Nissan e-NV200 Evalia: Fahrbericht
Sieben Sitze und ein Elektromotor
Ein Shuttlefahrzeug für die umweltbewusste Soccer Mom oder den Bundeskongress der Grünen? Gibt es jetzt von Nissan. Erste Fahrt im elektrischen e-NV200 Evalia.
Essen – Direkt auf einen E-Kleinbus gewartet hat Autodeutschland nicht, daran lassen die Zulassungen anderer Elektrofahrzeuge wenig Zweifel. Nissan bringt nun in Gestalt des siebensitzigen e-NV200 Evalia genau so ein Fahrzeug.
Mit Diesel oder Benziner fährt der Evalia bereits seit 2011 in Deutschland – wenn auch nicht häufig. Kaum 1.500 Einheiten hat Nissan im laufenden Jahr verkauft. Die Nachfrage wird auch durch die neue Elektroversion nicht explodieren.
Der Nissan Leaf spendet die Technik
Antriebstechnik und Batterie übernehmen die Japaner vom Leaf. Seit Kurzem fährt bereits die Kastenwagenversion des Evalia durchs Land. Diese Herkunft ist dem Elektro-Evalia deutlich anzumerken. Einfache Materialauswahl, robuste Verarbeitung, flachgestelltes Lenkrad.
Im besten Sinne nützlich sind die ordentliche Übersicht und die gute Rangierbarbeit sowie die praktischen seitlichen Schiebetüren. Die erleichtern den hinteren Einstieg vor allem in engen Parklücken. Die dritte Reihe eignet sich dennoch vor allem für Kinder. Vom Gepäckraum bleibt bei voller Bestuhlung nicht viel übrig. Nominell passen zwar 444 Liter hinter die große Klappe, die müssen allerding schon ziemlich senkrecht angeordnet sein.
Bessere Fahreigenschaften dank schwerer Batterien
Was den Evalia gegenüber VW Caddy, Ford Tourneo Custom und Mercedes Citan auszeichnet, ist der E-Antrieb. Der E-Motor schickt 109 PS an die Vorderräder. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 123 km/h begrenzt. Aus dem Stand dauert es 14 Sekunden bis Tempo 100. Als Reichweite nennt Nissan bis zu 167 Kilometer pro Batterieladung.
Für den Stadtverkehr ist das mehr als ausreichend, und scheint realistisch: Während einer zweistündigen Testtour durch Essen zählten Kilometerzähler und Reichweitenanzeige im Gleichschritt. Bei hohem Autobahntempo oder voller Beladung sinkt die Reichweite logischerweise.
Der kurze und hohe Kleinbus profitiert vom E-Antrieb. Die im Unterboden eingebauten Batterien korrigieren den hohen Schwerpunkt, das Mehrgewicht von 200 Kilogramm verbessert die Straßenlage. Der E-Evalia fährt komfortabel, trotz starrer Achse und Blattfedern. Dazu trägt das fehlende Motorengeräusch bei. Nachteil: Fußgänger hören den Evalia ebenfalls kaum.
Preisliste startet bei 36.766 Euro
Ein Problem teilt sich der Evalia mit allen Elektroautos. Das Aufladen des Akkus dauert rund zehn Stunden oder vier Stunden an einer 32-Ampere-Ladestation. Nur eine halbe Stunde dauert es, mit der Nissan-eigenen "Zapfsäule" mit 50 kW-Hochspannungs-Gleichstrom, von denen es in ganz Deutschland erst knapp 60 Stück gibt.
Der nötige Anschluss mit Chademo-Standard ist beim Evalia bereits an Bord. Dazu kommen zahlreiche Pkw-typische Extras wie Klimaautomatik, Touchscreen-Multimediasystem und ein beheizbares Lenkrad. Die Aufpreis-Liste ist kurz: Neben der dritten Sitzbank für 741 Euro und einem 6,6-kW-Ladeanschluss (1.074 Euro) führt sie noch Metallic-Lack (452 Euro), Einparkpiepser (ab 143 Euro) und ein paar Optik-Upgrades auf.
Die Preise des Nissan Evalia mit Elektroantrieb starten bei 36.766 Euro inklusive Batterie. Wer den Akku lieber mietet als kauft, zahlt bei Auslieferung 30.870 Euro. Hinzu kommen mindestens 87 Euro im Monat (36 Monate, 10.000 km/Jahr).
Technische Daten: Nissan e-NV 200 Evalia
- Motor: Synchron-Elektromotor
- Leistung: 109 PS
- Drehmoment: 254 Nm
- Beschleunigung von 0-100 km/h: 14 s
- Höchstgeschwindigkeit: 123 km/h
- Verbrauch: 16,5 kWh/100 km
- Reichweite (im NEDC-Zyklus): 167 km
- CO2: 0 g/km
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,56 x 1,76 x 1,86
- Radstand: 2,73 m
- Leergewicht: 1.641 kg
- Basispreis: 36.766 Euro
Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht
30.000 EUR nur für ein Van mit Starrachse und Blattfedern. Einen Ford C-Max gibt's für die Hälfte. Was ist an dem Auto so teuer, wenn es die Batterien nicht sind?
Ein C-Max für 15.000€? Das will ich sehen. Und komm mir nicht mit einem Vergleich zwischen Rabatt und Liste.
Der Evalia ist sowieso eher ein Caddykonkurrent bzw. Tourneo Custom.
Die Preise für den Diesel sind ganz ok. Fangen bei 20.490€ an. Die hier beschriebene Ausstattung Tekna kostet als 110PS Diesel 24.200€. Da ist aber schon die übliche Sonderausstattung drin. Klimaautomatik, zwei Schiebetüren, Aluflegen usw.
Der Elektroaufpreis liegt also bei ca.12.000€.
Das ist eine Menge Geld für ein kaum nutzbares Fahrzeug. Ich bin keiner der Reichweitennörgler - aber 167km NEFZ ist echt nicht viel.
Sicherlich spannend für einige Firmen und Hotels als Shuttler bzw. Innenstadtlieferwagen. Aber eben primär als Imageträger.
Billiger Unterhalt bei Kaufbatterie, weniger Wartungsarbeiten...
Der e-NV200 ist ja schon länger draußen und der kostet weniger...
Es nervt langsam, daß zu JEDEM E-Auto-Bericht die gleichen Kommentare kommen:
Zu teuer, zu wenig Reichweite, gar nicht umweltfreundlich und so weiter...
Muß man andere Autos unbedingt schlecht reden, damit das eigene besser da steht? Oder ist das einfach Angst und Neid?
Klar nervt das, aber die Kritikpunkte wie mangelnde Reichweite wiegen halt sehr schwer 😉
Vor allem, weil die tägliche durchschnittliche Fahrstrecke jedes Deutschen über 167 Kilometer liegt...
Für mich nicht! Wen interesisert es? Ich schreib ja auch nicht in jeden Transporter-Bericht daß mir der Wagen zu groß ist, daß ich nicht so viel Platz brauche, oder in jeden Sportwagen-Bericht daß mir der Wagen zu viel verbraucht, oder in jeden Diesel-Bericht daß der sich nicht auf Kurzstrecke lohnt und so weiter... Aber bei Elektroautos muß sich dann jeder über die Reichweite beschweren 🙄
Dann sollen sich die deutschen kaufen was sie wollen.
Die Welt besteht aus etwas mehr als die paar Millionen, die größtenteils die Ewiggestrigen spielen. Es nervt. Kauft es halt nicht.
Ford Cmax Listenpreis 17.850. Der C-Max kostet also 57% des Preises dieser Blattfedern-Starrachsen-Hässlichkeit. Aktuell kann man ihn übrigens für 14.390 € direkt bei Ford bestellen, ohne jegliche Rabattfeilschereien.
Und dann feste Steuern, Sprit usw.
Und hat Dein C-Max auch Automatik und die anderen Ausstattungsmerkmale, oder fährst Du nen völlig nackten C-Max, juschi2?
Liebe Hersteller: Macht mir endlich einen 9-Sitzer Kleinbus in Sprinter-Größe und 2-2-2-3 Bestuhlung. Den könnte ich verschleißarm auf meiner von Dorf zu Dorf Schulbuslinie laufen lassen, und da er nie mehr als 50km am Stück fährt würden auch 150-200km Reichweite genügen.
MFG Sven
Taxi des Jahres, 200 fahren in Amsterdam
http://...newsroom.nissan-europe.com/.../Media.aspx?mediaid=135030
https://www.youtube.com/watch?v=9xZR4dQshK4
Versteh mich nicht falsch, ich bin wirklich E-Auto fan.
Ich finde nur nicht JEDES Modell gut umgesetzt. Das sehe ich derzeit viel mehr als Problem. Beim e-NV200/e-Evalia sehe ich durchaus Schwächen. Die Reichweite ist selbst im Vergleich zur elektrischen Konkurrenz sehr gering. Find ich nicht super dramatisch. Ist sowieso ein Nischenfahrzeug. Für den reinen Stadtverkehr reicht das aus. Taxi oder Zustellfahrzeuge dürften damit gut hinkommen.
Den Preis find ich dafür jedoch recht hoch. Man vergleiche mal mit dem Technikspender Leaf. Der "Aufpreis" dort ist nicht so hoch.
Hauptmanko ist für mich eher der Chademo-Standard. Sprich in Deutschland kann man den fast nirgendwo schnell laden.
DAS werfe ich Herstellern immer wieder vor. Man baut ein an sich geeignetes Auto. Oft für eine kleine Kundengruppe, aber passabel. Und dann wird am Ende grob gepatzt.
Nimm das Beispiel Nissan. Ladung an der Steckdose ist nur für den Notfall geeignet (sonst zu lang). Chademo hat Seltenheitswert. Mit Wallbox (Typ2+Adapterkabel) kommt man üblicherweise auf schwache 3,7kW. VW und BMW machen aber ähnlichen Unfug. Ladung oft nur mit 3,7kW (unter Sonderbedingung 7,4kW bei BMW) wenn man in der Garage laden möchte. Renault baut eine tolle Zoe, verbietet dann aber den Akku zu kaufen usw.
Da bin ich jedesmal fassungslos. Man kann kaum glauben, dass die die Autos wirklich verkaufen wollen.
Der e-NV 200 ist für bestimmte Zielgruppen ok. Das Taxiunternehmen könnte während den Wartezeiten laden. Ähnlich der Zusteller in seiner Mittagspause. Aber aufgrund fehlender Ladetechnik geht genau das nicht. Überall erstmal CCS und Chademo Säulen bauen zu müssen, ruiniert jede Rechnung. Eine Wallbox kostet kaum was - da bleibt man für die Garage bei unter 1000€. Ein Multilader für Chademo und/oderCCS +Typ2 kostet 15-40.000€. Da überlegt man sich auch als kleines interessiertes Unternehmen ob man das wirklich will.