Opel Insignia B (2017) Grand Sport: Erste Fahrt im Erlkönig

So fährt der nächste Opel Insignia

Heiko Dilk

verfasst am Wed Oct 26 00:01:45 CEST 2016

Opel will nach oben. Der neue Insignia soll Kunden der Premium-Marken ansprechen. Ob er eine Chance hat, konnten wir bei einem ersten Ausflug im Erlkönig erfahren.

Opel Insignia B (2017): Innen und außen noch stark getarnt, ließ der Insignia beim Fahrverhalten schon seine Qualitäten durchschimmern
Quelle: Opel

Hornbach – Geheimniskrämerei muss sein. Der Opel Insignia trägt noch Ganzkörper-Camouflage. Er ist aufgepolstert wie ein kalifornischer Pornostar. Nur mit anderer Intention: Um die Linie zu verhüllen, nicht um sie zu betonen. Die C-Säule wirkt vollverschalt, am Heck drückt der Daumen Luftpolster ein, die "Charekterlinien" in der Flanke sind weich wie Marshmallows.

Dauert ja noch bis zur Enthüllung. Erst im Dezember will Opel erste Bilder des Mittelklässlers zeigen, der als Schrägheck einen neuen Zusatznamen bekommt: Insignia Grand Sport soll er heißen. Vielleicht etwas großspurig für den Mittelklässler. Wir kennen den Namen von Maserati, von der Corvette oder von Bugatti.

Die offizielle Premiere findet im März 2017 auf dem Genfer Salon statt. Die Erwartungen sind hoch. Opel versucht gerade, das Image genauso aufzupolstern wie diesen Insignia. Die clevere Alternative zur Premium-Klasse sollen Autos aus Rüsselsheim sein. Nicht nur Audi-A4- oder BMW-3er-Kunden sollen den Insignia in Betracht ziehen. Sondern Autokäufer, die sonst A6, 5er oder E-Klasse fahren.

Einen ersten Eindruck davon, ob er eine Chance hat, konnten wir jetzt gewinnen. Trotz Tarnfolie und Anbauteilen sieht man im direkten Vergleich sofort: Der neue Insignia steht satter auf der Straße. Er hat an Länge und Breite gewonnen (55 bzw. 7 Millimeter). Offensichtlicher sind die 29 Millimeter, die er an Höhe verloren hat. Den Radstand hat Opel um fast zehn Zentimeter verlängert, die Überhänge etwas verkürzt (um 30 Millimeter vorne und 7 Millimeter hinten).

Trotz Erlkönig-Tarnung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Insignia
Quelle: Opel

Opel Insignia B: Radikal-Diät mit bis zu 175 Kilo

Die Maße positionieren den neuen Insignia tatsächlich im unteren E-Segment. Knapp 4,90 Meter misst er, der Radstand liegt mit 2,83 Metern allerdings unter den Premium-Limousinen. Weniger Platz bietet er hinten trotzdem nicht. Zwischen Vordersitzen und Knien bleibt reichlich Luft, der Unterschied zum Vorgänger ist immens. Die 92 Millimeter scheinen komplett den Rückbänklern zu Gute zu kommen. Auch die Kopffreiheit reicht seitlich in Richtung der Dachholme für größere Passagiere. Beim alten Insignia stieß man dort leicht an.

Laut Opel steht der neue Insignia auf einer komplett neuen „Epsilon-2“-Plattform, auf der bei General Motors Modelle wie der Buick Regal oder der Chevrolet Malibu rollen. Sie bietet Platz für Sechszylinder-Motoren. Nicht nur für die US-Ableger wichtig, sondern auch für ein OPC-Modell. Opel verspricht eine Radikal-Diät durch die neue Architektur: Bis zu 175 Kilo soll der Insignia abgenommen haben.

Das sollte sich doch erfahren lassen. Also rein in den Erlkönig. Tief sitzt man im Fahrersitz, viel sportlicher als beim alten Modell. Der Mitteltunnel baut breiter und höher. Der Fahrer soll sich behütet fühlen. Doch das kann auch nerven, wie wir später erfahren. Erstmal geht es mit dem größten Benziner diesseits eines OPC-Modells auf die kleinen Landstraßen.

Erstmals kommt im Insignia für 2017 ein neuer 1,5-Liter-Benziner mit 165 PS zum Einsatz
Quelle: Opel

Allradantrieb mit Torque-Vectoring im Insignia

Der 2,0-Liter-Turbo mit 250 PS ist vom Vorgänger bekannt. Neu sind die Automatik mit acht statt sechs Gängen und der überarbeitete Allradantrieb. Opel installiert kein klassisches Differenzial an der Hinterachse, dafür aber zwei elektrohydraulisch betätigte Kupplungen - ein ähnliches Layout wie beim Ford Focus RS. Das soll Gewicht sparen und echtes Torque Vectoring ermöglichen. Allrad und Achtgangautomatik sind bei diesem Motor serienmäßig.

Es regnet, Werner Jöris fährt vorweg. Der für den Insignia verantwortliche Entwicklungsingenieur lässt es ganz gut fliegen. Die Straßen sind mal holprig, gewunden und eng, mal sind die Kurven weiter und der Asphalt glatt. Der Insignia lenkt angenehm direkt ein, bleibt neutral und fühlt sich leichtfüßig und unkompliziert an. Das Fahrwerk findet einen guten Kompromiss zwischen moderater Sportlichkeit und Komfort. Im großen Benziner ist es adaptiv und macht den Neuling im Tourmodus komfortabler, im Sportmodus dynamischer als den Vorgänger. Insgesamt fühlt sich der Neue harmonischer an.

Die neue Automatik schaltet weich und nicht übermäßig zackig, auch im Sportmodus. Der Motor verheimlicht seine 250 PS außerdem ganz gut. Das tut er im neuen, leichteren Insignia (diese Variante soll 140 Kilo leichter sein) zwar nicht mehr so sehr wie im alten, aber eine Wonne ist der 2,0-Liter-Turbo nicht. Außerdem klingt er recht dünn.

Die neuen LED-Scheinwerfer verfügen über je zwei Linsen mit je acht Elementen pro Seite, macht insgesamt 32 Elemente für die gezielte Ausleuchtung
Quelle: Opel

Nur noch 1,5 statt 1,6 Liter Hubraum

Besser macht es der neue 1,5-Liter-Ottomotor. Der ersetzt den 1,6er aus dem aktuellen Insignia, leistet 165 PS und schickt 270 Nm Drehmoment an die Vorderräder. Der Vierzylinder gehört zur kleinen Motorenfamilie bei Opel, die mit einem 1,0-Liter-Dreizylinder ohne Turbo beginnt.

Allzu viel ist unterhalb von 3.000 Umdrehungen nicht los, aber genug, um voranzukommen. Darüber dreht der Motor kräftig hoch. Er klingt besser als der 2,0-Liter-Motor, etwas kerniger. Die Gänge flutschen präzise durch das neu entwickelte Sechsgang-Schaltgetriebe. Aber hier kommt der hohe Mitteltunnel ins Spiel: beim Schalten nervt er, der Ellenbogen stößt immer wieder dagegen. Unser 1,5er bietet keine Fahrmodi. Uns fehlten sie nicht. Bei Lenkung und Fahrwerk haben die Ingenieure eine gute Mitte gefunden.

Das Platzangebot wächst auf der Rückbank dank des um 92 mm verlängerten Radstands erheblich
Quelle: Opel

Opel Isignia als Alternative zur Premium-Klasse?

Opel verhüllt den Innenraum noch mit Textilmatten und setzt an vielen Stellen blanke Plastikverschalungen ein. Was sich hier und da unter der Tarnung erspähen ließ, macht einen guten Eindruck. Deutlich moderner als beim alten Insignia wirkt das Design. Oberflächen und Knöpfe fühlen sich ordentlich an, der weiche Kunststoff auf dem Armaturenbrett wirkt hochwertig.

Das gilt auch für die Instrumente. Wobei Opel sich dem Trend zum volldigitalen Display verweigert. Jedenfalls zum Teil. Optional wird es eine Kombination mit TFT in der Mitte für Drehzahlmesser oder Tacho geben. Der wird nicht viel größer als im aktuellen Insignia, aber weniger grobschlächtig. Der neue Instrumententräger integriert das Display eleganter.

Dass der Opel Insignia, wenn er fertig ist, mit E-Klasse oder 5er BMW konkurrieren kann, ist unwahrscheinlich. Und gar nicht so wichtig. Wenn er einfach nur den Weg fortsetzt, den Opel mit dem Astra eingeschlagen hat, würde es schon reichen. Und danach sieht es nach dem ersten Eindruck aus.

Trotz Erlkönig-Tarnung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Insignia
Quelle: Opel
Optional wird Opel beim neuen Insignia ein verbessertes Matrix-LED-Licht anbieten, das über mehr separat ansteuerbare Elemente verfügt
Quelle: Opel
Dank der neuen Epsilon2-Plattform speckt der Insignia bis zu 175 Kilo ab, verspricht Opel
Quelle: Opel
Erstmals kommt im Insignia für 2017 ein neuer 1,5-Liter-Benziner mit 165 PS zum Einsatz
Quelle: Opel
Der neue Opel Insignia ist länger, breiter und flacher als der Vorgänger, dadurch soll er dynamischer wirken
Quelle: Opel
Das Platzangebot wächst auf der Rückbank dank des um 92 mm verlängerten Radstands erheblich
Quelle: Opel
Noch lässt sich die Linie nicht klar erkennen, doch der neue Insignia dürfte etwas klarer gezeichnet sein
Quelle: Opel
Das Motorenangebot wird im neuen Insignia zunächst zwischen 140 und 250 PS bei den Benzinern und zwischen 110 und 170 PS bei den Dieseln liegen
Quelle: Opel
Die Heckleuchten strahlen im neuen Insignia serienmäßig mit LEDs
Quelle: Opel
Die neuen LED-Scheinwerfer verfügen über je zwei Linsen mit je acht Elementen pro Seite, macht insgesamt 32 Elemente für die gezielte Ausleuchtung
Quelle: Opel