Porsches Le-Mans-Klassiker
Sieben Le-Mans-Sieger in Hockenheim
16 Jahre startete kein Porsche in der Le-Mans-Königsklasse. 2014 ändert sich das. Am Hockenheim machte sich Porsche nun Mut und beschwor vergangene Siege.
Von MOTOR-TALK-Reporter Fabian Hoberg
Le Mans - Porsche will gewinnen. Unbedingt. Immer. Im kommenden Jahr auch wieder in Le Mans, bei den 24 Stunden. 16 Jahre lang fuhr dort kein offiziell eingesetzter Porsche mit. Dabei ist Porsche selbst nach den 12 Audi-Siegen in den vergangenen Jahren immer noch die erfolgreichste Marke in Le Mans. 16 Mal gewannen hier Autos mit Zuffenhausener Ingenieurskunst.
Mit dem neuen Le-Mans-Rennwagen will Porsche die Audi-Dominanz brechen und an eigene Erfolge anknüpfen. Ein Limit, technischer oder finanzieller Art, gibt es nicht. Alle Ampeln stehen beim Vorstand auf Grün.
Die Schwaben wollen dem Konzern-Bruder aus Ingolstadt zeigen, wo die Auspuffrohre glühen. Und damit endlich wieder eine Macht im Motorsport werden. Denn bei den großen Rennen macht sich Porsche seit Jahren rar. Der alte Boss Wiedeking fand die Auftritte da stets zu kostspielig. Viel Geld verbrennen ohne zu gewinnen, das wollte sich Porsche damals nicht leisten.
Reglement erzwingt Hybrid-Antrieb
Mit dem Engagement in der Fia World Endurance Championchip (WEC) ändert sich das 2014. Bei der WEC gibt es insgesamt acht Langstreckenrennen. Sieben davon dauern länger als sechs, der Klassiker in Le Mans exakt 24 Stunden. Um in Le Mans zu siegen, investiert Porsche gewaltig. In neue Gebäude, ins Rennpersonal, das auf 200 Mitarbeiter aufgestockt wurde, und in Runden, die der neue Flitzer in Weissach bereits dreht.Der Prototyp-Rennwagen der Klasse LMP1 setzt reglementskonform auf einen Hybrid-Antrieb. Mehr Power bei weniger Durst lautet die Aufgabe, besonders in Le Mans. Wie viel Leistung unter der leichten Verkleidung steckt, verrät Porsche noch nicht. „Wir stehen noch tief in der Entwicklungsphase, aber sind voll im Zeitplan“, sagt Alexander Hitzinger, technischer Direktor des LMP1-Projekts mit Blick auf das erste Rennen in Silverstone im April 2014.
Laut Reglement darf ein Renner der Königsklasse (LMP1) pro Runde (13,88 km) nicht mehr Energie als 4,42 Liter Benzin verbrauchen – auf 100 Kilometer entspricht das einem Verbrauch von 31,84 Liter. Kein schlechter Wert unter Dauervollgas. Für Porsche starten Timo Bernhard, Romain Dumas und Mark Webber. Bernhard und Dumas gewannen zuletzt 2010 das Rennen für Audi.
Die Legende: Porsche 917
Nach so viel Ausblick werfen wir einen Blick zurück. Denn ein großer Teil des sportlichen Porsche-Images basiert auf den Siegen von Le Mans. Porsche mischt seit 1951 als Werksteam mit, gewann mit dem 356 SL Coupé gleich in seiner Klasse. Die Stuttgarter leckten Benzin und wollten mehr.
Legendär sind heute vor allem die Rennwagen 917 Kurzheck mit ihren bis zu 4,9 Liter großen V12-Motoren. Die 92 Zentimeter flachen Rennwagen leisteten mitunter 600 PS und erreichten maximal 360 km/h. Die Fahrer mussten sich ins enge Cockpit quetschen, wo es heiß wurde und stickig und gefährlich.1969 verlor Hans Hermann das Rennen im 908 Langheck auf der Zielgeraden. Ein Jahr später machte er es im 917 besser und siegte zum ersten Mal für Porsche. Wie gefährlich und schnell die Rennen damals waren, dokumentiert der Spielfilm „Le Mans“ mit Steve McQueen. Hier wird wenig gequatscht, dafür viel gefahren.
Die Ära der 911er
Nach dem 917 kam ab 1974 die Zeit der Elfer-Derivate. Der erste 911 Turbo war der erste Porsche-Rennwagen mit Turbolader in Le Mans. Erst nach der Langstreckenprüfung fand die Technik Einzug in die Serie. Der 911 Carrera RSR Turbo 2.1 schöpft aus 2,1 Liter Hubraum rund 500 PS.
Bis zu 300 km/h fährt der Elfer mit der Martini-Beklebung und dem zwei Meter breiten Heck. Der Wagen schaffte 1974 Platz zwei. Der offene 936/77 kommt mit 2,2 Liter Hubraum und Turbolader auf 540 PS und gewann 1977 - wie auch sein 20 PS schwächerer Vorgänger im Jahr davor.
Der alte Marketingspruch „Win on sunday, sell on monday“ gilt vor allem, wenn die Rennwagen seriennah sind. Porsche legte dafür den 935 auf. Der Renner baut auf dem 911 auf und sieht auch so aus. Mit bis zu 630 Turbo-PS dominierte Porsche nicht nur die Klasse Gruppe 5, sondern wurde 1979 Gesamtsieger. Traurige Berühmtheit erlangte das Modell, als der deutsche Rennfahrer Rolf Stommelen damit 1983 auf der Rennstrecke Riverside in Kalifornien tödlich verunglückte.
Ab 1982: Porsche 956
Völlig neue Wege gehen die Ingenieure 1982 mit dem 956. Der Zweisitzer ist für die Gruppe C bei der Langstrecken-Weltmeisterschaft homologiert. Sein Ground-Effekt saugt ihn an den Asphalt und lässt in Kurven die Konkurrenz weit hinter sich. Mit 620 PS rennt die Flunder bis zu 360 km/h schnell. Insgesamt sieben Mal gewannen 956 und sein Nachfolger 962 zwischen 1982 und 1994 den Klassiker in Le Mans.
Beim 962 C sorgt ein Sechszylinder-Boxer mit drei Liter Hubraum und 700 PS für ausreichend Siegeswillen. Der Antrieb wird auch im Porsche Joest WSC Spyder 1996 erfolgreich eingesetzt, wenn auch nur mit 540 PS. Die reichten aber, um den neu entwickelten GT1 zu schlagen. Zumindest in diesem Jahr. Denn 1998 war der 550 PS starke neue Rennwagen die Macht in Le Mans.Das freute die Piloten, und ein paar wenige Kunden. Porsche stellte von dem Rennwagen eine Kleinserie mit Straßenzulassung auf die Räder, 21 Exemplare zum Stückpreis von 1,55 Millionen Mark. Ein Schnäppchen im Vergleich zum aktuellen Rennwagen. Für den nennt der Stuttgarter Autobauer zwar keinen Preis, aber mehr als eine Millionen Euro dürfte der Renner wohl kosten.
Die Geschichte von Le Mans
Der Langstreckenklassiker in Frankreich wurde erstmals 1923 ausgetragen, nach dem Krieg startete er 1949 neu. Im Gegensatz zu anderen 24-Stunden-Rennen fahren die Rennautos zum Teil auf Streckenabschnitten, die sonst als Landstraßen benutzt werden.
Berühmt ist die lange Gerade Mulsanne Straight, die früher mit bis zu 400 km/h genommen werden konnte. Seit 1990 sind aber zwei Schikanen verbaut, so dass der Topspeed „nur“ noch bei 340 km/h liegt.
Zum größten Unglück im Motorsport kam es 1955, als ein Mercedes 300 SLR in eine Zuschauertribüne flog. 84 Menschen kamen dabei ums Leben. Ein Mercedes war auch bei einem spektakulären Unfall beteiligt: Bei dem extrem flachen 99er CLR riss auf einer Kuppe beim Überholen der Anpressdruck ab. Der Rennwagen flog nach ein paar Überschlägen in eine Birkenschonung neben der Strecke. Der Fahrer Peter Dumbreck erlitt nur Prellungen, Mercedes erklärte danach, nie wieder in Le Mans anzutreten.
Gestartet wird am 5. Juli 2014 aktuell in vier Klassen. Le Mans Prototype 1 (LMP1), LMP2, GTE Pro und GTE Am.
Der Dreikampf Audi, Porsche und Toyota wird spannend. Hier gibt's unseren Beitrag vom Event: http://bit.ly/17Jhb9o
Das größte spannenste Motorsportereignis von Welt dieser. Da wird natürlich unser deutsches GEZ-Abzock-TV live dabei sein. Oder auch nicht, egal, wir haben auf Schüssel umgerüstet.
Richtig tolle Autos. Das erwärmt mein Herz. 😊
Vor allem der 917 - eine Ikone. Alleine schon durch den Film "Le Mans" mit Steve McQueen.
Auf der Essen Motorshow 2012 stand auch einer herum - in den Farben des John Wyers Racing Teams - also in Gulf Farben.
Die Reifen auf der Hinterachse waren fast würfel - die waren fast so breit wie hoch. 😆
Ich freue mich richtig auf die Rückkehr von Porsche nach Le Mans. Wir werden, so denke ich, mal wieder tollen Motorsport erleben. Die Langstrecken-WM mit den Duellen Audi vs. Toyota war auch immer schön spannend.
Mal sehen wie Porsche so loslegt. Die Messlatte und die Erwartungen sind groß. Audi hat viel Erfahrung, und es wird schwer da ranzukommen. Toyota ist ebenfalls nicht ganz unerfahren. Die Boliden wurde dort zusammengebaut, wo auch die F1-Autos zusammengezimmert wurden.
Die 996 GT1 waren dann meine Generation. 😊 Auch sehr beeindruckende Autos. An die Straßenversion kann ich mich gut erinnern. Ich habe auf dem Ring auch mal einen 993 GT1 gesehen. Davon wurden nur zwei Stück gebaut. Klasse!
Die 935 - damals noch bei der DRM im Einsatz - waren absolute PS-Monster. 😊
die echten PS-Monster, wenn wir schon dabei sind, waren die maximalen Ausbaustufen der 917er mit Turboaufladung und über 1.000 PS😉
Wieso ist eigentlich die Rede von V12 Motoren?! Das sind doch 12 Zylinder Boxer, oder ist die Zündfolge die von einem V Motor wie bei den Ferrari 12 Zylinder "Boxern"?!
Ansonsten: tolle emotionsgeladene Autos...außer der ganz links: der sieht immer in der Presse scheel aus, weil er wie ein Spielzeugauto wirkt😆
@i need nos:
Der 917 hatte keinen Boxer-Motor. Das waren tatsächlich 12 Zylinder in V-Anordnung.
Die 917er hatten nie eine Turboaufladung. Das waren Sauger. Durch Erhöhung der Drehzahl wurden aber tatsächlich diese wahnsinnigen Leistungen erzeugt.
Der 917/30 Can-Am Spyder hatte sehr wohl Turboaufladung – und wurde seinerzeit in den USA, witzigerweise von Porsche UND Audi(-Händlern!) gesponsert!
Okay, zugegeben: Can/Am hatte ich nicht auf dem Schirm. 😉
der Satz stimmt noch nicht ganz ;-)
Laut Reglement darf ein Renner der Königsklasse (LMP1) pro Runde (13,88 km) nicht mehr Energie nutzen als in 4,42 Liter
Benzin verbrauchenenthalten ist.oder
Laut Reglement darf ein Renner der Königsklasse (LMP1) pro Runde (13,88 km) nicht mehr
Energieals 4,42 Liter Benzin verbrauchen😊 schönen Tag 😊
EDIT:
9,3 kWh/L ist übrigens der Brennwert von herkömmlichen Bezin 😊
Egal was die Porsches bauen...Hauptsache Luftkühlung. Wahnsinn (Zumindest beim 917)