Lohnt sich ein Dienstwagen mit H-Kennzeichen?
So alt und trotzdem noch im Dienst
Ein Oldtimer als Firmenwagen? Das schmückt Fahrer und Unternehmen und kann steuerliche Vorteile bringen. Bei überteuerten Preziosen hört der Spaß für die Finanzbehörden aber auf.
Von Haiko Prengel
Berlin - Er keucht heiser. Dann nagelt er los und schwärzt mit einer Rußwolke die Umgebung. So ein alter 508 D muss sich die Vorkammern erst einmal ordentlich freihusten, wie ein Kettenraucher die Lungen vor der ersten Zigarette. Doch wenn der blassgrüne Mercedes-Lkw von Olaf Winkler erst einmal warm ist, läuft er fantastisch. „Ich wollte ja ein robustes Arbeitstier“, sagt der Berliner und klopft anerkennend auf das Blech des 35 Jahre alten Dreiseitenkippers.
Winkler ist Gartenbauer. In Berlin-Lichtenberg führt der 50-Jährige einen kleinen Baumpflegebetrieb. Große Holz-Häcksler und andere moderne Arbeitsgeräte stehen auf dem Betriebsgelände. Als automobilen Lastenesel für das Wegkarren des ganzen Grünzeugs hat sich Winkler bewusst für ganz altes Eisen entschieden – einen Mercedes Transporter T2 von 1982.Auf dem Tacho stehen 270.000 Kilometer, nicht wenig für ein ehemaliges Baustellenfahrzeug. „Neue Lkw sind einfach extrem teuer“, erklärt Winkler. Zum anderen ist sein historischer T2 - von Kennern auch liebevoll „Düdo“ genannt - für sein Unternehmen so etwas wie das perfekte Aushängeschild. Die meisten Leute lieben alte Autos. „Meine Karre finden alle cool und hübsch“, meint Winkler.
Mit H-Kennzeichen Steuern sparen
Oldtimer als Firmenwagen, das liegt im Trend. Das Hobby mit dem Beruf verbinden, ein cooles Firmenauto fahren: Immer mehr Unternehmer schaffen sich ein Dienstfahrzeug mit H-Kennzeichen an. Doch Klassiker eignen sich nicht nur als fahrende Visitenkarte, man kann mit ihnen auch ordentlich Steuern sparen.
Weil der Kfz-Steuersatz für historische Fahrzeuge pauschal bei rund 192 Euro pro Jahr liegt, sind selbst relativ hubraumstarke Lkw ohne Katalysator wie der 508 D von Olaf Winkler ausgesprochen günstig zu unterhalten. Außerdem darf der Gartenbauer mit seinem Dreiseitenkipper dank H-Kennzeichen auch in die Umweltzone der Hauptstadt fahren, was vergleichsweise neuen Diesel-Fahrzeugen um Baujahr 2000 verwehrt bleibt. Die erhalten allenfalls die gelbe Plakette und müssen draußen bleiben.Mit dem Wert des Oldies wächst auch das Betriebsvermögen
Noch interessanter wird es bei besonders edlen Oldtimern. Ein Porsche 911 von 1969 beispielsweise kostete ursprünglich etwa 20.000 Mark. Heute ist er ein Vielfaches wert. Doch das Finanzamt rechnet beim geldwerten Vorteil für Fahrer von Dienstwagen ausschließlich mit der 1-Prozent-Regel, die sich auf den Listenpreis bei der Neuzulassung bezieht.
So eine Rechnung sei tatsächlich erst einmal „verlockend“, sagt der Berliner Steuerberater Oskar Boehling (Name von der Redaktion auf Wunsch geändert). Das Problem ist aber, dass Oldtimer im Vergleich zu Neuwagen oder jüngeren Gebrauchten nicht an Wert verlieren, sondern mit der Zeit immer wertvoller werden. Und genau dieser Wertzuwachs wird im Betriebsvermögen angerechnet. „Das bedeutet Steuern zahlen“, erklärt Boehling. Ein eventueller finanzieller Vorteil werde dann schnell zum Nachteil.
Zudem sehen es manche Finanzbehörden eher kritisch, wenn Unternehmer sich allzu kostspielige Oldtimer als Dienstwagen leisten und deren Anschaffung und Unterhalt als Betriebsausgaben absetzen möchten. Dass ein Gartenbaubetrieb einen Dreiseitenkipper benötigt, mag sicherlich einleuchten. Ob ein Jurist oder IT-Berater zwangsläufig mit einem Supersportwagen vorfahren muss, ist eine andere Frage.Der Oldtimer muss einen betrieblichen Bezug haben
So wurde einem Geschäftsmann aus Baden-Württemberg per Gerichtsurteil untersagt, seinen Jaguar E-Type, Baujahr 1973, als Dienstwagen steuerlich abzusetzen. Der Mann hatte 75.000 Euro für den Klassiker bezahlt und wollte den Kaufpreis über vier Jahre als Betriebsausgabe abschreiben. Doch das Finanzgericht Baden-Württemberg urteilte, dass die Kosten für solch ein Fahrzeug keine Betriebsausgaben, sondern „unangemessene Repräsentationsaufwendungen“ seien (Urteil Az. 6 K 2473/09).
Ohne betrieblichen Bezug sei ein Jaguar E-Type nämlich eher der Freizeitgestaltung zuzurechnen. Der unterlegene Kläger hatte seinen Oldtimer nur viermal zu Kundenbesuchen eingesetzt und war dabei insgesamt 539 Kilometer gefahren. Der typische Vertreter-Passat reißt so etwas an einem Tag ab.
In einem anderen Fall unterlag ein Tierarzt für Kleintiere vor dem Finanzgericht Nürnberg, der als Firmenfahrzeug einen VW Multivan nutzte, dazu aber auch noch die Aufwendungen für seinen Ferrari Spider als Betriebsausgaben geltend machen wollte. Ein 400-PS-Sportwagen, der für den Unternehmer „durchgehend horrend hohe Kosten“ verursache, sei weder geeignet noch dazu bestimmt, den Betrieb zu fördern, urteilten die Richter (Urteil Az. 7 K 966/09).Noch gebe es zu solchen Fällen keine einheitliche Rechtsprechung, sagt Steuerberater Oskar Boehling. Wer aber auf Nummer sicher gehen will, sollte seinen Oldtimer besser nicht ins Betriebsvermögen aufnehmen, zumal sich dies vor allem bei Fahrzeugen mit niedrigem Anschaffungspreis steuerlich kaum rechne. Und als fahrende Visitenkarte kann man den Wagen ja trotzdem nutzen, mit oder ohne Firmenaufschrift auf dem Wagen.
Ein Dodge Power Ram für den Holzfäller
„Elite Holzbau“ steht auf dem Dodge Power Ram von Eric Bensemann. Wenn der Zimmermann aus Brandenburg mit seinem Monster-Pick-Up aufkreuzt, schrumpft jedes SUV zum Kleinwagen. Unter der Haube sitzt ein 5,7 Liter großer Smallblock-V8 mit Edelbrock-Vergaser, der etwa 200 PS leistet. Minimum 20 Liter genehmigt sich der Dodge, 30 Liter sind auch kein Problem, je nach Fahrweise. Glücklicherweise hatte schon der Vorbesitzer eine Gasanlage eingebaut, dadurch sinken die Spritkosten enorm.
Bensemann nutzt den monströsen Dodge, der früher bei der US Army im Einsatz war - vor allem zum Holz- und Materialientransport. Sein Unternehmen „Elite Holzbau“ baut Dachstühle, Holzrahmen und Carports.Darüber hinaus ist der US-Oldtimer natürlich das ideale Aushängeschild für seinen Betrieb, den diesen riesigen Pick-Up kann man einfach nicht übersehen. Immer wenn Eric Bensemann mit dem Wagen durch Berlin-Friedrichshain, seinem Zweitwohnsitz, bollert, rufen die kleinen Kinder: „Guck mal Papa, ein Monster-Truck!” Die Eltern gucken aber auch öfters mal entsetzt. Mehr Aufmerksamkeit geht nicht.
Der 508er ist ein schönes Stück Automobile Geschichte keine Frage.
Rein kostenmäßig dürfte das aber eine Nullnummer sein. Ein aktueller 2 Liter Diesel kostet weniger als 192€ Steuern oder maximal gleich viel. Dazu kommt ein wesentlich geringerer Spritverbrauch. 17400 Anschaffung, dafür häts fast auch schon einen Sprinter gegeben.
Dann vielleicht lieber als Repräsentationsfahrzeug verwenden 😉
Das ist halt ähnlich wie im privaten Bereich: Wenn´s Spaß macht hat man was davon. Nur wegen den Kosten ist es Blödsinn. Ein bisschen Sinn für´s Alte Blech sollte auch vorhanden sein.
MFG Sven
Den Ausdruck "Düdo", habe ich noch nie gehört. Das soll wohl eine Verniedlichung des "Düsseldorfer Models" bedeuten mit dem diese Fahrzeuge aufgrund des Produktionsortes gerne genannt wurden.
@Haiko Prengel: Wenn Sie schon versuchen, Fremdwörter zu gebrauchen, dann bitte auch die richtigen. "Preziösen" ist hier wahrlich falsch, "pretiös" bedeutet gekünstelt, unnatürlich. Vermutlich sollte hier "Preziosen" verwendet werden – das sind die Kostbarkeiten, um die es in dem Artikel geht.
Ach diese Donnerbüchse erinnert mich an meine Jugend, da wir Blumen im-
potierten, wechselten wir damals von D808 (viel Nutzlast aber kurze Achse
und darum lahm in der Höchstgeschwindigkeit) Auf einen D508 Kleiderkoffer
der hatte denselben Motor, aber eine "schnelle Achse." (mit 95 Kmh richtig
schnell) Den fuhr ich recht gern.
Irgendwie hatten diese alten Autos sowas wie "eine Seele", was Jüngere
sich heute nicht mehr vorstellen können. Damals freuten wir uns über
jede Verbesserung unserer Arbeit, darum wahrscheinlich "Seele"Es zählten
Arbeitserleichterung (Ladebordwand zum Beispiel) und vor Allem Zuver-
lässigkeit beim Betrieb, da Alles was irgendwie ging, Allein repariert werden
mußte. Schon für einen profanen Radwechsel, wird heute ein Reifendienst
beauftragt, allein in der Wartezeit auf den Hilfsdienst, hatten wir das
Problem längst Allein gelöst und fuhren weiter............
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_T_2
Oldies als Werbemittel/extravagantes Firmenfahrzeug zu verwenden, bedeutet allerdings auch, die Dinger optisch in einem guten Zustand zu halten. Die beiden gezeigten Wagen scheinen da noch ganz gut zu sein (anders als die ekelhafte A8-Ranztaxe von vor ein paar Wochen). Wenn ein Schrottkübel vorfährt, schließen manche Kunden vermutlich sehr schnell auf schlechte Arbeitsleistung (man läßt sich eben gerne blenden).
Was in dem Artikel fehlt:
- Ersatzteil-Verfügbarkeit/-Preise?!
- Beim Ami-Fahrzeug wurde ja auch der Verbrauch angesprochen, aber sonst so allg., wie sieht's da aus?
- Gibt's Stress mit der BG, wenn das Fahrzeug deutl. über dem Altersschnitt ist hinsichtl. Sicherheitsstandards?
notting
jaja, früher, als die gummistiefel noch aus holz waren...😎
So eine Audi A8-Ranztaxe wie derletzt gezeigt, lässt nur Ekel aufkommen, aber gerade im Nutzfahrzeugbereich finde ich sowas sympathisch.
Bei mir in der Gegend gibt es ein paar Unternehmen, die auch ältere Lastwagen im Einsatz haben. Eine Dachdeckerfirma hat einen MAN Ponton-Kurzhauber (II. Gen.), ein Bauunternehmer einen Iveco-Fiat 190 6x6 Kipper im Einsatz und sieht man recht viel fahren.
Hängt das mal nicht so an die große Glocke, sonst ist das u.U. ruck zuck vorbei. 🙄
Gut, "Oldtimer als Firmenwagen" ist ja in der Landwirtschaft was ganz normales. Da redet kein Mensch drüber. Fehlt nur der Aspekt des H-Kennzeichens.
...und ja, es funktioniert. So ein 30 Jahre MB-Trac taugt vielleicht nichtmehr für's ganz große Gerät, aber irgendwelche Pflegearbeiten erledigt der auch heute noch klaglos.
Sicherlich braucht er etwas mehr Spirt und ist weniger komfortabel, aber er tut's.
Wobei sich hier aber auch gleich der feine Grat zeigt...einen schweren, 70er Jahre Standard-Ackerschlepper mit dem Wendekreis eines LKW, TopSpeed 30km/h und einem Kupplungspedal direkt aus der Hölle wird sich heute im täglichen harten Einsatz kaum noch jemand antun.
Der ist maximal noch zum polieren und für Sonntag Nachmittag.
Das Einsatzszenario muß eben passen. Wer 5 Leute in so einem alten Daimler auf Montage schickt, anstatt im VW-Bus, der 200 linke Spur macht, is halt selber schuld.
Wird er aber auch schnell merken.
Für bisschen Stadtverkehr und nicht wirklich ständig 24/7 ist es was anderes.
Soso,
"kann steuerliche Vorteile bringen".
Das kann man natürlich auch irgendwie belegen, wie oben ja angedeutet.
Wird es aber bestimmt in vielen Fällen nicht.
Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, sprach der 90-jährige Lottospieler....
Für mich ist so eine Berichterstattung genauso seriös wie ein Versicherungsabschluß beim Drücker. Natürlich kann der auch ohne Abschluß wieder veschwinden. Aber nicht freiwillig.
Gewerblich genutzte Oldtimer....
Ihr macht auch noch Werbung dafür, weil es sein könnte daß die Leute das hier hören wollten.
Im Endeffekt ist es maximal kontraproduktiv sowas zu pushen. Unsere Schätzchen haben durch die H-Zulassung eine Art "Welpenschutz" vor der Steuerbehörde, was sachlich nur sehr schwer zu begründen ist. Damit spielt man nicht, weil man sowas bei Verlust nicht mehr so einfach wiederbekommt, also erstmal gar nicht mehr bekommt.
Fazit: Der Artikel rennt einem schnellen Effekt hinterher ohne die logischen, langfristigen Folgen zu bedenken. Das wird gerne von der Halb-Intelligenz den Managern vorgeworfen, aber hier müssen wir gar nicht erst so hoch raufgehen.
Ich hoffe ich konnte mein Nein zum "gefällt" Button hinreichend begründen.
Wieso machen Journalisten sowas? Wenn er namentlich nicht genannt werden will, dann lasst den Namen weg. Vorschlag: "sagt ein Berliner Steuerberater." Fertig.
Wieso erfindet ihr stattdessen Pseudo-Namen? Damit der Leser sich damit besser identifizieren kann? Ich kann mit einem Oskar Böhling nichts anfangen, der Name ist mir auch scheiß egal. Sorry, dass ich den Thread damit zuspamme. Das sehe ich nicht nur bei Motor Talk, das ist eine richtige Krankheit. Selbst bei "Qualitäts"-Journalismus.
vielleicht weil dann keiner mehr per Leserbrief nach dem Namen fragt.
Aber um das auszudrücken muß man ja kein Fake erfinden. Vor allem wenn man das hantieren mit Worten auf seine Fahnen geschrieben hat....