Ford Mustang T-5
Seit 49 Jahren in Love mit einem Mustang
Diese Frau fährt seit 49 Jahren das gleiche Auto - einen Ford Mustang der ersten Generation. Auf dem Weg nach Deutschland verlor der zwar seinen Namen, aber nicht seine Faszination. Eine Reportage.
Köln - Käthe Lowe verrät nicht, wie alt sie ist. Doch ihr Auto gibt uns eine Ahnung davon. Die Heidelbergerin trägt ein Wildpferd in der Nähe ihres Herzens und ein Pony Car darin. Und in ihrer Garage steht ein Ford Mustang der ersten Generation, ein T-5 Fastback, in Wimbledon White, seit 49 Jahren.
Das bleibt so, solange Käthe Lowe ihr Pony Car festhalten kann. Nicht aus Bequemlichkeit oder Nostalgie, sondern aus Liebe. Wahrer, treuer Liebe zu dem historischen Blech und ewiger Liebe zu dem Mann, der ihr das Auto vor einem halben Jahrhundert schenkte. Mit dieser Beharrlichkeit dürfte Frau Lowe mittlerweile die einzige Erstbesitzerin eines Ford T-5 sein.
Die T-5-Schilder sind unbezahlbar
T-5, das war bis 1978 der offizielle Name des Ford Mustang in Deutschland und nichts anderes als ein nüchterner Entwicklungscode. Er musste die vollblütige Original-Bezeichnung ersetzen, da die Namensrechte hierzulande bei den Lkw- und Zweiradherstellern Krupp und Kreidler lagen. Aus diesem Grund hütet Lowe die beiden T-5-Schilder an den Kotflügeln ihres Pony Cars wie einen Schatz: „Die sind unbezahlbar, neue gibt es nicht und auf dem Gebrauchtmarkt findet man sich auch nicht mehr“, sagt Lowe. Wenn sie auf ein Mustang-Treffen fährt, dann bleiben die Schilder vorsichtshalber Zuhause.
Der Mustang veränderte nicht nur Ford, sondern den ganzen Automarkt. Das lag in erster Linie an seinem Preis. Denn der Ford war mit 2.368 US-Dollar viel günstiger als Thunderbird und Corvette, aber genauso sexy. Der günstige Preis kam dadurch zustande, dass der Mustang auf dem Ford Falcon basierte. Von ihm stammte auch der Sechszylinder, der kleine 4,7-Liter-V8 kam aus dem Fairlane. Gebremst wurde rundherum mit Trommeln, die Fahrwerke sind weich wie ein Sandwich.
Coupé, Cabrio, Fastback
Den jungen Käufern war das gleichgültig. Sie waren begeistert von der Kombination aus langer Motorhaube und kurzem Heck. Bald gab es den Mustang in drei Varianten, als Coupé, Fastback und Cabrio. Alle drei pusteten den Staub aus den Verkaufsräumen und lockten junge Käufer an, die Ford bislang nur von den biederen Kutschen ihrer Eltern kannten. Doch der Mustang war und ist anders, eine coole Kiste, mit der man im Autokino Eindruck schinden kann. Ein Auto der Sechzigerjahre, in der die Jugend sich auflehnt.
Deshalb wurde der Mustang nicht nur in Zeitschriften und Spots beworben, sondern fuhr auch über die Leinwand. In Filmen wie „Goldfinger“ (1964), „Gendarm von St. Tropez“ (1964) und „Bullit“ (1968) bekam der Mustang eine Nebenrolle. Das machte sich für Ford bezahlt. Bis Ende 1965 wurden rund 680.000 Fahrzeuge verkauft, bis 1966 schon eine Million, vorwiegend in den USA.
Ein T-5 Fastback aus Antwerpen
Dass Käthe Lowe aus Deutschland ein frühes Modell hat, verdankt sie einem Amerikaner. Ihr Ehemann Fred A. Lowe war US-Sergeant in Heidelberg und durfte US-Cars nach Deutschland importieren. Am 3. November 1965, an Käthe Lowes Geburtstag, überreichte Fred seiner jungen Frau einen Briefumschlag. Sie öffnete ihn, verstand aber den Inhalt nicht. Was soll sie im Hafen von Antwerpen abholen? Einen T-5 Fastback? Was ist das?
Als ihr Mann sie aufklärte, kullerten Tränen. Elf Tage später saßen die beiden in ihrem alten Käfer und fuhren nach Belgien. Fred holte das Auto im Zoll ab, montierte die US-Armee-Schilder und ließ den V8 aufbrausen. Genau 2.610,91 US-Dollar weist die originale Kaufurkunde aus, rund 10.500 Mark. „Schon beim ersten Anblick war ich begeistert – die Form hat mir sofort gefallen“, sagt die Heidelbergerin.
Auf deutschen Straßen war der Mustang von Anfang an ein Exot, auch wenn ein paar andere Soldaten in der Umgebung US-Modelle fuhren. „Unter den vielen Käfern fiel der Ford immer auf, alleine schon durch seine Größe“, sagt Lowe.
Käthe Lowe kommt mit der Länge, dem V8 und der schwergängigen Lenkung ohne Servo gut klar. „Die ersten Jahre war der Ford unser Alltagsauto und wurde nicht geschont. Selbst im Winter waren wir damit unterwegs“, erzählt sie. Bei einer Tour durch den Schnee kam es zum einzigen größeren Unfall mit dem Auto: Die Schneekette am hinteren linken Rad riss und zerfetzte den halben Radkasten. Der musste anschließend neu geschweißt und lackiert werden. „Ansonsten gab es außer einem Parkrempler nichts Dramatisches“, sagt sie. Gut, in 49 Jahren wurde der Motor zweimal aufgepäppelt, die Kabel wurden getauscht und die Heckscheibe erneuert. Ansonsten ist der T-5 weitgehend original.
Ein Verkauf kommt nicht in Frage
Mangels geeigneter Werkstätten fuhr Käthe ihr Auto in den ersten zehn Jahren stets nach Amerika. Auf der US-Base in Heidelberg gab es eine Werkstatt des PX-Supermarktes, die sich um den Mustang kümmerte. Erst nach dem Tod ihres Mannes musste sie das Auto in Deutschland anmelden, dem TÜV vorführen und eine nervige Prozedur über sich ergehen lassen. Auch zur Wartung konnte sie nicht mehr auf die US-Basis fahren. Ein Verkauf kam für sie dennoch nicht in Frage. Denn der Ford war und ist für sie nicht nur ein Stück USA, sondern vor allem eine Erinnerung an ihren Mann. Ist sie im Auto unterwegs, fühlt es sich an, als sei er bei ihr.
Heute hat der 4,7-Liter-V8 rund 140.000 Meilen auf der Uhr und blubbert wie am ersten Tag. Lowe hat ein bisschen Mühe damit, im engen Hof zu rangieren. Sie kämpft mit dem dünnen Lenkrad, muss immer wieder nachgreifen. Doch die Freude bleibt im Gesicht. Vielleicht ist es das Fahren, vielleicht sind es die Erinnerungen.
Eine Spazierfahrt zum Mustang-Treffen
Einmal raus aus der Stadt lässt sie die Automatik in Ruhe schalten und lauscht den Klängen des V8. Während Yorkshire-Hund Cappi im Fond auf seiner Decke schlummert, bewegt die Rentnerin den Ami flott und schaukelt ihn von Kurve zu Kurve. „Wenn es trocken ist und ich Lust habe, mache ich gerne eine Spazierfahrt, am liebsten zu Mustang- oder US-Car-Treffen“, sagt sie.
Ansonsten wird der Ford geschont. Schon seit Mitte der 80er fährt Käthe Lowe im Alltag andere Fahrzeuge, zunächst einen Post-Golf, heute einen Suzuki Baleno. Doch der Mustang ist allgegenwärtig. Selbst bei schlechtem Wetter hat Lowe ihn stets im Blick: Das alte Kinderzimmer ihrer Tochter hat Lowe in ein Museum verwandelt. Fotos, Pokale, Figuren und Modellautos drängeln sich in Vitrinen. An den Wänden hängen Urkunden und Bilder aus den vergangenen 49 Jahren. Urlaubsfotos, Bilder von ihrem Mann, ihrer Tochter und natürlich von dem T-5.
Eine tolle Geschichte!
Dem kann ich nur beipflichten.
Schönes Auto - schöne Geschichte 😊
Aber ist das auf Bild 16 nicht der Tacho? Und kein Radio? 😉
Schöne Geschichte und ein Kennzeichen, das mir auch noch fehlt (ohne H).
lg Rüdiger:-)
Ist mir auch gerade aufgefallen 😆 ... *lachend über den Boden roll* 😆 ...
Trotzdem tolle Geschichte, hoffentlich fährt sie noch ein bisschen weiter 😊
Wie geil 😆 Welcher Praktikant durfte die Bilder beschriften?
Ansonsten eine schöne Story.
Danke für diese sehr schöne Geschichte. Nur wer hat den Tacho mit "Radio" beschriftet? Was stimmt noch alles nicht?
wahre liebe!
alles gute für frau lowe und ihren mustang!
god bless america
Ein zeitlos hübsches Fahrzeug dieser Mustang und - wie bereits gesagt - eine wirklich tolle Geschichte.
Nur wie kann man den Tacho mit einem Radio verwechseln?! 😆 🙄
Ich wünsche Frau Lowe noch viele, viele Jahre Freude mit ihrem Mustang!
Bin immer wieder begeistert, wenn alte Autos gepflegt und erhalten werden 😊
Das ist natürlich kein Radio, sondern ein Bandtacho. Sorry, habe ich geändert. Grüße aus der Werkstatt.
Schöne Geschichte, aber in 140.000 Meilen 2x den Motor wieder aufpäppeln? Ich dachte immer, die alten Achtzylinder seien quasi unzerstörbar...
Super Geschichte,mal was anderes als langweilige Dieselspargeschichten. Schon eine tolle Frau.
Ich glaube ich habe ein Dejavu. Ich habe genau dieselbe Geschichte vor ein paar Wochen in der Auto Motor Sport gelesen. Da stand auch etwas mehr über die zahlreichen Unfälle.