Opel Insignia B (2017) Grand Sport: Erste Fahrt im Erlkönig
So fährt der nächste Opel Insignia
Opel will nach oben. Der neue Insignia soll Kunden der Premium-Marken ansprechen. Ob er eine Chance hat, konnten wir bei einem ersten Ausflug im Erlkönig erfahren.
Hornbach – Geheimniskrämerei muss sein. Der Opel Insignia trägt noch Ganzkörper-Camouflage. Er ist aufgepolstert wie ein kalifornischer Pornostar. Nur mit anderer Intention: Um die Linie zu verhüllen, nicht um sie zu betonen. Die C-Säule wirkt vollverschalt, am Heck drückt der Daumen Luftpolster ein, die "Charekterlinien" in der Flanke sind weich wie Marshmallows.
Dauert ja noch bis zur Enthüllung. Erst im Dezember will Opel erste Bilder des Mittelklässlers zeigen, der als Schrägheck einen neuen Zusatznamen bekommt: Insignia Grand Sport soll er heißen. Vielleicht etwas großspurig für den Mittelklässler. Wir kennen den Namen von Maserati, von der Corvette oder von Bugatti.
Die offizielle Premiere findet im März 2017 auf dem Genfer Salon statt. Die Erwartungen sind hoch. Opel versucht gerade, das Image genauso aufzupolstern wie diesen Insignia. Die clevere Alternative zur Premium-Klasse sollen Autos aus Rüsselsheim sein. Nicht nur Audi-A4- oder BMW-3er-Kunden sollen den Insignia in Betracht ziehen. Sondern Autokäufer, die sonst A6, 5er oder E-Klasse fahren.
Einen ersten Eindruck davon, ob er eine Chance hat, konnten wir jetzt gewinnen. Trotz Tarnfolie und Anbauteilen sieht man im direkten Vergleich sofort: Der neue Insignia steht satter auf der Straße. Er hat an Länge und Breite gewonnen (55 bzw. 7 Millimeter). Offensichtlicher sind die 29 Millimeter, die er an Höhe verloren hat. Den Radstand hat Opel um fast zehn Zentimeter verlängert, die Überhänge etwas verkürzt (um 30 Millimeter vorne und 7 Millimeter hinten).
Opel Insignia B: Radikal-Diät mit bis zu 175 Kilo
Die Maße positionieren den neuen Insignia tatsächlich im unteren E-Segment. Knapp 4,90 Meter misst er, der Radstand liegt mit 2,83 Metern allerdings unter den Premium-Limousinen. Weniger Platz bietet er hinten trotzdem nicht. Zwischen Vordersitzen und Knien bleibt reichlich Luft, der Unterschied zum Vorgänger ist immens. Die 92 Millimeter scheinen komplett den Rückbänklern zu Gute zu kommen. Auch die Kopffreiheit reicht seitlich in Richtung der Dachholme für größere Passagiere. Beim alten Insignia stieß man dort leicht an.
Laut Opel steht der neue Insignia auf einer komplett neuen „Epsilon-2“-Plattform, auf der bei General Motors Modelle wie der Buick Regal oder der Chevrolet Malibu rollen. Sie bietet Platz für Sechszylinder-Motoren. Nicht nur für die US-Ableger wichtig, sondern auch für ein OPC-Modell. Opel verspricht eine Radikal-Diät durch die neue Architektur: Bis zu 175 Kilo soll der Insignia abgenommen haben.
Das sollte sich doch erfahren lassen. Also rein in den Erlkönig. Tief sitzt man im Fahrersitz, viel sportlicher als beim alten Modell. Der Mitteltunnel baut breiter und höher. Der Fahrer soll sich behütet fühlen. Doch das kann auch nerven, wie wir später erfahren. Erstmal geht es mit dem größten Benziner diesseits eines OPC-Modells auf die kleinen Landstraßen.
Allradantrieb mit Torque-Vectoring im Insignia
Der 2,0-Liter-Turbo mit 250 PS ist vom Vorgänger bekannt. Neu sind die Automatik mit acht statt sechs Gängen und der überarbeitete Allradantrieb. Opel installiert kein klassisches Differenzial an der Hinterachse, dafür aber zwei elektrohydraulisch betätigte Kupplungen - ein ähnliches Layout wie beim Ford Focus RS. Das soll Gewicht sparen und echtes Torque Vectoring ermöglichen. Allrad und Achtgangautomatik sind bei diesem Motor serienmäßig.
Es regnet, Werner Jöris fährt vorweg. Der für den Insignia verantwortliche Entwicklungsingenieur lässt es ganz gut fliegen. Die Straßen sind mal holprig, gewunden und eng, mal sind die Kurven weiter und der Asphalt glatt. Der Insignia lenkt angenehm direkt ein, bleibt neutral und fühlt sich leichtfüßig und unkompliziert an. Das Fahrwerk findet einen guten Kompromiss zwischen moderater Sportlichkeit und Komfort. Im großen Benziner ist es adaptiv und macht den Neuling im Tourmodus komfortabler, im Sportmodus dynamischer als den Vorgänger. Insgesamt fühlt sich der Neue harmonischer an.
Die neue Automatik schaltet weich und nicht übermäßig zackig, auch im Sportmodus. Der Motor verheimlicht seine 250 PS außerdem ganz gut. Das tut er im neuen, leichteren Insignia (diese Variante soll 140 Kilo leichter sein) zwar nicht mehr so sehr wie im alten, aber eine Wonne ist der 2,0-Liter-Turbo nicht. Außerdem klingt er recht dünn.
Nur noch 1,5 statt 1,6 Liter Hubraum
Besser macht es der neue 1,5-Liter-Ottomotor. Der ersetzt den 1,6er aus dem aktuellen Insignia, leistet 165 PS und schickt 270 Nm Drehmoment an die Vorderräder. Der Vierzylinder gehört zur kleinen Motorenfamilie bei Opel, die mit einem 1,0-Liter-Dreizylinder ohne Turbo beginnt.
Allzu viel ist unterhalb von 3.000 Umdrehungen nicht los, aber genug, um voranzukommen. Darüber dreht der Motor kräftig hoch. Er klingt besser als der 2,0-Liter-Motor, etwas kerniger. Die Gänge flutschen präzise durch das neu entwickelte Sechsgang-Schaltgetriebe. Aber hier kommt der hohe Mitteltunnel ins Spiel: beim Schalten nervt er, der Ellenbogen stößt immer wieder dagegen. Unser 1,5er bietet keine Fahrmodi. Uns fehlten sie nicht. Bei Lenkung und Fahrwerk haben die Ingenieure eine gute Mitte gefunden.
Opel Isignia als Alternative zur Premium-Klasse?
Opel verhüllt den Innenraum noch mit Textilmatten und setzt an vielen Stellen blanke Plastikverschalungen ein. Was sich hier und da unter der Tarnung erspähen ließ, macht einen guten Eindruck. Deutlich moderner als beim alten Insignia wirkt das Design. Oberflächen und Knöpfe fühlen sich ordentlich an, der weiche Kunststoff auf dem Armaturenbrett wirkt hochwertig.
Das gilt auch für die Instrumente. Wobei Opel sich dem Trend zum volldigitalen Display verweigert. Jedenfalls zum Teil. Optional wird es eine Kombination mit TFT in der Mitte für Drehzahlmesser oder Tacho geben. Der wird nicht viel größer als im aktuellen Insignia, aber weniger grobschlächtig. Der neue Instrumententräger integriert das Display eleganter.
Dass der Opel Insignia, wenn er fertig ist, mit E-Klasse oder 5er BMW konkurrieren kann, ist unwahrscheinlich. Und gar nicht so wichtig. Wenn er einfach nur den Weg fortsetzt, den Opel mit dem Astra eingeschlagen hat, würde es schon reichen. Und danach sieht es nach dem ersten Eindruck aus.
Zum Schalten: mglweise ist die Eine oder Andere Feinabstimung noch im Gang.
E-Klasse / 5-er Vergleich; ehrliches Statement
Schöner Bericht.
Der alte Insignia konnte schon nicht mit der 1.4T Maschine überzeugen (stehen Massenhaft bei den Händlern und warten auf Käufer), der neue hat nun einen 1.5T und wird auch nicht überzeugen können.
Den Wechsel vom Vectra C auf Insignia wollte ich nicht vollziehen, da die Ausmaße mir zu groß waren, der neue hat ja nochmals zugelegt, also auch kein Thema für mich.
Endlich mal ne aktuelle Automatik. Hoffentlich passt dann auch der Verbrauch der nicht viel höher als mit Schaltung sein sollte.
Ein Kompromiss kann nichts richtig gut. Warum ist man nicht konsequent und zieht zwei unterschiedliche Ausstattungslinien auf, eine auf sportlich getrimmt und eine auf komfortabel.
Und warum mußte die Karre niedriger werden, damit man den Einstieg noch unkomfortabler machen kann?
Der aktuelle Insignia als Viertürer wiegt zwischen 1513 bis 1788 kg (der OPC 1810 kg).
Zusammen mit dem "bis zu" ist der neue Insignia immer noch ein Anderthalbtonner plus x kg.
Und das soll dann mit einem 1,5 ltr Motörchen bewegt werden....jaja Turbo, jaja Drehmoment, jaja theoretisch super Verbrauchswerte auf dem Papier...und in der Realität muss immer auf den Pinsel getreten werden und das Klischee "Turbo läuft Turbo säuft" erfüllt sich erneut.
Ich habe das dumpfe Gefühl das hier wieder ein Ladenhüter entstanden ist.
Sehr geil, kann es kaum erwarten wie er nun aussieht! Den ersten Insi hab ich ja nun ausgesessen und Opel legt hier ne ordentliche Schippe drauf in allen Belangen. 8Gang Automatik, leichter, Matrix LED, fein fein... Aber wenn dann nur als Kombi
Und ich hab eher dass Gefühl, dass du hier sinnlos rumpolemisierst, ohne das Fahrzeug überhaupt selbst begutachtet zu haben geschweige denn auch nur einen Meter damit gefahren zu sein.
De neue 5er ist fast ein 7er und die neue E-Klasse eine kleine S-Klasse. Wie soll das Opel bei einem solch niedrigeren Preis schaffen, sich mit der oberen Mittelklasse zu messen? Das ist absurd.
Ich sag nicht, dass es Opel nicht technisch könnte. Aber nicht zu dem Preis, selbst wenn der neue Insignia teurer wird.
Bei der Motorenauswahl könnte man sagen Ohne Power Ewig Letzter. Opel ist aber bei diesem Downsizingwahn nicht alleine da ist Renault und VW auch mit dabei.
Durch den Quermotor müsste der Insignia B defakto sogar mehr Platz im Innenraum bieten, als die Längsmotormodelle 5er, E-Klasse, A6/A7.
Schöner erster Bericht. Mal sehen, ob OPEL den 1.6er mit 200PS noch dazwischen schiebt.
Aktuell sind das die Motoren des Malibu. Das spart Kosten bei der Validierung, da beide Modelle die selbe E2Jx Plattform nutzen.
Er wird in der oberen Mittelklasse wildern. Erst recht, wenn ein V6 Diesel folgen wird. Und dessen bin ich recht zuversichtlich 😉
Audi/BMW/Daimler bieten diese Motoren schließlich auch an. Alfa wohl demnächst ebenso, in der Alfetta. Selbst Amarok und Mercedes Pickup werden mit V6 Dieseln fahren. Co2 kann also nicht die große Hürde sein für OPEL, schließlich bietet man zahlreiche kleine Fahrzeugmodelle mit geringem Co2 Ausstoß an. Co2-Flottenausstoß daher trotz einiger V6 Motoren realisierbar.
Der 1.5er wird ja bestimmt die Basismotorisierung. Ich wüsste jetzt kein Modell bei dem ich freiwillig die Basismotorisierung nehmen würde. Basismotorisierungen sind für Leute die meinen sie könnten damit Geld/Benzin sparen.
Oder schlicht und ergreifend für Leute, denen diese Motorisierung ausreicht und gar nicht mehr benötigen, auch wenn das für dein Vorstellungsvermögen nicht zu verarbeiten ist.
Mein Signum ist auch ein "anderthalbtonner", hat aber mit dem 2.2DTI nur 125PS und 280Nm. Und damit fahre ich mehr als 90% der Verkehrsteilnehmer um die Ohren (Landstraße) Warum sollte das mit 165 PS nicht gehen?
In der Realität sind diese Motoren den Strassenverhältnissen angepasst gefahren extrem sparsam. Nix für die Autobahn, klar. Aber das ist kein Benziner, auch nicht die großen.