegen den 911 zu konkurrieren. Wir dürfen gespannt sein. 😊
Die Porsche fahrer werden immer beim Porsche bleiben und die Mercedes fahrer immer beim Mercedes. Soll sich jede gattung das raussuchen was gefällt.
Gibt ein schlagendes Argument für den GT: er steht noch nicht an jeder Straßenecke. Zumindest gefühlt gibt es hier bei uns in BaWü mehr 911er als Passats...
"Auf freier Wildbahn greift die rechte Hand schnell zum AMG-Dynamic-Select-Schalter. Damit wählt der Pilot zwischen den Programmen Controlled (C), Sport (S), Sport Plus (S+) und Individual (I). Im Modus C schaltet der GT früh hoch, kuppelt im Schubbetrieb den Gang aus und lässt die Auspuffklappen geschlossen."
Merkt noch Einer was? Das ist kein Auto FAHREN mehr, das ist Digital-Pillepalle, 0 und 1 mit anderem Klang, betreutes Rasen! Den Porsche gibt es ja wenigstens (noch) mit Handschaltung, sonst dasselbe in blau...
Ich habe letztes Jahr einen Mann kennengelernt, der seinen SLS verkauft hat und sich eine Corvette mit Schaltung gekauft hat, weil der SLS zwar (fast) perfekt war, aber sch... langweilig, ich verstehe den Mann!
Ich fürchte, das verstehen hier nicht viele, aber so geht es mir oft...😉