Smart Forjeremy

Smart und die Flügel

Timo Friedmann

verfasst am Wed Nov 28 20:25:27 CET 2012

So viel Mut muss beachtet werden. Daimler macht in Mode und zeigt auf der L. A.-Motorshow einen von Designer Jeremy Scott gestalteten Smart. Ein bizarres Auto, aber spannend.

Ein Smart für den Laufsteg. Designed by Jeremy Scott.
Quelle: Daimler

Los Angeles – Autos mit Flügeln, wie oft wischte diese Idee schon durch unsere Köpfe. Mercedes verbindet mit Flügeltürern eine Legende, andere Autos mit Flügeln entstanden entweder in Manufakturen oder in der Werbung eines österreichischen Brauseherstellers.

Und nicht zuletzt darf in diesem Zusammenhang an den geflügelten Fiesta von HA Schult gedacht werden. In einer weitgefassten Interpretation folgt Smart dieser Idee.

Fliegen kann der kleine Flitzer leider nicht.
Quelle: Daimler

Flügel sind sein Markenzeichen

Auf der L. A.-Motorshow enthüllte die Kleinstwagen-Marke ein Auto, das von Jeremy Scott entscheidend gestaltet wurde. Scott gilt als einer der einflussreichsten Modedesigner der Welt. Er hat Stücke für Madonna, Rihanna, Kanye West, M.I.A., Justin Bieber, Lady Gaga und Beth Ditto entworfen und wird von Karl Lagerfeld als sein einzig würdiger Nachfolger bei Chanel gesehen. Typisches Detail an Scotts Entwürfen sind kleine Engelsflügel, mit denen er Schuhe und andere Modestücke verziert. Diese Flügel bekommt auch der Smart.

Sehr fein sieht der Innenraum aus. Hervorragend verarbeitetes Leder, ein Lenkrad im Flugzeug-Stil und die lässigen, wenngleich umständlichen Vier-Punkt-Gurte verleihen dem Auto einen Glanz, der jeden Standard-Smart wie Altmetall wirken lässt.

Ist diese Idee nicht zu verrückt?

Einen Modemacher mit einem unscheinbar gewordenen Stadt-Flitzer zu kombinieren? Das Smart-Design wurde in den vergangenen Jahren oft in verschiedene Richtungen gezerrt. Stets als Messe-Studien, die nie realisiert wurden.

Man könnte an eine Neuinterpretation des Heckflügels denken...
Quelle: Daimler
Die Flügel fungieren als Heckleuchten.
Quelle: Daimler
Das Chrom blitzt, die Flügel strahlen.
Quelle: Daimler
Markenzeichen: "Heckflügel".
Quelle: Daimler
Edler Innenraum mit vieeeel Chrom.
Quelle: Daimler
Lenkrad und Gurte erinnern an ein Flugzeugcockpit.
Quelle: Daimler
Der Mann im Raumanzug ist Jeremy Scott, das Auto seine Schöpfung.
Quelle: Daimler
Fliegen kann der kleine Flitzer leider nicht.
Quelle: Daimler
Mit gestutzten Flügeln soll er tatsächlich auf den Markt kommen.
Quelle: Daimler
Designer Scott schaut grimmig, der Smart bleibt knuffig.
Quelle: Daimler
Jeremy Scott und seine Schöpfung: der Smart Forjeremy
Quelle: Daimler

Anders wird es mit diesem Jeremy-Scott-Smart. Er basiert auf dem aktuellen 75-PS-Elektro-Serienmodell und soll mit weniger dominanten Flügeln in kleiner Stückzahl gefertigt werden.

Die Idee dahinter nennt sich schlicht Marketing. Elektro-Autos sind in Kalifornien und vielen Metropolen Europas hip. Der hohe Preis schreckt Kunden noch ab. Wertet man das Produkt aber zusätzlich auf, wie diesen Smart im Scott-Style, spricht man eine neue Zielgruppe an. Für gefragte Designer-Artikel zahlen Kunden gern deutlich höhere Preise. Unabhängig vom tatsächlichen Wert des Produktes.

Smart spricht mit dem Jeremy-Scott-Modell eine Kundengruppe an, die sonst Autos eher als Transportvehikel betrachtet. Das Konzept könnte durchaus funktionieren. Scott ist ein Star der Mode-Szene und seine Ausstrahlung kann sich auf den Smart übertragen. Gerade in einem spannenden Markt wie den USA.

Edler Innenraum mit vieeeel Chrom.
Quelle: Daimler

Haute Couture für die Straße

„Wir werden 2013 auch eine Edition des Smart Forjeremy mit Straßenzulassung in den Verkauf bringen“, sagt Smart-Chefin Dr. Annette Winkler. „Ich freue mich jetzt schon riesig darauf, mit dieser haute couture in der Stadt fahren zu können!“

Sich einen Smart Forjeremy mit seinen Fiberglas-Flügeln (als Rückleuchten) in Gelsenkirchen-Schalke vorzustellen, wirkt absurd. Auf dem Rodeo Drive in Beverly Hills wirkt der Kleinstwagen dagegen cool und kreativ. Hier gehören auch die extremen Propeller-Felgen hin. Jeder deutsche Bürgersteig wäre zerstörerisch für diese Dinger.

Quelle: MOTOR-TALK